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Paris 2024 | Die große Olympia-Vorschau auf die Entscheidungen der Männer II

© Jan Papenfuß
Mit dem 20 Kilometer Gehen beginnen am 1. August die Leichtathletik-Wettbewerbe der Olympischen Spiele 2024 in Paris (Frankreich). Insgesamt 48 Goldmedaillen werden bis zum 11. August in der olympischen Kernsportart Nummer eins vergeben, darunter zwei in Mixed-Wettbewerben. Wir blicken voraus auf alle Entscheidungen. Heute im Fokus: Die Sprung-, Wurf- und Stoß-Wettbewerbe der Männer sowie der Zehnkampf und die Staffeln.
Silke Bernhart

Paris 2024


Hochsprung

Aus zwei mach eins

Mit dem geteilten Olympiasieg 2021 in Tokio (Japan) haben Mutaz Essa Barshim (Katar) und Gianmarco Tamberi (Italien) Geschichte geschrieben. Die Einigung auf zwei Goldmedaillen aber soll ein einmaliges Ereignis bleiben, das haben beide hinterher bestätigt. So könnte das Duell der zwei Freunde in Paris auf die Spitze getrieben werden, denn für beide sollen es die letzten Spiele ihrer Karriere werden, und beide zählen erneut zu den Favoriten. Gianmarco Tamberi hat bei der EM mit 2,37 Metern vorgelegt, zuletzt aber wegen einer kleineren Verletzung zwei Meetings auslassen müssen. Mutaz Essa Barshim dürfte sicher noch mehr im Tank haben als die 2,31 Meter, die er bisher in dieser Saison überwunden hat.

Herausgefordert wird das Spitzen-Duo zum Beispiel vom Hallen-Weltmeister Hamish Kerr (Neuseeland), der zuletzt auch im Freien mit 2,33 Metern wieder an seine Hallen-Leistung von 2,37 Metern herankam. Vize-Weltmeister JuVaughn Harrison (USA) konnte seinen Saison-Einstieg von 2,34 Metern zuletzt nicht mehr bestätigen, konstanter kam über 2,30 Meter der US-Meister und Hallen-Vize-Weltmeister Shelby McEwen hinaus. Auch den Vize-Weltmeister von 2022 Sanghyeok Woo (Südkorea) muss man auf der Rechnung haben.

Die große Frage aus deutscher Sicht: Ist der Körper von Tobias Potye (LG Stadtwerke München) fit für die ganz großen Höhen? Das operierte Knie spielte im Juli in Heilbronn bis 2,28 Meter gut mit, dann aber stauchte er sich den Sprungfuß. Wenn der Münchner alles zusammenbringt, kann er durchaus in den Kampf um die Podiumsplätze eingreifen, das hat er schon als Vize-Europameister von 2022 und WM-Fünfter von 2023 gezeigt. Dafür wären aber wieder Sprünge in Richtung seiner Bestleistung von 2,34 Metern nötig.

Titelverteidiger: Mutaz Essa Barshim (Katar) & Gianmarco Tamberi (Italien; beide 2,37 m)
Weltjahresbester: Gianmarco Tamberi (Italien; 2,37 m)
DLV-Teilnehmer: Tobias Potye (LG Stadtwerke München)
 


Stabhochsprung

Es kann (eigentlich) nur einen geben

In keiner anderen Disziplin der Leichtathletik ist die Favoritenrolle so klar vergebentil wie im Stabhochsprung der Männer. Armand Duplantis (Schweden) hat seinen eigenen Weltrekord im April in China auf 6,24 Meter geschraubt und seit Februar jeden seiner Wettkämpfe mit einer Höhe von 6,00 Metern oder mehr dominiert. Der 24-Jährige kann sich in Paris nur selbst schlagen, auf sein Scheitern aber dürfte niemand hoffen, sondern vielmehr auf die nächste "Mondo-Flugshow" und den nächsten Angriff auf den Weltrekord.

