| Köln-Marathon

Lorenz Baum und Esther Jacobitz holen sich die deutschen Marathon-Titel

Mit einem Favoritensieg und einer Überraschung sind am Sonntag die Deutschen Meisterschaften im Marathon in Köln ausgegangen. Bei den Frauen legte Esther Jacobitz einen Start-Ziel-Sieg hin. Lorenz Baum schnappte sich nach dem Ausstieg von Jonathan Dahlke die Goldmedaille der Männer.
Silke Bernhart / Jane Sichting

Die 25. Ausgabe des Generali Köln Marathons war am Sonntag auch Gastgeber der Deutschen Marathon-Meisterschaften 2023. Lange sah es danach aus, als würden sich die beiden Debütanten, die im Vorfeld als Favoriten auf die Titel gehandelt wurden, deutlich durchsetzen. Doch im Rennen der Männer kam es anders: Jonathan Dahlke (TSV Bayer 04 Leverkusen) konnte zwar bis Kilometer 37 als einziger deutscher Läufer an der Spitze mit zwei Kenianern mitlaufen. Dann aber ließ er abreißen, griff sich an die Oberschenkel-Rückseite – und stieg aus.

Profitieren konnte davon ein Läufer, der sich das Rennen in seinem insgesamt sechsten Marathon am besten eingeteilt hatte: Lorenz Baum. Der 33-Jährige von der LAV Stadtwerke Tübingen hatte zu Beginn die Spitzengruppe, der auch noch Tom Thurley (SC Potsdam) und Erik Hille (LT Haspa Marathon Hamburg) angehörten, ziehen lassen. In 67:51 Minuten hatte er die Halbmarathon-Marke noch als vierter Deutscher passiert, schon da waren aber die DM-Medaillenränge in Sicht. Die zweite Rennhälfte gehörte dann dem Tübinger.

Lorenz Baum überholte zunächst den Hamburger, dann auch den Potsdamer und schließlich auch Jonathan Dahlke, der am Streckenrand stand. Auf den letzten fünf Kilometern lief der Tübinger dem größten Erfolg seiner Karriere entgegen und erzielte auf schwerer Strecke in 2:15:56 Stunden sogar noch eine persönliche Bestzeit. Fast drei Minuten Vorsprung hatte er am Ende auf Erik Hille (2:18:35 h) herausgearbeitet, der wiederum noch an Tom Thurley (2:19:08 h) vorbeiziehen konnte.

"Größter Erfolg meiner Karriere"

"Ich kann's noch gar nicht richtig glauben", sagte Lorenz Baum nach dem Zieleinlauf. "Die letzten paar Kilometer haben sich noch mal gezogen. Aber als ich hier den Teppich gesehen habe, war es unglaublich. Und dann auch noch unter 2:16, auf einer nicht so einfachen Strecke... Das ist der größte Erfolg in meiner Karriere. Und ich laufe schon eine Weile."

Mit Silber zufrieden, mit der Zeit nicht – so fiel die Bilanz von Erik Hille aus. "Vielleicht wäre es besser gewesen, in der zweiten Gruppe mitzulaufen. Da hätte ich vielleicht mehr auf mein Gefühl hören sollen", sagte er. "Es war super hart", stellte Tom Thurley fest. "Die erste Hälfte war mega gut, dann wurde es sehr warm. Ab Kilometer 30 war es nur noch: Irgendwie ins Ziel kommen und möglichst weniger sterben als die anderen."

Der Männer-Sieg der Jubiläums-Ausgabe des Köln-Marathons ging an einen Gast aus dem Ausland: Amos Kipkorir Changwony (Kenia; 2:14:43 h) setzte sich gegen Rennende noch von seinem Landsmann Anthony Apori Ekai (2:15:21 h) ab. Beide hatten im Rennverlauf über weite Strecken das Tempo gesetzt und bis Kilometer 37 noch mit Jonathan Dahlke das Spitzen-Trio gebildet. Während die DM-Medaillengewinner im Ziel ihre Interviews gaben, war der Leverkusener bereits frustriert zurück im Hotel – so hatte er sich sein Debüt nicht vorgestellt.

