Mit 76 Athletinnen und Athleten ist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) bei den U20-Weltmeisterschaften in Lima (Peru) vertreten. Hier lesen Sie, wie sich die DLV-Talente am Freitag in den Finals geschlagen haben.
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Weibliche U20
800 Meter
Vierte: Marie Celie Warneke pulverisiert ihre Bestzeit erneut
Bestzeit im Vorlauf. Bestzeit im Halbfinale. Und die dritte Bestzeit in Folge im Finale! Dieses Kunststück gelang am Freitagabend Marie Celie Warneke (FTSV Jahn Brinkum). Wie im Halbfinale heftete sie sich an die Fersen der Schnellsten – Sarah Moraa aus Kenia und Claudia Hollingsworth aus Australien – und hatte bis eingangs der Zielgeraden noch Tuchfühlung zur Spitze. Dann jedoch wurden die Beine ein wenig schwerer und sie konnte die Top Drei, zu denen auch Sophia Gorriaran aus den USA zählte, nicht mehr halten.
Sarah Moraa, eine Cousine von Weltmeisterin Mary Moraa, setzte sich schließlich in 2:00,36 Minuten vor Claudia Hollingsworth (2:00,87 min) durch, die beiden Favoritinnen haben in Bestform schon die zwei Minuten geknackt. Bronze gewann Gorriaran in 2:01,04 Minuten, Marie Celie Warneke schraubte mit 2:02,88 Minuten ihren Hausrekord aus dem Halbfinale noch einmal um eine Sekunde nach unten. Platz vier: das beste Resultat einer deutschen 800-Meter-Läuferin bei U20-Weltmeisterschaften seit 1996, damals hatten Claudia Gesell und Kathleen Friedrich gar einen deutschen Doppelsieg gefeiert.
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Marie Celie Warneke (FTSV Jahn Brinkum)
Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich unter die ersten Drei komme. Ich wollte vorne dranbleiben und dann am Ende abziehen, aber ich denke, ich war von den anderen Läufen noch zu erschöpft, da haben die Beine nicht mehr so mitgespielt. Ich bin sehr froh, dass ich hier Bestzeit gelaufen bin, und Vierte der Welt hört sich doch gut an. Hier zu starten, war eine super Erfahrung, ich habe viele nette Leute kennengelernt, das möchte ich gerne noch mal machen. Ich muss jetzt erst mal mit meinen Trainern reden, aber ich denke, wir machen jetzt ein paar Wochen Pause, bevor es wieder losgeht.
3.000 Meter
Aus gesundheitlichen Gründen muss Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach) auf das 3.000-Meter-Finale verzichten.
10.000 Meter Gehen
Kylie Garreis geht deutschen U20-Rekord
Während der letzten Runden gab das Trainerteam mit Nachwuchs-Bundestrainer Olaf Möldner, der Leitenden Nachwuchs-Bundestrainerin Lauf/Gehen Julia Grommisch und Hindernis- und Geh-Trainer Georg Lehrer ebenso wie die deutschen Team-Mitglieder, darunter die beiden Geher und Hindernisläuferin Adia Budde (TSV Altenholz), beim Anfeuern alles. Denn es war klar: Es liegt was in der Luft! Die Medaillenkandidatinnen waren zwar schon enteilt. Doch nach einem mutigen Auftritt hielt sich Kylie Garreis immer noch glänzend unter den Verfolgerinnen und schob sich in 46:33,65 Minuten über die Ziellinie. Zur großen Freude der Trainer.
"Kylie, deutscher Rekord!", rief Georg Lehrer der jungen Geherin zu. "Was, wirklich jetzt?", staunte die 19-Jährige. Und in der Tat: Die nationale U20-Bestmarke von Teresa Zurek (SC Potsdam), die seit der U20-WM 2016 in Bydgoszcz (Polen) bei 46:34,94 Minuten stand, unterbot sie um etwas mehr als eine Sekunde. In einem starken Feld bedeutete das Rang elf. Die Chinesin Zhuoma Baima siegte in Weltjahresbestzeit von 43:26,60 Minuten vor ihrer Landsfrau Meiling Cheng (44:30,67 min) und der Inderin Aarti (44:39,39 min).
Die zweite deutsche Geherin Tabea Kiefer (Eintracht Frankfurt) verkaufte sich ebenfalls teuer. In 47:25,70 Minuten ging sie bei ihrem internationalen Debüt neue Bestzeit und schaffte es als 19. noch in die Top 20.
