| Budapest 2023

WM Tag 8 | Die DLV-Athletinnen und -Athleten in den Vorrunden

Am vorletzten Tag der Weltmeisterschaften von Budapest stehen die letzten Vorrunden auf dem Programm – alle drei mit deutscher Beteiligung. Wie sie sich in der Qualifikation geschlagen haben und wie sie selbst ihre Auftritte einordnen, lesen Sie hier.
Silke Bernhart / Svenja Sapper

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FRAUEN


4x400 Meter Vorläufe


DLV-Langsprinterinnen verpassen trotz Saisonbestzeit das Finale

Der Finaleinzug würde kein leichtes Unterfangen werden, so viel stand bereits vor der Vorrunde fest. Zu holprig war die Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt verlaufen. Luna Thiel (VfL Wolfsburg), Alica Schmidt (SCC Berlin), Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) und Hürden-Spezialistin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) gingen wie im Vorjahr bei der EM in München ins Rennen. Bereits Luna Thiel, Anfang des Jahres nach einer schweren Verletzung noch auf Krücken unterwegs, tat sich gegen die schnelle Konkurrenz um Jamaika und Kanada schwer. 

Auch Alica Schmidt, Mona Mayer und Carolina Krafzik fanden keinen Anschluss zur Spitze mehr, wenngleich Carolina Krafzik auf den finalen Metern noch einmal ordentlich gegen die Französin um jeden Platz und jede Hundertstel kämpfte. In 3:27,74 Minuten gab's eine Saisonbestzeit, zum Ergebnis von München (3:26,09 min) fehlte jedoch ein gutes Stück. Als Laufsiegerinnen erzielten die Jamaikanerinnen (3:22,74 min) eine neue Weltjahresbestzeit. Für die Finalqualifikation wären 3:26,18 Minuten nötig gewesen, den Französinnen (3:27,50 min) wurde jedoch ein neunter Startplatz zugesprochen. 

Stimmen zum Wettbewerb: 

Alica Schmidt (SCC Berlin)
Es ist schwierig, direkt nach dem Rennen zu reflektieren, woran es lag. Das müssen wir mit unseren Trainern besprechen. Es ist natürlich schwierig, wenn wir beim Wechsel immer außen sind, dadurch haben wir ein paar Zehntel verloren. Wir wussten, dass es sehr hart wird. Jetzt waren wir aber doch langsamer, als wir es uns erhofft haben. Wir haben uns das Finale erhofft und wussten, dass es möglich gewesen wäre. Die Stimmung im Stadion war unfassbar. Dass man quasi gar keinen freien Platz sieht, habe ich noch nie erlebt. Man hat auch gerade wieder gesehen, wie das Publikum bei jeder Nation ausrastet. 

Luna Thiel (VfL Wolfsburg)
Für mich persönlich ist es auf jeden Fall ein Erfolg, hier zu sein. Aber ich bin hier ja nicht individuell unterwegs, sondern für das Team. Ich hatte gehofft, dass ich so schnell wieder so fit werde, um dem Team zu helfen. Wir haben schon spät gewechselt, auf jeden Fall. Das macht auch ein paar Meter aus. Ich habe trotzdem alles gegeben und das Vertrauen vom Bundestrainer bekommen. Wir verlieren und gewinnen zusammen, als Team. 

Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen)
Ich hatte ja genügend Zeit seit meinen Hürdenrennen, das war glaube ich ganz gut. Laktat hat man immer, egal ob mit oder ohne Hürde. Es bewegt sich auf jeden Fall was über 400 Meter, es kommen auch junge Läuferinnen nach. Es geht nicht immer alles hopplahopp, wie es sich viele wünschen oder denken. 400 Meter ist was anderes als eine kurze Sprintdistanz, man braucht eine enorme Tempohärte. Natürlich sind wir hier, um unser Bestes zu geben. Und wenn es dann doch nicht so läuft, ist man erst mal enttäuscht. Aber das gehört auch zum Sport. Wir analysieren jetzt erst mal. 


