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DM Berlin: Die große Vorschau auf die Wettbewerbe der Männer

Es geht um Meistertitel, Medaillen und die WM-Qualifikation! Bei der Premiere des Multisport-Events "Die Finals – Berlin 2019" steht die Leichtathletik am Wochenende (3./4. August) im Mittelpunkt. Die EM-Helden kehren ins Olympiastadion zurück. Wir werfen einen Blick voraus auf die 18 Entscheidungen der Männer.
Silke Bernhart
100 METER

Duell der Generationen

Dass er immer für eine Überraschung gut ist, bewies Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) im Vorjahr in Nürnberg, als er an allen Favoriten vorbei zur DM-Goldmedaille sprintete. In diesem Jahr ist der 21-Jährige, der zuletzt Vierter bei der U23-EM wurde und mit der Staffel Gold holte, längst kein Geheimkandidat mehr. Um jedoch auf der blauen Bahn von Berlin seinen Titel zu verteidigen, muss sicher eine schnellere Zeit her als jene 10,28 Sekunden aus dem Vorjahr – und damit wohl auch eine Steigerung seiner Saison-Bestmarke von 10,27 Sekunden.

Denn mit Julian Reus (Erfurter LAC) hat sich der Deutsche Rekordler in diesem Sommer wieder in glänzender Form zurückgemeldet. Er bringt die deutsche Jahresbestzeit von 10,13 Sekunden mit nach Berlin. Der 31-Jährige, der schon fünf deutsche Meistertitel und jede Menge Erfahrung auf dem Konto hat, wird die Jungen Wilden wie Kevin Kranz, den Deutschen U23-Meister Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig; 10,18 sec) oder Joshua Hartmann (ASV Köln; 10,16 sec) in ihre Schranken weisen wollen. Wenn diese wackeln, könnten auch weitere Arrivierte wie Roy Schmidt (SC DHfK Leipzig; 10,23 sec) oder Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) zur Stelle sein.

Titelverteidiger: Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 10,28 sec)
Jahresbester: Julian Reus (Erfurter LAC, 10,13 sec)
WM-Norm: 10,10 sec

200 METER

Reus oder Erewa?

Seit 2011 heißt der Deutsche Meister über 200 Meter entweder Robin Erewa oder Julian Reus. Während Robin Erewa den neunten Titel in Serie für den TV Wattenscheid 01 holen könnte, peilt Julian Reus Titel Nummer eins im Trikot seiner neuen Wahlheimat in Erfurt an. Die besseren Karten hat auf dem Papier Erewa: Er ist Titelverteidiger. Er ist in 20,48 Sekunden Deutschlands Jahresschnellster. Und er hat in dieser Saison in einem Rennen mehr als sein einstiger Vereinskollege Geschwindigkeit um die 200-Meter-Kurve aufgebaut.

Die ersten Herausforderer heißen auch aufgrund der verletzungsbedingten Saison-Absage von Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) Steven Müller (LG ovag Friedberg-Fauerbach) und Patrick Domogala (MTG Mannheim). Der Vielstarter aus Hessen hat in Regensburg in 20,50 Sekunden ein Achtungszeichen gesetzt, der Deutsche Hallenmeister aus Mannheim mit 20,77 Sekunden in der Halle angedeutet, was im Freien möglich sein könnte. Das große Ziel für alle: die WM-Norm von 20,40 Sekunden. In Lauerstellung sind die U23-Athleten Felix Straub (SC DHfK Leipzig) und Frieder Scheuschner (Dresdner SC 1898).

