Der Förderverein FREUNDE der Leichtathletik konnte am DM-Wochenende in Leipzig die einstige Vize-Weltmeisterin im Hochsprung Ariane Friedrich und die Leitende Nachwuchs-Bundestrainerin Elke Bartschat als Gäste begrüßen. Thema waren das Sportangebot für deutsche Kinder und Jugendliche sowie die Nachwuchsförderung im Leistungssport.
Der Sport, insbesondere die Leichtathletik, leistet einen großen Mehrwert für unsere Gesellschaft. Dennoch wird zurzeit an allen Ecken und Enden gekürzt – nicht jedoch bei den FREUNDEN der Leichtathletik, die ihren Förderbetrag für das laufende Jahr auf 60.000 Euro erhöhten. Diese erfreuliche Mitteilung konnte FREUNDE-Chef Roland Frey den Mitgliedern der Förderinitiative am zurückliegenden Wochenende beim FREUNDE- Abend im Ratskeller der Stadt Leipzig anlässlich der Deutschen Hallenmeisterschaften in der sächsischen Großstadt machen.
Diese Nachricht erfreute auch 2,06-Meter-Springerin Ariane Friedrich und Chef-Bundestrainierin Nachwuchs Elke Bartschat, die beide Gast-Referentinnen beim FREUNDE-Abend waren. „Wir müssen wie die FREUNDE der Leichtathletik deutlich mehr für den Nachwuchs tun, denn sonst bricht uns eine ganz wichtige Säule weg. Unsere jungen Athletinnen und Athleten erhalten kaum noch Möglichkeiten, bei höherwertigen Wettkämpfen zu starten, weil immer weniger Stadien der Leichtathletik zur Verfügung stehen und Meetings aufgrund fehlender Sponsoren einfach aussterben. Das hat es früher nicht gegeben, weil der Sport damals einen wesentlich höheren gesellschaftlichen Stellenwert als heute hatte,“ betonte Ariane Friederich.
Sport vermittelt wichtige Werte
Kritik übte die Hochsprung-Vize-Weltmeisterin von 2009, die ihr Herz auf der Zunge trägt, auch an der Situation in den Kindergärten und Schulen, wo die Bedeutung des Sports immer mehr an Akzeptanz verliert. „Der Sport wird dort praktisch wegrationalisiert. Wir haben in den Kindergärten und Schulen immer weniger für den Sport ausgebildete Kräfte. Hinzu kommen die fehlenden Hallenkapazitäten. Dieser Weg führt ins Nichts.“
Ariane Friedrich berichtete von ihrer Tochter, die in der Grundschule ein halbes Jahr keinen Sportunterricht hatte, weil die entsprechende Fachlehrerin in den Ruhestand ging. „Der fehlende Sport in der Schule führt dazu, dass wir immer weniger motorisch ausgebildete Kinder haben. Bis zur Pubertät werden körperlich viele Grundsteine gelegt. Wenn diese Basis bei unseren Jugendlichen fehlt, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir international immer mehr an Boden verlieren. Das betrifft nicht nur die Leichtathletik, sondern auch andere große Sportarten wie den Fußball,“ erklärte die 40-jährige Kriminalbeamtin.
Dabei könne die Leichtathletik aufgrund ihrer Vielseitigkeit Kindern und Jugendlichen viele wichtige Werte vermitteln. „So habe ich unter anderem durch den Sport erfahren, dass man für die Ziele, die man sich vorgenommen hat, auch etwas investieren muss. Dann über sich selbst hinaus zu wachsen, ist ein unwahrscheinlich tolles Gefühl, das ich nicht missen möchte, genauso wie die vielen Freundschaften, die ich im Laufe der Jahre knüpfen konnte,“ unterstrich Ariane Friedrich, die mit Bob-Olympiasieger André Lange verheiratet ist.
Chance auf internationale Erfahrungen in der Jugend wichtig
Die Aussage von Ariane Friedrich, dass man hoffnungsvollen Jugendlichen auf dem Weg zur internationalen Spitze hochwertige Wettkämpfe bieten muss, unterstrich auch Elke Bartschat. „Wir haben daher bei den letztjährigen U20-Europameisterschaften in Jerusalem bewusst die nationalen Anforderungen für eine Teilnahme an diesen Titelkämpfen nicht so hoch angesetzt, damit unsere Jugendlichen die Möglichkeit erhielten, einmal bei einer hochkarätigen internationalen Veranstaltung wichtige Erfahrungen zu sammeln.“
Dies sollte man ihrer Meinung nach talentierten Jugendlichen frühzeitig ermöglichen. So reiste der DLV mit einem Großaufgebot von 56 Athletinnen und 50 Athleten nach Jerusalem an. Die DLV-Nachwuchskräfte stellten in Jerusalem nicht nur das zahlenmäßig stärkste, sondern auch das erfolgreichste Team. So nahmen sie im abschließenden Medaillenspiegel mit je acht Gold- und Silber- sowie sieben Bronzemedaillen souverän den ersten Platz eins und gewannen damit doppelt so viele Medaillen wie die Briten, die mit zehn Plaketten auf Platz zwei kamen. Recht erfreulich waren auch im deutschen Team die vielen Endkampfplatzierungen und die zahlreiche persönliche Bestleistungen.
Nun hofft Elke Bartschat, dass die U20- Athletinnen und -Athleten ihre großartigen Erfolge von Jerusalem auch bei den Erwachsenen fortsetzen, aber bis dahin ist es für sie noch ein weiter Weg.
Zum Bild: Ariane Friedrich überreichte beim FREUNDE-Abend Thomas Kuntke (links) und Roland Frey ein Paar ihrer früheren Wettkampf-Spikes.