| Berlin 2018

DLV-Männer in den Vorrunden – EM-Tag 1

Bevor es um Gold, Silber und Bronze geht, gilt es bei den Europameisterschaften in Berlin (6. bis 12. August) Vorläufe und Qualifikationen zu überstehen. Welche DLV-Athleten haben es in die Finals oder die nächste Runde geschafft?
Harald Koken / Pamela Ruprecht
100 Meter Halbfinale

Jimmy Vicaut dreht auf, Reus und Jacubczyk verpassen Finale

Dass die Bahn schnell und die Bedingungen gut sind, zeigte im ersten von drei Halbfinals der Europarekordhalter Jimmy Vicaut. Der Franzose trommelte 9,97 Sekunden auf die Bahn und bot die schnellste Zeit an. Im zweiten Halbfinale versuchte Lucas Jakubczyk vor heimischer Kulisse alles zu geben, um das Finale zu erreichen. Doch beim Sieg des Briten Zharnel Hughes (10,01 sec) fehlte mit Platz sechs in 10,32 Sekunden doch ein gutes Zehntel, um es als Achter noch über die Zeit zu schaffen.

Das letzte Final-Ticket buchte der Türke Emre Zafer Barnes als Vierter des ersten Laufs mit 10,21 Sekunden. Eine Zeit, die eigentlich auch der Deutsche Rekordhalter Julian Reus schon oft gesprintet ist. Aber nach einer guten ersten Renn-Hälfte im letzten Halbfinale ging dem Erfurter ein wenig die Kraft aus und er kam nach 10,37 Sekunden auf Rang fünf ins Ziel. Seine Vorbereitung im EM-Jahr lief nach Verletzungspausen womöglich nicht reibungslos. Vorne machte der aufgehende Sprint-Stern Italiens Filippo Tortu Tempo und setzte sich in 10,12 Sekunden knapp vor Chijindu Ujah (Großbritannien; 10,14 sec) durch.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Lucas Jakubczyk (SCC Berlin):
Es war auf den ersten Metern wesentlich besser als im Vorlauf. Im zweiten Teil, wo ich mich sonst immer ganz wohl fühle, wollte der Knoten heute nicht platzen. Da sind ein paar Hundertstel liegen geblieben. Ich wollte mich auf jeden Fall mit einer Saisonbestzeit präsentieren, das ist mir nicht gelungen. Ich bin nicht zufrieden mit meiner Leistung. Die Atmosphäre ist etwas Besonderes, es ist schön, dass sich so viele Leute für die Leichtathletik interessieren. Wir haben mit der Staffel noch Großes vor und freuen uns auf Sonntag. Für nächstes Jahr gibt es neue Ziele.

Julian Reus (LAC Erfurt Top Team):
Ich bin grundsätzlich nicht zufrieden, es war keine gute Saison von mir, von April bis jetzt und dann kann man keine Wunder erwarten. Ich wäre gerne schneller gelaufen, aber ich brauche dafür mehr Training und Wettkämpfe. Das hat beides dieses Jahr gefehlt. Ich habe mein Bestes gegeben und es hat leider nicht fürs Finale gereicht. Für dieses Jahr werde ich die Saison beenden, aber nächstes Jahr geht es weiter.

400 Meter Vorlauf

Patrick Schneider stürmt couragiert ins Semi-Finale

Mit einem couragierten Auftritt hat Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth) das Semi-Finale am Mittwochabend erreicht. Taktisch clever agierend, musste er in 46,15 Sekunden in seinem Vorlauf nur zwei Mitbewerbern Vortritt gewähren. Der Deutsche Meister Johannes Trefz (LG Stadtwerke München) kämpfte wacker, musste aber 50 Meter vor Schluss locker lassen und belegte im von Dylan Borlee (Belgien; 45,84 sec) gewonnenen Lauf in 46,53 Sekunden Rang sechs.

Mit Saisonrekorden sorgten dessen Brüder Jonathan (45,19 sec) und Kevin Borlee (45,29 sec) für die schnellsten Vorlaufzeiten. Fabian Dammermann (LG Osnabrück) hat in Absprache mit Heim- und Bundestrainer auf den Einzelstart zugunsten eines Einsatzes in der 4x400-Meter-Staffel verzichtet. Die Favoriten, darunter Europas Jahresschnellster Matthew Hudson-Smith (Großbritannien) und Norwegens Hürden-Weltmeister Karsten Warholm, waren für das Halbfinale gesetzt worden und daher in den Vorläufen nicht am Start.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth):
Es waren zwei Leute im Rennen, die von der Saisonbestzeit schneller waren. Daran habe ich mich orientiert. Ich bin super froh, dass es mir so gut gelungen ist und werde morgen mal schauen, ob da noch mehr drin ist. Eine Bestzeit, die würde meine Saison krönen. Die Unterstützung durchs Publikum ist großartig, die Atmosphäre, die blaue Bahn pusht ungemein. Das frühe Aufstehen hat mir keine Probleme bereitet. Als ich in Vollzeit gearbeitet habe, bin ich um 5:30 Uhr aufgestanden, damit ich um 6:30 Uhr trainieren konnte.