Titelverteidiger: Robin Erewa (TV Wattenscheid 01; 20,63 sec)
Jahresbester: Robin Erewa (20,48 sec)
WM-Norm: 20,40 sec

400 METER

Enge Kiste

Was war das für ein 400-Meter-Finale 2018 in Nürnberg! Gleich vier DLV-Athleten waren da in Zeiten unter 46 Sekunden über die Ziellinie gestürmt, das beste Finish hatte zum dritten Mal in Folge Johannes Trefz. In diesem Jahr ist diese Marke noch nicht gebrochen worden, die Deutschen Meisterschaften in Berlin wären die beste Bühne für eine Leistungssteigerung. Am meisten Luft nach oben hat wohl der Titelverteidiger, der, nun im Trikot des TSV Gräfelfing, bisher bei 46,32 Sekunden angekommen ist – noch mehr als sechs Zehntel über Bestleistung. Eine Hundertstel schneller war bisher der Deutsche Hallen-Vizemeister Tobias Lange (TSV Bayer 04 Leverkusen), für den seine 46,31 Sekunden in Regensburg eine neue Bestleistung markierten und der auch über 200 Meter erstmals unter 21 Sekunden geblieben ist. Rückenwind in Form einer Staffel-Goldmedaille bei der U23-EM bringen unter anderem Fabian Dammermann (LG Osnabrück), Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) mit. Auch der Vizemeister des Vorjahres Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth) will wieder aufs Podium.

Titelverteidiger: Johannes Trefz (LG Stadtwerke München/TSV Gräfelfing; 45,70 sec)
Jahresbester: Tobias Lange (TSV Bayer 04 Leverkusen; 46,31 sec)
WM-Norm: 45,30 sec

800 METER

Premiere für Marc Reuther?

Er ist schon mehrere Male als Favorit angetreten. Den deutschen Meistertitel aber konnte Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt) noch nie erringen. In diesem Jahr könnte es so weit sein! Denn mit 1:45,22 Minuten hat der 23-Jährige Mitte Juli nicht nur seine Bestleistung eingestellt, sondern auch die WM-Norm unterboten und die nationale Konkurrenz zumindest in den Ranglisten deutlich distanziert. Im Finale von Berlin heißt es für den Heißsporn, einen kühlen Kopf zu bewahren und im entscheidenden Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Dass er dafür ein gutes Händchen hat, hat Benedikt Huber schon oft bewiesen: Drei Jahre in Folge holte er zuletzt den nationalen Titel nach Regensburg. "Marc hat sicherlich mehr Druck als ich", sagte er jüngst gegenüber den <link https: www.suedost-news.de _blank>Südost-News, er wolle zunächst "so langsam wie möglich den Vorlauf gewinnen", um Körner fürs Finale zu sparen. Dort muss er für die Titelverteidigung auch die Nummer Zwei des Jahres Julius Lawnik (LG Braunschweig) oder die ehemaligen Deutschen Hallenmeister Robert Farken (SC DHfK Leipzig) und Jan Riedel (Dresdner SC 1898) bezwingen.

Titelverteidiger: Benedikt Huber (LG Telis Finanz Regensburg; 1:47,32 min)
Jahresbester: Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt; 1:45,22 min)
WM-Norm: 1:45,80 min

1.500 METER

Der Neue ist der Gejagte

Am vergangenen Wochenende packte Timo Benitz wieder seinen berühmten Schlussspurt aus: Auf der Zielgerade des Ulmer Donaustadions spurtete er an Julius Lawnik vorbei und holte mit der Staffel der LG farbtex Nordschwarzwald DM-Gold über 3x1.000 Meter. Ein ähnlicher Rennverlauf würde ihm sicher auch im DM-Finale von Berlin gefallen. Und wenn sich die Konkurrenz in taktischen Spielchen verzettelt und Benitz 200 Meter vor Schluss noch vorne mit dabei ist, dann wird ihm Titel Nummer vier in Folge nur schwer zu entreißen sein.

Grund genug für Amos Bartelsmeyer (LG Eintracht Frankfurt), das Tempo hochzuhalten. Denn schnell laufen, das kann der Deutsch-Amerikaner, der bei der Hallen-EM in Glasgow (Großbritannien) im März zum ersten Mal das deutsche Nationaltrikot getragen hatte. Sowohl über 1.500 Meter als auch über die Meile ist er zuletzt nur knapp an den Richtwerten vorbeigeschrammt, die die WM-Qualifikation für Doha (Katar) bedeutet hätten. So stellt sich für Berlin auch die Frage, ob er dort einen weiteren Angriff auf die WM-Norm starten wird. Mit Marius Probst (TV Wattenscheid 01) hat ein weiterer Medaillenkandidat die Freiluft-Saison abgebrochen.

