Beeindruckende Titelverteidigung von Europas bester U20-Läuferin: Konstanze Klosterhalfen hat am Sonntag bei den Cross-Europameisterschaften in Chia (Italien) erneut Gold gewonnen. Auch als Team schafften es die U20-Läuferinnen aufs Treppchen: Silber.
Konstanze Klosterhalfen war als Letzte zum deutschen Cross-Team dazu gestoßen: Am Freitag hatte sie noch den FELIX-Award als Nordrhein-Westfalens Newcomerin des Jahres entgegen genommen, erst am Samstagabend traf sie in Chia ein. Wenige Stunden später stand sie an der Startlinie für das U20-Rennen – und ließ vom ersten Meter an keinen Zweifel daran, dass sie ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen will.
Im ersten Viertel des Rennens über 4,15 Kilometer setzte sie sich an die Spitze der Konkurrenz und zog das Feld in die Länge – nur die Mitfavoritinnen konnten folgen. Dann legte sie einen Zahn zu und hatte bereits zur Rennhälfte zehn Sekunden Vorsprung auf ihre ersten Verfolgerinnen herausgelaufen.
Auf dem flachen Kurs, gespickt mit kleinen Grashügeln und Heuballen, rannte die 19-Jährige anschließend bei strahlendem Sonnenschein in pfeilschnellen 12:26 Minuten ihrem zweiten Titel in Folge entgegen. "Das war sowas von souverän", lobte Disziplintrainer Andreas Michallek, "das sah locker und entspannt aus. Schon nach den ersten zwei kleinen Runden war klar, dass etwas richtig schiefgehen muss, damit sie das nicht ins Ziel bringt." Konstanze Klosterhalfen trug sich nach der Britin Stephanie Twell erst als zweite Athletin in die Liste der Läuferinnen ein, die in der U20 zwei Cross-EM-Goldmedaillen gewinnen konnten.
Alina Reh schrammt an Bronze vorbei
Auch der Kampf um Silber und Bronze schien früh im Rennverlauf entschieden: Die Vorjahres-Zweite Harriet Knowles-Jones (Großbritannien) und Anna Emilie Möller (Dänemark), Olympia-Teilnehmerin über 3.000 Meter Hindernis, bildeten lange Zeit das Verfolgungs-Duo von Konstanze Klosterhalfen. Schließlich hatte die Dänin das bessere Stehvermögen, was ihr in 12:43 Minuten Silber bescherte. Die Britin dagegen hatte am Ende sogar Mühe, den Bronze-Rang nach Hause zu bringen – denn von hinten kam die Vorjahres-Dritte Alina Reh (SSV Ulm 1846) auf.
Alina Reh hatte schon auf der langgezogenen Startgeraden den Anschluss an die starken Top Drei verpasst, was sie am Ende wohl die Medaille kostete. Denn dass sie noch Reserven hatte, zeigte sie auf den letzten Metern: Bis auf eine Sekunde näherte sie sich noch Harriet Knowles-Jones – Platz vier. "Das Loch zu den Top Drei war einfach zu groß", erklärte Andreas Michallek, "die Holzmedaille ist immer ärgerlich, aber Alina hat trotzdem ein ganz starkes Rennen gezeigt. Die beiden anderen Läuferinnen hatten wir für die Medaillen auf jeden Fall auf der Rechnung."
Das Team-Resultat der deutschen U20-Läuferinnen dagegen war wieder eine Medaille wert: Konstanze Klosterhalfen, Alina Reh, die beeindruckend starke Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach; 18.), erst 17 Jahre jung, und Miriam Dattke (SCC Berlin; 34.) erkämpften sich hinter den überragenden Britinnen (Plätze 3, 9, 10, 11) Silber. "Das war eine Überraschung!", freute sich Andreas Michallek, der nach dem krankheitsbedingten Ausfall der letztjährigen Sechstplatzierten Sarah Kistner (MTV Kronberg) maximal mit Bronze geliebäugelt hatte. Antonia Schiel (TSV Wennigsen) beendete ihre Cross-EM-Premiere auf Platz 49 - nur vier Athletinnen gehen je Nation in die Teamwertung ein.
Marvin Heinrich bester DLV-Läufer der U20
In einem starken Feld der männlichen U20 konnten die deutschen Läufer erwartungsgemäß nicht in den Kampf um vordere Platzierungen eingreifen. Bester DLV-Athlet war Marvin Heinrich, noch für die Neuköllner SF Berlin im Einsatz, ab 2017 dann für den Wiesbadener LV. Er bestritt ein mutiges Rennen, lag zwischenzeitlich sogar in den Top 20, musste gegen Ende des Rennens dann aber noch einige Athleten vorbei lassen und landete schließlich auf Platz 24. Damit war er sechs Plätze besser als der beste deutsche U20-Läufer bei der letztjährigen Cross-EM.
Eine gleichmäßiges Rennen absolvierte Jannik Seelhöfer (SC Melle 03), der sich auf den letzten 1,5 Kilometern der 6,15 Meter langen Strecke noch von Rang 35 auf Platz 27 nach vorne arbeitete. Jens Mergenthaler (SV Winnenden; 41.) und Lukas Eisele (LG Filder; 43.), die ein schnelles Anfangstempo nicht ganz bis ins Ziel bringen konnten, komplettierten die deutsche Mannschaft, die beim Sieg Frankreichs (26 Punkte) Siebte wurde. Diesmal gingen anhand der Summe der Platzierungen 135 Punkte auf das deutsche Konto und damit sogar sieben weniger als im Vorjahr. Damals hatten 141 Punkte allerdings sogar für Platz sechs gereicht. Marc Tortell (TV Rendell), als fünftbester Deutscher nicht in der Team-Wertung, kam auf Platz 69 ein.
16-jähriger Jakob Ingebrigtsen überrascht als U20-Sieger
"Ein besseres Punkte-Ergebnis als 2015 – darauf hatten wir gehofft", sagte Pierre Ayadi, DLV-Disziplintrainer für den männlichen Langstrecken-Nachwuchs. "Die Platzierung hängt dann immer von der Konkurrenz ab, und die war in diesem Jahr stark." Seine Jungs hätten dagegen nicht alle einen guten Tag erwischt.
Lob gab es für Marvin Heinrich, der sich taktisch im Vergleich zu 2015 deutlich verbessert präsentiert habe, auch wenn er vielleicht eine Runde zu früh das Tempo forcierte. "Zwischenzeitlich war er sogar Richtung Top 15 unterwegs, aber auf der letzten Runde ging dann gar nichts mehr. Er hat gesagt, er habe sich noch nie so verausgabt."
An der Spitze sorgte ein großes Talent für eine große Überraschung: Der Jüngste des gesamten Feldes kam als Erster ins Ziel! Jakob Ingebrigtsen (Norwegen), jüngster Spross des starken Ingebrigtsen-Clans (seine älteren Brüder Filip und Henrik holten bei der EM in Amsterdam Gold und Bronze über 1.500 Meter), schüttelte am Ende des Rennens mit einem langgezogenen Spurt alle Mitkonkurrenten ab. Gold in 17:06 Minuten vor Yohanes Chappinelli (Italien; 17:14 min) und Mahamed Mahamed (Großbritannien; 17:16 min).
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