Die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten der Welt treffen sich in Budapest! Was uns in den WM-Entscheidungen der Männer erwartet? Wir haben eine Blick in die Teilnehmerlisten und in die Glaskugel geworfen. Heute: Die große Vorschau auf die Sprünge, Würfe, den Mehrkampf und die Staffel-Wettbewerbe der Männer.
HOCHSPRUNG
„Vier gewinnt“ für Mutaz Essa Barshim?
Seit 2017 in London waren Weltmeisterschaften immer die Sache von Mutaz Essa Barshim. Dreimal in Folge gewann der Katari WM-Gold im Hochsprung. In Budapest könnte der Olympiasieger den Viererpack perfekt machen. Die Aussichten sind durchaus gut. Denn mit 2,36 Metern führt der 32-Jährige die Weltbestenliste an. Allerdings konnte Mutaz Essa Barshim in der Sommersaison erst vier Wettkämpfe bestreiten.
Deutlich fleißiger war in den vergangenen Monaten JuVaughn Harrison. Der US-Amerikaner sprang gleich viermal zwischen 2,32 und 2,35 Meter hoch. Dazu kommen beachtliche 8,07 Meter im Weitsprung. Der 24-Jährige ist ein wahres Sprung-Talent. Das belegen auch die Plätze fünf und sieben im Weit- bzw. Hochsprung bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio.
Schon dahinter startet Tobias Potye als Nummer drei der Welt in Budapest. Der Münchner meisterte in Chorzów 2,34 Meter und steigerte seine Bestleistung damit gleich um vier Zentimeter. Allerdings fehlt dem Vize-Europameister bei den absoluten Top-Höhen noch die Konstanz. Die zweitbeste Höhe des 28-Jährigen betrug in diesem Sommer 2,27 Meter. Allerdings waren – beispielsweise bei der DM in Kassel – auch einige Zentimeter mehr möglich.
Zehn weitere WM-Starter sind in diesem Jahr bereits zwischen 2,34 und 2,30 Meter hoch gesprungen. Speziell Olympiasieger Gianmarco Tamberi (Italien) macht sich mit einer Saisonbestleistung von 2,34 Metern Hoffnung auf eine weitere internationale Medaille, am liebsten natürlich die goldene. Gleiches gilt für Hallen-Weltmeister Sanghyeok Woo (Südkorea; 2,33 m).
Titelverteidiger: Mutaz Essa Barshim (Katar; 2,37 m)
Jahresbester: Mutaz Essa Barshim (Katar; 2,36 m)
DLV-Teilnehmer: Tobias Potye (LG Stadtwerke München; 2,34 m)
STABHOCHSPRUNG
Der Sieg geht nur über Armand Duplantis
Er ist der Dominator des Stabhochsprungs: Armand Duplantis. Der Weltrekordler führt mit 6,12 Metern natürlich die Weltjahresbestenliste an. Doch dass der Schwede nicht automatisch ganz oben steht, musste er zuletzt bei der Diamond League in Monaco erfahren. Mit 5,72 Metern blieb dem 23-Jährigen nur Rang vier. Trotzdem übertraf Armand Duplantis, der bei seinem WM-Triumph vor einem Jahr in Eugene den Weltrekord auf 6,21 Meter verbesserte, bei fünf von acht Starts in der Sommersaison die Sechs-Meter-Marke.
Das gelang auch KC Lightfoot zweimal. Mit 6,07 Metern steigerte er sogar den Nordamerika-Rekord. Doch der US-Amerikaner wird in Budapest fehlen. Denn bei den US-Meisterschaften belegte der 23-Jährige nur Rang vier. Damit war für den Olympia-Vierten der Traum von der ersten WM-Medaille seiner Karriere vorbei. Auch der zweimalige Weltmeister Sam Kendricks verpasste bei den US-Trials die WM-Qualifikation. So sind der neue Sechs-Meter-Springer Ernest Obiena (Philippinen; 6,00 m) und Kurtis Marschall (Australien; 5,95 m) die stärksten Konkurrenten von Armand Duplantis.