Johannes Trefz (LG Stadtwerke München):
Ich habe gut ins Rennen rein gefunden, aber es wurde schon früh richtig schwer. Ich habe alles gegeben, kann aber schlecht sagen, warum ich heute nicht die Form hatte, die ich eigentlich haben müsste. Ich habe in der zweiten Kurve versucht, Druck zu machen und an die anderen heranzukommen. Aber genau da ging es nicht. Da war ich schon platt und konnte das Rennen nicht so machen, wie ich es vor hatte. Ich werde jetzt versuchen, es so schnell wie möglich abzuhaken und meine Sache am Samstag in der Staffel besser zu machen.

400 Meter Hürden Halbfinale

Luke Campbell schrammt hauchdünn am Endlauf vorbei

Die Vorstellung von Luke Campbell (LG Eintracht Frankfurt) hätte eigentlich mit dem Final-Einzug belohnt werden müssen. Im ersten Halbfinale erwischte der 23-Jährige ein rundes Rennen, nahm alle Hürden in einem guten Rhythmus und lag eingangs der Zielgeraden sogar auf Position zwei, die ihm das große "Q" beschert hätte. Aber auf den letzten Metern ging ihm die Power aus und der Pole Patryk Dobek (48,75 sec) schob sich noch vorbei.

So blieb dem DLV-Athleten der dritte Platz und am Ende stand fest, dass er mit seinen 49,20 Sekunden nur um eine Hundertstel das Finale über die Zeit verpasste. Von seiner Bestzeit (49,14 sec) war das Mitglied der Frankfurter Trainingsgruppe von Volker Beck ebenfalls nur minimal entfernt geblieben. Sechs der acht qualifizierten Finalisten blieben unter 49 Sekunden. Als Favorit erreichte der norwegische Weltmeister Karsten Warholm mit 48,67 Sekunden das Finale, der im ersten Halbfinale vor Luke Campbell Tempo vorne machte.

STIMME ZUM WETTKAMPF

Luke Campbell (LG Eintracht Frankfurt):
Es war schon ein geiles Gefühl in so einem riesigen Stadion zum ersten Mal im Nationaltrikot zu starten. Es war ein tolles Gefühl. Das Publikum hat mich gepusht, da kann man härter arbeiten. Ich bin nur knapp an meiner Bestleistung und dem Finale vorbeigelaufen. Darüber bin ich schon enttäuscht, aber so ist das.

3.000 Meter Hindernis Vorlauf

Sturz: Martin Grau verpasst das Finale knapp

Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) lief ein mutiges Rennen und setzte sich drei Runden vor Schluss mit an die Spitze. Eingangs der letzten Runde schwanden aber Konzentration und Kräfte. Der Deutsche Meister fiel auf Rang sieben zurück, blieb am letzten Wassergraben hängen und stürzte sogar über das letzte Hindernis. In 8:33,81 Minuten lief er um gut drei Sekunden am Finale vorbei.

Johannes Motschmann (LG Nord Berlin) übernahm im zweiten Vorlauf nach dem Start die Spitze, musste aber nach 1.000 Metern locker lassen. Während Yohanes Chiappianelli (Italien) an der Spitze sein eigenes Rennen lief und mit 8:28,41 Minuten die schnellste Vorlaufzeit erzielte, fiel der Berliner mehr und mehr zurück. 8:51,65 Minuten brachten unterm Strich Platz 26.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch):
Bis zur letzten Runde kann ich mir nichts vorwerfen. Aber hintenheraus konnte ich nicht mehr rennen, nicht mehr treten, der Rücken war zu. Dann kamen sie von allen Seiten und es wurde schwierig. Es ist sehr ärgerlich. Ich bin hierher gekommen, um den Fans etwas Besonderes zu zeigen. Das tut jetzt nicht nur in den Beinen weh, sondern auch im Herzen. Ich habe voll mitbekommen, dass das Publikum sofort reagiert hat, als ich an die Spitze gegangen bin. Aber es hat einfach nicht gereicht.

