Olympiasieger Thomas Röhler hat am Donnerstagabend bei der EM in Berlin souverän Speerwurf-Gold geholt. Andreas Hofmann machte mit Platz zwei den deutschen Doppelsieg perfekt. Weltmeister Johannes Vetter wurde Fünfter.
Die Stimmung im Olympiastadion kochte hoch. Hoch war auch der Erwartungsdruck. Doch die drei deutschen Werfer machten nicht den Eindruck, als würden sie darunter leiden. Am besten klar kam Thomas Röhler (LC Jena), der es in der Qualifikation spannend gemacht hatte und drei Anläufe brauchte, um die Zulassung für den Hauptwettkampf einzutüten.
Im Finale wiederum tat er frühzeitig seine Goldambitionen kund. Im dritten Durchgang ließ er den Speer auf starke 89,47 Meter segeln – eine Weite, an die kein Mitbewerber mehr heran kam. Einmal mehr wurde deutlich, wie sehr der Olympiasieger von seiner Beinarbeit profitiert und seine Dynamik, seine Explosivität aus dem Anlauf zieht. Wieder einmal kompensierte er mit seiner Schnelligkeit, dass er im Vergleich zu manchem Mitbewerber nicht der Kräftigste ist.
Andreas Hofmann mit starken Nerven
Nervenstärke demonstrierte Andreas Hofmann (MTG Mannheim). Er ließ gleich im ersten Versuch einen guten Wurf los und jagte sein Arbeitsgerät auf 85,61 Meter. Eine Runde später haute er richtig einen raus. Bei 87,60 Metern schlug die Speerspitze im Rasen auf – das saß. Die Weite brachte am Ende EM-Silber. Der Deutsche Meister, 2015 in Peking WM-Sechster und 2017 bei der WM in London Achter, aber immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen, holte seinen ersten internationalen Podestplatz.
Bronze ging an den Esten Magnus Kirt (85,96 m). Johannes Vetter (LG Offenburg) schlug nach dem sechsten Versuch enttäuscht die Hände vor dem Gesicht zusammen. Im fünften Durchgang erzielte 83,27 Meter war an diesem Abend sein bestes Ergebnis. Damit wurde der Weltmeister Fünfter.
Das letzte EM-Gold für einen deutschen Speerwerfer hatte es 1986 in Stuttgart durch den Leverkusener Klaus Tafelmeier gegeben, die letzte Medaille bei Europameisterschaften hatte Matthias de Zordo 2010 in Barcelona mit Silber geholt.
STIMMEN ZUM WETTKAMPF
Thomas Röhler (LC Jena):
Das Aufwärmen war gut und meine Würfe waren auch gut. Die Atmosphäre war fantastisch, das Publikum hat jeden Wurf unterstützt. Speerwurf ist hier in Deutschland populär. Wir haben so viele starke Werfer, weil all dies aufgebaut wurde. Es ist ein langer Prozess, ein Speer-Team aufzubauen. Wir teilen Wissen, wir stecken unsere Köpfe zusammen, das Geheimnis ist kein Geheimnis. Ich bin super glücklich. Das ist Speer-Deutschland! Im Speerwurf braucht man viel Präzision und diese Präzision kann schnell verschwinden. Andreas Hofmann und ich haben alles gemacht, was heute möglich war. Ein europäischer Titel im Speerwerfen bedeutet mir viel. Andreas und ich, wir beide haben den Abend genossen.
Andreas Hofmann (MTG Mannheim):
Beeindruckend! Das ist fett: Vize-Europameister! Wenn der Speer die Hand verlässt, spürst du es. Du fühlst, ob es gut ist oder nicht. Bei einigen meiner Versuche heute Abend war etwas in der Luft falsch, der Speer ging zu früh runter. Während des Wettkampfes dachte ich: "Wirf weiter! Tu dein Bestes! Schlag die anderen Jungs! Ich will eine Medaille!" Thomas und ich, wir sind gute Freunde außerhalb außerhalb des Wettkampfes. Er gibt mir sehr gute Ratschläge, weil er in der Speertechnik sehr kenntnisreich ist. Er ist ein sehr guter Typ.
Johannes Vetter (LG Offenburg):
Es war für mich ein schwerer Abend. Nach der Quali dachte ich, das läuft hier wesentlich leichter. Beim Einwerfen sah es gut aus, auch schon draußen auf dem Aufwärmplatz. Aber das ist halt so, wenn man das ganze Jahr so ein bisschen mit angezogener Handbremse werfen muss. Wenn man hundert Prozent abrufen will, gerät das System aus dem Fokus. Es lag daran, dass mir zu viele Wochen an Training und Wettkämpfen fehlen.
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