| Berlin 2018

Carolin Schäfer feiert erste EM-Medaille im Siebenkampf

Siebenkämpferin Carolin Schäfer hat am Freitagabend die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften in Berlin gewonnen. Mit einem starken 800 Meter-Rennen sicherte sich die Vize-Weltmeisterin vor 48.500 Zuschauern im Olympiastadion mit 6.602 Punkten den dritten Platz.
Alexandra Dersch / Pamela Ruprecht

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TAG 2

Weitsprung

"SB" für Carolin Schäfer, "PB" für Louisa Grauvogel

Im Weitsprung schaffte Carolin Schäfer, die nach dem ersten Tag auf Rang drei lag mit 6,24 Metern eine neue Saisonbestleistung. Damit musste sie die Medaillenränge zwischenzeitlich verlassen und rutschte im Zwischen-Ranking mit 4.772 Punkten auf den vierten Platz. Vorbeigeschoben hat sich mit 6,35 Metern die Österreicherin Ivona Dadic (4.805 Pkt), die 33 Punkte vor der Deutschen liegt. Einen guten Start erwischte Louisa Grauvogel, die auf ihre Bestweite 15 Zentimeter draufpackte und mit 6,15 Metern punktete. Ihre 4.681 Zähler bringen ihr weiter Platz sieben. Für Mareike Arndt wurden solide 5,91 Meter gemessen – Platz elf (4.490; Pkt). Beste Weitspringerin und so auch weiter beste Mehrkämperin war Katarina Johnson-Thompson (5.083 Pkt) mit 6,66 Metern. Die Britin hat mehr als 100 Punkte Vorsprung auf Nafissatou Thiam (4.970 Pkt), die mit 6,60 Metern ebenfalls stark war.

Speerwurf

Schäfer auf Medaillenkurs, Meisterschaftsrekord für Thiam

Der Speerwurf bot zum Abschluss des Nachmittags starke Weiten. Nafissatou Thiam, die vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf mit 5.984 Punkten uneinholbar in Führung liegt, katapultierte ihren Speer auf 57,91 Meter. Das ist Meisterschaftsrekord innerhalb des Siebenkampfes. Auch Carolin Schäfer, die sich regelmäßig Tipps vom frisch gekürten Speerwurf-Europameister Thomas Röhler (LC Jena) holt, war gut drauf. Eine um vier Zentimeter verbesserte Bestweite von 53,73 Meter bringt sie mit 5.704 Punkten wieder zurück auf den wertvollen dritten Platz. Denn ihre vormals stärkste Konkurrentin um die Bronzemedaille Ivona Dadic (5.615 Pkt) verzeichnete nur 47,42 Meter und ist hinter der WM-Dritten Anouk Vetter (Niederlande; 5.629 Pkt) nun Fünfte. Für Louisa Grauvogel (5.412 Pkt) und Mareike Arndt (5.207 Pkt) wurden für sie gute 43,29 und 42,58 Meter gemessen. Das sind die Plätze sieben und zwölf.

STIMME ZUM WETTKAMPF

Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt):
Wir müssen jetzt mal ausrechnen, worauf ich achten muss und wie viel Vorsprung ich habe. Durch diese Saison zieht sich ein roter Faden mit Ups und Downs. Deshalb bin ich froh, mich hier so gut präsentieren zu können, mit der Saisonbestleistung im Weitsprung und dem guten Speerwurf. Mit den anderen Mädels läuft es super, wir pushen uns gegenseitig. Es macht Spaß in dem Stadion.

800 Meter

Carolin Schäfer rennt fast Bestzeit

Carolin Schäfer musste über die zwei Runden nur aufpassen, dass die viert- und fünftplatzierten Anouk Vetter und Ivona Dadic nicht zu weit von ihr wegzogen. Denn sie ging als Dritte mit einem stattlichen Punktepolster in die letzte Disziplin. Zwar lief Dadic (2:11,87 min) mit ihrer Landsfrau Verena Preiner (2:11,29 min) beim Sieg von Katerina Johnson-Thompson (2:09,84 min) vor der Deutschen ins Ziel, aber die Vize-Weltmeisterin war auch schnell. Mit 2:14,65 Minuten kam die Athletin von der LG Eintracht Frankfurt getragen von der atemberaubenden Kulisse bis auf wenige Zehntel an ihre Bestzeit aus 2015 heran. Mit stolzen 6.602 Punkten gewinnt Carolin Schäfer die Bronzemedaille. Vorne das überragende Duo: Gold ging an Olympiasiegerin und Weltmeisterin Nafissatou Thiam mit Weltjahresbestleistung von 6.816 Punkten, Silber an Katerina Johnson-Thompson (6.759 Pkt), die eine neue persönliche Bestleistung aufstellte. Als Vierte stellte Ivona Dadic (6.552 Pkt) einen österreichischen Rekord auf.

