Alles war am Mittwochabend angerichtet für die große Show der norwegischen Leichtathletik-Stars. Doch während Langhürden-Star Karsten Warholm seine Gold-Chance nutzte und Joshua Abuaku ein starkes Finale zeigte, fand Mittelstrecken-Star Jakob Ingebrigtsen erneut einen Kryptonit aus Großbritannien. Ihm blieb Silber. Diese Medaillenfarbe wurde im Frauen-Stabhochsprung nicht vergeben. Denn es gab zwei Goldmedaillen.
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Dem Großmeister des 400-Meter-Hürdenlaufs gebührte der krönende Abschluss des fünften WM-Tags in Budapest. Anders als gewohnt, gingt Karsten Warholm das Finale nicht im Turbo-Modus an, sondern etwas ruhiger. Bei Rennhälfte lag sogar noch Rai Benjamin (USA) in Führung. Doch auf den letzten 150 Metern war der Weltrekordler der stärkste Läufer. Mit 46,89 Sekunden sicherte sich der Olympiasieger seinen dritten WM-Titel nach 2017 und 2019.
Rai Benjamin konnte sein schnelles Anfangstempo nicht durchziehen. Ihm blieb mit 47,56 Sekunden die Bronzemedaille. Am US-Amerikaner zog Kyron McMaster (Britische Jungferninseln; 47,34 sec) vorbei und schnappte sich als Zweiter die erste Medaille bei einer großen Meisterschaft. Titelverteidiger Alison dos Santos (Brasilien) blieb als Sechster mit 48,10 Sekunden ohne Medaille.
„Ich habe das Gefühl, dass die Goldmedaille wieder da ist, wo sie hingehört“, jubelte Karsten Warholm nach seinem dritten WM-Titel. „Es war der perfekte Lauf für mich. Ich konnte meine Form auf den ersten 250 Metern zeigen. Und ich wusste, dass die Jungs sehr müde sein würden. Ich musste auf den letzten 100 Metern nur noch den Turbo einschalten.“
Joshua Abuaku zeigt als WM-Achter erneut starkes Rennen
Zum ersten Mal seit Harald Schmid 1987 schaffte es mit Joshua Abuaku (LG Eintracht Frankfurt) wieder ein deutscher 400-Meter-Hürden-Läufer in ein WM-Finale. Und er lief mit 48,53 Sekunden das dritte starke Rennen innerhalb von drei Tagen. Im Vorlauf hatte der 27-Jährige seine Bestzeit auf 48,32 Sekunden gesteigert, im Halbfinale 48,39 Sekunden abgeliefert. Ein ganz starker Auftritt des Deutschen Meisters. Im Finale reichte die viertbeste Zeit seiner Karriere – erzielt auf der innersten Bahn des Finals, Bahn zwei – zu Platz acht.
Die britischen 1.500-Meter-Läufer werden bei Weltmeisterschaften zum Kryptonit von Jakob Ingebrigtsen. Der Olympiasieger aus Norwegen musste am Mittwochabend erneut eine Niederlage gegen einen Läufer aus dem Vereinigten Königreich einstecken. Von 500 Metern bis 50 Meter vor dem Ziel lag Jakob Ingebrigtsen in Führung. Doch dann zog Josh Kerr am Norweger vorbei. Der Brite gewann mit Bestzeit von 3:29,38 Minuten vor Jakob Ingebrigtsen (3:29,65 min) und dessen Landsmann Narve Nordas (3:29,68 min), der seit einiger Zeit von Gjert Ingebrigtsen, Jakobs Vater, trainiert wird.
Alle drei 1.500-Meter-Medaillen nach Europa
Vergangenes Jahr in Eugene hatte Jakob Ingebrigtsen dem Briten Jake Wightman überraschend den Vortritt lassen müssen. Damit gingen in Budapest alle drei Medaillen an die europäischen Mittelstreckler. Den zweiten Landesrekord im dritten Rennen erzielte in Budapest Niels Laros. Der erst 18 Jahre alte Niederländer lief ein starkes Finale und belohnte sich als Elfter mit 3:31,25 Minuten.