Titelverteidiger: Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald; 3:53,43 min)
Jahresbester: Amos Bartelsmeyer (LG Eintracht Frankfurt; 3:36,29 min)
WM-Norm: 3:36,00 min

5.000 METER

Dreikampf der WM-Kandidaten

Eine spannende Konstellation bietet sich auf der längsten DM-Strecke. Denn hier steht das erste Aufeinandertreffen von Richard Ringer (LC Rehlingen), Sam Parsons (LG Eintracht Frankfurt) und Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) bevor. Der viermalige Deutsche Meister Ringer, der im Vorjahr verletzungsbedingt seinen Titel an Sebastian Hendel (LG Vogtland) abtreten musste, hat spätestens mit seinen 13:14,43 Minuten aus Heusden (Belgien) die nationale Rangordnung wieder zurecht gerückt. Doch Sam Parsons konnte in 13:22,32 Minuten ebenfalls schon die WM-Norm unterbieten und dürfte in einem langsamen Rennen zu den spurtstärksten Athleten zählen. Und Amanal Petros schrammte in Heusden nur um zwei Hundertstel an der WM-Norm vorbei. Wer kann dem Top Trio einen Platz auf dem Treppchen streitig machen? Die Konkurrenz müsste sich dafür jedenfalls deutlich steigern. Immer zuzutrauen ist dies Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg), der zuletzt in Heusden deutlich ansteigende Form bewies.

Titelverteidiger: Sebastian Hendel (LG Vogtland; 14:16,54 min)
Jahresbester: Richard Ringer (LC Rehlingen; 13:14,43 min)
WM-Norm: 13:22,50 min

110 METER HÜRDEN

Gregor Traber deutlich in Front

Er hat in dieser Saison erst zwei Hürdenrennen bestritten. Beide am 30. Juni in Mannheim. Und beide waren deutlich schneller als das, was die nationale Konkurrenz bisher gezeigt hat. Insofern findet sich Titelverteidiger Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) erneut in der Favoritenrolle wieder. Er kann im Olympiastadion gleich in mehrerer Hinsicht optimistisch an den Start gehen. Zum einen hat er in 13,37 Sekunden bereits die WM-Norm in der Tasche. Zum anderen hat er gute Erinnerungen an die blaue Bahn: Bei der EM im Vorjahr war er dort im Halbfinale in 13,26 Sekunden die zweitschnellste Zeit seiner Karriere gelaufen.

Eine gute Saison absolviert auch Maximilian Bayer (MTV Ingolstadt 1881), der bei den Europaspielen im Juni in Minsk (Weißrussland) beim Gewinn der Bronzemedaille zu den fleißigsten deutschen Punktesammlern zählte. In Berlin winkt die DM-Medaille, und mit einem perfekten Rennen vielleicht auch die WM-Norm von 13,46 Sekunden, er müsste sich dafür noch um 15 Hundertstel steigern. In den Kampf um die Podestplätze wollen ganz sicher auch der erfahrene Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01) und Ex-Vereinskollege Martin Vogel (SC DHfK Leipzig) eingreifen, die bisher noch nicht in Topform angetreten sind. Für eine Überraschung könnte U20-Athlet Stefan Volzer (VfL Sindelfingen) sorgen.

Titelverteidiger: Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 13,37 sec)
Jahresbester: Gregor Traber (13,37 sec)
WM-Norm: 13,46 sec

400 METER HÜRDEN

Titeljagd auf neuem Niveau

Vier deutsche 400-Meter-Hürden-Läufer unter 50 Sekunden: Das gab es zuletzt vor sieben Jahren in der Saison 2012. In Berlin werden nun wieder vier deutsche Athleten an den Start gehen, die diese Marke in dieser Saison schon unterboten haben. Joshua Abuaku (LG Eintracht Frankfurt; 49,49 sec) ist der Jahresschnellste, sein Vereinskollege, Titelverteidiger und EM-Teilnehmer Luke Campbell (49,56 sec) ist ihm aber dicht auf den Fersen. Und mit dem U23-EM-Dritten Emil Agyekum (SCC Berlin; 49,69 sec) sowie dem Deutschen U23-Meister Constantin Preis (VfL Sindelfingen; 49,84 sec) haben zwei junge Athleten zuletzt eine gewaltige Steigerung hingelegt. Besonders Constantin Preis, der ein glänzendes Finish hat, wird nach der verpassten EM-Medaille mit einer Portion Extra-Motivation an den Start gehen. Die Zahl, die alle im Hinterkopf haben: 49,30 Sekunden – die WM-Norm für Doha. Für ein spannendes und schnelles Hürdenfinale ist alles bereitet!

