Zum Start in ihre Hallensaison begeisterte Majtie Kolberg am Freitagabend beim 12. Erfurt-Leichtathletik-Meeting „Sparkassen Indoor“ mit einer Topzeit über 800 Meter. Nur knapp blieb sie mit ihrer neuen Hallenbestzeit über der Zwei-Minuten-Marke. So flott war seit 1998 keine deutsche Läuferin mehr unterwegs. Wir haben nach ihrem Halleneinstieg mit ihr über das Rennen, die neue Trainingsgruppe und ihrem weiteren Saisonverlauf gesprochen.
Majtie Kolberg, herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Zeit. Wie beurteilen Sie diese Leistung zum Jahresbeginn?
Majtie Kolberg:
Persönliche Bestzeit ist erstmal gut, und dass man in der Halle in Richtung zwei Minuten laufen kann. Darüber habe ich mich echt gefreut. Ich wusste, dass es schon irgendwo in mir steckt, aber mit einem neuen Trainingssystem weiß man nie genau, was passiert. Wir sind erst vor zwei Tagen aus dem Trainingslager in Südafrika gekommen, dementsprechend haben wir zuvor noch hart trainiert. Heute ist alles aufgegangen und ich bin superglücklich über diesen Einstieg. Außerdem war es auch mein erstes Rennen nach den Olympischen Spielen, umso cooler, dass alles geklappt hat.
Sie sprechen ein neues Trainingssystem an. Was haben Sie genau verändert?
Majtie Kolberg:
Ich bin bei einem neuen Coach, trainiere in einer starken Mädelsgruppe und habe tatsächlich gefühlt härter trainiert als die Jahre davor. Weiterhin viel im Ausdauerbereich gefeilt und ganz neue Trainingseinheiten gemacht, wo ich noch nicht genau weiß, wie ich diese einschätzen kann. Dementsprechend ist es schön zu sehen, dass alles richtig so war – und ich es heute Abend zeigen konnte.
Wer ist Ihr Trainer?
Majtie Kolberg:
Mein Trainer heißt Jan Petrak, ein Slowene, der in Helsinki seine Base hat. Ich begleite mein Team alle zwei Monate ins Trainingslager – lebe aber weiterhin in Deutschland.
Wer gehört alles zur Trainingsgruppe?
Majtie Kolberg:
Das waren vier Mädels, die mit mir in Erfurt gestartet sind. Die finnische Tempomacherin Veera Peräla, die Zweitplatzierte Eveliina Määttänen, Alica Schmidt und ich.
Wie lange waren Sie zusammen im Trainingslager?
Majtie Kolberg:
Wir waren dreieinhalb Wochen in Südafrika. Man muss sich schon gut verstehen – die Dynamik in der Trainingsgruppe ist schon super cool. Ich habe sehr, sehr viel Spaß. Ich glaube, ohne den Spaß würde es lange nicht so gut klappen.
Was gab letztlich den Ausschlag für den neuen Weg, den sie eingeschlagen haben?
Majtie Kolberg:
Mein Coach [Anm. d. Red: Leon Monz-Dietz] ist in Rente gegangen. Dementsprechend war es eine relativ einfache Entscheidung. Ich wollte mich unbedingt international orientieren. Aber ich wollte auch unbedingt in Dortmund wohnen bleiben, demzufolge hat es mich nach Finnland gezogen.
Wie bewerten Sie generell Ihre schnelle Auftaktzeit: Was ist da in der Hallensaison noch möglich?
Majtie Kolberg:
Das war heute schon ein sehr, sehr gemachtes Rennen, es stand mir keiner im Weg und man wusste genau, welche Platzierung man nach dem Reinlaufen einnehmen kann. Es war alles abgesprochen. Deswegen war das Rennen schon relativ einfach zu gestalten. Man weiß natürlich dann nie, wie es in einem Rennen ist, in dem man nicht alles herausplanen kann. Natürlich, jetzt bin ich gar nicht so weit weg von der Zwei-Minuten-Marke. Wenn man da jetzt schon in die Nähe kommt, dann wäre das richtig cool.
Im Sommer – zuletzt bei den Olympischen Spielen – haben Sie diese Marke bereits unterboten, und das mit Bestzeit von 1:58,52 Minuten im Halbfinale sogar deutlich. Was fehlt nach diesem Auftakt in Erfurt noch, um auch in der Halle darunter zu bleiben?
Majtie Kolberg:
Eine halbe Sekunde hat jetzt gefehlt. Ich glaube, im Training ist die harte Arbeit geschafft – und jetzt muss man einfach jedes Rennen genießen. Nächste Woche geht es in Karlsruhe weiter. Da ist die Konkurrenz nochmal ein bisschen anders. Je nach Rennverlauf ist alles möglich.
Karlsruhe ist Ihre zweite Wettkampfstation, wo starten Sie darüber hinaus?
Majtie Kolberg:
Nach Karlsruhe werde ich in Liévin (Frankreich, 13. Februar) laufen. Dann stehen schon die Deutschen Hallenmeisterschaften an. Ich wohne in Dortmund, und dementsprechend freue ich mich sehr auf das Heimpublikum. Wahrscheinlich werde ich nicht über die 800 Meter starten, sondern vielleicht eher die 1.500 Meter in Angriff nehmen, da ich eine optimale Vorbereitung auf die Hallen-EM in Apeldoorn haben und nicht fünf Wochen hintereinander 800 Meter laufen will, sondern auch mal einen kleinen Disziplinwechsel wagen möchte. Das ist der Plan, um dann hoffentlich in Apeldoorn performen zu können.
Der Sommer war einer Ihrer besten unter anderem als EM-Fünfte und Olympia-Halbfinalistin. Wie viel Selbstvertrauen gibt solch ein fantastischer Sommer für das neue Jahr?
Majtie Kolberg:
Den Schwung konnte ich auf jeden Fall mitnehmen, aber ein bisschen Nervosität war auf jeden Fall da, weil ich nicht genau weiß, wie das Trainingssystem anschlägt und ob alles so richtig ist. Natürlich hatte ich ein gutes Gefühl. Es dann auf die Bahn zu bringen, hat mich trotzdem ein bisschen Mut gekostet. Aber es ist alles aufgegangen.