23 deutsche Meistertitel der Leichtathletik werden am Sonntag (30. Juni) im Eintracht-Stadion von Braunschweig vergeben. Wer sich in den Finals der Männer gegen die Konkurrenz durchsetzen kann? Welche Favoriten triumphieren und welche Außenseiter jubeln? Und wer bei den Deutschen Meisterschaften schon das Olympia-Ticket klarmachen kann? Das lesen Sie hier!
Die Finals der Frauen: Sonntag | Samstag
200 Meter
Eddie Reddemann hat die Nase vorn
Der Deutsche Rekordler Joshua Hartmann (ASV Köln) verzichtete kurzfristig auf den Start, der Halbfinal-Schnellste Deniz Almas (VfL Wolfsburg) trat im Finale mit Adduktoren-Problemen nicht an. So gehörte die Bühne im 200-Meter-Endlauf den neuen Gesichtern. Drei Youngster warfen sich Seite an Seite ins Ziel, das Zielfoto enthüllte schließlich Eddie Reddemann (TSV Bayer 04 Leverkusen) als neuen Deutschen Meister. Der 20-Jährige siegte in 21,30 Sekunden einen Wimpernschlag vor den noch jüngeren Thorben Finke (SV Sigiltra Sögel; 21,32 sec) und Leonard Horstmann (LG Brillux Münster; 21,33 sec).
400 Meter
Jean Paul Bredau mit starker Zielgerade
Es war Titelverteidiger Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), der auf den ersten 200 Metern zunächst vorneweg stürmte. Doch der deutsche Jahresschnellste und EM-Finalist Jean Paul Bredau ließ sich davon nicht verunsichern. Der Potsdamer bewies in der zweiten Hälfte des Rennens das bessere Stehvermögen und zog auf der Zielgeraden klar davon. In 45,67 Sekunden unterbot er als Einziger die 46-Sekunden-Marke und sicherte sich nach dem Hallen- auch den Freiluft-Titel.
Zweiter wurde der Osnabrücker Fabian Dammermann (46,34 sec), der Manuel Sanders noch abfangen konnte. Der Dortmunder gewann in 46,43 Sekunden diesmal Bronze. Im Halbfinale hatten die Langsprinter enorm von den günstigeren Bedingungen profitiert: Im Sonnenschein war am Samstag der letzte Finalplatz für 46,32 Sekunden vergeben worden.
800 Meter
Robert Farkens erster Streich
Es war Hindernis-Spezialist Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898), der das Feld bis zur letzten Gegengeraden anführte. Doch dann startete der Favorit seinen Angriff: Robert Farken (SC DHfK Leipzig), der sich an diesem Wochenende das Mittelstrecken-Double vorgenommen hat, zog das Tempo an und distanzierte die Konkurrenz klar. Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt) sortierte sich auf Position zwei ein. In der Kurve folgte die Attacke auf die Medaillenränge von U23-Athlet Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg), der jedoch bald wieder überspurtet wurde.
Das beste Finish hatte der Vorjahressieger: Luis Oberbeck (LG Göttingen) machte auf der Zielgeraden noch Plätze gut und sicherte sich in 1:49,88 Minuten Silber, eine Hundertstel vor Marvin Heinrich, der vor drei Jahren in Braunschweig Deutscher Meister geworden war. Bereits enteilt war Robert Farken, er holte sich in 1:48,90 Minuten den ersten von zwei möglichen Titeln ab: Um 15:55 Uhr steht das 1.500-Meter-Finale an.
1.500 Meter
Robert Farken setzt sich in Herzschlag-Finale durch
Das Duell war dasselbe wie bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig: Robert Farken (SC DHfK Leipzig) gegen Marius Probst (TV Wattenscheid 01). Im Februar hatte der Wattenscheider den großen Favoriten in die Knie gezwungen. Diesmal jedoch drehte der EM-Achte den Spieß um – trotz der vielen Rennen, die er an diesem Wochenende schon bestritten hatte. Immerhin hatte Farken bereits zwei 800-Meter-Rennen sowie den 1.500-Meter-Vorlauf in den Beinen.