Johannes Motschmann (LG Nord Berlin):
Ich hatte mir das Finale erhofft. Ich war als 17. gemeldet, da hatte ich mir schon etwas ausgerechnet. Ich habe sehr gut trainiert und die Form war auch da. Ich weiß nicht, was heute los war. Ich habe mich ein bisschen krank gefühlt, im Halsbereich, aber ich sage nicht, dass das ausschlaggebend war. Ich bin natürlich sehr froh, hier dabei zu sein, aber natürlich auch enttäuscht. Ich schau jetzt nach vorne und bin zufrieden, dass ich einen Leistungssprung gemacht habe in diesem Jahr. Ich glaube auch nicht, dass es an der Hitze gelegen hat. Damit hat jeder zu kämpfen. Ich lebe ja zeitweise in New York, wo ich studiere. Da ist es normalerweise sehr heiß im Sommer, auch schwül. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht erfahren genug bin.

VIDEO

<link https: www.leichtathletik.de tv video-detail detail>Martin Grau: "Ich habe einen dummen Schritt gemacht"

Diskuswurf Qualifikation

Nur Robert Harting im Finale

Der Finaleinzug von Robert Harting (SCC Berlin) wurde zur Zitterpartie, denn leider gelangen ihm die für die direkte Qualifikation geforderten 64,00 Meter nicht. Gut aufgelegt schleuderte er die Scheibe gleich zu Beginn auf 62,69 Meter, um in Runde zwei auf 63,29 Meter zu erhöhen. Beim dritten Versuch landete der Diskus im Netz. „Der Wurf war super. Der hätte es sein können“, kommentierte Ehefrau Julia Harting auf der Tribüne. In seiner Gruppe belegte Robert Harting Platz vier.

Erst nach Abschluss der zweiten Qualifikationsgruppe stand seine Teilnahme am Finale fest. Wenig zusammen lief bei den anderen beiden DLV-Werfern. Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) kam schwer in den Wettkampf. Der erste Wurf ging zu weit nach rechts und landete knapp außerhalb des Sektors. Besser lief es im zweiten Versuch: 60,10 Meter. Nach 59,15 Metern in Runde drei stand das Aus fest.

Olympiasieger Christoph Harting (SCC Berlin) gelang kein gültiger Wurf. „Irgendwo hat sich ein Fehler eingeschlichen. Er hat zu früh abgeworfen. Es ist vollkommen ungewöhnlich, dass er das nicht korrigieren konnte. Die geforderten 64 Meter sind vom Leistungsvermögen her nicht das Problem“, sagte sein Trainer Torsten Lönnfors. Auch Ex-Weltmeister Piotr Małachowski (Polen) leistete sich drei Ungültige. Vize-Weltmeister Daniel Ståhl (Schweden) sorgte im ersten Durchgang mit 67,07 Metern für klare Verhältnisse. 

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Robert Harting (SCC Berlin):
Ich muss das jetzt ein bisschen selbstkritisch angehen. Ich habe versucht, das heute locker zu gestalten, vielleicht war es zu locker. Der Ring ist frisch gewässert worden, er ist sehr stumpf. Deswegen hatten so viele Athleten Probleme. Für jemanden, der Schwierigkeiten mit den unteren Extremitäten hat wie mich, ist es schwierig zu drehen. Ich hoffe, das kriege ich hin bis zum Finale. Ein bisschen mehr Druck muss ich schon machen. Beim dritten Wurf hat man es ja gesehen. Der Druck ist eigentlich da. Ich kann eigentlich locker über 65 Meter werfen, aber der Unterkörper stimmt halt nicht so richtig.

Christoph Harting (SCC Berlin):
Ich kann es mir selber nicht erklären. Ich hatte ein gutes Körpergefühl und stand da mit einer Riesenwaffe, aber ohne Munition. Die Würfe haben, warum auch immer, zu früh aufgehört, die Bewegungen waren nicht zu Ende geführt. Die Qualifikation sehen wir generell als eine Art schärferes Training, ein Auftakttraining für den eigentlichen Wettkampf, wird also gar nicht vorbereitet, weder vom Warm up her noch vom Werfen. Es war dementsprechend alles auf morgen ausgerichtet. Vielleicht war das das Problem. Die Enttäuschung ist emotional schon groß.

Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01):
Ich kann auch noch nicht sagen, woran es lag. Es lief einfach nicht, schon im ersten Versuch, der ungültig war. Das ist eigentlich untypisch für mich. Die Beine haben nicht mitgespielt, da fehlen die nötigen Prozent dann für den Wurf. Die Beine waren zu langsam, der Oberkörper zu schnell. Irgendwie konnte ich die Technik heute nicht so umsetzen wie normal. Das Training ist eigentlich normal gelaufen.

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<link https: www.leichtathletik.de tv video-detail detail>Christoph Harting: "Ich habe die Bewegung nicht zu Ende getanzt"

 

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