Bei der Pressekonferenz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) waren am Freitagmorgen die vier EM-Medaillengewinner des Vorabends anwesend. Die Speerwerfer Thomas Röhler und Andreas Hofmann holten einen deutschen Doppelsieg, die Hürdensprinterinnen Pamela Dutkiewicz und Cindy Roleder stürmten auf den Silber- und Bronzerang. Die Athleten ließen sich bei ihren Leistungen von den knapp 40.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion mitreißen. Der Leitende Direktor Sport Idriss Gonschinska verriet das Erfolgsrezept eines Teams aus Individualisten.
„Die Gesamt-Performance im Speerwurf und im Hürdensprint war ein enorm starkes Resultat für die Team-Wertung. Die Athleten haben absolute Weltklasse-Leistungen gezeigt“, lobte Idriss Gonschinska das Abschneiden in den beiden Top-Finals aus deutscher Sicht. Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) holte mit 89,47 Metern Gold vor dem Mannheimer Andreas Hofmann (87,60 m). Platz fünf ging an Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg). Auch über 100 Meter Hürden standen am Ende drei DLV-Athletinnen in den Top Fünf. Silber gewann Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01; 12,72 sec), Bronze Cindy Roleder (SV Halle; 12,77 sec). Fünfte wurde Ricarda Lobe (MTG Mannheim).
Wie unterschiedlich beide Disziplinen sind, wurde schnell klar. Während sich Hofmann im letzten Versuch noch einen Tipp von Röhler bezüglich des Abwurfs holte, herrsche im Callroom der Hürdensprinterinnen kurz vor dem Start dagegen „Totenstille“ laut Cindy Roleder. Ihr entscheidender Lauf ist in knapp 13 Sekunden vorbei, die Werfer waren fast eine Stunde im Stadion. Aus diesen Individualisten ein Team zu formen ist die Kunst einer Leichtathletik-Nationalmannschaft. „Meine Philosophie ist Kompetenzorientierung“, sagte der Leitende Direktor Sport. „Die beste Idee aus dem Betreuerteam bei der Vorbereitung der Athleten gewinnt.“
Olympiastadion wie ein Hexenkessel
Für den Tag des Finals hatte Olympiasieger Thomas Röhler vom Frühstück weg einen genauen Plan mit seinem Trainer Harro Schwuchow ausgearbeitet, an den er sich hielt. „Deshalb habe ich mich auch nach dem ersten ungültigen Versuch nicht aus der Ruhe bringen lassen“, meinte der 26-Jährige. „Die Silbermedaille ist für mich Gold wert“, sagte Andreas Hofmann, der eine lange Verletzungs-Historie hinter sich hat. „Das ist für mich und meinen Trainer Lutz Klemm der Lohn für die lange harte Arbeit.“ Als der deutsche Doppelsieg bejubelt wurde, kamen die Hürdensprinterinnen ins Stadion.
„Es hat zehn Minuten vor unserem Finale angefangen zu regnen, größer hätte das Drama nicht sein können“, meinte die WM-Dritte Pamela Dutkiewicz, die dazu schwierige wechselnde Winde wahrnahm. „Es war ein Kampf, ich habe mich so gut wie möglich ins Ziel geschmissen. Die EM-Medaille ist für mich besonders wertvoll, weil der Weg so steinig war und ich wegen einer Verletzung erst später in die Saison einsteigen konnte.“ Knapp hinter ihr kam Titelverteidigerin Cindy Roleder an. „Das Stadion war wie ein Hexenkessel, diese Stimmung haben wir aufgenommen“, berichtete die 28-Jährige. Teil dieses Rennens sein zu dürfen gab der dritten DLV-Finalistin Ricarda Lobe eine extra Portion Motivation für die Zukunft.
Das neue Konzept der European Championships 2018, bei denen zeitgleich in Berlin (nur Leichtathletik) und Glasgow (Schottland) in sieben Sportarten die Europameisterschaften ausgetragen werden hält Thomas Röhler für ein zukunftsfähiges Format: „Die Athleten stehen im Mittelpunkt und die Zuschauer sind begeistert von diesem Gesamt-Event der Leichtathletik in Berlin.“ Einen Teil zu dem Erfolg der DLV-Athleten trägt auch die Deutsche Sporthilfe bei. „102 Leichtathleten des nominierten EM-Teams werden von uns gefördert. Bisher haben wir für diese Sportler über zwei Millionen Euro ausgeschüttet“, sagte Sporthilfe-Chef Michael Ilgner. Das DLV-Team will die verbleibenden drei EM-Tage fokussiert bleiben und weitere Erfolge feiern.
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