Nach der verletzungsbedingten Absage von Vize-Europameister Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) vertreten Gillian Ladwig (Schweriner SC) und Oleg Zernikel (ASV Landau) die deutschen Farben bei der WM. Für beide wird die Qualifikation schon eine große Herausforderung. Für den Sprung ins Finale muss das Duo sehr wahrscheinlich seine Saisonbestleistung von 5,65 Metern steigern.
Titelverteidiger: Armand Duplantis (Schweden; 6,21 m)
Jahresbester: Armand Duplantis (Schweden; 6,12 m)
DLV-Teilnehmer: Oleg Zernikel (ASV Landau; 5,67 m), Gillian Ladwig (Schweriner SC; 5,67 m)
WEITSPRUNG
Indisches Duo fordert Miltiadis Tentoglou
18 WM-Entscheidungen im Weitsprung standen seit der Premiere 1983 in Helsinki bereits auf dem Programm. Einen WM-Medaillengewinner aus Indien gab’s in diesen 40 Jahren noch nicht. Das könnte sich in Budapest ändern. Denn mit Jeswin Aldrin (8,42 m) und Murali Sreeshankar (8,41 m) führen zwei Inder die Weltjahresbestenliste an. Gewinnt Jeswin Aldrin tatsächlich den Titel, wäre er mit 21 Jahren übrigens der jüngste Weitsprung-Weltmeister der Geschichte.
Was den Weitenjägern aus Indien allerdings noch fehlt, ist die Konstanz. Acht-Meter-Weiten sind für die beiden noch eher die Ausnahme als Regel. Anders bei Miltiadis Tentoglou. Der Olympiasieger hat in sämtlichen Wettkämpfen des Jahres – ob in der Halle oder im Freien – die Acht-Meter-Marke übertroffen. Die Saisonbestmarke des Griechen liegt bei 8,38 Metern. Bei diesem Weltklasse-Grundniveau ist ein Ausreißer im 8,50-Meter-Bereich durchaus möglich. Dasselbe Kunststück bei den Acht-Meter-Wettkämpfen gelang auch Wayne Pinnock. Der Jamaikaner rangiert mit 8,37 Metern nur einen Zentimeter hinter Miltiadis Tentoglou. Titelverteidiger Wang Jianan (China) kam in dieser Saison bisher auf 8,26 Meter.
Mit Medaillenambitionen startet erneut Simon Ehammer bei der WM. Der Dritte des Vorjahrs konzentriert sich in Budapest auf seine Spezialdisziplin. Ein Zehnkampf-Start ist für den Vize-Europameister von München aufgrund einer Schulterverletzung nicht möglich. Der Schweizer reist mit einer Saisonbestleistung von 8,32 Metern nach Budapest.
Titelverteidiger: Wang Jianan (China; 8,36 m)
Jahresbester: Jeswin Aldrin (Indien; 8,42 m)
DLV-Teilnehmer: keine
DREISPRUNG
Erst 18 Jahre alt und schon Titel-Favorit
Der jüngste Dreisprung-Weltmeister der Geschichte ist (noch) Christian Taylor. Der US-Amerikaner sprang 2011 in Daegu im Alter von 21 Jahren und 78 Tagen zum Titel. Da war Jaydon Hibbert gerade mal sechs Jahre alt. Mittlerweile ist der Jamaikaner 18 Jahre alt. Trotz der jungen Jahre ist der Dreispringer in einer sehr fordernden Disziplin bereits in der absoluten Weltspitze angekommen. Mit einer Saisonbestleistung von 17,87 Metern reist der Jamaikaner als Nummer eins der Welt nach Budapest. Dass die Top-Weite kein Ausrutscher war, bewies der Teenager, der in den USA studiert, mit vier weiteren Wettkämpfen zwischen 17,68 und 17,54 Metern. Eine Weltklasse-Konstanz!
