| Starke Trainingsgruppe

Julian Wagner & Luis Brandner: Erfurter Sprint-Talente träumen von Olympia

Die Erfurter Nachwuchs-Sprinter Luis Brandner und Julian Wagner haben in den vergangenen zwei Jahren eine beeindruckende Entwicklung gezeigt. Beide träumen nicht umsonst von einer Teilnahme an Olympischen Spielen und arbeiten bereits jetzt täglich ambitioniert für ihr großes Ziel. Auch für die bevorstehende Sommersaison haben sich die beiden viel vorgenommen.
Jane Sichting / pr

Was die Trainingspartner verbindet, ist vor allem die Leidenschaft für den Sprint. Und der Traum, an ihre bisherigen Erfolge in der Jugend später bei den Erwachsenen anknüpfen zu können. Als ambitionierte Leistungssportler wollen es Julian Wagner und Luis Brandner (beide LAC Erfurt Top Team) auch in der Männerklasse bis an die Weltspitze schaffen. Das Potenzial dafür haben sie.

Julian Wagner rannte bereits 2016 bei den U20-Weltmeisterschaften mit der deutschen 4x400 Meter-Staffel auf Platz fünf und beim Hallen-Länderkampf in Italien mit der 4x200 Meter-Staffel zu Gold. Luis Brandner erlebte besonders 2017 einen enormen Leistungsschub und krönte seine Sommersaison nicht nur mit Doppelgold über 100 und 200 Meter bei den Deutschen U18-Meisterschaften in Ulm, sondern vor allem mit seinem ersten internationalen Einsatz, der mit 200-Meter-Bronze bei den U18-Weltmeisterschaften in Nairobi (Kenia) endete.

Gemeinsam in der Trainingsgruppe von Gerhard Jäger

Den Spaß an der Leichtathletik entdeckten beide Athleten schon im Grundschulalter. Julian Wagner traniert seit seiner ersten Probeeinheit in Erfurt. Lange Zeit war der 20-Jährige parallel in der Leichtathletik und im Fußballverein aktiv, entschied sich aber mit 13 Jahren für die Tartanbahn und konzentrierte sich fortan auf den Langsprint. 2016 erfolgte der Wechsel zum Kurzsprint und damit in die Trainingsgruppe um Coach Gerhard Jäger, der auch den Deutschen Rekordhalter über 100 Meter Julian Reus betreut.

Luis Brandner hatte sich in jungen Jahren zunächst in Arnstadt dem Verein Hochsprung mit Musik angeschlossen. In der siebten Klasse wechselte er dann auf das Sportgymnasium in Erfurt und zeigte sich vor allem im Sprungbereich sehr talentiert. Doch vor zwei Jahren gerieten seine Leistungen im Hochsprung ins Stocken. Und auch der Weitsprung erwies sich aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit als ungeeignet. Als in der zehnten Klasse die Spezialisierung bevor stand, schloss er sich ebenfalls der Trainingsgruppe von Gerhard Jäger an.

In den vergangenen Wochen absolvierte Julian Wagner sein Fachabitur und strebt nun die Aufnahme in die Sportfördergruppe der Bundeswehr an. Alternative wäre eine Ausbildung zum Mechatroniker, die er in Absprache mit einem geeigneten Betrieb strecken und somit weiterhin dem Leistungssport nachgehen könnte. Denn nachdem er bereits in der Hallensaison seines ersten Männerjahres mit 6,73 Sekunden über 60 Meter ein Achtungszeichen gesetzt hat, will er auch im Freien den Anschluss an die nationale Spitze schaffen.

Langfristige Ziele: U23-EM 2019 und Olympische Spiele 2020

„Ich will auf jeden Fall mitlaufen und nicht hinterher“, sagt Julian Wagner. Wenn er sein Ziel, die 100 Meter unter 10,30 Sekunden zu laufen, erreicht, wäre selbst der Finaleinzug bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg (21./22. Juli) möglich. Langfristig strebt der Erfurter die Teilnahme an den U23-Europameisterschaften 2019 sowie den Olympischen Spielen 2020 in Tokio (Japan) an. Der Einstieg in die Sommersaison 2018 ist für den 1. Mai bei einem Wettkampf in Erfurt geplant.

„Diesen bestreiten wir aber noch aus dem Training heraus. Erst danach beginnt bei uns die Schnellkraftphase“, erklärt Julian Wagner. Eine erste Möglichkeit, sich mit der nationalen Konkurrenz zu messen, bietet sich dann ab Mitte Mai: Zum ersten Mal nimmt er am DLV-Staffeltrainingslager auf Teneriffa teil. Darauf freut er sich nicht nur selbst, sondern auch Julian Reus findet daran Gefallen: „Es ist schön, das erste Mal mit einem Trainingskollegen in solch ein Trainingslager zu fahren. Ich bin gespannt, wie er sich bei den Großen macht.“

Für Luis Brandner ist der Einsatz im Männerteam noch zu früh. Stattdessen will sich der 17-Jährige in der nächsthöheren Altersklasse beweisen. Seine Ziele: Bei der Jugend-DM wieder auf Titeljagd gehen und sich für einen Einzelstart bei der U20-WM in Tampere (Finnland) empfehlen. Mit einer angestrebten 100-Meter-Zeit um die 10,35 Sekunden hegt er zudem auch große Staffel-Ambitionen. „Der Start im Nationaltrikot ist immer eine große Ehre und genau das, wovon jeder Athlet träumt“, verrät der Arnstädter. Bis heute schöpft er neue Motivation aus seinen Erfahrungen bei der U18-WM in Nairobi. „Es war ja nicht nur die Atmosphäre im Stadion, die einen gepusht hat. Auch das ganze Drumherum war völlig neu. Alles lief sehr professionell ab und man wurde so wie die Großen auch behandelt.“