Esther Jacobitz unangefochten

Ganz anders gestaltete sich das Rennen der Frauen, in dem die Favoritin Esther Jacobitz (TK zu Hannover) bei ihrem Marathon-Debüt einen Start-Ziel-Sieg hinlegte – auch wenn sie ebenfalls die ganze Härte des Marathons zu spüren bekam. Zur Halbmarathon-Marke noch bei 1:15:13 Stunden gestoppt und damit auf Kurs einer Zeit unter 2:31 Stunden, gingen am Ende die Kräfte aus. Begleitet unter anderem von ihrem Verlobten Hendrik Pfeiffer, kämpfte sie sich nach 2:37:00 Stunden ins Ziel.

Die 26-Jährige war damit am Sonntag klar die beste Läuferin. Die DM-Silbermedaille ging dahinter an Katja Fischer (SCC Berlin), die sich bei sommerlichen Temperaturen nach 2:44:30 Stunden über die Ziellinie quälte. Verena Vogt (LSF Münster; 2:46:55 h) wurde Dritte. Auf Silberkurs angegangen war das Rennen die Passauerin Lisa Fuchs, sie musste jedoch noch vor der Halbmarathon-Marke das Rennen mit Schmerzen beenden.

Zwischen Glück und Pech

"Es war sehr, sehr hart. Das Wetter war ultrawarm, das hat man auf der zweiten Hälfte gemerkt", blickte Esther Jacobitz auf ihr Rennen zurück. "Aber dadurch, dass ich sehr lange in Köln gewohnt und alle 50 Meter meinen Namen gehört habe, wurde ich noch irgendwie ins Ziel getragen."

Dort angekommen, war Hendrik Pfeiffer – eine Woche zuvor noch in 2:08:48 Stunden drittbester Deutscher des Berlin Marathons – der erste Gratulant der neuen Deutschen Meisterin. Zwei Tage zuvor hatte dieser ihr einen Heiratsantrag gemacht – auf der Strecke geblieben war am Sonntag allerdings der Verlobungsring, den Esther Jacobitz an einer Kette um den Hals trug. Nach der Siegerehrung auf dem Podium bat sie daher die Kölner um Unterstützung bei der Suche nach dem Schmuckstück.

Tom Förster mit Bestzeit, aber ohne Rekord

Schon um 9:00 Uhr morgens war vor dem Marathon der Startschuss für den Halbmarathon gefallen. Den stärksten Eindruck hinterließen zwei U23-Läufer, die beide über neue Bestzeiten jubeln konnte. Tom Förster (LG Braunschweig; 64:11 min) wiederholte dabei seinen Erfolg aus dem Vorjahr, zur anvisierten deutschen U23-Bestleistung von Hendrik Pfeiffer fehlten allerdings 31 Sekunden. Mia Jurenka (VfL Sindelfingen), Deutscher U23-Meisterin über 10 Kilometer, steigerte ihren Hausrekord im Halbmarathon gar um fast vier auf 72:46 Minuten.

Mit Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) hatte sich auch eine der herausragenden deutschen Bahnläuferinnen unter die Teilnehmer gemischt. Die zweimalige Hindernis-Europameisterin befindet sich fünf Monate nach der Geburt ihrer Tochter Lola in der Aufbauphase für die anstehende Olympiasaison. Dieses Mal war sie als Pacemakerin für ihre Trainingspartnerin Lisa Oed (Königsteiner LV) im Einsatz, die 2017 U20-Europameisterin über die Hindernisse wurde. Beide kamen nach 78:40 Minuten ins Ziel.

"Die Stimmung an der Strecke war überragend, auch heute Morgen schon beim Halbmarathon", freute sich der Geschäftsführer der ausrichtenden Kölner AusdauerSport GmbH Markus Frisch. "Wir haben das Schicksal, eine Woche nach Berlin zu sein. Und wenn wir die Olympia-Qualifikation haben, dann kann ich auch verstehen, dass die Athleten versuchen dort zu laufen. Dieses Los werden wir immer haben." Dennoch zeigte er sich zufrieden mit dem Zuspruch für die DM-Entscheidungen: "Ich denke, so eine Deutsche Meisterschaft steht uns gut zu Gesicht, und es ist schön, auch mal was für die Elitesportler in Deutschland zu machen. Wir hatten ein relativ gutes Starterfeld und die Sportler haben das angenommen."

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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