| DM 2024

Braunschweig am Samstag | Männer: Sprint-Spektakel, Hindernis-Show und Favoritensiege

© Theo Kiefner
15 deutsche Meistertitel der Leichtathletik werden am Samstag (29. Juni) im Eintracht-Stadion von Braunschweig vergeben. Wer sich in den Finals der Männer gegen die Konkurrenz durchsetzen kann? Welche Favoriten triumphieren und welche Außenseiter jubeln? Und wer bei den Deutschen Meisterschaften schon das Olympia-Ticket klarmachen kann? Das lesen Sie hier!
Svenja Sapper

DM 2024 live

Die Finals der Frauen: Samstag | Sonntag

Männer


100 Meter

9,99 Sekunden: Owen Ansah sprintet deutschen Rekord!

Auf diesen Moment haben die deutschen Sprinter so lange gewartet: Die Zehn-Sekunden-Marke, sie ist endlich gefallen! Vollbracht hat die Meisterleistung Owen Ansah (Hamburger SV). Der EM-Fünfte von Rom zauberte im DM-Finale von Braunschweig eine fantastische Zeit auf die Bahn. Ein Raunen ging durchs Publikum, als 9,99 Sekunden im Ziel aufleuchteten. Gelb auf schwarz war es auf der Anzeigetafel zu lesen: New National Record, neuer deutscher Rekord! Die acht Jahre alte Marke von Julian Reus, der mittlerweile als Teammanager für die deutschen Sprinter und Sprinterinnen verantwortlich ist, unterbot der Hamburger um zwei Hundertstelsekunden und knackte auch die direkte Olympia-Norm, die bei zehn Sekunden liegt.

Bei 10,08 Sekunden hatte die alte Bestmarke von Owen Ansah gestanden, die er 2022 in Regensburg erzielt hatte. In dem Jahr hatte er bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin über 100 und 200 Meter triumphiert. Ausgiebig beklatscht wurde die Fabelzeit auf der Tribüne auch vom frisch gekürten Deutschen Weitsprung-Meister Simon Batz (MTG Mannheim), der wie Owen Ansah beim einstigen Weitsprung-Europameister Sebastian Bayer in Mannheim trainiert. 

Die weiteren deutschen Sprinter ließen sich ebenfalls nicht lumpen: Der Deutsche 200-Meter-Rekordler Joshua Hartmann (ASV Köln) egalisierte mit 10,06 Sekunden seine Bestzeit, Bronze schnappte sich eine Zehntelsekunde dahinter Vorjahressieger Yannick Wolf (LG Stadtwerke München). Auch er verfehlte seine Bestmarke nur um acht Hundertstel. 


110 Meter Hürden

Manuel Mordi und Tim Eikermann im Fotofinish

Die Favoriten standen bereits vor dem Finale fest: Sowohl Titelverteidiger Manuel Mordi (Hamburger SV) als auch der Deutsche Hallenmeister Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen) hatten ihre Halbfinals souverän gewonnen. Diese beiden Athleten waren es auch, die das Finale dominierten: In 13,54 Sekunden lagen sie zeitgleich mehr als drei Zehntelsekunden vor der Konkurrenz, eine kleine Welt im Hürdensprint. Der Sieger jedoch ließ sich mit bloßem Auge kaum ausmachen. So musste die Tausendstel-Auswertung her. Und die sah Manuel Mordi knapp vorn, der im Alter von nicht ganz 21 Jahren nun schon zwei deutsche Meistertitel eingefahren hat. 

Bronze gewann der Routinier Martin Vogel (LAC Erdgas Chemnitz). Der 32-Jährige sprintete in 13,86 Sekunden Saisonbestzeit und konnte Zehnkämpfer Fred Isaac Fleurisson (SV Leonardo-da-Vinci Nauen) knapp hinter sich lassen, der in 13,88 Sekunden seine Bestzeit einstellte. 


3.000 Meter Hindernis

Frederik Ruppert bricht 39 Jahre alten Meisterschaftsrekord

Der EM-Dritte Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) verzichtete auf einen Start über die Hindernisse, um stattdessen dem Viertplatzierten von Rom Frederik Ruppert die Bühne zu überlassen. Und die nutzte der Tübinger am Samstag für ein begeisternde Hindernis-Show! Auf dem ersten Kilometer hielt er sich noch zurück und überließ es Brian Weisheit (LSC Höchstadt/Aisch), für die Führungsarbeit zu sorgen. Anschließend jedoch übernahm er gemeinsam mit den weiteren Mitfavoriten Velten Schneider (VfL Sindelfingen) und Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch) das Zepter. 

Und auf dem letzten Kilometer konnte ihm schließlich niemand mehr folgen: Immer größer wurde der Vorsprung. "Nach 2.000 Metern dachte ich mir: 'Jetzt gib noch mal alles!'", sagte Frederik Ruppert anschließend und verriet, dass er sich vom schnellen letzten Kilometer beim Hindernis-Finale bei den US-Trials habe inspirieren lassen. Auch der Schlusskilometer von Frederik Ruppert konnte sich sehen lassen: Exakt 8:17,00 Minuten wurden im Ziel angezeigt, anschließend wurde die Zeit noch um zwei Hundertstel nach unten korrigiert. Es war das drittschnellste Hindernisrennen in der Karriere des Tübingers, der bei der EM in Rom schon in 8:15,08 Minuten überzeugt hatte. 

