Mit zwei deutschen EM-Normen, darunter dem Comeback von Hanna Klein, und jeder Menge Lauffreude bis tief in die Nacht hinein ist am Samstag die 8. Lange Laufnacht in Karlsruhe zu Ende gegangen. In großen Teilnehmerfeldern purzelten reihenweise Bestleistungen.
Sechs Strecken standen am Samstag bei der 8. Langen Laufnacht in Karlsruhe auf dem Programm – aber diese gleich mehrfach: Bis zu zwölfmal fiel für die unterschiedlichen Leistungsklassen der Startschuss über eine Distanz, in jedem Wettbewerb gaben Tempomacher den passenden Takt an. Bis kurz vor Mitternacht spulten die Läuferinnen und Läufer ihre Runden im Carl-Kaufmann-Stadion ab, später bei Flutlicht. Es war eine ganz besondere Atmosphäre, in der viele deutsche Asse im Wettstreit mit überwiegend europäischer Konkurrenz Motivation und Selbstbewusstsein für den weiteren Sommer tanken konnten.
Unter anderen Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen): Die Hallen-Europameisterin über 3.000 Meter bestritt über 5.000 Meter ihr erstes Bahnrennen seit Juli 2023 und einem Teilanriss der Achillessehne. Nachdem sie es zunächst vorsichtig angehen ließ, zeigte sie auf den letzten Runden, dass sie nichts von ihrer Stärke verloren hat: Mit einem Antritt etwa 500 Meter vor dem Ziel hängte sie ihre letzte Verfolgerin, die Doppel-Europameisterin der U23 Agate Caune (Lettland; 15:18,54 min), ab. Es war ein Antritt zur rechten Zeit, mit dem die 31-Jährige bei ihrem Comeback in 15:13,59 Minuten noch knapp die EM-Norm für Rom (Italien; 7. bis 12. Juni) unterbot.
Auf Platz drei steigerte sich ihre Vereinskollegin und Trainingspartnerin Lisa Merkel, noch in der U23 startberechtigt, auf 15:21,00 Minuten. Mit im Rennen war auch Hindernis-Ass Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier). Nach einem kräftezehrenden Wettkampf-Block mit vier Rennen in zwei Wochen, darunter die Olympia-Norm über 3.000 Meter Hindernis in China, kam sie jedoch auf der Überdistanz am Samstag nicht ins Ziel.
Niklas Buchholz stark verbessert
Mit der Norm über 3.000 Meter Hindernis empfahl sich am Samstag auch Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch) für einen EM-Start in Rom: Der EM-Finalist von 2022 in München steigerte seine Bestleistung um fast drei Sekunden auf 8:23,27 Minuten und wurde damit in einem starken Feld Vierter. Auf Rang sieben konnte auch Velten Schneider (VfL Sindelfingen; 8:27,31 min) seinen zwei Wochen alten Hausrekord von Huelva (Spanien) um etwa eine Sekunde unterbieten. An der Spitze rang der Belgier Tim van de Velde (8:20,80 min) Europameister Topi Raitanen (Finnland; 8:21,00 min) nieder.
Jubeln konnte auch Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), als sie nach 800 Metern die Ziellinie überquert hatte. Denn obwohl sie in der letzten Kurve auf einer äußeren Bahn beim Überholen die meisten Meter machen musste, hatte sie auf der Zielgerade die schnellsten Beine. Und im Ziel mit 2:00,88 Minuten auch eine neue Saison-Bestmarke in der Tasche. So schnell war die 24-Jährige im Mai noch nie. Sie schnappte sich damit auch den Meeting-Rekord, den noch kurz zuvor eine andere deutsche Läuferin aufgestellt hatte: Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden; 2:02,66 min).
Vielversprechende Tests auf den Unterdistanzen
Auf der 800-Meter-Strecke war am Samstag auch der Deutsche Hallenmeister über 1.500 Meter Marius Probst (TV Wattenscheid 01) unterwegs. Gerade erst aus einem Höhentrainingslager zurückgekehrt, konnte er in 1:46,15 Minuten eine neue Bestzeit aufstellen, die Vorfreude weckt auf seinen Saisoneinstieg auf seiner Paradestrecke. Mithalten konnte lange auch der Deutsche Meister Luis Oberbeck (LG Göttingen; 1:47,38 Minuten), mit den ersten 700 Metern zeigte er sich zufrieden, auf den letzten 100 ging die Kraft aus.
Schnellster DLV-Athlet über 1.500 Meter war mit Bestzeit Marc Tortell (Athletics Team Karben; 3:36,98 min), der damit eine Punktlandung auf die Leistungsbestätigungsnorm für Rom vollbrachte. Fast ebenso fix unterwegs waren am Samstag darüber hinaus zwei Langstrecken-Spezialisten: Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf Süd; 3:37,63 min) und Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch; 3:37,73 min). "Zweitschnellster 1.500er meines Lebens. Zum Saisoneinstieg schon mal ganz gut, aber ich glaube, da geht noch ein bisschen mehr. Hat richtig Spaß gemacht!", bilanzierte Thorwirth auf Instagram. Bremm pulverisierte seine bisherige Bestzeit und steigerte sich um mehr als fünf Sekunden.
Im Rennen der Frauen hatte sich Vera Coutellier die 1.500 Meter am besten eingeteilt, in 4:12,16 Minuten sorgte sie für das beste deutsche Resultat vor Verena Meisl (TV Wattenscheid 01; 4:13,41 min). Eine neue Freiluft-Bestzeit von 4:14,57 Minuten gab's für Hindernis-Spezialistin Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier). Während sich Gürth und Krause für die Flachstrecken entschieden hatten, meldete sich Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) etwa ein Jahr nach einem Anriss der Plantarsehne auf ihrer Paradestrecke zurück: Zum Einstieg wurden für die EM-Zwölfte von München 10:03,31 Minuten gestoppt.
Talente sortieren sich für Banska Bystrica und Lima
Überwiegend im Vorprogramm unterwegs waren die Läuferinnen und Läufer der jüngeren Jahrgänge, die gleich reihenweise die Richtwerte für die U18-EM in Banska Bystrica (Slowakei; 18. bis 21. Juli) sowie die U20-WM in Lima (Peru; 26. bis 31. August) unterboten. Über 800 Meter konnten vier Athletinnen die U20-WM-Norm von 2:07,50 Minuten abhaken, darunter neben der Deutschen Jugendmeisterin Jana Becker (Königsteiner LV; 2:04,35 min) als Schnellster mit Paula Terhorst (VfL Löningen; 2:05,43 min) auch eine U18-Athletin.
Auch über 1.500 Meter der weiblichen U20 purzelte der Richtwerte für Lima (4:24,00 min) in Serie, hier war es mit Lera Miller (VfL Löningen; 4:19,60 min) eine U18-Läuferin, die die schnellste Zeit der DLV-Talente auf die Bahn brachte. Paul Walochny (SC DHfK Leipzig; 8:58,86 min) empfahl sich direkt bei seiner Premiere über die lange Hindernisstrecke für einen Start bei der U20-WM, auch Jule Lindner (LG Bamberg; 10:14,75 min) meldete Ansprüche auf einen Hindernis-Startplatz in Lima an.
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