Kugelstoßen Qualifikation


Yemisi Ogunleye führt mit Bestleistung starkes deutsches Trio an

Gleich der erste Versuch saß – und wie! Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) jubelte schon, bevor die Weite verkündet wurde. Als sie auf der Anzeigetafel erschien, gab's kein Halten mehr: Mit 19,44 Metern hatte sie nicht nur ihre Bestleistung um 13 Zentimeter übertroffen, sondern auch die direkte Qualifikationsweite. Somit steht die 24-Jährige bei ihrer ersten WM in ihrem ersten WM-Finale!

Ebenfalls mit dem ersten Stoß machte Sara Gambetta (SV Halle) den Einzug in die Runde der besten Zwölf klar. Es war die neuntbeste Weite des Tages und der drittbeste Stoß ihrer Freiluft-Saison. Nach ihrem zweiten Versuch jubelte auch Julia Ritter (TV Wattenscheid 01): Im gesamten Saisonverlauf hatte sie sich an der 18-Meter-Marke abgemüht, die sie im Jahr 2022 noch so fest im Griff gehabt hatte, seit Mitte Juni war kein Stoß mehr darüber gelungen. In Budapest gab's eine neue Saison-Bestleistung von 18,41 Metern, erst einmal kam sie in ihrer Karriere weiter. Zum Finale reichte das jedoch leider nicht, auf Platz 15 der Qualifikation fehlten 18 Zentimeter.

Schon am Samstagabend geht's in Budapest um Gold, Silber und Bronze, gleich acht Athletinnen haben sich dafür mit großem Q und Stößen jenseits von 19 Metern in Position gebracht. Die beste Weite des Vormittags gelang der Niederländerin Jessica Schilder (19,64 m) vor Hallen-Weltmeisterin Auriol Dongmo (Portugal; 19,59 m). Aus dem Kreise der zuletzt am stärksten einzuschätzenden Athletinnen musste sich allein die Olympia-Siebte Fanny Roos (Schweden) frühzeitig verabschieden.

Stimmen zum Wettbewerb: 

Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim):
Was ich gerade gesungen habe? "Danke, Jesus!" Ich habe die Ruhe bewahrt, auf mich vertraut, ich habe mich gut vorbereitet und bin in der besten Form meiner bisherigen Karriere. Ich gehöre hier genauso dazu wie alle anderen. Die Weite jetzt nimmt mir komplett den Druck fürs Finale, da will ich heute Abend genauso Spaß haben und ein Freudenfest feiern. Ich habe so viele Jahre zugeschaut, als andere auf dieser Bühne standen, ich bin so dankbar, hier dabei zu sein. Das letzte Jahr war voller Zweifel, aber ich hatte das Gefühl, es schlummert noch etwas in mir. Dann habe ich die Förderstelle bei der Bundeswehr bekommen, auch meine Trainer haben mir viel Sicherheit gegeben und viel Ansporn. Im Training stoße ich oft morgens und abends, ich glaube, ich finde es ganz gut, dass das Finale auch gleich wieder heute Abend stattfindet.

Sara Gambetta (SV Halle)
Ich fand den Stoß ganz okay, ich habe ihn nicht ganz gut getroffen dafür, dass er auf 18,70 Meter ging. Daher bin ich zuversichtlich, dass es heute Abend noch ein bisschen weiter geht. Das muss es auch, ich glaube, neun Leute haben hier jetzt über 19 Meter gestoßen, da muss man schon noch ein bisschen mehr draufpacken. Ich nehme mir die Top Acht als Ziel vor. Ich bin seit heute Morgen um sechs Uhr wach, bin eigentlich nicht so der Morgenmensch, daher bin ich total zufrieden, dass ich hier das Finale erreicht habe. Ich bin schon zweimal bei Weltmeisterschaften als 13. ausgeschieden. Demnach bin ich im dritten Anlauf sehr zufrieden, dass es heute geklappt hat. Ich bin es aus dem Training gewohnt, morgens und abends zu stoßen. Ich sehe die Quali heute Morgen als Auftakt für das Finale am Abend. 

