| Cross-EM

Silber-Doppelschlag in der U23: Anna Gehring beeindruckt

Sie hatte ihre starke Form schon in den Cross-Rennen von Pforzheim und Tilburg angedeutet. In Chia (Italien) folgte die Krönung: Anna Gehring, erst 20 Jahre jung, hat am Sonntag bei den Cross-Europameisterschaften mit einem mutigen Rennen U23-Silber geholt. Auch die weiteren deutschen U23-Läuferinnen überzeugten – dafür gab’s Silber mit dem Team. In der männlichen Konkurrenz schrammte Amanal Petros knapp am Podium vorbei.
Silke Bernhart

Es war ein verhaltener Beginn der besten U23-Crossläuferinnen Europas, die die ersten Kilometer der 6,15 Kilometer langen Strecke in einem großen Pulk bestritten. Erst gegen Mitte des Rennens nahm der Wettbewerb Fahrt auf – und Anna Gehring (SC Itzehoe) war als eine von vier Läuferinnen mittendrin im Kampf um die Podiumsplätze. Auf den letzten zwei Kilometern nahm die 20-Jährige sogar selbst das Heft in die Hand, und diese Tempoverschärfung wurde mit Silber belohnt.

Während die Britinnen Alice Wright und Charlotte Taylor auf den Rängen drei und vier mehr und mehr abreißen lassen mussten, heftete sich nur die kleine Polin Sofia Ennaoui an die Fersen von Anna Gehring. Diese lief mit ihrem Antritt schließlich fast 20 Sekunden Vorsprung auf die Verfolgerinnen heraus, Sofia Ennaoui aber konnte sie nicht abschütteln. Die Mittelstrecklerin, Olympia-Zehnte über 1.500 Meter, konnte sich auf ihren Schlussspurt verlassen und holte in 19:21 Minuten Gold nach Polen. Dahinter wurde Anna Gehring für das wohl beste Rennen ihrer Karriere in 19:24 Minuten mit Silber belohnt, Bronze holte Alice Wright (19:42 min).

Der "Joker" sticht

"Wir haben hier eine Wundertüte, einen Joker mit dabei", hatte Nachwuchs-Disziplintrainer Andreas Michallek schon am Vorabend mit Verweis auf Anna Gehring zu Bundestrainer Henning von Papen gesagt. Im Vorjahr hatte Michallek die Norddeutsche als Teil des deutschen U20-Teams betreut. In diesem Jahr bestaunte er ihr Rennen von der Spitze weg: "Zwei Runden von vorne gegen eine Weltklasse-Athletin, die 4:01 Minuten über 1.500 Meter läuft... Das war eine ganz große Überraschung, das war schon sensationell!"

Auch die Auftritte der weiteren DLV-Läuferinnen beeindruckten: Caterina Granz (LG Nord Berlin) hielt lange Tuchfühlung zur Spitze und kam in 19:50 Minuten auf Rang sechs ein. Carolin Kirtzel (LT Haspa Marathon Hamburg; 19:54 min) rollte das Feld von hinten auf und schob sich als Neunte noch in die Top Ten. Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB; 20:17 min) wurde 16., Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg; 20:43 min) 27. In der Summe der vier besten Platzierungen bedeutete diese Mannschaftsleistung Platz zwei und damit Silber für das Team, nur knapp hinter Großbritannien und deutlich vor Gastgeber Italien.

"Drei in den Top Ten, das ist schon stark", bilanzierte auch Henning von Papen. "Klar hatten wir mit einer Medaille spekuliert, Anna Gehring hat ja schon in Tilburg ein starkes Rennen gezeigt. Aber dass sie das hier noch mal bestätigen konnte, ist mehr als erfreulich! Alle fünf Damen waren heute sehr gut drauf."

Amanal Petros im langen Spurt geschlagen

Im Vorjahr hatte Amanal Petros (SV Brackwede) als Dritter der U23-Konkurrenz aus deutscher Sicht für eine der großen Überraschungen gesorgt. Auch in diesem Jahr mischte er wieder vorne mit: Sechs Läufer setzten sich nach etwa drei der insgesamt 8,15 Kilometer langen Strecke von dem Rest des Feldes ab, auch der Deutsche war mit dabei und hielt sich lange an aussichtsreicher Position.

Zunächst sorgte der Brite Jonathan Davies für ein hohes Tempo, dann nahm Isaac Kimeli (Belgien) rund einen Kilometer vor dem Ziel das Heft in die Hand und rannte mit einem langgezogenen Spurt als Erster (22:48 min) dem Ziel entgegen. Die Spitzengruppe zog sich in die Länge, den Silberrang erkämpfte sich wie schon 2015 Carlos Mayo (Spanien; 22:53 min), auch Bronze war schon rund 300 Meter vor dem Ziel vergeben, und zwar an Yemaneberhan Crippa (Italien; 22:54 min).

Amanal Petros biss sichtlich die Zähne zusammen, gegen den Spurt der Top Drei konnte er aber nichts ausrichten. Kurz vor dem Ziel ließ er austrudeln und wurde knapp vor dem zeitgleichen Jonathan Davies (23:01 min) Vierter. "Ich kann ihm keinen Vorwurf machen", sagte Disziplintrainer Pierre Ayadi, zuständig für die männlichen Nachwuchs-Läufer. "Er hat alles gegeben und ist taktisch gut gelaufen. Klar war er anschließend enttäuscht, aber ich wüsste nicht, was er anders hätte machen können."

DLV-Team Fünfte mit Luft nach oben

In der Mannschaftswertung gab es für das DLV-Quartett mit Amanal Petros, Tobias Blum (LG Telis Finanz Regensburg; 21.), Kidane Tewolde (LG Olympia Dortmund; 24.) und Patrick Karl (TV Ochsenfurt; 32.) Platz fünf. Sie bestätigten damit die Platzierung des Vorjahres, Gold ging an Italien.

Als 36. und fünfter Deutscher außerhalb der Team-Wertung, für die die Top Vier einer Nation zählen, lief der Regensburger Simon Boch ins Ziel. Noch bis zur Schlussrunde hatte er mit seinem Vereinskollegen Tobias Blum mithalten können, dann bremsten ihn Magenprobleme aus. "Das Team hätte davon profitiert, wenn er gut durchgekommen wäre", stellte Pierre Ayadi fest. Vielleicht wäre dann sogar eine Platzierung in Richtung der Podestplätze möglich gewesen. Diese können alle vier Athleten der Team-Wertung im kommenden Jahr noch einmal in Angriff nehmen: Als Athleten der Jahrgänge 1995 und jünger sind sie auch 2017 noch in der U23 startberechtigt.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

Mehr:

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