So setzte Marius Probst dem Leipziger auch ordentlich zu: Der Wattenscheider fightete bis zur Ziellinie und hätte Farken beinahe noch geschlagen. Doch winzige fünf Hundertstel Vorsprung reichten dem Jahresbesten schließlich: Für 3:37,91 Minuten gab's den Titel. Hinter Marius Probst lief Marc Tortell (Athletics Team Karben; 3:39,21 min) zu Bronze.
400 Meter Hürden
Emil Agyekum stürmt zum ersten Titel
Emil Agyekum hat im Finale über 400 Meter Hürden seine Position als deutsche Nummer eins untermauert. Der EM-Sechste von Rom (Italien) hatte bereits auf der Gegengeraden den neben ihm laufenden Vorjahreszweiten Constantin Preis (VfL Sindelfingen) überholt. An den letzten Hürden unterliefen dem Berliner zwar einige Fehler, an seinem Sieg war jedoch nicht mehr zu rütteln. In 49,25 Sekunden trotzte er den regnerischen Bedingungen.
Als Silbermedaillengewinner überraschte der U20-EM-Vierte des Vorjahres Owe Fischer-Breiholz (49,52 sec). Seine alte Bestzeit von 50,27 Sekunden pulverisierte der Schweriner. Bronze schnappte sich in 49,83 Sekunden Constantin Preis. Titelverteidiger Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt), der zwischenzeitlich aussichtsreich im Rennen gelegen hatte, fiel noch auf Platz vier (50,12 sec) zurück.
4x100 Meter
HSV in Top-Besetzung nicht zu schlagen
Der Hamburger SV bot in der 4x100-Meter-Staffel sowohl den Fünften über 100 Meter Lucas Ansah-Peprah als auch den frischgebackenen Deutschen Rekordler Owen Ansah auf, der als Schlussläufer mit großen, raumgreifenden Schritten den deutlichen Sieg perfekt machte. Mit 39,65 Sekunden blieb die HSV-Auswahl als einziges Quartett unter 40 Sekunden. Auf den Positionen eins und drei hatten auch Paul Erdle und Matti Wellm ihren Teil zum Titelgewinn beigetragen.
Silber ging an die LG Brillux Münster mit Jan Eric Frehe, Leonard Horstmann, Jakob Bruns und Gabriel Wusu (40,16 sec), Bronze und damit die dritte Staffel-Medaille des Tages ergatterte das erste Quartett der LG Stadtwerke München mit den 100-Meter-Finalisten Aleksandar Askovic und Yannick Wolf.sowie Fabian Olbert und Jonas Hügen (40,37 sec).
Stabhochsprung
Bo Kanda Lita Baehre Alleinunterhalter
Eigentlich hätte der Stabhochsprung um 12:55 Uhr beginnen sollen. Aufgrund der widrigen Bedingungen wurde es jedoch 16 Uhr, bis die Athleten endlich loslegen konnten. Und auch dann agierten im Regen viele von ihnen vorsichtig. Der EM-Dritte Oleg Zernikel (ASV Landau) ließ bei seinem dritten Versuch bei seiner Anfangshöhe (5,20 m) die Uhr ablaufen, ebenso wie eine Höhe später der EM-Sechste Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen). Das bedeutete, dass bereits im ersten Versuch überquerte fünf Meter zu Bronze reichten: für Constantin Rutsch (LG Olympia Dortmund).
Silbermedaillengewinner Hendrik Müller (TSV Bayer 04 Leverkusen) schwang sich noch über 5,20 Meter. Höher hinaus ging es nur für einen: Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf). Im vorigen Jahr hatte er bei strahlendem Sonnenschein am Rheinufer von Düsseldorf triumphiert. Diesmal zeigte er, dass er auch bei schlechtem Wetter und vor mittlerweile leeren Rängen Lust aufs Springen hat. Der 25-Jährige überquerte 5,30 Meter, 5,50 Meter und im dritten Anlauf auch 5,70 Meter. Anschließend probierte er sich noch zweimal an 5,85 Metern.
Außer den drei Medaillengewinnern brachten nur U20-Zehnkämpfer Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen), Fabio Wünsche (SC Potsdam) und Luke Zenker (TSV Bayer 04 Leverkusen) gültige Versuche bei fünf Metern in die Wertung.
Vom Stabhochsprung-Finale liegt uns leider kein Video-Material vor.