Damit unterbot der 27-Jährige den Meisterschaftsrekord (8:20,47 min), den der Weltmeister von 1983 Patriz Ilg im Jahr 1985 aufgestellt hatte. Silber sicherte sich Velten Schneider in 8:26,79 Minuten, im Kampf um Bronze, der zwischen zwei Trainingskollegen der "Running Gags" vom LSC Höchstadt/Aisch ausgetragen wurde, setzte sich Niklas Buchholz in 8:32,36 Minuten vor dem heranstürmenden Nick Jäger (8:34,80 min) durch.  


Hochsprung

2,18 Meter reichen Tobias Potye

Gleich mehrere der besten deutschen Hochspringer wurden in diesem Jahr von Verletzungen ausgebremst: Der deutsche Jahresbeste Jonas Wagner (Dresdner SC 1898) musste die Saison mit einem Kapselriss am linken Sprungfuß abbrechen. Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) verabschiedete sich mit Fußproblemen vorzeitig aus dem EM-Finale und verzichtete am Samstag in Braunschweig nach dem Warm-up auch auf den DM-Wettkampf. So ruhten die Augen umso mehr auf Titelverteidiger Tobias Potye (LG Stadtwerke München), der jedoch in diesem Jahr bereits einen Eingriff an der Patellasehne hinter sich hat und sich langsam zurückkämpft. 

Daher waren am Samstag keine großen Höhenflüge zu erwarten. Bereits die Höhe von 2,05 Metern meisterten lediglich Tobias Potye, Florian Hornig (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Lukas Haiduk (LG Neumünster). Das Trio überquerte auch 2,09 Meter, was für Lukas Haiduk bereits die Einstellung seiner Bestleistung bedeutete. Für ihn gab es Bronze, für Florian Hornig, der im zweiten Versuch über die 2,09 Meter gefloppt war, Silber. 

Tobias Potye überflog anschließend noch 2,13 und 2,18 Meter, bevor er die Latte auf 2,23 Meter liegen ließ. Diese Höhe, die Saisonbestleistung bedeutet hätte, war dann zu hoch. So ging die niedrigste DM-Sieghöhe seit 2004, damals ebenfalls in Braunschweig, in die Ergebnislisten ein. Zuversichtlich zeigte sich der Münchner dennoch: "Es waren einige gute Sprünge dabei und es war auch nicht ganz einfach in der Hitze", sagte er am Stadion-Mikrofon. 


Weitsprung

Simon Batz fliegt wieder über acht Meter

Es dauerte, bis der Weitsprung an Fahrt aufnahm. In den ersten beiden Durchgängen produzierten die Athleten viele ungültige oder durchgelaufene Sprünge. Einzig Vorjahressieger Simon Batz (MTG Mannheim) hatte nach Runde zwei mit 7,95 Metern eine Weite jenseits der 7,50 Meter stehen. Im dritten Versuch folgten dann einige Steigerungen: Der EM-Achte Luka Herden (LG Brillux Münster) rettete sich nach einem missglückten und einem übertretenen Sprung auf 7,54 Meter. Der U20-EM-Vierte von 2021 Kevin Brucha (LC Jena) egalisierte mit 7,68 Metern seine Bestmarke. Und Simon Batz flog, angetrieben von +2,7 Meter/Sekunde Rückenwind, auf 8,04 Meter. Es war der erste Acht-Meter-Sprung bei Deutschen Freiluft-Meisterschaften seit 2019, damals hatte in Berlin Fabian Heinle (VfB Stuttgart) triumphiert. 

Eine Runde später legte der Mannheimer 7,96 Meter nach und schlug nach der Enttäuschung bei der EM in Rom, wo er mit 7,65 Metern nur Neunter geworden war, eindrucksvoll zurück. Unter freiem Himmel ist der 21-Jährige erst einmal weiter gesprungen, wenngleich das Resultat von Braunschweig aufgrund des starken Rückenwindes nicht in die Bestenlisten eingehen wird. Im Vorjahr hatten ihm 7,97 Meter den Titel beschert.

Luka Herden konnte noch einige Zentimeter draufpacken: 7,77 im fünften und 7,79 Meter im sechsten Versuch führten den Mitfavoriten auf Platz zwei. Und auch der dritte deutsche EM-Teilnehmer erwischte noch einen guten Sprung: 7,74 Meter brachten Maximilian Entholzner (LG Stadtwerke München) Bronze ein, Kevin Brucha ärgerte sich sichtlich über seinen sechsten Versuch, der übergetreten war, ihm blieb damit nur der vierte Rang. Zehnkämpfer Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) komplettierte mit Saisonbestleistung (7,43 m) die Top Fünf. 


