Bei den Ständigen Konferenzen Leistungssport, Talententwicklung und Nachwuchsförderung standen am zurückliegenden Wochenende Analysen und Austausch im Fokus. Mit einem emotionalen Vortrag sorgte außerdem Extrem-Alpinist Thomas Huber für Begeisterung.
„Wir haben derzeit eine sehr herausfordernde Situation zu managen. Deshalb sind neue Wege und somit Veränderungen in der Leichtathletik zwingend erforderlich", sagte DLV-Vorstandsvorsitzender Idriss Gonschinska bei den Ständigen Tagungen Leistungssport sowie Talententwicklung und Nachwuchsförderung in Darmstadt. 140 Teilnehmer:innen diskutierten drei Tage über die Zukunft der Leichtathletik.
Das Fazit von DLV-Sportdirektor Jörg Bügner lautete: „Wir hatten einen regen Informationsaustausch innerhalb der verschiedenen Gruppierungen und klar strukturierte Ableitungen für die zukünftige Ausrichtung. Die Atmosphäre und die Lust auf Veränderung fand ich sehr inspirierend und es gab aus meiner Sicht den erhofften Aufbruch.“
Flachere Hierarchien und verbesserte Kommunikation
Ziel müsse es sein, künftig auch mit Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und die Besonderheiten der Generation Z konsequent wertorientiert zu denken und eine gemeinsame Vision der Veränderung zu entwickeln. „Wir wollen schneller, schlanker und horizontaler agieren, mit weniger Hierarchien“, sagte Gonschinska.
Für das nächste Jahr lege man größten Wert darauf, dass möglichst alle Top-Athlet:innen bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 gesund an den Start gebracht werden. "Es müssen auch Fragen wie 'Sind wir trainingsmethodisch auf dem neuesten Stand?' oder 'Fördern wir die richtigen Athleten?' selbstkritisch beantwortet werden“, sagte Bügner. „Der DLV verfügt über sehr gute Konzepte und Ideen. Wir müssen die PS aber auch auf die Straße bringen, umsetzen und vor die Welle kommen.“
Erfolg resultiere in erster Linie aus hochtalentierten Athlet:innen im Zenit ihrer Leistungsfähigkeit, hochqualifizierten und erfahrenen Trainer:innen sowie optimalen Rahmenbedingungen. Hinzu komme der unbedingte Siegeswille jedes Einzelnen.
Generationswandel im Trainerbereich mit Herausforderungen
Vor allem im Trainerbereich gebe es in den kommenden Jahren einen größeren Veränderungsprozess, da viele erfahrene Trainer zwischen 2025 und 2028 in den Ruhestand gehen. „Wir haben das Next-Coach-Programm implementiert, bieten vielfältige Aus- und Fortbildungsformate über die DLV-Akademie an und sind auch in Gesprächen mit internationalen Spitzentrainern, um den Wissenstransfer voranzutreiben", betonte Gonschinska. "Wenn wir eigenständige, handlungsfähige Athlet:innen haben, brauchen wir die Trainer in erster Linie als Berater“, sagte Bügner.
Entscheidend sei es, Strukturen auf Athlet:innen anzupassen und nicht umgekehrt. Wenn man in die Erfolgsspur zurückkehren möchte, benötige man auch eine gute Rückkopplung zu den Bundesstützpunkt-Leitern, Landesverbänden und Vereinen, nicht zuletzt um auch den Nachwuchs gut zu integrieren. „Ich setze bei dem Transformationsprozess auf Ehrlichkeit, Vertraulichkeit, Loyalität sowie auf gemeinsames Gestalten.“
In einzelnen Workshops wurden Ideen in den jeweiligen Disziplinen diskutiert sowie die Jahresplanung und Kaderplanung festgelegt. Das medizinische Netzwerk wird sich künftig in einen Präventionsverbund entwickeln. Zusätzliche Fachbereiche, insbesondere der Gynäkologie, der Endokrinologie und der Zahnmedizin werden eingebunden.
Motivationsvortrag von Extrem-Alpinist Thomas Huber
Zu den Höhepunkten der Tagung zählte zweifellos der Motivationsvortrag von Thomas Huber, dem bekannten Extrem-Alpinisten, der die schwierigsten Berge der Welt bezwungen hat. Anhand der Welt der Berge hielt er allen vor Augen, dass man zwar scheitern könne, aber dann eben wieder aufstehen müsse, um es erneut zu versuchen. „Manchmal braucht es nicht viel, und es ändert sich alles“, sagte Huber, der mit Bruder Alexander als „Huberbuam“ zur Champions League der Kletterer zählt. Scheitern gehöre zum Weg nach oben und Aufgeben sei keine Option. Dies treffe sowohl auf das Bergsteigen als auch auf die Leichtathletik zu.
In seinem emotionalen Vortrag brachte er immer wieder treffende Vergleiche und verwies dabei auf das Motto: „Das Können ist des Dürfens Maß.“ So sagte er zum Thema Talent: „Talent ist das eine, doch zur Meisterschaft bringst Du es nur, wenn Du immer wieder hart trainierst.“ Der Begriff Unmöglichkeit sei nur ein Wort, was im Kopf vorhanden sei, doch es könne zu jedem Zeitpunkt überwunden werden, wenn man es wirklich will. „Entscheidend ist, wenn man im Hochleistungssport etwas tut, es zu 100 Prozent zu tun.“ Und wenn man sein Ziel nicht erreicht hat, dann gilt es, es immer wieder zu versuchen. Letztlich werde sich immer der durchsetzen, der sich durchbeißt.