Kein Glück hatten die beiden anderen DLV-Siebenkämpferinnen Mareike Arndt (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Louisa Grauvogel (LG Saar 70), die zum großen Finale nicht mehr starten konnten. Sie sind in der Mittagspause auf der Rückfahrt ins Hotel in einen Verkehrsunfall geraten und werden derzeit medizinisch versorgt. Es liegen keine schwerwiegenden und nachhaltigen Verletzungen vor, aber der 800-Meter-Lauf war nicht mehr möglich. "Es ist ein schlimmes Gefühl, wenn man hier zwei Tage durchsteht und dann so etwas passiert. Die Medaille teile ich mit euch!", sagte Carolin Schäfer in der ARD und schickte Genesungswünsche an ihre Team-Kolleginnen.

STIMME ZUM WETTKAMPF

Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt):
Meine Position vor dem 800-Meter-Lauf war schon ziemlich gut, trotzdem muss man das Ding erstmal nach Hause laufen. Ich bin sehr entschlossen und fokussiert an den Start gegangen und habe mir die Medaille vor heimischem Publikum nicht nehmen lassen. Ich bin froh, dass ich so mitlaufen konnte und den Anschluss halten konnte. Es ist Wahnsinn, dass ich meine zweite internationale Medaille hole, weil diese Saison alles andere als einfach für mich war, mit Ups und Downs, einem schlechten Qualifikationswettkampf in Götzis. Mental war ich nach der Medaille in London, für die ich zehn Jahre gearbeitet hatte, etwas ausgebrannt. Deswegen bin ich froh, dass ich mich so zurückkämpfen konnte. Das war eine richtige Kampfmedaille muss ich sagen. Die beiden Medaillen kann man nicht vergleichen, beide sind sehr emotional. London war die erste, Berlin vor heimischem Publikum.

TAG 1

100 Meter Hürden

Louisa Grauvogel spielt ganzes Können aus

Bei ihrer EM-Premiere vorne weg – so begann Louisa Grauvogel (LG Saar 70) ihren ersten internationalen Wettkampf bei den Aktiven. Die 21-Jährige, die bekannt gut Hürden laufen kann und auch die EM-Einzelnorm in dieser Disziplin geknackt hatte, spielte ihr ganzes Können aus und blieb in tollen 12,97 Sekunden nur zwei Hundertstel über ihrer Bestleistung. Eine Zeit, die keine andere Siebenkämpferin unterbieten konnte. Entsprechend geht die Dritte der U18-WM von 2013 mit 1.129 Punkten in Führung.

Die WM-Zweite Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt), ebenfalls eine der besseren Hürdenläuferinnen unter den Mehrkämpferinnen, blieb mit 13,33 Sekunden im Soll. Umgerechnet in Punkte sind dies 1.075 Zähler, Platz drei. Leverkusens Mareike Arndt blieb trotz starkem Kampfgeist bis zur Ziellinie mit 13,64 Sekunden etwas hinter ihren Möglichkeiten zurück, konnte sie sich doch in Götzis (Österreich) noch auf 13,42 Sekunden verbessern. Sie sortiert sich auf Platz zehn ein mit 1.030 Punkten.

Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (Belgien) ließ wertvolle Punkte liegen, kam sie am Donnerstagmorgen in 13,69 Sekunden nicht so richtig ins Rollen (Platz 14; 1.023 Punkte), ihre Sahnedisziplinen kommen aber erst noch.

Hochsprung

Louisa Grauvogel jubelt über Bestleistung

Nach dem guten Start über die Hürden lief es auch im Hochsprung für Louisa Grauvogel bestens. Die 21-Jährige konnte ihre persönliche Bestleistung um einen Zentimeter nach oben schrauben und jubelte über 1,76 Meter. Für Carolin Schäfer ging es noch drei Zentimeter höher. Die Frankfurterin punktet mit 1,79 Meter, hätte die 1,80 Meter wie zuletzt bei ihren starken Mehrkämpfen aber gerne überquert. So liegt Grauvogel (2.057 Pkt) nach zwei Disziplinen etwas überraschend als Vierte einen Platz vor Schäfer (2.041 Pkt).

An der Spitze stehen die zwei besten Hochspringerinnen des Feldes. Nafissatou Thiam (2.142 Pkt) ärgerte sich jedoch, dass es nicht mehr mit den 1,94 Metern klappte. Die Belgierin kann mit einer "PB" von 2,01 Meter aus Götzis mit den Spezialistinnen mithalten und musste sich mit 1,91 Meter begnügen. Daher führt vor ihr im Gesamt-Ranking Katarina Johnson-Thompson mit 2.193 Punkten. Vor dem DLV-Duo liegt auf Position drei die Tschechin Katerina Cachova (2.122 Pkt), die hoch wie nie über 1,85 Meter floppte. Mareike Arndt liegt nach 1,64 Metern mit 1.813 Punkten auf Platz 26.