Titelverteidiger: Luke Campbell (LG Eintracht Frankfurt; 50,31 sec)
Jahresbester: Joshua Abuaku (LG Eintracht Frankfurt; 49,49 sec)
WM-Norm: 49,30 sec

3.000 METER HINDERNIS

Rechnung mit vielen Unbekannten

Irgendwie passte es zur bisherigen Saison der deutschen Hindernisläufer: Kurz herrschte Aufregung und Freude, als Johannes Motschmann (LG Nord Berlin) in den Ergebnislisten von Lüttich (Belgien) mit einer Zeit unter der WM-Norm auftauchte. Aber die Veranstalter hatten zwei Athleten verwechselt, der Berliner, der in den USA studiert, war gar nicht ins Ziel gekommen. Von viel Pech und vielen Fragezeichen war bisher insgesamt die Saison gekennzeichnet, kaum einer der Hindernisläufer, die in den vergangenen Jahren vorne mitliefen, konnte sein volles Potenzial unter Beweis stellen.

Unter anderem gilt das für Titelverteidiger Martin Grau (LAC Erfurt), der nach einer Knöchelverletzung in Berlin sein erstes Hindernisrennen des Jahres absolvieren wird. Er muss für DM-Gold Nummer drei unter anderem Johannes Motschmann in Schach halten, der in 8:41,04 Minuten die deutsche Jahresbestzeit hält. Ebenfalls vor der Saison-Premiere stehen der Deutsche Vizemeister Patrick Karl (TV Ochsenfurt) und Hallen-EM-Teilnehmer Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898). Nach zwei vierten Plätzen in Folge ist auch Konstantin Wedel (LG Telis Finanz Regensburg) reif für eine Medaille.

Titelverteidiger: Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch / LAC Erfurt; 8:33,90 min)
Jahresbester: Johannes Motschmann (LG Nord Berlin; 8:41,04 min)
WM-Norm: 8:29,00 min

4x100 METER

Aus 36 mach 1

36 Männer-Staffeln haben für die Deutschen Meisterschaften gemeldet. Damit präsentiert sich in diesem Wettbewerb das größte Männer-Feld der Titelkämpfe. Im Kampf um Gold, Silber und Bronze ist wie so häufig nicht nur die Schnelligkeit der Einzelstarter gefragt, sondern auch das richtige Timing beim Stabwechsel – das im Vorjahr der TV Wattenscheid 01 in herausragender Manier unter Beweis stellte. In 38,79 Sekunden stellten die "Blauhemden" als Sieger sogar einen Meisterschaftsrekord auf.

Auch in diesem Jahr hat der TV 01 mit U23-Staffel-Europameister Philip Trutenat, Robin Erewa, Maurice Huke und Robert Hering wieder die Titelverteidiger mit an Bord, sodass Gold nur über sie gehen dürfte – auch wenn sie bisher noch gar nicht zusammen gerannt sind. Das gilt auch für den SC DHfK Leipzig mit dem Deutschen U23-Meister Marvin Schulte, der ebenfalls zu den Medaillenkandidaten zählt. Ihr neuer deutscher U20-Rekord könnte der jungen Staffel der LG Stadtwerke München Rückenwind verleihen. Die schnellste Zeit des Jahres bringt die Staffel der LG Rhein-Wied mit nach Berlin.

