Beim Cross am Sonntag in Darmstadt ging es in der U20 um die Qualifikation für die Cross-EM in Chia. Konstanze Klosterhalfen lief in der weiblichen Jugend mal wieder allen davon. Beim männlichen Nachwuchs war Jannik Seelhöfer vorne. Das Frauen-Rennen bestimmte Caterina Granz. Bester Deutscher im von afrikanischen Läufern dominierten Männer-Cross war Simon Boch.
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Man kennt es fast nicht anders. Im ersten Rennen des Tages um die Cross-EM-Tickets für Chia (Italien; 11. Dezember) machte Konstanze Klosterhalfen auf dem insgesamt 4.200 Meter langen Kurs (vier Runden) von Anfang an Tempo und stellte schon bald fest, dass ihr Alina Reh nicht folgen konnte. Die Leverkusenerin zog ihren langen Schritt bei guten Bedingungen (sonnig, trocken und windig) bis ins Ziel durch und hatte am Ende mit 14:05,4 Minuten rund 30 Sekunden Vorsprung auf ihre erste Verfolgerin.
Alina Reh (SSV Ulm 1846; 14:38,0 min) war beim ersten entscheidenden Cross in Pforzheim siegreich gewesen und hatte diesmal mit Rückenschmerzen zu kämpfen, die sich während des Rennens verschlimmerten. Ein Grund, Konstanze Klosterhalfen, die am Abend zuvor einen <link news:51796>Sonderpreis bei der "Läufer des Jahres"-Gala in Krombach erhalten hatte, ziehen zu lassen und sich zu schonen. Denn im U20-Bereich können die Top Zwei von Pforzheim und Darmstadt mit der Cross-EM planen.
Team-Ergebnis in Chia an erster Stelle
Auf den dritten Rang der U20-Klasse lief Lara Alemanni (TV Oerlikon; 15:22,2 min), die ein ganzes Stück hinter der Zweitplatzierten ankam. Nicht am Start war krankheitsbedingt die U20-Berglauf-Weltmeisterin Sarah Kistner (MTV Kronberg), die wie Reh und Klosterhalfen zur erfolgreichen DLV-Cross-Mannschaft aus 2015 gehörte. Um Kistner dennoch einen Start in Chia zu verschaffen, will Bundesnachwuchstrainer Andreas Michallek für sie eine Wild Card beantragen.
Die U20-Cross-Europameisterin des letzten Jahres Konstanze Klosterhalfen macht sich trotz ihrer starken Form und ihrem Vorjahreserfolg für die Cross-EM am 11. Dezember auf Sardinien keinen Druck. "Das Wichtigste ist, dass wir mit der Mannschaft ein gutes Ergebnis erzielen. Man muss abwarten, was sonst möglich ist", sagte die Olympia-Halbfinalistin über 1.500 Meter nach ihrem Sieg in Darmstadt.
Die Dritte der Cross-EM des letzten Jahres schielt hingegen schon wieder auf einen Podestplatz. "Ich will eine gute Einzelplatzierung schaffen und Richtung Medaille laufen", sagte Alina Reh, die U20-WM-Neunte über 5.000 Meter. Sie müsse aber sehen, wie die Vorbereitung verläuft.
Jannik Seelhöfer und Marvin Heinrich ziehen nach
Beim Cross in Pforzheim war es für Jannik Seelhöfer (SC Melle; 21:18,8 min) mit Rang vier nicht optimal gelaufen. Mit dem klaren Ziel der EM-Quali war der Deutsche U20-Vizemeister über die Hindernisse deshalb nach Darmstadt gefahren. Auf den Spurt wollte er es diesmal nicht ankommen lassen und verschärfte in der Mitte des Rennens das Tempo, um sich von seinen Konkurrenten um die U20-Startplätze abzusetzen. In der letzten Runde des insgesamt 6.200 Meter langen Parcours zog er nochmal an und hatte im Ziel 20 Meter Vorsprung.
