| Die große Vorschau

Kipchoge, Kipsang, Cherono und Dibaba: Berlin erwartet Marathon der Superlative

Ehemaliger Weltrekordler gegen Olympiasieger und Titelverteidigerin gegen Superstar: Der Berlin Marathon hat am Sonntag in der Spitze der Männer- und Frauenfelder alles zu bieten, was das Sportlerherz begehrt. Deutsche Topläufer sind dagegen nicht am Start.
Jörg Wenig

Eliud Kipchoge ist der Mann, den es am Sonntag (16. September) in Berlin zu schlagen gilt. Nur einem Athleten ist es bisher gelungen, in einem Marathon vor dem Olympiasieger das Ziel zu erreichen: Wilson Kipsang, der am Sonntag Eliud Kipchoge erneut herausfordern wird. Er gewann in Berlin 2013 mit der damaligen Weltrekordzeit von 2:03:23 Stunden vor Kipchoge, der zu dem Zeitpunkt allerdings erst seinen zweiten Marathon lief und noch nicht in der Form war, mit der er jetzt von Erfolg zu Erfolg eilt.

Zehn seiner elf Rennen über die 42,195 Kilometer hat Eliud Kipchoge mittlerweile gewonnen. Während er in den letzten Jahren alle großen Konkurrenten besiegt hat und 2016 Olympiasieger wurde, fehlt ihm in seiner Erfolgssammlung nur eines: der Weltrekord. Am Sonntag will der 33-Jährige endlich die Marke von 2:02:57 Stunden unterbieten. Zwei erfolglose Rekordversuche hat er in Berlin bereits unternommen: 2015 stoppte ihn ein Materialfehler seiner Schuhe, im vergangenen Jahr der starke Regen. Beide Male gewann er trotzdem mit Weltklasse-Zeiten von 2:04:00 und 2:03:32 Stunden.

Doppelte Spitze und starke Herausforderer

Wenn Kipchoge und Kipsang am Sonntag an den Start gehen, liegen ihre persönlichen Bestzeiten nur acht Sekunden auseinander. Kipchoge hatte vor zwei Jahren den London-Marathon in 2:03:05 Stunden gewonnen, Kipsang steigerte sich im gleichen Jahr in Berlin auf 2:03:13 Stunden und musste sich damals nur knapp dem äthiopischen Superstar Kenenisa Bekele geschlagen geben.

Mit Eliud Kiptanui (2:05:21 h), Amos Kipruto (beide Kenia; 2:05:43 h) sowie Abera Kuma (Äthiopien; 2:05:50 h) gehen drei weitere Athleten ins Rennen, die bereits Zeiten von unter 2:06 Stunden erreicht haben. Dass sie allerdings Kipchoge oder Kipsang gefährden können, erscheint eher unwahrscheinlich. Gleiches gilt auch für Halbmarathon-Weltrekordler Zersenay Tadese (Eritrea; 58:23 Minuten h), der sein enormes Potenzial bisher noch nicht auf die Marathonstrecke übertragen konnte.

Erstes maßgeschneidertes Rennen für Tirunesh Dibaba?

Es spricht viel dafür, dass am Sonntag auch eine Frau eine große Rolle spielen wird. Denn am Start ist mit Tirunesh Dibaba eine Athletin, die ebenfalls das Vermögen hat, den Weltrekord von 2:15:25 Stunden zu brechen. Dreimal war sie auf der Bahn bereits Olympiasiegerin: 2008 gewann sie als erste Frau in der olympischen Geschichte sowohl die 5.000 als die 10.000 Meter. Vier Jahre später verteidigte sie in London ihren Titel über die längere Distanz.

Wenn die 32-jährige Äthiopierin in Topform ist und die Wetterbedingungen stimmen, ist zumindest mit einer sehr deutlichen Verbesserung des 13 Jahre alten Streckenrekordes zu rechnen, den die Japanerin Mizuki Noguchi mit 2:19:12 Stunden aufstellte.

Mit ihrem persönlichen Rekord von 2:17:56 Stunden ist Tirunesh Dibaba hinter Weltrekordlerin Paula Radcliffe (Großbritannien; 2:15:25 h) und Afrika-Rekordlerin Mary Keitany (Kenia; 2:17:01 h) die drittschnellste Marathonläuferin aller Zeiten. Bisher ist Tirunesh Dibaba viermal bei einem Marathon an den Start gegangen – keines davon war mit Tempomachern direkt auf sie zugeschnitten.

Gladys Cherono auf den Spuren der Rekordsiegerinnen

Ihre größte Herausforderin dürfte Vorjahressiegerin Gladys Cherono sein. Die Kenianerin lief auch ihre hochkarätige Bestzeit von 2:19:25 Stunden in Berlin. 2015 gewann sie mit dieser Zeit das Rennen. Mit einem dritten Sieg könnte die 35-Jährige sogar zu den Berliner Rekordsiegerinnen aufschließen: Aberu Kebede (Äthiopien), die Berlinerin Uta Pippig und Renata Kokowska (Polen) haben das Rennen bisher dreimal gewonnen.

Neben Dibaba und Cherono forme zwei weitere Läuferinnen mit Bestzeiten unter 2:20 Stunden das beste Frauenfeld, das jemals für den BMW Berlin-Marathon verpflichtet wurde: Die Äthiopierin Aselefech Mergia hat einen Hausrekord von 2:19:31 Stunden, Edna Kiplagats Bestzeit steht bei 2:19:50 Stunden. Die Kenianerin war zweimal Marathon-Weltmeisterin und gewann sowohl den London- als auch den Boston-Marathon. Zu beachten sein werden auch die Vorjahres-Zweite Ruti Aga (Äthiopien; 2:20:41 h) und eine Gruppe von japanischen Läuferinnen, die von Mizuki Matsuda (2:22:44 h) angeführt wird.

Entscheidender Faktor: die Temperaturen

Zehnmal wurde beim spektakulärsten deutschen Straßenlauf bereits ein Weltrekord gebrochen – so oft wie bei keinem anderen Marathon weltweit. Ob am Sonntag sogar zwei Bestmarken purzeln? Damit könnte Berlin für ein weiteres Novum sorgen: Nie zuvor wurden in der Geschichte des Marathonlaufes beide Weltrekorde in einem Rennen gebrochen. Dass das Rennen in diesem Jahr zwei Wochen eher stattfindet als sonst und am Sonntag Temperaturen von 20 Grad und mehr erwartet werden, wird der Rekordjagd jedoch nicht zuträglich sein.

Ein nationales Elitefeld ist aufgrund der Europameisterschaften, die erst vor einem Monat in Berlin stattfanden, nicht vorhanden. Nach mehreren Absagen findet sich nur noch eine deutsche Läuferin im Topfeld, die bisher weitgehend unbekannt ist: Anke Esser kommt aus dem Freizeitsportbereich. Die Läuferin aus Ostbevern (Nordrhein Westfalen) gehört bisher nicht einmal einem Verein an. Sie verbesserte sich 2017 in Berlin um über zehn Minuten auf 2:43:14 Stunden und peilt nun ein Ergebnis im Bereich von 2:35 Stunden an.

 

Der Berlin Marathon 2018 live
Das Erste überträgt den Berlin Marathon am Sonntag von 9:05 bis 12:00 Uhr live. Beim rbb ist das Rennen sogar von 9:05 bis 14:00 Uhr zu sehen, im Fernsehen und im <link https: mediathek.rbb-online.de tv live _blank>Livestream.

 

 

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