Hinter dem Überflieger ist der Kampf um die Medaillen offen: Höhen jenseits der 5,80 Meter sind vielen Springern zuzutrauen, darunter auch den drei deutschen Startern Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen), Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf) und Oleg Zernikel (ASV Landau). Ab 5,90 Metern wird die Luft deutlich dünner, in diesem Sommer konnten diese Marke bisher neben Duplantis auch Vize-Weltmeister Ernest John Obiena (Philippinen; 5,97 m), Thibaut Collet (Frankreich; 5,95 m), Sam Kendricks (USA; 5,95 m) und Emmanouil Karalis (Griechenland; 5,93 m) überbieten.

Titelverteidiger: Armand Duplantis (Schweden; 6,02 m)
Weltjahresbester: Armand Duplantis (Schweden; 6,24 m)
DLV-Teilnehmer: Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen), Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf), Oleg Zernikel (ASV Landau)
 


Weitsprung

Tentóglou ist der Gejagte

Nur ein einziges großes Weitsprung-Finale hat Miltiádis Tentóglou (Griechenland) seit 2020 nicht gewonnen: 2022 bei der WM in Eugene (USA) gab's Silber. In Paris könnte der 26-Jährige seinen bisher zehn Titeln den elften hinzufügen und das zweite Olympia-Gold in Folge. Auf dem Schwingboden der Weitsprung-Anlage von Rom (Italien) flog er im Juni weiter als je zuvor und holte sich mit 8,65 Metern den EM-Titel.

Wer kann ihn herausfordern? Für die Antwort auf diese Frage bietet sich der Blick aufs EM-Podest von Rom an, denn die ersten Verfolger des Griechen sind Vize-Europameister Mattia Furlani (Italien; 8,38 m) und der EM-Dritte Simon Ehammer. Der Schweizer verzichtet nach Problemen in der Vorbereitung auf den Olympia-Zehnkampf. Dass die Form im Weitsprung passt, zeigt seine EM-Qualifikationsweite von 8,41 Metern. Auch die starken Jamaikaner Carey McLeod (8,38 m), Wayne Pinnock (8,27 m) und der Weltmeister von 2019 Tajay Gayle (8,18 m) sind zu beachten, der Weltmeister von 2023 Jianan Wang (China) sowieso.

Für den Deutschen Meister Simon Batz (MTG Mannheim) heißt es bei seiner Olympia-Premiere: Schon in der Qualifikation hellwach sein, damit der Traum vom ersten Olympia-Finale in Reichweite rückt. Sein Potenzial hat der 21-Jährige in der Hallensaison mit 8,18 Metern und Platz vier bei der Hallen-WM unter Beweis gestellt. Die Konkurrenz in Paris wird jedoch deutlich stärker sein, und zuletzt fehlte die technische Sicherheit für konstante Acht-Meter-Weiten. So wäre es ein erster Erfolg, wieder an die Leistungen der Hallensaison anzuknüpfen. Nicht ausgeschlossen, dass der Lohn dafür der Auftritt im Finale ist.

Titelverteidiger: Miltiadis Tentoglou (6,02 m)
Weltjahresbester: Miltiadis Tentoglou (Griechenland; 8,65 m)
DLV-Teilnehmer: Simon Batz (MTG Mannheim)
 


Dreisprung

Duell der 18-Meter-Springer?

Mit Weiten jenseits der 18 Meter sorgten Europameister Jordan Alejandro Díaz (18,18 m) und der Olympiasieger von 2021 Pedro Pablo Pichardo (18,04 m) im Juni bei der EM für Furore. Geboren in Kuba, mischen sie nun für Spanien und Portugal nicht nur die europäische, sondern auch die Szene weltweit auf. In Rom erzielten sie diese Weiten auf einer besonderen Anlauf-Konstruktion. Was die Anlage im Olympiastadion von Paris hergibt, wird sich zeigen.

Erst 19 Jahre jung ist ein weiterer Medaillenkandidat: U20-Weltmeister Jaydon Hibbert (Jamaika) konnte sich in diesem Jahr auf 17,75 Meter steigern und ist damit die Nummer drei des Jahres. Mit Hallen-Weltrekordler Hugues Fabrice Zango (Burkina Faso) und US-Meister Salif Mane, der bei den Trials 38 Zentimeter auf seine Bestleistung draufpackte (17,52 m), sind weitere Anwärter auf das Podium benannt.