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Kylie Garreis (LG Vogtland)
Dass ich jetzt deutschen Rekord gehe, hatte ich gehofft, aber auf keinen Fall damit gerechnet. Ich wusste, was ich draufhabe, und das auf der großen internationalen Bühne zu zeigen: Umso besser, dass man sieht, die Deutschen sind auch da! Ich habe den Wettkampf als ganz entspannt empfunden, obwohl ich schon aufgeregt war, das gehört ja dazu. Ich hatte Vertrauen in mich, in mein Training. Ich habe die Rundenzeiten gar nicht mitbekommen und mich nur an den Mädels orientiert. Ich wusste, die sind so stark, ich muss vorne dranbleiben und den Mut haben, vorne mitzugehen und mich zu zeigen und ranzuhangeln.
Tabea Kiefer (Eintracht Frankfurt)
Am Anfang sind wir leider ein bisschen zu schnell angegangen, das hat sich ab der Hälfte in den Beinen bemerkbar gemacht. Ansonsten lief es ganz gut. Mit einer PB bei der ersten Einzel-WM kann ich nur zufrieden sein! Die Atmosphäre ist wirklich toll, an jeder Ecke hat jemand angefeuert. Es macht auch Spaß, mit Athletinnen aus anderen Nationen zusammen zu gehen, man kann sich immer an jemanden ranhängen. Es war nie langweilig auf der Bahn! Die Saison habe ich jetzt gut abgeschlossen, ich hoffe, nächstes Jahr komme ich gesund durch, dann ist noch mehr drin.
Speerwurf
Mirja Lukas kann Potenzial nicht abrufen
An den vielversprechenden Auftritt in der Qualifikation konnte Mirja Lukas am Freitagabend leider nicht anknüpfen. Mit 56,76 Metern hatte sich die Leverkusenerin als beste Speerwerferin für das Finale qualifiziert. Dort startete sie zunächst mit 51,84 Metern – noch nicht medaillenreif, aber eine solide Weite, auf der sie hätte aufbauen können. Doch das gelang der 19-Jährigen leider nicht. Sie traf keinen einzigen Wurf so, wie sie es in diesem Sommer schon mehrere Male gezeigt hatte. Nach ihrem letzten Versuch, der mit 51,13 Metern gemessen wurde, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen.
So blieb es bei Platz sechs. Besonders bitter: Die Weite aus der Qualifikation hätte für Silber gereicht. Denn einzig die chinesische Weltjahresbeste Ziyi Yan war mit der Weltklasse-Weite von 63,05 Metern eine Klasse für sich. Silber und Bronze eroberten Pin-Hsun Chu (Taiwan; 54,28 m) und Evelyn Bliss (USA; 54,01 m). Die zweite deutsche Athletin Lorena Frühn (LG Offenburg) konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten.
Männliche U20
10.000 Meter Gehen
Frederick Weigel geht mutig an und wird Elfter
Es war ein gewohntes Bild, das sich den Zuschauern auf den ersten zwei Kilometern bot: Frederick Weigel (SC Potsdam) marschierte vorneweg. Auf diese Art und Weise hatte er in den beiden vergangenen Jahren auf europäischer Ebene zwei Titel geholt. Die Welt-Konkurrenz jedoch, so viel war dem 19-Jährigen klar, würde ihn nicht ziehen lassen. Stattdessen heftete sich eine größere Gruppe an seine Fersen und konnte schließlich überholen. Nach der Hälfte des Wettkampfes hatte der Potsdamer dann den Anschluss an die Führungsgruppe verloren. Er konnte dennoch bis zum Schluss ein hohes Tempo durchziehen, auf Platz elf sprang mit 40:52,97 Minuten noch eine neue Bestzeit heraus – im Bereich der Straßen-"PB" von der Team-WM der Geher in Antalya (Türkei) und eine ganze Minute schneller als im Vorjahr beim U20-EM-Titel.
Die Leistungen der Führenden sorgten für Staunen: Mit neuem Meisterschaftsrekord von 39:24,85 Minuten siegte der Tunesier Rayen Cherni, Silber und Bronze holten sich mit Kontinental- beziehungsweise Landesrekord Emiliano Barba (Mexiko; 39:27,10 min) und Giuseppe Disabato (Italien; 39:31,25 min). Ein weiterer Kontinental- sowie drei weitere Landesrekorde wurden in diesem Wettkampf notiert. Die Top 17 gingen allesamt Bestzeit, so auch Nick Joel Richardt (SV Halle). Er bewältigte die Strecke als 17. in 41:58,01 Minuten und zählte damit im ersten U20-Jahr bereits zu den sechs besten Europäern.