„Diese letzten Momente des Rennens werden sich für eine lange Zeit in mein Gedächtnis einprägen. 50 Meter vor dem Ziel wusste ich, dass ihn hatte“, beschrieb Josh Kerr die entscheidenden Sekunden auf der Zielgeraden. „Heute bin ich mich mit ganzem Herzen, mit ganzem Mut und mit der Erinnerung an all die harten Jahre, die ich gebraucht habe, um hierher zu kommen, gelaufen. In so einem Rennen ist es einfacher, nicht der Favorit zu sein.“
Im Stabhochsprung-Finale der Frauen wurden die Medaillen bei 4,85 Metern vergeben. Ein Quintett versuchte sich an dieser absoluten Weltklassehöhe. Nina Kennedy (Australien) und Titelverteidigerin Katie Moon (USA) meisterten diese Höhe gleich im ersten Anlauf. Für Europameisterin Wilma Murto (Finnland), Tina Sutej (Slowenien) und Molly Caudery (Großbritannien) war diese Marke zu hoch. Wilma Murto sicherte sich Bronze mit 4,80 Metern dank weniger Fehlversuche als die höhengleiche Tina Sutej.
Tränen von zwei Stabhochsprung-Weltmeisterinnen
Bei 4,90 Metern sah es so aus, als würde der Wettkampf ausklingen. Doch beide nutzten ihre finale Chance über diese Höhe. Erst 4,95 Meter waren für das Duo zu hoch. Da sie bei den Fehlversuchen gleichauf lagen, musste eigentlich das Stechen entscheiden. Doch beide wollten lieber darauf verzichten. So gab’s wie beim Männer-Hochsprung bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio zwei Siegerinnen, die sich nach der Einigung glücklich und mit den Tränen kämpfend in den Armen lagen.
„Es war ein super-verrückter Abend. Ich hatte das Gefühl, dass das ganze Stadion bei jedem einzelnen Sprung zugesehen hat. Ich wusste, dass ich auf das Podium kommen kann, aber es war ein Wunder, Gold zu gewinnen. Ich glaube, heute Abend ist ein Wunder geschehen“, so Nina Kennedy, die ihren eigenen australischen Rekord um acht Zentimeter steigerte. Auch Katie Moon war nach dem „geteilten Titel“ äußerst happy: „Als das Finale begann, dachte ich nicht, dass es mit einer Goldmedaille klappen würde. Es war ein tolles Duell.“
Die 400 Meter wurden zur klaren Angelegenheit von Marileidy Paulino. Die Olympia-Zweite aus der Dominikanischen Republik lief die mit Abstand stärkste zweite Rennhälfte, setzte sich auf der Zielegraden immer weiter ab und stürmte nach 48,76 Sekunden ins Ziel. Ihre Bestzeit steigerte die 26-Jährige im WM-Finale um 21 Hundertstelsekunden.
Zwei DLV-Läuferinnen mit starken Vorstellungen
Ein taktisch kluges Rennen zeigte Natalia Kaczmarek. Die Polin arbeitet sich auf der Zielgeraden Platz um Platz nach vorn und schnappte sich mit 49,57 Sekunden quasi auf dem Zielstrich die Silbermedaille. Es war die erste WM-Medaille einer polnischen 400-Meter-Läuferin überhaupt. Bronze ging wie 2022 an Sada Williams (Bahamas; 49,60 sec). Bis 50 Meter vor dem Ziel lag Lieke Klaver auf Medaillenkurs. Doch dann wurden die Schritte der Niederländerin kürzer. Ihr blieb am Ende Platz sechs mit 50,33 Sekunden.
In den Vorrunden am Mittwoch überzeugten aus dem DLV-Team speziell zwei Läuferinnen. Christina Hering (LG Stadtwerke München) lief als Vorlauf-Zweite über 800 Meter mit 2:00,06 Minuten souverän ins Halbfinale. Olivia Gürth (Diezer TK Oranien) schaffte es über 3.000 Meter Hindernis direkt ins Finale. Als Vorlauf-Fünfte buchte die U23-Europameisterin mit neuer Bestzeit von 9:24,28 Minuten das Final-Ticket.
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