Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat mit Beginn des Olympiazyklus 2020 den personellen Generationswechsel eingeleitet und insgesamt 31 Bundestrainer-Posten im Spitzen- und Nachwuchsbereich verändert. Junge, aufstrebende Trainer verstärken das erfahrene DLV-Trainerteam. leichtathletik.de stellt einige der neuen Bundestrainer näher vor. Der dreimalige WM-Achte Mark Frank betreut nun den A/B-Kader der Speerwerferinnen. Seine aktive Karriere hat der 39-Jährige selbst erst vor ein paar Jahren beendet.
Mit Mark Frank stößt ein weiterer ehemaliger Spitzenathlet zum DLV-Team der Bundestrainer. Der gebürtige Wesenberger hatte seine Karriere als Speerwerfer erst 2013 beendet – seine Schulter wollte nicht mehr mitspielen. Drei Jahre später übernahm der 39-Jährige zu Beginn des Jahres 2017 das Amt des Bundestrainers Speerwurf Frauen, als Nachfolger von Maria Ritschel, die sich fortan um die Förderung des Wurf-Nachwuchses kümmert.
Drei achte Plätze bei den Weltmeisterschaften 2005, 2009 und 2011 zählen zur persönlichen sportlichen Bilanz von Mark Frank. „Das ist schon eine lustige Geschichte, dreimal Medaille wäre mir natürlich lieber gewesen“, meint der ehemalige Werfer des 1. LAV Rostock. Seine Bestleistung von 84,88 Metern datiert vom Berliner ISTAF 2005. Eine Olympia-Teilnahme war dem Vater zweier Söhne aufgrund von Verletzungen nicht vergönnt.
Fließender Übergang
Schon gegen Ende seiner aktiven Laufbahn war Mark Frank seit 2011 als Trainer im Nachwuchsbereich beim 1. LAV Rostock tätig. Der Verein ernannte ihn 2014 zum Sportlichen Leiter. Mit großen Zielen: Den traditionsreichen Standort wieder interessant zu machen, Strukturen für den Leistungssport aufzubauen und Talente zu sichten und zu fördern. Parallel trieb der EM-Teilnehmer von 2012 seine Trainer-Ausbildung voran und schloss letztes Jahr als Diplomtrainer an der Trainerakademie Köln des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ab.
Der neue Teamleiter im Speerwurf und Bundestrainer der Männer Boris Obergföll führte Mark Frank in den vergangenen Jahren bereits an seine Position als Bundestrainer heran. Seit 2015 war er bei vielen Kader-Maßnahmen des Kompetenzteams dabei. Der Erfolgsweg der deutschen Speerwerfer ist für Mark Frank Vorbild für die Zukunft des Frauen-Kaders. „Für so eine fantastische Entwicklung wie bei den Männern braucht es aber seine Zeit“, weiß der Ex-Athlet.
Langfristige Perspektive 2020
Noch ist der Kader gut aufgestellt. Nach den Rücktritten von Christina Obergföll (LG Offenburg) und Linda Stahl fehlen zwar zwei große Leistungsträgerinnen der letzten Jahre, aber mit Weltmeisterin Katharina Molitor (beide TSV Bayer 04 Leverkusen), mit der Mark Frank selbst noch in Trainingslagern und auf Wettkämpfen unterwegs war, und der Deutschen U23-Rekordhalterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) bietet sich „eine schöne Ausgangssituation“ für die Heim-EM 2018 in Berlin.
Christin Hussong steht mit ihren 22 Jahren und ihrem Potenzial die Welt offen. Daneben gilt es, weitere junge Speerwerferinnen international konkurrenzfähig zu machen, vielleicht schon zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio (Japan). Seit der Jahrtausendwende gab es zahlreiche internationale Titel und Medaillen in dieser Disziplin. Diese Tradition soll nicht abreißen.
Kooperation mit Boris Obergföll
Um dies zu erreichen, setzt der Rostocker auf ein Konzept, das sich bei den DLV-Speerwerfern bewährt hat: Thomas Röhler (LC Jena), Johannes Vetter (LG Offenburg) und Julian Weber (USC Mainz) belegten am Saisonende 2016 die Plätze eins, zwei und vier der Weltjahresbestenliste. Die Vorgehensweise von Boris Obergföll will Mark Frank für den Frauen-Bereich adaptieren. Dazu zählen gemeinsame Kader-Trainingslager, die vergangenes Jahr früh Früchte trugen. „Die Jungs sind im April schon explodiert“, beobachtete Mark Frank kurz vor Saisonstart.
Ein weiterer wichtiger Eckpfeiler ist die wissenschaftliche Begleitung der Athletinnen durch das Institut für Angewandte Trainingswissenschaften in Leipzig (IAT). Die kontinuierliche Überprüfung der Technik und die Messung wichtiger Leistungsfaktoren über ein ganzes Wochenende geben Auskunft über Trainingsverläufe und neuen Input für eine erfolgreiche Leistungssteigerung.
Mit Boris Obergföll als übergeordnetem Teamleiter möchte Mark Frank die gleiche Struktur entwickeln. So glaubt er, dass auch der Speerwurf der Frauen international erfolgreich bleiben wird. Beabsichtigt ist eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Männern – in Workshops und eventuell sogar Trainingslagern mit Top-Athletinnen und Top-Athleten an einem Ort. Die Heimtrainer vom Nachwuchs bis zu den Aktiven sollen ins Boot geholt werden.
Intensiver Austausch als Chance
Kommunikation ist die Stärke von Mark Frank. Diese Eigenschaft will er für eine intensive und gute Zusammenarbeit mit Heimtrainern und Athleten nutzen. Was der Bundestrainer neu einbringen möchte, ist deshalb nicht unbedingt neues fachliches Wissen, sondern der gegenseitige Austausch, von dem alle Seiten profitieren können. „Womöglich kann so eine noch leistungsfähigere Strategie gefunden werden.“
Die Basis dafür schafft Mark Frank derzeit im Bundesleistungszentrum Kienbaum, wo das Wurf-Team die Weichen für die kommende Saison stellt. Hier finden erste persönliche Gespräche statt. Gerade an die jungen Athleten kann der ehemalige Spitzensportler aus seinem „persönlichen Erfahrungsschatz“ viele wertvolle Tipps zu Verhaltensweisen in Stresssituationen vor Wettkämpfen, zum Jahresaufbau und zur Trainingsplanung weitergeben. Und in vier Jahren wartet auch die erste Olympia-Teilnahme – dann als Bundestrainer.