Titelverteidiger: TV Wattenscheid 01 (38,79 sec)
Jahresbester: LG Rhein-Wied (40,33 sec)

HOCHSPRUNG

Zurück auf der blauen Bühne

Mateusz Przybylko sorgte im vergangenen Jahr im Olympiastadion von Berlin für Gänsehaut pur: Vor ausverkaufter Kulisse schwebte er über die blaue Bahn und flog im Hochsprung bis über 2,35 Meter – Gold! Die Erinnerungen daran wird er wieder hervorrufen, wenn es bei der DM um den Titel-Hattrick geht. Denn in den vergangenen Wettkämpfen lief es für den Leverkusener nicht so besonders. Sein Vorteil: Die WM-Norm hat er schon im Mai abgehakt, und auch die nationale Konkurrenz tut sich bisher schwer. Am ehesten könnte ihm wohl Altmeister Eike Onnen (Hannover 96) gefährlich werden. Er ist mit 2,26 Metern in die Saison eingestiegen, hat aber seitdem keinen Wettkampf mehr bestritten. Auch Hallen-EM-Teilnehmer Falk Wendrich (LAZ Soest) sind Sprünge in Richtung 2,30 Meter zuzutrauen – doch die nötige Konstanz dafür fehlte zuletzt. So könnte der Deutsche U23-Meister Jonas Wagner (Dresdner SC 1898) zum ersten Herausforderer des Europameisters werden.

Titelverteidiger: Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,31 m)
Jahresbester: Mateusz Przybylko (2,30 m)
WM-Norm: 2,30 m

STABHOCHSPRUNG

Höhenjagd hoch Drei

2018 reichten bei schwierigen Bedingungen bereits 5,50 Meter zum Titel. Das dürfte in Berlin anders werden. Zum einen können alle Medaillenkandidaten gesund an den Start gehen. Und zum anderen haben sie sich zuletzt in starker Form präsentiert. Die WM-Norm von 5,71 Metern ist abgehakt, jetzt geht es für die Jahresbesten Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) und Torben Blech sowie U23-Europameister und Titelverteidiger Bo Kanda Lita Baehre (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) nur noch um eins: die Goldmedaille. Dass man im Olympiastadion hoch springen kann, hat bei der EM Sieger Armand Duplantis (Schweden) mit herausragenden 6,05 Metern bewiesen. Vielleicht stacheln sich in diesem Jahr die DLV-Athleten, die damals im EM-Finale nicht vertreten waren, zu Höhenflügen an. In ihrem Sog gilt es auch für den jüngst auf 5,61 Meter verbesserten Gordon Porsch (LG ovag Friedberg-Fauerbach), Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen) oder Vincent Hobbie (LG Region Karlsruhe), noch eine Schippe draufzupacken.

Titelverteidiger: Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,50 m)
Jahresbester: Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen), Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken); 5,80 m
WM-Norm: 5,71 m

WEITSPRUNG

Angriff auf die acht Meter

Drei Zentimeter fehlen dem bisher besten Weitspringer des Jahres noch bis zur Acht-Meter-Marke. Weitere 17 muss Stephan Hartmann (LG Nord Berlin) für die WM-Norm für Doha draufpacken. Kein leichtes Unterfangen. Aber der Unterstützung des Heimpublikums kann sich der Berliner, dessen Bestleistung bei 8,20 Metern liegt, sicher sein. Dasselbe gilt für Fabian Heinle (VfB Stuttgart): Frisch sind noch die Erinnerungen an seinen letzten Auftritt im Olympiastadion, er blieb im Zentimeter-Krimi des EM-Finales von 2018 cool und holte mit 8,13 Metern die Silbermedaille. Nach einer bisher schwierigen Saison sollte das Selbstvertrauen geben. 7,89 und 7,84 Meter bringen die beiden weiteren deutschen EM-Teilnehmer Julian Howard (LG Region Karlsruhe) und Maximilian Entholzner (1. FC Passau) in diesem Jahr mit nach Berlin, ihnen sind ebenso wie dem talentierten U23-Meister des Vorjahres Gianluca Puglisi (Königsteiner LV) Sprünge in Richtung acht Meter zuzutrauen.