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Frederick Weigel (SC Potsdam)
Es war mir von vornherein klar, dass die mich diesmal nicht ziehen lassen. Ich wollte das Tempo von Anfang an hoch halten, damit es nicht so taktisch wird. Dass die heute so schnell gehen, sogar Championship Record, hätte ich nicht gedacht. Die Meldezeiten waren nicht so stark. Hinten raus wurde es für mich schwer. Für mich hätte es einen Tick wärmer sein können. Ich komme mit Wärme besser klar als viele andere Athleten, deshalb hätte ich da einen Vorteil gehabt. Mit der Zeit bin ich eigentlich relativ zufrieden. Die Platzierung könnte besser sein. Insgesamt war es okay, kein wirklich guter, aber auch kein schlechter Wettkampf.
Nick Joel Richardt (SV Halle)
Die ersten fünf Kilometer haben sich unglaublich angefühlt, das wäre inoffiziell neue Bestleistung gewesen. Danach musste ich alleine gehen. Da bin ich in ein Loch gefallen und da war's vorbei. Von den starken Konkurrenten habe ich gar nicht so viel mitbekommen, erst als ich dann überrundet wurde. Jetzt weiß ich, woran ich noch arbeiten muss.
Stabhochsprung
Hendrik Müller ist ganz oben angekommen
Weitsprung
Simon Plitzko überzeugt als Fünfter
Für das beste U20-WM-Resultat eines deutschen Weitspringers seit 2012 hat Simon Plitzko (TSG Bergedorf) gesorgt. Der Hamburger flog in seinem dritten Versuch auf 7,67 Meter. Damit stellte er seine Freiluft-Bestleistung von der Junioren-Gala in Mannheim ein und reihte sich zunächst auf Platz vier ein, nur einen Zentimeter hinter dem drittplatzierten Australier Mason McGroder. Bei dieser Weite blieb es für den 19-Jährigen.
Zu seinem Glück packte die Konkurrenz jedoch noch einige Zentimeter drauf, sodass er sich nicht grämen musste. McGroder steigerte sich in Runde fünf auf 7,80 Meter, Temoso Masikane aus Südafrika zog im letzten Durchgang noch mit 7,74 Metern vorbei, sodass Simon Plitzko letztlich auf Platz fünf landete. Auch er bot im sechsten Versuch noch einmal eine starke Weite an, vielleicht seine beste an diesem Abend. Doch leider war der Sprung ungültig, worüber sich der Hamburger kurz ärgerte, ehe der Stolz auf seinen fünften Rang überwog.
Gold holte sich mit starken 8,17 Metern der Kroate Roko Farkas, der schon in der Qualifikation geglänzt hatte. Auf den Silberrang sprang mit 7,93 Metern Luka Boskovic aus Serbien. Der zweite deutsche Weitspringer Julian Holuschek (Eintracht Frankfurt), erwischte seine Sprünge nicht optimal ("Ich war am Brett zu passiv") und musste sich als Neunter mit 7,36 Metern nach dem Vorkampf verabschieden. Die Teilnahme am WM-Finale bei seinem ersten internationalen Einsatz war für den Frankfurter ein Erfolg sowie eine wertvolle Erfahrung.
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Simon Plitzko (TSG Bergedorf)
Mir geht es ganz gut! Mit dem Platz hätte ich nicht gerechnet. Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, ich werde hier Fünfter, hätte ich es nicht geglaubt. Ich kann nicht in Worte fassen, wie glücklich ich darüber bin. Die Weite war aber nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte, Ich denke, dass ich die 7,80 Meter hätte springen können. Ich habe mich aber bei manchen Versuchen nicht richtig getraut, aufs Brett zu laufen. Das war mein Fehler. Im letzten habe ich versucht, das auszugleichen und komplett draufzugehen, da war der Sprung aber leider ungültig. Das wäre wahrscheinlich der beste gewesen. Ich fühle mich gut vorbereitet auf das nächste Jahr und den Übergang zu den Aktiven. Da heißt dann das nächste Ziel U23-Europameisterschaften.
Julian Holuschek (Eintracht Frankfurt)
Ich bin glücklich, gestartet zu sein. Mit der Leistung im Finale bin ich nicht ganz zufrieden, ich war etwas zu passiv. Aber trotzdem: mega geile Erfahrung! Wir wussten ja von den letzten Tagen, dass es abends kalt wird, und waren dementsprechend vorbereitet, aber es war schon sehr kalt. Ich war wohl auch ein bisschen nervös bei den Anläufen, sodass die Genauigkeit etwas gefehlt hat und ich nicht so gut aufs Brett gekommen bin. Ich finde es mega geil, auf dem Aufwärmplatz die ganzen anderen Nationen zu treffen. Ich muss wohl noch ein bisschen daran arbeiten, den großen Wettkämpfen auch mental vollends gewachsen zu sein.