Kugelstoß

Eric Maihöfer überrascht mit erstem Meistertitel

Zu den Medaillen-Anwärtern hatte er im Vorfeld durchaus gezählt, aber dass er als Deutscher Meister nach Hause fahren darf, überraschte Eric Maihöfer dann doch. Der Sindelfinger, angereist als Nummer drei der deutschen Jahresbestenliste, hatte sich seine beste Leistung bis zum Jahreshöhepunkt aufgespart. Mit 19,78 Metern, erzielt im fünften Durchgang, verbesserte er seinen drei Jahre alten Hausrekord um drei Zentimeter. Bei den Halleschen Werfertagen hatte der 23-Jährige Ende Mai mit 19,68 Metern bereits angedeutet, dass mehr in ihm steckt. 

Weder der deutsche Jahresbeste Silas Ristl noch der Deutsche Meister von 2019 Simon Bayer (beide LAC Essingen) konnten dem U23-Vize-Europameister Paroli bieten. Für Ristl, der als einziger deutscher Kugelstoßer in diesem Sommer die 20-Meter-Marke übertroffen hat, gingen diesmal 19,54 Meter in die Wertung ein. Damit gewann er Silber. Bronze errang der Vorjahreszweite Tizian Lauria (VfL Sindelfingen). Der U23-Europameister, der im Winter an einem Muskelfaserriss laboriert hatte, stieß mit 19,29 Metern Saisonbestleistung und konnte Simon Bayer (19,20 m) in Schach halten. Gefeiert wird sicherlich gemeinsam: Die drei Medaillengewinner trainieren alle in Stuttgart bei Artur Hoppe. 


Speerwurf

One-Man-Show von Julian Weber

Im Eintracht-Stadion von Braunschweig hatte Julian Weber (USC Mainz) vor drei Jahren seinen ersten deutschen Meistertitel geholt, damals hatten ihm 80,33 Meter zum Sieg gereicht. Drei Jahre später machte er an selber Stätte den vierten Titel in Serie klar – und übertraf seine damalige Siegesweite in allen sechs Versuchen, während sich die Konkurrenz vergeblich an der 80-Meter-Marke abmühte. Im vierten Durchgang flog Webers Speer auf 82,48 Meter, ansonsten landeten alle Würfe knapp vor oder knapp hinter der 85-Meter-Marke. Die Krönung gab's in Runde sechs: 86,63 Meter, noch einmal 22 Zentimeter besser als die vorherige Tagesbestweite.

Im Kampf um Silber und Bronze, der sich rund zehn Meter hinter dem überlegenen Sieger abspielte, setzte sich Erfahrung gegen Jugend durch: Der Olympiasieger von 2016 Thomas Röhler (LC Jena) konnte sich mit 76,84 Metern gegen Youngster Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen; 75,70 m) behaupten. Um ein Haar hätte ein Zehnkämpfer die Spezialisten ärgern können: Der Zehnkampf-Europameister von 2022 Niklas Kaul (USC Mainz) beförderte sein Wurfgerät auf 75,60 Meter und war damit noch ein wenig besser als bei der EM in Rom (Italien), wo er 75,45 Meter erzielt hatte. Nach drei Durchgängen verzichtete der 26-Jährige auf weitere Versuche. 

Auf Platz fünf egalisierte der Mannheimer Simon Schmitt mit 74,42 Metern seine Bestmarke und landete damit vor dem Weltmeister von 2017 Johannes Vetter. Der Offenburger, der bereits seit Jahren immer wieder mit Verletzungen kämpft, stellte sich zum ersten Mal in diesem Jahr der Konkurrenz. 73,16 Meter gingen für ihn in die Wertung ein, nach fünf Versuchen beendete er den Wettkampf. 

Männliche U20


4x400 Meter

Startgemeinschaft Team Sachsen-Anhalt legt beste Zeit vor

Die Startgemeinschaft Team Sachsen-Anhalt hatte zwei Talente in ihren Reihen, die normalerweise für unterschiedliche Vereine starten und beide im Vorjahr beim Europäischen Olympischen Jugendfestival glänzen konnten: Zehnkampf-Talent Leon-Joel Clair für den SV Halle, der EYOF-Vierte über 400 Meter Lucien Berger für den SC Magdeburg. Am Samstagabend gingen sie nun gemeinsam auf Titeljagd, das Team wurde verstärkt durch die beiden Magdeburger Felix Weidenhaupt und U18-Athlet Eric Brandecker. Zusammen legte das Quartett direkt im ersten Zeitlauf die stärkste Zeit des Tages auf die Bahn: 3:16,78 Minuten, knapp zwei Sekunden schneller als alle anderen Staffeln. 

Der TSV Bayer 04 Leverkusen, besetzt mit Bastian Piwonski, Max Litzow, Florian Bausdorf und Philip Steinmann, kam im letzten Lauf mit 3:18,56 Minuten nicht mehr an die Top-Zeit heran und belegte den Silberrang, knapp vor den Siegern des zweiten Laufes von der MTG Mannheim: Jan Rheude, Gero Andres Fischer, Bjarne Turß und Ben Friedrich nahmen in 3:18,76 Minuten Bronze mit nach Hause. 

Die Finals der Frauen: Samstag | Sonntag

DM 2024 live

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024