Professionelles System und Spaß der Schlüssel zum Erfolg

Ihre positive Entwicklung haben die Sprint-Talente dem professionell konzipierten System ihrer Trainingsgruppe zu verdanken. „Ich denke, dass sich unser Projekt schon von anderen Vereinen abhebt“, sagt Julian Wagner. Und Luis Brandner ergänzt: „Wir haben eine sehr hohe Leistungsdichte in der Trainingsgruppe und profitieren enorm von den sehr guten Bedingungen hier.“ Gemeint ist die enge Zusammenarbeit zwischen Trainer Gerhard Jäger, Leistungsdiagnostiker Vladimir Muravev, Athletiktrainer und Sportphysiotherapeut Torsten Rocktäschel und den Athleten selbst.

„Anhand der Leistungsentwicklung innerhalb der gesamten Gruppe sieht man, dass dieses System nicht nur bei Julian Reus funktioniert, sondern auch bei uns Jüngeren greift“, erklärt der 17-Jährige. Nicht zuletzt beim Krafttraining könne so auf Stärken und Schwächen individuell eingegangen werden.

Aber auch der Spaß sei ein Schlüssel zum Erfolg. „Mir macht eigentlich alles ein bisschen Spaß. Am meisten freue ich mich nach der langen Turnschuhphase im Winter aber immer auf die ersten Starts in Spikes“, verrät Luis Brandner. Derzeit stehen bei den beiden Sprintern bis zu neun Einheiten in der Woche auf dem Trainingsplan. Darunter auch viele anstrengende Tempoläufe und Sprint-Ausdauer. Dank der guten Stimmung in der Gruppe seien für Julian Wagner aber selbst „richtige Kotzprogramme“ kein Grund, nicht gern zum Training zu kommen.

Unterschiedliche Strecken-Vorlieben

Was die Vorlieben für ihre Paradestrecken angeht, zeigt sich ein kleiner Unterschied zwischen den zwei Jungsprintern. Während Julian Wagner, der von der Langdistanz kommt, die 200 Meter bevorzugt, steht Luis Brandner lieber über die 100 Meter im Startblock. „Die sind nicht so anstrengend“, lacht er. Grundsätzlich gefällt ihm vor allem das direkte Kräftemessen "Mann gegen Mann" am Sprint und dass in Finals exakt gleiche Bedingungen herrschen. "Beim Laufen etwa kann man drängeln. Bei den technischen Disziplinen können sich zum Beispiel die jeweiligen Windbedingungen in den einzelnen Versuchen unterscheiden. Aber beim Sprint ist der Lauf für alle Starter gleich.“

Julian Wagner fasziniert vor allem der Kontrast zwischen der absoluten Anspannung und Stille im Startblock und der Explosion, wenn der Startschuss fällt und es aus der Ruhe in den Vollspeed geht. Und der magische Moment, das perfekte Rennen beim Saisonhöhepunkt zu laufen: „Es ist schon verrückt, wenn man sich bewusst macht, wofür man das Ganze macht. Da investiert man so viel Zeit und Energie für diesen einen Lauf. Für knappe 10,30 Sekunden.“

Einen Ausgleich zum Sport findet er etwa beim Angeln. „Mir gefällt einfach die Entspannung und das Genießen der Natur“, erzählt Julian Wagner. „Für mich ist es wichtig, neben den Sportkollegen einen zweiten Freundeskreis zu haben und auch mal mit anderen Leuten Zeit zu verbringen.“ Für Luis Brandner hingegen ist es kein Problem, sich rund um die Uhr in der Sportwelt zu bewegen: „Sport ist einfach unser Leben!“ Lässt es die Zeit zu, ist die Fotografie sein großes Hobby. Zudem fährt er regelmäßig am Wochenende zu seiner Familie nach Arnstadt und verschafft sich ein wenig Ruhe von Training und Sportinternat.

Kein Konkurrenz-Denken

Dass die beiden Nachwuchs-Sprinter gerne miteinander verglichen werden, können sie selbst nicht nachvollziehen. „Dazu muss man einfach sagen, dass ich aufgrund von Verletzungspech 2017 nicht zu 100 Prozent meine Leistung zeigen konnte und Luis hingegen ein echtes Superjahr hatte“, erläutert Julian Wagner. So erklärt sich, dass die beiden in der deutschen U20-Bestenliste des letzten Jahres sehr nah zusammen liegen: Julian Wagner steht über die 100 Meter mit 10,43 Sekunden an Position zwei, Luis Brandner mit 10,44 Sekunden auf Platz drei. Und der Jüngere betont: „Wir laufen eh nicht gegeneinander, sondern eigenständig. Am Ende zählt nur, dass jeder von uns sein persönliches Saisonziel erreicht und etwa bei den Deutschen Meisterschaften im Finale steht und um den Titel mitlaufen kann.“

Wie wichtig es ist, sich nicht auf den bisherigen Leistungen auszuruhen, sondern stetig weiter an sich zu arbeiten, weiß Top-Sprinter Julian Reus. Welches Potenzial sieht der 29-Jährige bei seinen jüngeren Trainingspartnern? „Julian und Luis haben in der Jugend gezeigt, dass sie das Potenzial haben, erfolgreiche Sprinter zu werden. Vor allem Luis mit seinem Auftritt bei der U18-WM letztes Jahr und Julian mit seiner gelungenen Hallensaison bei den Männern. Dennoch liegt auch noch einiges an Arbeit vor den beiden, um sich weiter zu steigern und schneller zu werden – was ich beiden absolut zutraue!“

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