Titelverteidiger: Fabian Heinle (VfB Stuttgart; 8,04 m)
Jahresbester: Stephan Hartmann (LG Nord Berlin; 7,97 m)
WM-Norm: 8,17 m

DREISPRUNG

Rückkehr von Max Heß

Der letzte Wettkampf-Sprung von Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) liegt fast genau fünf Monate zurück: Mit 17,10 Metern holte er am 3. März Bronze bei der Hallen-EM. Seitdem musste sich der 23-Jährige in Geduld üben, denn ein Bandscheibenvorfall verdammte ihn zum Pausieren. Am Sonntag um 15:00 Uhr steht im Dreisprung-Finale der DM sein Comeback bevor. "Max hat was drauf", erklärt sein Trainer Harry Marusch und betont, dass er ihn nicht an den Start schicken würde, wenn er nicht beschwerdefrei und in Form wäre.

Erwischt Max Heß einen Sprung richtig, dann bleibt der Konkurrenz nur die Aussicht auf Silber und Bronze – und auch die WM-Norm von 16,95 Metern rückt in Reichweite, wenngleich diese nicht das erklärte Ziel ist. Anwärter Nummer eins auf die weiteren Podiumsplätze ist Felix Wenzel (SC Potsdam), der im Vorjahr die Abwesenheit von Max Heß zum Griff nach DM-Gold genutzt hatte. Er hat bisher den einzigen deutschen 16-Meter-Satz des Jahres gezeigt. Über dem Start des Deutschen U23-Meisters Paul Walschburger (LG Stadtwerke München) steht nach einer Fußverletzung (wir berichteten) ein großes Fragezeichen. So ist für den Vizemeister des Vorjahres Felix Mairhofer (TSG 1862 Weinheim) die nächste Medaille in Reichweite.

Titelverteidiger: Felix Wenzel (SC Potsdam; 16,08 m)
Jahresbester: Felix Wenzel (16,10 m)
WM-Norm: 16,95 m

KUGELSTOßEN

Wo steht David Storl?

Der zweimalige Weltmeister David Storl (SC DHfK Leipzig) hat bereits sage und schreibe acht deutsche Meistertitel in Folge auf seinem Konto. In Topform ist der 29-Jährige national konkurrenzlos. Aber David Storl ist noch nicht in Topform: Aufgrund von Rückenbeschwerden ist er verspätet in die Saison eingestiegen und hat erst in zwei Wettkämpfen die Kugeln fliegen lassen – keine landete jenseits der 20-Meter-Marke. Im Training hat er zuletzt noch mal eine Schippe draufgepackt. Die entscheidende Frage lautet: Wo steht er jetzt? Wenn er wackelt, dürfte besonders einer zur Stelle sein: Simon Bayer (VfL Sindelfingen) hat am 13. Juli in Walldorf den ersten 20-Meter-Stoß seiner Karriere gezeigt und ist heiß darauf, dieses Niveau auch in Berlin zu bestätigen. Mit Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) und Jan Josef Jeuschede (TSV Bayer 04 Leverkusen) lauern dahinter zwei weitere Stoßer mit Bestleistungen nahe der 20-Meter-Marke auf ihre Chance. Und auch der routinierte Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) hofft auf eine Leistungssteigerung zum richtigen Zeitpunkt. Es wird spannend!

Titelverteidiger: David Storl (SC DHfK Leipzig; 21,26 m)
Jahresbester: Simon Bayer (VfL Sindelfingen; 20,25 m)
WM-Norm: 20,70 m

DISKUSWURF

Die Zeit ist reif für Martin Wierig

Was auf internationaler Bühne der Pole Piotr Malachowski, ist auf nationalem Parkett der Magdeburger Martin Wierig. Sowohl bei den WMs 2009 und 2013 als auch bei den Olympischen Spielen 2016 musste sich Malachowski knapp einem Harting geschlagen geben, zuerst Robert, dann Christoph. Bei Deutschen Meisterschaften ging der nationale Titel sogar seit 2007 ununterbrochen an einen Harting, zehnmal an Robert, zweimal an Christoph. Insgesamt sechs Mal auf Rang zwei landete dahinter Martin Wierig.