Julia Ritter (TV Wattenscheid 01)
Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden, auch wenn ich es nicht ins Finale geschafft habe. Ich habe Saisonbestleistung gestoßen und konnte endlich mal wieder befreit stoßen. Der erste war noch ganz schlecht, da dachte ich mir: Oh, nicht dass wieder die Muster der Saison auftreten. Dann habe ich den zweiten schön getroffen und habe, glaube ich, den zweitweitesten Stoß meines Lebens gemacht. Ich glaube, am meisten hat mich diese Saison mein Kopf aus dem Tritt gebracht. Ich habe mich so sehr unter Druck gesetzt, dass ich hierher fahren muss und gut Punkte sammeln und weit stoßen muss. Heute habe ich einfach versucht, stolz auf mich zu sein, Spaß zu haben, das Ganze zu genießen. Das hat geklappt und ich bin happy! Man sieht, die Konkurrenz wird immer stärker. Letztes Jahr war ich auch 15., aber mit 20 Zentimetern weniger. Es ist schon cool zu sehen, was die anderen machen. Manchmal schockt es einen doch, was die anderen so stoßen. Es ist einfach schön, auf Weltniveau mitmachen zu dürfen und gar nicht so schlecht abzuschneiden. 

 

MÄNNER


4x400 Meter Vorläufe


DLV-Quartett rennt schnellste deutsche Zeit des Jahrtausends

Das deutsche Quartett, angetreten in der Besetzung Jean Paul Bredau (SC Potsdam), Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), Marc Koch (LG Nord Berlin) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) hatte sich viel vorgenommen für ihre WM-Mission: Der Finaleinzug sollte her. Und dafür gaben die vier Langsprinter alles. Bereits Startläufer Bredau brachte die DLV-Auswahl gut ins Rennen und sortierte sich weit vorne im Feld ein. Danach gaben Marvin Schlegel und Marc Koch alles, bevor Schlussläufer Manuel Sanders noch einmal versuchte, an die vordersten Plätze heranzulaufen. 

3:00,67 Minuten wurden für die DLV-Athleten gestoppt – die schnellste Zeit einer deutschen Staffel in diesem Jahrtausend und ein Ergebnis, das nur einmal bei einer WM nicht für das Finale gereicht hätte. Und leider in Budapest zum zweiten Mal: Als Elfte schied das Quartett aus, die Niederlande holten sich in 3:00,23 Minuten das letzte kleine q. Fünf Staffeln blieben unter drei Minuten, gleich vier davon, angeführt von den USA (2:58,47 min), im ersten Vorlauf. 

Stimmen zum Wettbewerb: 

Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund)
Es ist eine gute Zeit, wieder ein Schritt nach vorne. Wir steigern uns von Rennen zu Rennen. Nichtsdestotrotz war das klare Ziel das Finale, daher sind wir nicht zufrieden. Wir haben unser Ziel nicht erreicht. Trotzdem stärkt das für die nächsten Jahre. Wenn wir so weitermachen, ist bald das Finale drin und hoffentlich irgendwann mal auch eine Medaille. Ich glaube, dass wir immer wieder weit rausmussten zum Wechsel, da lässt man natürlich ein, zwei Zehntel liegen. Der letzte Schliff fehlt noch, aber auf den trainieren wir hin. Ich glaube, über 400 Meter geht es einfach trainingswissenschaftlich immer weiter, deshalb entwickelt sich die Disziplin weltweit auch so stark. 

Jean Paul Bredau (SC Potsdam)
Der erste Startversuch ging ein bisschen in die Hose, aber beim zweiten Mal hat es geklappt. Ich persönlich hatte sogar das Gefühl, dass ich zu langsam losgelaufen bin, und bin dann erschrocken, dass keiner links neben mir ist. Da dachte ich mir: "Bring das jetzt zu Ende!" Vielleicht hätte noch mehr gehen können, aber insgesamt war ich mit mir ganz zufrieden. Das Ziel war ganz klar, ins Finale zu laufen, und das hat leider nicht geklappt. 

Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz)
Ich hatte heute den Auftrag, die Runde schnell zu machen und mich in einer guten Position einzuordnen. Ich würde sagen, das ist mir ganz gut gelungen. Wir sind aber enttäuscht. Wie die anderen schon gesagt haben: Wir wollten ins Finale. Wir haben uns das auch zugetraut, so sind wir rangegangen. Und viel hat ja auch nicht gefehlt. Die Konkurrenz im ersten Lauf hat motiviert, weil man gesehen hat, dass man auf dieser Bahn schnell rennen kann. Nächstes Jahr eine Sekunde schneller? Da würden wir auf jeden Fall nicht nein sagen. 

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