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Silvesterläufe international: Bremm peilt Titelverteidigung an, Chebet nächsten Weltrekord

© Theo Kiefner
Nicht nur in Deutschland werden an Silvester die Laufschuhe geschnürt. Auch international geht es am letzten Tag des Jahres traditionell schnell zur Sache. Besonders im Fokus: die Rennen in Peuerbach, Barcelona und Bozen.
jw / mbn

Peuerbach | 6,8 km / 5,1 km


Florian Bremm startet als Titelverteidiger, Reynold Cheruiyot als Favorit

Reynold Cheruiyot ist der Mann, den es an Silvester in Peuerbach (Österreich) zu schlagen gilt. Der junge Kenianer hatte 2022 bei den U20-Weltmeisterschaften den Titel im 1.500-Meter-Finale gewonnen und gehörte in diesem Jahr bei der Cross-WM zum siegreichen kenianischen Staffel-Team. Über 5 Kilometer hat er eine Bestzeit von 13:04 Minuten auf der Habenseite. Ideale Vorraussetzungen also für einen Sieg zum Jahresabschluss.

Im vergangenen Jahr hatte Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch) überraschend das Silvesterrennen über die 6,8-Kilometer-Strecke in Peuerbach gewonnen. Dabei setzte er sich mit einem starken Endspurt durch, was dieses Mal aufgrund des Startes von Reynold Cheruiyot sicherlich wesentlich schwieriger wird. „Ich hatte eine erfolgreiche Saison 2024 und freue mich auf den krönenden Abschluss beim Silvesterlauf in Peuerbach. Ich will die grandiose Stimmung auf der Zielgerade noch einmal erleben und habe deshalb frühzeitig meine Startzusage gegeben“, sagte Florian Bremm, der sich in diesem Jahr über 5.000 Meter auf 13:11,87 Minuten verbessert hatte. Die Österreicher hoffen auf gute Platzierungen von Andreas Vojta und Marathon-Rekordler Peter Herzog (2:10:06 h).

Bei den Frauen kehrt die Titelverteidigerin und Streckenrekordlerin Edinah Jebitok als Favoritin nach Peuerbach zurück. Die Kenianerin erreichte vor einem Jahr eine Zeit von 15:27 Minuten über die 5,1-Kilometer-Strecke. Im ersten Teil dieses Jahres lief die 23-Jährige eine Reihe von guten Rennen. Über 5 Kilometer steigerte sie sich zum Beispiel auf 14:38 Minuten. Doch in den vergangenen Monaten ist Edinah Jebitok international nicht mehr gestartet, sodass ihre Form nicht einzuschätzen ist.

Ähnlich war es auch bei Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die nach dem harten olympischen Marathon im August noch nicht wieder in Topform war. Anfang Dezember belegte sie bei der Cross-EM Platz 32. Ihre Stärken liegen auf den längeren Distanzen. Doch je nach Konkurrenz könnte sie in Peuerbach eine gute Platzierung erreichen und Richtung Podium laufen.


Barcelona | 5 km


Beatrice Chebet peilt zweiten 5-Kilometer-Weltrekord an

Beatrice Chebet geht in Barcelona als Vorjahressiegerin an den Start. Die 24 Jahre alte Olympiasiegerin über 5.000 und 10.000 Meter, die zudem auch die aktuelle Crosslauf-Weltmeisterin ist, lief in der spanischen Küstenstadt bereits vor einem Jahr einen Weltrekord. Damals erreichte sie über die 5 Kilometer 14:13 Minuten. Nach wie vor ist dies der Weltrekord für reine Frauenrennen ohne männliche Tempomacher. Am Dienstag will Beatrice Chebet nun die globale Bestzeit für gemischte Rennen angreifen, wobei sie sicherlich von männlichen „Hasen“ profitieren wird. Auch dieser Rekord, den ihre Landsfrau Agnes Ngetich im vergangenen Januar in Valencia aufstellte, steht bei 14:13 Minuten. Seit einigen Jahren führt der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics bei den Straßenrennen jeweils zwei offizielle Weltrekorde bei den Frauen.

Unter normalen Umständen dürfte Beatrice Chebet in Barcelona kaum zu schlagen sein. Ihre stärksten Konkurrentinnen sind voraussichtlich zwei aufstrebende 19 Jahre alte Äthiopierinnen. Medina Eisa erreichte in diesem Jahr eine 5-Kilometer-Bestzeit von 14:38 Minuten und verbesserte sich über 5.000 Meter im September in Brüssel als Zweite auf starke 14:21,89 Minuten. Beatrice Chebet gewann dieses Rennen und war dabei rund zwölf Sekunden schneller als Medina Eisa. Melknat Wudu (Bestzeit: 14:40 min) ist die zweite junge äthiopische Topläuferin, der in Barcelona eine starke Leistung zuzutrauen ist.