Zu einer knappen Spurt-Entscheidung um das zweite sichere EM-Ticket kam es zwischen Lukas Eisele (LG Filder; 21:24 min), Cross-EM-Teilnehmer des Vorjahres, und Marvin Heinrich (Neuköllner Sportfreunde; 21:23 min), U20-WM-Teilnehmer über 1.500 Meter. Mit dem knapp besseren Ende für Marvin Heinrich, der rund 20 Unterstützer aus seiner Frankfurter Trainingsgruppe mitgebracht hatte.
"Ich wollte nichts riskieren und bin die Tempoverschärfung nicht mitgegangen. Ich wusste, dass ich mich auf meinen Spurt verlassen kann", erklärte Marvin Heinrich seine Taktik. "Ich glaube, wir können in Chia ein besseres Ergebnis als letztes Jahr erreichen", blickte er auf die Mannschafts-Chancen voraus. Auch Bundesnachwuchstrainer Pierre Ayadi zeigte sich mit dem Rennverlauf zufrieden und begrüßte das schnellere Tempo als in Pforzheim, das auch auf internationalem Parkett gefordert ist. Bis zu 100 Kilometer pro Woche absolvieren die Nachwuchsläufer dafür in der Woche. Ein Team-Platz in den Top Sechs hält Ayadi für realistisch.
Caterina Granz souveräne Siegerin bei den Frauen
Bei den Aktiven und in der U23 werden die Tickets für die Cross-EM final erst beim Cross in Tilburg (Niederlande; 27. November) vergeben. Die Deutsche U23-Meisterin über 1.500 Meter Caterina Granz (LG Nord Berlin) nutzte die Gelegenheit in Darmstadt vorab, um sich gut zu präsentieren. Sie gewann das 6.600 Meter lange Frauen-Rennen deutlich in 23:31 Minuten, nachdem sie sich nach der zweiten Runde von Melina Tränkle abgesetzt hatte. Die Karlsruherin musste dem schnellen Anfangstempo Tribut zollen und wurde schließlich Achte.
Auf den zweiten Platz rund neun Sekunden hinter Caterina Granz kam mit einem guten Lauf Julia Bleasdale (LT Haspa Marathon Hamburg). Mit gekonntem Bahn-Schritt zog die Olympia-Achte von 2012 über 5.000 und 10.000 Meter, damals noch für Großbritannien startend, in 23:40 Minuten ihren Lauf durch. Es war ihr erster Start nach dem Wechsel von British Athletics zum Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).
Um den dritten Rang lieferten sich die beiden Hamburgerinnen Jana Sussmann (23:52 min), die das Feld von hinten aufrollte, und Carolin Kirtzel (23:53 min) einen spannenden Endspurt bis zur Ziellinie. Vorne lag schließlich hauchdünn Hindernisläuferin Jana Sussman. Fünfte wurde Corinna Harrer. "Ich bin zufrieden mit dem Lauf", sagte die Regensburgerin, die nach schweren Verletzungen wieder für die Form vergangener Jahre kämpft. So ging sie das Rennen zunächst passiv an und konnte dann Plätze gut machen.
Simon Boch empfiehlt sich für Chia
Das Rennen der Männer über 9.100 Meter bestimmten afrikanische Läufer, die mit einem rasanten Tempo gestartet waren. Der Kenianer Daniel Kemoi (27:29 min) gewann am Ende mit rund 200 Metern Vorsprung vor seinem Landsmann Alex Kipkorir Kibarus (27:53 min), der dieses Jahr zum zweiten Mal beim Darmstädter Stadtlauf erfolgreich war. Dritter wurde der U20-Berglauf-Weltmeister von 2010 Yossief Tekle (Eritrea; 28:32 min), der gleichzeitig den Sieg in der U23-Wertung errang.
Nach Tilahun Babsa (Spiridon Frankfurt) kam als Fünfter und damit bester Deutscher Simon Boch (28:45 min) ins Ziel. Der Zweite in der U23-Wertung machte ein starkes Rennen. "Ich bin sehr zufrieden. Ich bin langsam angegangen und konnte hinten raus zulegen", berichtete der Regensburger, der mit seinem Auftritt eine erste aussichtsreiche Empfehlung für die Cross-EM abgegeben hat. Er hofft auf das Zutandekommen eines U23-Teams und will versuchen, sich in Tilburg für eine Reise nach Chia zu qualifizieren.
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