Ein regelmäßiger Gast bei internationalen Höhepunkten ist der Chemnitzer Max Heß. Mit Olympischen Spielen hat er aber noch eine Rechnung offen, denn sowohl in Rio de Janeiro (Brasilien) als auch in Tokio verkaufte er sich unter Wert und schied in der Qualifikation aus. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich dies in Paris ändern wird: Bei der EM konnte der Ex-Europameister mit 17,04 Metern und Platz fünf überzeugen, in den zurückliegenden sechs Wettkämpfen sprang er stets weiter als 16,85 Meter. Und ein sehr weiter, ungültiger Versuch von Rom weckte Lust auf mehr!

Titelverteidiger: Pedro Pablo Pichardo (Portugal; 17,98 m)
Weltjahresbester: Jordan Alejandro Díaz (Spanien; 18,18 m)
DLV-Teilnehmer: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz)
 


Kugelstoßen

Kampf der Giganten

Das Kugelstoßen der Männer hat in den zurückliegenden Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Den Ton gab dabei lange Ryan Crouser (USA) an, der mit Kraft, Explosivität und perfekter Drehstoß-Technik wieder in Regionen von 23 Metern vorstieß und schließlich sogar den Weltrekord bis auf 23,56 Meter schraubte. Die Olympiasiege 2016 und 2021 sowie die Weltmeister-Titel 2022 und 2023 sprechen für sich, doch so dominant wie in den vergangenen Jahren war der 31-Jährige in diesem Jahr noch nicht, und andere haben aufgeschlossen.

So könnte der Kampf um Kugelstoß-Gold von Paris ein ebenso hochklassiges wie spannendes Highlight werden, in dem neben Ryan Crouser auch dessen Landsmann Joe Kovacs – mit 23,13 Metern bisher die Nummer eins des Jahres – sowie Europameister Leonardo Fabbri (PB: 22,95 m) und Hallen-Europameister Zane Weir (beide Italien) vorne mitmischen wollen. Im Mai gesellte sich auch Jordan Geist (USA) zum Club der 22-Meter-Stoßer dazu. Ein US-italienisches Podium wollen zum Beispiel der Olympia-Dritte von 2021 Tom Walsh (Neuseeland) oder Nigerias Landesrekordler Chukwuebuka Enekwechi (PB: 21,95 m) verhindern. Deutsche Athleten sind nicht am Start.

Titelverteidiger: Ryan Crouser (USA; 23,30 m)
Weltjahresbester: Joe Kovacs (USA; 23,13 m)
DLV-Teilnehmer: keine
 


Diskuswurf

Titelverteidiger unter Zugzwang

74,35 Meter. Pünktlich in der Woche vor dem Olympia-Start der Leichtathletik hat ein neuer Diskuswurf-Weltrekord offiziell Einzug gehalten in die Rekordlisten von World Athletics. Erzielt hat diese Weite im April in Ramona, Oklahoma (USA) Litauens 21 Jahre junges Ausnahme-Talent Mykolas Alekna. Sieben der 15 weltweit besten Leistungen des Jahres wurden bei diesem besonderen Wettkampf erzielt. Wer aber kann in Paris auch im geschlossenen Stadion 70-Meter-Würfe aus dem Ring feuern?

Kandidaten dafür sind neben Alekna auch der Europameister von Rom und Weltmeister von 2022 Kristjan Čeh (Slowenien) sowie der amtierende Weltmeister und Olympiasieger Daniel Stahl. Der 31 Jahre alte Schwede ist jedoch gehörig unter Druck, denn sein bis dato bester Wurf des Jahres auf 68,99 Meter stammt aus dem März, und er ist damit zurzeit nur die Nummer zehn des Jahres.

Noch vor ihm hat sich mit neuer Bestleistung von 69,09 Metern der Potsdamer Clemens Prüfer einsortiert. Auch Mika Sosna (TSG Bergedorf; 68,96 m) und der WM-Achte von Budapest (Ungarn) Henrik Janssen (SC Magdeburg; 67,43 m) brauchen sich im starken Feld von Paris nicht zu verstecken. Bei einer extrem hohen Leistungsdichte und einigen Überfliegern an der Spitze, zu denen in diesem Jahr auch Alex Rose (Samoa; 71,48 m) sowie konstant der Österreicher Lukas Weißhaidinger zählen, muss das DLV-Trio allerdings in Paris in Topform sein, um im Finale in der Weltspitze mitmischen zu können.

