| Thum

Henrik Janssen und Kristin Pudenz schlagen nach Olympia-Enttäuschung zurück

© Jan Papenfuß
Der Werfertag in Thum stand am Freitagabend im Zeichen der Wiedergutmachung: In gleich drei Wettbewerben lagen am Ende Athletinnen und Athleten vorn, die mit ihrem Abschneiden bei den Olympischen Spielen nicht zufrieden waren. Im Diskuswurf konnte Henrik Janssen nach der verpatzten Qualifikation in Paris wieder glänzen.
Svenja Sapper

Bei den Olympischen Spielen in Paris (Frankreich) war Henrik Janssen mit gesenktem Kopf aus dem Ring geschlichen, hatte nach drei ungültigen Versuchen in der Qualifikation von einem "Albtraum" gesprochen. Ganz anders präsentierte er sich am Freitagabend beim Werfertag in Thum, wo die Scheibe wieder weit flog. Gleich drei Würfe wurden in den ersten vier Durchgängen mit mehr als 64 Metern gemessen – doch beinahe wäre dem Magdeburger der Sieg doch noch entrissen worden: U23-Athlet Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) kratzte in Runde sechs mit 65,72 Metern an seiner Bestmarke. 

Für Henrik Janssen ein Grund, noch etwas mehr herauszukitzeln: Als Letzter stieg er in den Ring und konnte mit 66,40 Metern noch einmal kontern. Es war die viertbeste Weite seiner Karriere. "Ich bin zufrieden, dass ich im letzten Versuch noch Nervenstärke bewiesen habe und auch ein bisschen Länge in die Würfe reingekriegt habe", sagte der Deutsche Vizemeister am Stadion-Mikrofon. "Die Weite hätte ich auch in Paris werfen können. Technisch hat es dort einfach nicht geklappt. Ich hoffe, das passiert nie wieder. Ich werde hart daran arbeiten, dass ich so eine Scheiße nie wieder bei einem großen Wettkampf mache."

"Ich bin einfach froh über meine Leistung und wir sind alle so cool miteinander, da gönnt man es dem anderen", zeigte sich Steven Richter als fairer Verlierer. Dem Olympia-Sechsten Clemens Prüfer (SC Potsdam) blieb diesmal mit 63,03 Metern Rang drei. Die Laola-Welle gab es für den achtplatzierten David Wrobel (VfB Stuttgart), der einstige WM- und Olympia-Teilnehmer bestritt den letzten Wettkampf seiner Karriere. Das Resultat, bevor er sich von Freunden, Weggefährten und der Familie feiern und umarmen ließ: 56,43 Meter. 

Kristin Pudenz betreibt Wiedergutmachung

Beinahe hätte es auch bei den Disziplinkolleginnen im letzten Durchgang noch einen Führungswechsel gegeben. Doch der Olympia-Vierten Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) fehlten letztlich fünf Zentimeter zum erfolgreichen Konter. So siegte die Deutsche Meisterin Kristin Pudenz (SC Potsdam) mit 62,49 Metern. Dritte wurde die Britin Jade Lally (57,54 m), die Diskuswerferinnen benötigten einige Versuche zum "Reinkommen", bevor sie große Weiten folgen ließen. 

Auch für Kristin Pudenz war das Resultat von Thum nach Rang zehn in Paris eine Genugtuung. "Es ist schön, dass ich mich noch mal durchsetzen konnte", fand sie. "Eine Kopfsache" nannte die Potsdamerin ihr Abschneiden  bei den Olympischen Spielen. "Ich war körperlich fit, zwei Tage zuvor habe ich in der Qualifikation 63 Meter geworfen. Das verliere ich ja nicht einfach so. Mit 62einhalb wäre ich in Paris im Endkampf gewesen." Nach einem schwierigen Jahr blickt sie nun optimistisch in Richtung 2025. 

Sarah Mitton mit 20-Meter-Stoß

Ähnlich unglücklich waren die Olympischen Spiele für die Weltjahresbeste im Kugelstoßen Sarah Mitton verlaufen. Die Kanadierin verpasste als Zwölfte den Endkampf. In Thum drehte sie dafür richtig auf: Alle sechs Stöße landeten jenseits der 19-Meter-Marke, ihre Siegweite von 20,18 Metern wäre in Paris Gold wert gewesen.

Grund zur Freude hatte auch die Olympia-Neunte Alina Kenzel (VfB Stuttgart), die mit 18,69 Metern ihre Bestleistung egalisierte. Dahinter lag die dritte deutsche Olympia-Teilnehmerin Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge; 17,84 m) knapp vor EM-Finalistin Julia Ritter (TV Wattenscheid 01; 17,67 m), die trotzdem jubelte: Sie hatte nach der EM auf die Drehstoß-Technik umgestellt und knackte damit in Thum zum ersten Mal die 17-Meter-Marke. 

Rajinda Campbell macht's im Letzten

Bei den Männern erzielten vier der Top Sechs ihre beste Weite im letzten Durchgang. Allen voran der Olympia-Dritte Rajindra Campbell (Jamaika), der sich von 19,78 noch auf 21,64 Meter steigern konnte und sich damit von Platz drei auf eins katapultierte. Scott Lincoln (Großbritannien; 20,74 m) und Tomas Stanek (Tschechien; 20,46 m) übertrafen ebenfalls die 20 Meter, bester DLV-Athlet war als Vierter der Deutsche Hallenmeister Silas Ristl (LAC Essingen) mit 19,74 Metern. 

Im Speerwurf blieben die 60 Meter diesmal unangetastet, die Europameisterin von 2022 Elina Tzengko (Griechenland) setzte sich mit 59,14 Metern vor der Europameisterin von 2018 Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 58,17 m) durch. 

Gut gerüstet für die U20-WM in Lima (Peru; 27. bis 31. August) zeigten sich die Nachwuchs-Kugelstoßerinnen und -stoßer. Der Münchner Georg Harpf war mit 19,82 Metern eine Klasse für sich. Auch Shaun-Paul Fritzsche (SV Vorwärts Zwickau) fehlte mit 18,58 Metern nicht viel zum Hausrekord. Bei den Nachwuchs-Athletinnen gelang der Deutschen Jugendmeisterin Chantal Rimke (LC Jena) im letzten Versuch der einzige Stoß über die 15-Meter-Marke: 15,22 Meter. 

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024