Gleich in seinem ersten Männer-Mehrkampf hat sich Amadeus Gräber am Wochenende den deutschen Meistertitel im Hallen-Siebenkampf geschnappt. Im Interview bilanziert er die sieben Disziplinen, erzählt von Veränderungen im Trainingsumfeld und verrät, welche Punktzahl er sich im Sommer zutraut.
Amadeus Gräber, herzlichen Glückwunsch: Gleich in Ihrem ersten Männer-Mehrkampf sind Sie Deutscher Meister im Hallen-Siebenkampf geworden. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Amadeus Gräber:
Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden. Den ersten Männer-Mehrkampf gleich zu gewinnen – besser hätte es unter dem Strich nicht laufen können, zumal noch nicht jede Disziplin einwandfrei funktioniert hat. Da kann ich doch optimistisch Richtung Freiluftsaison und meinen nächsten Zehnkampf blicken.
Ihre Punktzahl zum Start in die Männerklasse: 5.843 Punkte, fast exakt gleich viele wie im Vorjahr beim U20-Titel (5.878 pt)…
Amadeus Gräber:
Letztes Jahr ist alles für mich noch ein bisschen glatter gelaufen. Diesmal hat vieles noch nicht gestimmt, andere Dinge dafür sehr gut. Ich hatte die letzten drei Wochen Probleme mit der Knochenhaut an beiden Schienbeinen, weshalb ich auch den Mehrkampf in Frankreich [beim Meeting X-Athletics in Aubière; Anm. d. Red.] abgesagt hatte. Daher muss ich jetzt zufrieden sein, wie es geklappt hat.
Was hat denn schon gut geklappt und woran müssen Sie noch feilen?
Amadeus Gräber:
Ganz zufrieden bin ich mit dem Sprint und 6,90 Sekunden über 60 Meter. Das Kugelstoßen war für die Männerkugel auch super [13,27 m]. Auch die 1.000 Meter zum Abschluss waren sehr gut. Noch nicht so zufrieden bin ich mit dem Weitsprung [7,07 m]. Es kann nicht sein, dass ich so gut sprinte und dann so schlecht weitspringe. Auch am Hochsprung kann ich noch arbeiten, da geht noch viel mehr. Hürde war heute gar nichts: Ich hatte einen super Start, den ich hintenraus nicht nutzen konnte. Ich bin in die dritte Hürde reingetreten und auf der zweiten, vierten und fünften voll eingebrochen.
Die Männerhürde mit einer Höhe von 1,067 Metern ist für Sie im ersten U23-Jahr ja auch noch Neuland – genau wie die 7,26-Kilo-Kugel und im Freien der 2,0-Kilo-Diskus. Wie kommen Sie bislang mit der Umstellung zurecht?
Amadeus Gräber:
Bislang läuft alles ziemlich gut, bis auf die Probleme mit den Schienbeinen in den letzten Wochen. Die habe ich jetzt aber mit Einlagen in den Schuhen im Griff. Mit der neuen Hürdenhöhe komme ich gut zurecht, das hat auch im ersten Wettkampf schon deutlich besser funktioniert als jetzt. Kugelstoßen habe ich im Training schon ausreichend ausprobiert und bin ja jetzt schon bei der Weite, die ich letztes Jahr mit der leichteren Kugel erzielt habe.
Es ist noch etwas neu bei Ihnen: Seit diesem Jahr starten Sie nicht mehr für den SV Leonardo-da-Vinci in Brandenburg, sondern für Eintracht Frankfurt, somit hatten Sie bei dieser Hallen-Mehrkampf-DM quasi ein Heimspiel …
Amadeus Gräber:
Richtig, allerdings wohne ich noch nicht in Frankfurt – als Einziger aus meiner Trainingsgruppe. Momentan bin ich noch mit Einzel-Disziplintrainern aus meiner Umgebung gut versorgt und wollte mir den Umzugsstress vor und während der Saison nicht zumuten. Geplant ist, dass ich nach der Freiluftsaison Richtung Frankfurt ziehe. Bis dahin bekomme ich Trainingspläne von Manfred [Trainer Manfred Hofmann; Anm. d. Red.] und die setze ich zuhause mit den weiteren Trainern um, und mit meinem Papa, der auch immer dabei ist und viel mit mir macht. Wenn ich hier in Frankfurt bin, kann ich bei meiner Freundin [Läuferin Vanessa Mikitenko] wohnen.
Wie ist es zu dem Vereinswechsel gekommen?
Amadeus Gräber:
Ich hatte mal angesprochen, dass ich mich langfristig gern in Richtung Frankfurt orientieren will – auch wegen Vanessa. Manfred hat dann die Verhandlungen aufgenommen – früher, als ich es eigentlich geplant hätte. Das ist etwas blöd gelaufen. Somit musste ich mich entscheiden, ob ich mit meinem Trainer nach Frankfurt komme. Mit dem Verein und der Unterstützung hier bin ich jetzt auch sehr zufrieden.
Eine weitere Veränderung in Ihrem Leben: Statt Medizin in Potsdam studieren Sie nun an einer Fernhochschule. Warum?
Amadeus Gräber:
Ich studiere jetzt Sportwissenschaften an einer Fernuni, der IST-Hochschule, die ihren Hauptsitz in Düsseldorf hat. Es gibt Präsenztage, aber das meiste kann ich online erledigen. Dafür habe ich mich entschieden, weil ich etwas brauchte, das zu dem passt, was ich gerne mache, und das sich mit dem Sport gut vereinbaren lässt. Das hat mit dem Medizinstudium leider nicht so gut geklappt, wegen der Präsenz. Daher habe ich mich jetzt für ein Fernstudium entschieden, weil ich da die Flexibilität habe, die ich brauche.
Wie sieht Ihr Fahrplan für die kommenden Wochen aus – auch im Hinblick auf den Sommer, wenn wieder zehn statt sieben Disziplinen auf dem Plan stehen?
Amadeus Gräber:
Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund laufe ich auf jeden Fall in der Staffel von Eintracht Frankfurt mit. Wenn ich über die B-Norm reinkomme, laufe ich auch 60 Meter Hürden. Danach geht’s ins Trainingslager in Südafrika und danach ist mein nächstes großes Ziel das Mehrkampf-Meeting in Götzis, wo ich mich für die U23-EM in Bergen [Norwegen; 17. bis 20. Juli] qualifizieren will.
Wer Sie kennt, weiß: Sie rechnen gern, welche Punktzahlen für Sie möglich sein könnten. Was trauen Sie sich im Sommer im Zehnkampf zu?
Amadeus Gräber:
Wenn ich im Sommer ungefähr so drauf bin wie jetzt, schätze ich, dass es im besten Fall Richtung 8.300 bis 8.400 Punkte gehen könnte.
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