Bei den Männern soll über die 5-Kilometer-Distanz offenbar der Spanier Thierry Ndikumwenayo in den Mittelpunkt rücken. Hier ist ein Angriff auf den Europarekord geplant. Diese Bestzeit von 13:12 Minuten halten zurzeit der Franzose Jimmy Gressier und der Schweizer Dominic Lobalu gemeinsam. Lobalu hatte vor einem Jahr in Barcelona mit der Rekordzeit gewonnen.


Bozen | 10 km / 5 km


Italiens Laufstar Nadia Battocletti soll das Jubiläum krönen

Ein großes Jubiläum feiert am Dienstag der Silvesterlauf in Bozen: Der „BOclassic“ wird in Südtirol zum 50. Mal gestartet. Das Rennen durch die beschauliche Innenstadt soll Europas neuer Laufstar Nadia Battocletti mit einem Heimsieg krönen. Die Italienerin hatte den „BOclassic“ bereits vor einem Jahr gewonnen. Danach begann ihr großer Aufstieg in die Weltelite. Zunächst wurde die 24-Jährige in Rom Doppel-Europameisterin (5.000 und 10.000 m), dann gewann sie bei den Olympischen Spielen in Paris sensationell die Silbermedaille über 10.000 Meter, nachdem sie zuvor bereits Vierte über 5.000 Meter geworden war. Zum Abschluss krönte sie sich Anfang Dezember zur Crosslauf-Europameisterin.

Normalerweise dürfte Nadia Battocletti in Bozen über 5 Kilometer (aufgeteilt in vier Runden) kaum zu schlagen sein. Aber mit der erst 18-jährigen Aleshign Baweke hat sie eine starke Konkurrentin. Die Äthiopierin ist die U20-Weltmeisterin über 3.000 Meter. Eine gute Leistung ist auch der aus Kenia stammenden Türkin Yasemin Can zuzutrauen. Die frühere 5.000- und 10.000-Meter-Europameisterin, die auch mehrmals Cross-Europameisterin war, kam zuletzt allerdings nicht mehr an ihre besten Leistungen heran. Bei der Cross-EM in diesem Monat war sie Dritte hinter Nadia Battocletti und Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen). Auch die Vize-Europameisterin im Marathon von München 2022, Matea Parlov Kostro (Kroatien), steht auf der Startliste. Für sie sind die 5 Kilometer wahrscheinlich eher zu kurz, denn ihre Stärke liegt klar auf den langen Strecken.

Zu einem Dreikampf könnte es bei den Männern kommen, die am Dienstag 10 Kilometer (acht Runden) laufen werden. Zum Favoriten-Trio zählt auch ein Italiener: Yemaneberhan Crippa hatte bei den Europameisterschaften in Rom im Sommer den Halbmarathon gewonnen. Er ist Italiens Landesrekordler über die 10 Kilometer (27:08 min) und zeigte vor Kurzem bei der Cross-EM mit Platz zwei starke Form. Yemaneberhan Crippa trifft unter anderen auf die stark einzuschätzenden Oscar Chelimo (Uganda) und Telahun Bekele (Äthiopien). Chelimo, der 5.000-Meter-WM-Dritte von 2022, hat den Silvesterlauf in Bozen bereits 2020 und 2022 gewonnen. Vor zwei Jahren verwies er dabei Yemaneberhan Crippa auf Platz zwei. Bekele hat eine 10-Kilometer-Bestzeit von 27:29 Minuten und zeigte in diesem Jahr starke Form über 5.000 Meter. Hier belegte er beim Meeting in Brüssel Rang drei in 12:45,63 Minuten.


Weitere


Lauf-Klassiker in Spanien und Brasilien

Natürlich stehen viele weitere Silvesterläufe weltweit auf dem Programm. Für schnelle Zeiten ist stets das 10-Kilometer-Rennen in Madrid (Spanien) gut. Titelsponsor „Nationale-Nederlanden“ wird sicherlich wieder pfeilschnelle Läufer aus dem eigenen Pro-Team an den Start schicken. Der Silvesterlauf feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. 2023 zählte der Lauf mehr als 40.000 Anmeldungen. Schon die 99. Auflage erlebt am Dienstag der Lauf-Klassiker in Sao Paulo. In der brasilianischen Metropole müssen 15 Kilometer bewältigt werden.

Mehr:
Silvesterläufe national: Lauf-Gipfeltreffen in Trier und Bietigheim

Fotohinweis: Florian Bremm startet am Dienstag als Titelverteidiger in Peuerbach.

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