Kugelstoßen

Carolin Schäfer wieder in den Medaillenrängen

Das Kugelstoßen war mit den drei Ungültigen von Götzis (Österreich) eigentlich so etwas wie die Zitterdisziplin dieser Saison von Carolin Schäfer. Und auch im Olympiastadion startete die 6.800-Punkte-Mehrkämpferin verhalten. Auf einen ungültigen Stoß folgten nur 13,20 Meter. Im dritten Durchgang jedoch nahm sie allen Mut zusammen und beförderte ihre Kugel auf 14,12 Meter – Saisonbestweite! Das brachte sie zurück in die Medaillenränge, mit 2.843 Punkten auf Platz drei.
Beste Kugelstoßerin war die Olympiasiegerin. Nafissatou Thiam scheint im Wettkampf angekommen zu sein und haute eine neue "Freiluft-PB" von 15,35 Metern raus. Damit zog sie an Katarina Johnson-Thompson (13,09 m; 2.926 Pkt) vorbei und übernahm die Führung.

Nach zwei sehr guten Disziplinen kam Louisa Grauvogel in der ersten Wurf-Disziplin nicht so gut zurecht. Über 13 Meter kam sie in diesem Jahr in Ratingen schon, in Berlin wurden beim besten Versuch nur 11,97 Meter gemessen. Dadurch geht es vorerst mit 2.716 Punkten auf Platz neun zurück. Mareike Arndt konnte ihre Stärke mit 14,65 Meter ausspielen. Die drittbeste Weite bringt sie mit 2.650 Punkten in die Top 20 auf Rang 18.

200 Meter

Meisterschaftsrekord für die Führende, Bestzeit für Grauvogel

Alle drei deutschen Siebenkämpferinnen waren im letzten Lauf an der Reihe. Louisa Grauvogel veranschlagte zusammen mit Katarina Johnson-Thompson ein Wahnsinnstempo. Die Britin gewann den Lauf in 22,88 Sekunden – Meisterschaftsrekord über diese Strecke innerhalb des Siebenkampfes. Dahinter verbesserte sich Louisa Grauvogel um mehr als zwei Zehntel auf 23,10 Sekunden. Auch Mareike Arndt war als Dritte in 23,61 Sekunden schnell wie nie. Als Sechste folgte Carolin Schäfer mit soliden 23,75 Sekunden.

In der Summe rangiert die deutsche Vize-Weltmeisterin zur Halbzeit mit 3.848 Punkten auf Rang drei – das sind 20 Punkte mehr als nach Tag eins bei ihrem diesjährigen Sieg in Ratingen, wo sie 6.549 Punkte erzielte. Nur zwei Punkte hinter ihr liegt die Österreicherin Ivona Dadic. Louisa Grauvogel ist stärker als bei ihrem bisher besten Siebenkampf (6.162 Pkt). Mit 3.785 Punkten liegt sie 53 Punkte über ihrem Zwischenresultat von Ratingen und auf Rang sieben. Mareike Arndt (3.668 Pkt) macht Plätze gut und ist nun Zehnte. Beim Spitzen-Duo gab's einen Positionswechsel: Die wesentlich schnellere Johnson-Thompson führt nun mit 4.017 Punkten vor Thiam (3.930 Pkt; 24,81 sec).

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt):
Hürden war ein solider Start. Im Hochsprung waren die 1,82 Meter knapp, das war ein bisschen schade. Kugel ist dieses Jahr eine Wackeldisziplin, deswegen bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die 200 Meter habe ich nochmal ordentlich gekämpft, das war auch in Ordnung. Tag eins ist in die Richtung der Punktzahl von Ratingen. Der Tag ist okay. Ziel ist es, morgen so viele Punkte wie möglich zu sammlen. Ich denke, ich habe mit Weitsprung und Speerwurf noch gute Disziplinen. Ich lasse mich überraschen, was der zweite Tag bringt. Die Zehnkämpfer haben ein starkes Ding gemacht. Mein Plan für heute Abend: Essen, Physio, Eistonne und ins Bett.

Louisa Grauvogel (LG Saar 70):
Es war ein sehr, sehr schöner erster Tag, ausgenommen das Kugelstoßen. Das hat technisch nicht so gepasst, dazu die ganze Menge, die geklatscht hat, das war alles ein bisschen viel für mich. Der 200-Meter-Lauf hat unglaublich viel Spaß gemacht. Das Ziel für morgen ist es weiter Spaß zu haben und ich glaube, dass in so einem Stadion sogar die 800 Meter Spaß machen werden. Ich war es nicht gewohnt, so lange Mittagspause zu haben, in den USA geht das im 30-Minuten-Takt. Ich habe mich dann nochmal hingelegt und frisch gemacht und bin dann ins Stadion. Ich versuche locker zu bleiben und nicht zu verkrampfen.

Mareike Arndt (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich bin grundsätzlich zufrieden und super glücklich hier am Start sein zu können. Ich war vor den Hürden sehr aufgeregt und hatte schon wacklige Knie, so ein großes Publikum bin ich nicht gewohnt. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Es kann nur entspannter werden. Ich rechne Punkte sehr ungerne vorweg aus. Ich möchte einfach in den zweiten Tag starten und schauen, was geht. Ich habe mir nichts Spezielles vorgenommen.

VIDEO

<link https: www.leichtathletik.de tv video-detail detail>Carolin Schäfer: "Ich konnte hier mein Kämpferherz auspacken"

 

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