Dreisprung
Max Heß hebt sich den besten Sprung bis zum Schluss auf
Strömender Regen machte den Dreispringern am Sonntag das Leben schwer. 16,25 Meter, erzielt im zweiten Durchgang, hätten Abonnement-Sieger Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) bereits zum Titel gereicht. Im letzten Versuch betrieb der nunmehr achtmalige Deutsche Meister noch Ergebniskorrektur und flog auf 16,90 Meter, immerhin die drittbeste Weite, die er bei Deutschen Freiluft-Meisterschaften je erreicht hat. Silber eroberte wie in der Halle sein Trainingskamerad Steven Freund (15,45 m), der noch der U20 angehört.
Im letzten Versuch gelang dem Regensburger Benedikt von Hardenberg mit 15,24 Metern eine neue Bestleistung. Damit egalisierte er die Bronze-Weite des Dresdners Pascal Boden, blieb aber aufgrund des schwächeren zweiten Versuchs auf Platz vier. Boden konnte sich anschließend noch um vier Zentimeter steigern.
Diskuswurf
Clemens Prüfer macht das Olympia-Ticket perfekt
Nach vier Jahren heißt der Deutsche Meister im Diskuswurf wieder Clemens Prüfer! Der Potsdamer schleuderte die Scheibe im Eintracht-Stadion auf 65,95 Meter und damit weiter als bei Rang sechs im EM-Finale von Rom. Dabei waren die Bedingungen in Braunschweig mit Regen und kühlen Temperaturen deutlich schlechter. Als Deutscher Meister mit erfüllter Olympia-Norm darf der 26-Jährige nun fest mit dem Olympia-Start planen.
Im vergangenen Jahr hatte in Kassel Henrik Janssen triumphiert, damals betrug seine Siegweite 63,93 Meter. In Braunschweig ging's am Sonntag auch für den Magdeburger etwas weiter: Mit 64,34 Metern gewann er Silber. Im Kampf um Bronze konnte der Olympia-Dritte von 2016 Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) mit 62,17 Metern U23-Athlet Mika Sosna (61,38 m) in Schach halten. Marius Karges (Eintracht Frankfurt) und Steven Richter (LV 90 Erzgebirge), zwei große Talente, die wie Sosna 2003 geboren wurden, überboten ebenfalls die 60 Meter. Das war David Wrobel (VfB Stuttgart) bei seinem letzten DM-Start nicht vergönnt, er wurde mit 58,71 Metern Siebter.
Hammerwurf
Sören Klose bezwingt Merlin Hummel
Bei der EM in Rom (Italien) war es Merlin Hummel (UAC Kulmbach) gewesen, der mit fabelhaften 79,25 Metern und Platz vier für Aufsehen gesorgt hatte. Im Dauerregen von Braunschweig schlug Sören Klose (Eintracht Frankfurt) nach dem Qualifikations-Aus in Rom zurück. Gleich dreimal beförderte er seinen Hammer über die 75-Meter-Marke, am weitesten flog das Wurfgerät in Runde sechs: 75,70 Meter. Erst dreimal hat der 22-Jährige weiter geworfen.
Merlin Hummel konnte sich nach 74,37 Metern zum Auftakt nicht mehr steigern, er musste sich mit Silber begnügen. Bronze wurde mit 65,44 Metern an den zweiten Frankfurter Christoph Gleixner vergeben, der 14 Zentimeter vor Torben Schaper (VfL Eintracht Hannover) lag.
Männliche U20
3x1.000 Meter
Drei Hundertstel entscheiden zugunsten von München
Dass das siegreiche Trio über 3x1.000 Meter aus dem zweiten Zeitlauf kommen würde, war unmittelbar nach Zieleinlauf klar: Die angezeigte Siegerzeit von 7:28,79 Minuten war mehr als 20 Sekunden schneller als die beste Zeit des ersten Laufs. Doch die Top Zwei des schnelleren Laufes hatten nahezu zeitgleich die Ziellinie überquert. Kurz darauf war es Gewissheit: Moritz Gutowski, Moritz Mühlpointner und Tobias Tent holen Gold, für den LC Paderborn mit Luis Butterwegge, Jonathan Gebauer und Robert Rutz gibt es drei Hundertstel dahinter Silber. Bronze erkämpften sich Fabio Schönfeld, Karl Geburek und Andor Rik Schumann für die Startgemeinschaft Team Thüringen (7:31,56 min).