Titelverteidiger: Daniel Stahl (Schweden; 68,90 m)
Weltjahresbester: Mykolas Alekna (Litauen; 74,35 m)
DLV-Teilnehmer: Henrik Janssen (SC Magdeburg), Clemens Prüfer (SC Potsdam), Mika Sosna (TSG Bergedorf)
 


Hammerwurf

Von Kienbaum aufs Olympia-Podest?

Sieben Hammerwerfer weltweit haben in diesem Jahr die 80-Meter-Marke überboten. Zwei von ihnen sind in Zeiten des Ukraine-Kriegs aufgrund des Ausschlusses von Russland und Belarus nicht startberechtigt. Und einer von ihnen ist den anderen ein wenig voraus: Mit 84,38 Metern stellte Ethan Katzberg (Kanada) im April in Nairobi (Kenia) einen neuen Nordamerika-Rekord auf und bewies damit, dass sein WM-Titel des Vorjahres (81,25 m) keine Eintagsfliege war.

Der 22-jährige Kanadier ließ in dieser Saison noch weitere sechs 80-Meter-Wettkämpfe folgen und war damit deutlich konstanter als der fünfmalige Weltmeister Pawel Fajdek, Olympiasieger Wojciech Nowicki (beide Polen) oder der zweimalige WM-Dritte Bence Halász (Ungarn), die zuvor viele Jahre den Hammerwurf dominierten. Damit reist der Weltmeister als Favorit nach Paris – und zwar aus Kienbaum, wo er sich zuletzt mit seinem Coach Dylan Armstrong auf die Olympia-Premiere vorbereitet hat.

Und das in guter Gesellschaft eines aufstrebenden deutschen Duos: Auch für Merlin Hummel (UAC Kulmbach) und Sören Klose (Eintracht Frankfurt) führt der Weg nach Paris über das Olympische und Paralympische Trainingszentrum östlich von Berlin. Beide stehen mit ihren 22 Jahren ebenfalls noch am Anfang ihrer Hammerwurf-Karriere, nach einer Saison auf deutlich gesteigertem Niveau brauchen sie sich im Feld von Paris jedoch keineswegs zu verstecken. Während Sören Klose nach zwei von Krankheit beeinträchtigten internationalen Auftritten zunächst einfach nur fit in den Ring steigen will, hat Merlin Hummel mit Platz vier der EM und einer Steigerung auf 79,25 Metern Hoffnung aufs Finale geweckt.

Titelverteidiger: Wojciech Nowicki (Polen; 82,52 m)
Weltjahresbester: Ethan Katzberg (Kanada; 84,38 m)
DLV-Teilnehmer: Merlin Hummel (UAC Kulmbach), Sören Klose (Eintracht Frankfurt)
 


Speerwurf

Die Zeit ist reif

Wer sollte da widersprechen: Die Zeit ist reif für Julian Weber (USC Mainz)! Zehn Jahre nach seinem ersten 80-Meter-Wurf hat sich der 29-Jährige in der absoluten Weltspitze festgesetzt. Er ist Vize-Europameister, er war Europameister – und dreimal Vierter bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Mit 88,37 Metern liegt er auf Position drei der Weltjahresbestenliste, er hat alle Wettkämpfe des Jahres mit 85 Metern und mehr abgeschlossen, und zuletzt konnte er seinen ersten Sieg in der Diamond League feiern.

Fehlt also die Medaille auf Welt-Ebene, und die ist (wieder) zum Greifen nahe. Welche Farbe möglich ist, hängt davon ab, ob Julian Weber den Speer perfekt trifft. Und davon, was die Konkurrenz macht – allen voran Europameister Jakub Vadlejch (Tschechien). Olympiasieger Neeraj Chopra (Indien) hat nach einem starken Saison-Einstieg Anfang Mai (88,36 m) nur noch wenige Wettkämpfe absolviert, zwar auf gutem, aber nicht überragendem Niveau. Ähnliches gilt für den zweimaligen Weltmeister Anderson Peters (Grenada; 86,62 m).