In diesem Jahr sortiert sich die Rangordnung neu. Denn Robert Harting hat seine Karriere beendet, und Christoph Harting (SCC Berlin; 66,01 m) hat zwar die WM-Norm überboten, sucht aber noch nach dem Flow des Olympia-Jahres 2016, in dem er sich auf 68,37 Meter gesteigert hatte. Jetzt gilt es für Martin Wierig zuzuschlagen! Er führt mit 66,04 Metern die Jahresbestenliste an und hat auch darüber hinaus gute Würfe gezeigt. Starke Konkurrenz kommt ausgerechnet aus der eigenen Trainingsgruppe. David Wrobel (65,68 m) könnte vor der ersten internationalen Meisterschaft stehen. Eine Überraschung ist einem weiteren Brüder-Paar zuzutrauen: Henning und Clemens Prüfer (SC Potsdam).

Titelverteidiger: Christoph Harting (SCC Berlin; 66,98 m)
Jahresbester: Martin Wierig (SC Magdeburg; 66,04 m)
WM-Norm: 65,00 m

HAMMERWURF

Neue Rolle für Tristan Schwandke

Bereits dreimal und um insgesamt mehr als drei Meter hat Tristan Schwandke (TV Hindelang) in diesem Jahr seine Bestmarke gesteigert. Diese Tatsache bringt ihm erstmals bei Deutschen Meisterschaften die Rolle des Favoriten ein. Denn mit seinen 74,03 Metern führt er nicht nur die Jahresbestenliste an, er hat damit nun auch insgesamt die stärkste Bestleistung auf seinem Konto. Im Kampf um den Titel heißt es cool zu bleiben und den Fokus zu bewahren. Denn in der Ferne lockt noch ein weiteres Ziel: die WM in Doha, für die sich der Allgäuer allerdings noch einmal um weitere zwei Meter steigern müsste. Seine stärksten Kontrahenten sind Titelverteidiger Johannes Bichler (LG Stadtwerke München) und Alexej Mikhailov (Hannover 96), der zwar noch Deutschlands Nummer zwei des Jahres ist, jedoch nach seinen 72,44 Metern vom Winterwurf-Europacup im März nur noch einen Wettkampf bestritten hat.

Titelverteidiger: Johannes Bichler (LG Stadtwerke München; 71,67 m)
Jahresbester: Tristan Schwandke (TV Hindelang; 74,03 m)
WM-Norm: 76,00 m

SPEERWURF

Kampf der Gladiatoren

Das Beste kommt zum Schluss. Zumindest in unserer großen DM-Vorschau. Wohl kaum ein Finale der Deutschen Meisterschaften 2019 wird mit so viel Spannung erwartet wie das im Speerwurf der Männer. Kein Wunder, denn hier treten keine Geringeren an als Olympiasieger und Europameister Thomas Röhler (LC Jena), Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg), Vize-Europameister und Titelverteidiger Andreas Hofmann (MTG Mannheim) sowie die 89- und 88-Meter-Werfer Bernhard Seifert (SC Potsdam) und Julian Weber (USC Mainz).

Wer von ihnen erwischt dieses Mal den besten Wurf? Ist es wieder Thomas Röhler, wie zuletzt an selber Stelle bei der EM 2018? Oder Andreas Hofmann, der in dieser Saison am stabilsten auf hohem Niveau geworfen hat? Hat Johannes Vetter seine Wettkampf-Pause aufgrund von Adduktoren-Beschwerden dazu genutzt, sich still und heimlich auf den Goldwurf vorzubereiten? Oder kann Bernhard Seifert bei seinem Fast-Heimspiel die Favoriten ärgern? Das größte Fragezeichen steht wohl über dem aktuellen Leistungsvermögen von Julian Weber. Er hat zuletzt aufgrund von Beschwerden ähnlich wie Vetter keine Wettkämpfe mehr bestritten, doch wer ihn kennt, der weiß: Er ist immer für eine faustdicke Überraschung gut. Lehnen wir uns einfach zurück und genießen wir den Kampf der Gladiatoren!

Titelverteidiger: Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 89,55 m)
Jahresbester: Andreas Hofmann (88,09 m)
WM-Norm: 83,00 m


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