Hinter den Arrivierten lauern gleich mehr als zehn Werfer mit Saison-Bestleistungen um die 85 Meter auf ihre Medaillenchance. Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) dazu zu zählen, wäre vermessen. Und das, obwohl der 19-Jährige mit seinen 90,20 Metern vom Februar sogar die Nummer eins der Welt in diesem Jahr ist. Diesen Ausrutscher nach oben konnte er allerdings bisher nicht bestätigen. Die Olympia-Premiere ist zum Lernen da, für die Verbesserung der Technik, für das Annähern an die Weltspitze. Und wenn der Leverkusener seine Power dann doch wieder einmal richtig auf den Speer bringen kann, dann könnte das Finale der Lohn dafür sein.

Titelverteidiger: Neeraj Chopra (Indien; 87,58 m)
Weltjahresbester: Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen; 90,20 m)
DLV-Teilnehmer: Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen), Julian Weber (USC Mainz)
 


Zehnkampf

DLV-Duo greift nach der Krone

Der olympische Zehnkampf schreibt Geschichten, die unvergessen bleiben. Und in diesem Jahr könnten zwei deutsche Athleten Hauptrollen spielen: Leo Neugebauer (VfB Stuttgart) hat mit seinem neuen deutschen Rekord von 8.961 Punkten im Mai endgültig die Rolle des Herausforderers abgelegt und wird als Nummer eins des Jahres an den Start gehen. Und der Weltmeister von 2019 Niklas Kaul (USC Mainz) ist fest entschlossen, auf seine nunmehr bereits fünf Jahre alte Bestmarke (8.691 Punkte) in Paris noch etwas draufzupacken (sehen Sie hierzu auch die ZDF-Doku "Wer wird König der Athleten?"). Der dritte deutsche Teilnehmer Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) hat in dieser Saison mit 8.271 Punkten und Platz sieben der EM sicher noch nicht alle Karten aufgedeckt, auch er will seine Bestleistung (8.351 Punkte) angreifen.

Damit ist die Bühne bereitet für eine der aus deutscher Sicht vermutlich spannendsten Entscheidungen der diesjährigen Olympischen Spiele. Schließlich wollen sich auch andere die Zehnkampf-Krone aufsetzen. Zum Beispiel der ebenso erfahrene wie konstante Damian Warner (Kanada), der 2021 bei seinem Olympiasieg mit 9.018 Punkten einen neuen olympischen Rekord aufgestellt hatte. Europameister Johannes Erm (Estland; 8.764 Punkte), in der Jugend noch häufig im Schatten von Niklas Kaul. Oder die jungen Norweger Sander Skotheim (8.635 Punkte) und Markus Rooth (8.608 Punkte). Die Franzosen haben mit dem EM-Dritten Makenson Gletty mindestens ein heißes Eisen im Feuer, bangen aber um Weltrekordler Kevin Mayer, der nach einer Verletzung um die Teilnahme an seinem Heimspiel kämpft. Mit Weltmeister Pierce Lepage (Kanada) hat ein großer Konkurrent um Olympia-Gold diesen Kampf bereits verloren und seinen Olympia-Start abgesagt.

Titelverteidiger: Damian Warner (Kanada; 9.018 pt)
Weltjahresbester: Leo Neugebauer (VfB Stuttgart; 8.961 pt)
DLV-Teilnehmer: Manuel Eitel (SSV Ulm 1846), Niklas Kaul (USC Mainz), Leo Neugebauer (VfB Stuttgart)
 


4x100 Meter

Vorteil USA, DLV-Quartett stark besetzt

Vor drei Jahren in Tokio fand das Staffel-Finale ohne die USA statt und das jahrelange Duell mit Jamaika fiel aus. Am Ende gingen sogar beide Sprint-Nationen ohne Medaille von der Bahn und die lachenden Dritten waren die Italiener mit Olympiasieger Marcell Lamont Jacobs. In diesem Jahr haben die USA ihre Wechsel zumindest vorab schon einmal auf großer Bühne geübt und dabei den Sieg davongetragen: Bei den World Relays auf den Bahamas gab's Gold und das Ticket für Paris, garniert mit der schnellsten Zeit des Jahres: 37,40 Sekunden. Dass die Italiener bei ihrem EM-Triumph in 37,82 Sekunden nicht viel langsamer waren, unterstreicht, dass sie auch dieses Mal aufs Podium sprinten können, ebenso wie natürlich die Olympiasieger der Jahre 2008, 2012 und 2016 aus Jamaika.

Die deutsche Staffel wird so stark besetzt sein wie schon lange nicht zum internationalen Höhepunkt – oder vielleicht sogar noch nie, schließlich stehen mit Owen Ansah (9,99 sec) und Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV; 10,00 sec) zwei Athleten im Aufgebot, die in diesem Sommer unter dem vorherigen deutschen Rekord geblieben sind, und auch die weiteren Staffel-Kandidaten haben sich schon in Bestform präsentiert. Der deutsche Rekord steht seit dem EM-Vorlauf 2022 von München bei 37,97 Sekunden, in Rom reichten zuletzt 38,52 Sekunden für EM-Bronze. In 38,06 Sekunden war das DLV-Quartett 2021 ins Olympia-Finale von Tokio gesprintet. Das ist zunächst auch das Ziel für Paris. Und dann entscheiden an Tag X die Wechsel, die schnellsten Beine und ein Quäntchen Glück darüber, für welchen Platz es reicht.

Titelverteidiger: Italien (37,50 sec)
Weltjahresbester: USA (37,40 sec)
DLV-Teilnehmer: Deniz Almas (VfL Wolfsburg), Owen Ansah (Hamburger SV), Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV), Joshua Hartmann (ASV Köln), Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Julian Wagner (LC Top Team Thüringen), Yannick Wolf (LG Stadtwerke München)
 


4x400 Meter

Welche Joker stechen?

Sechs Olympiasieger wurden in diesem Jahrtausend bisher über 4x400 Meter der Männer gekürt, viermal kamen sie aus den USA, zuletzt zweimal in Folge. Auf dem Papier sind die US-Amerikaner auch dieses Mal wieder die großen Favoriten. Und das vielleicht mit einem ganz besonderen Ass im Ärmel: Der Triple-Weltmeister von Budapest (Ungarn) auf allen drei Sprintstrecken Noah Lyles hat sich in der öffentlichen Diskussion auch für einen Startplatz über 4x400 Meter ins Spiel gebracht. Zwar erhielt er dafür nicht von allen Seiten Zustimmung. Die Spannung aber, die stets mit der Frage nach dem Staffel-Aufgebot der USA einhergeht, erhält damit zusätzliche Brisanz. Vorgelegt hat in diesem Jahr aber erst einmal die Staffel Botswanas, die in Abwesenheit der im Vorlauf disqualifizierten USA den Sieg bei den World Relays nach Hause trug.

Dass europäische Staffel in diesem Wettbewerb vorne mithalten können, haben in den vergangenen Jahren immer wieder die Belgier gezeigt, zuletzt mit Platz drei bei den World Relays. Insgesamt schafften es auf den Bahamas vier europäische Staffeln in die Top Acht, darunter auch das DLV-Quartett. Nach einer längeren Durststrecke, in der oft schon die Qualifikation für den Jahres-Höhepunkt ein Kraftakt war, gelang zuletzt mit EM-Bronze wieder die Rückkehr in die internationale Spitze. Dieser Weg soll in Paris fortgesetzt werden und am besten ins Olympia-Finale führen. Selbstvertrauen geben dafür zahlreiche neue Bestleistungen aus dem letzten Olympia-Test. Und auch der DLV hat noch ein Ass im Ärmel: Emil Agyekum (SCC Berlin). Der 400-Meter-Hürden-Läufer steht zwar nicht auf der Liste der Nominierten, als Mitglied der Olympia-Mannschaft wäre er aber trotzdem startberechtigt. In Rom brachte er mit dem schnellsten Teilabschnitt die Medaille nach Hause.

Titelverteidiger: USA (2:55,70 min)
Weltjahresbester: Botswana (2:59,11 min)
DLV-Teilnehmer: Jean Paul Bredau (SC Potsdam), Fabian Dammermann (LG Osnabrück), Marc Koch (LG Nord Berlin), Tyrel Prenz (SC Potsdam), Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund)
 

Paris 2024

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