Nur wenige Zentimeter hinter dem Youngster rangiert mit 17,81 Metern ein Dreispringer in der Weltjahresbestenliste, der nur zu gern seinen WM-Medaillensatz komplettieren würden. Nach Bronze 2019 in Doha und Silber 2022 in Eugene peilt Hugues Fabrice Zango in Budapest den Titel an. Auch der 30-Jährige aus Burkina Faso ließ in diesem Sommer mehrfach seine Weltklasse mit Weiten jenseits der 17,60 Meter aufblitzen.
Endgültig abgesagt hat mittlerweile Titelverteidiger Pedro Pichardo. Der gebürtige Kubaner, der seit knapp sechs Jahren für Portugal startberechtigt ist, sprang Anfang Mai in Doha zwar auf windunterstütze 17,91 Meter (+2,1 m/sec). Doch danach bestritt der 30-Jahre alte Hallen-Europameister aufgrund von Rückenbeschwerden keinen Wettkampf mehr und hat nun auch seinen WM-Start zurückgezogen. Apropos Hallen-EM: In Istanbul gewann Max Heß Anfang März seine vierte Bronzemedaille bei einer Hallen-EM in Folge. Doch die Sommersaison lief für den Chemnitzer mit einer Saisonbestleistung von 16,40 Metern noch nicht rund. Für den 27-Jährigen wird schon die Qualifikation das persönliche Finale.
Titelverteidiger: Pedro Pichardo (Portgugal; 17,95 m)
Jahresbester: Jaydon Hibbert (Jamaika; 17,87 m)
DLV-Teilnehmer: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 16,40 m)
KUGELSTOSSEN
Ryan Crouser hat den Dreh raus
Wie definiert man Weltklasse-Niveau? Ryan Crousers Saisonbilanz liefert die Antwort! Seinen „schlechtesten“ von elf Wettkämpfen 2023 beendete der US-Koloss mit 22,29 Metern. Nur zwei Konkurrenten kamen in diesem Jahr überhaupt weiter. Damit geht der Weltrekordler natürlich als klarer Titelfavorit in Budapest in den Ring. Die globale Bestmarke steigerte der zweimalige Olympiasieger Ende Mai auf 23,56 Meter.
Zwar hat der Titelverteidiger in diesem Jahr alle Wettkämpfe gewonnen. Doch der zweite WM-Titel wird trotz seiner Dominanz kein Selbstläufer. Bei den zwei letzten Weltmeisterschaften entschieden nur wenige Zentimeter über die Goldmedaille. 2022 in Eugene lag Ryan Crouser mit 22,94 Metern fünf Zentimeter vor Landsmann Joe Kovacs. 2019 in Doha war Joe Kovacs (22,91 m) einen Zentimeter besser als Ryan Crouser und London-Weltmeister Tom Walsh (Neuseeland). Beide zählen auch in Budapest zu den Titelkandidaten.
Die Medaillen nehmen besonders die acht 22-Meter-Stoßer der WM ins Visier. Von solchen Weiten sind die deutschen Kugelstoßer aktuell ein Stück entfernt. Simon Bayer (VfL Sindelfingen) verpasste als aktuell bester deutscher Kugelstoßer die WM-Qualifikation über die Weltrangliste knapp.
Titelverteidiger: Ryan Crouser (USA; 22,94 m)
Jahresbester: Ryan Crouser (USA; 23,56 m)
DLV-Teilnehmer: keine
DISKUSWURF
Gleich fünf 70-Meter-Werfer dabei
Die weltbesten Diskuswerfer haben es in diesem Jahr ordentlich krachen lassen. Ein Quintett übertraf 2023 bereits die 70-Meter-Marke. Das belegt das hohe Niveau der Disziplin. Angeführt wird das WM-Feld vom Titelverteidiger. Kristjan Ceh (Slowenien) beförderte die Zwei-Kilo-Scheibe auf 71,86 Meter. Dahinter folgen Doha-Weltmeister Daniel Stahl (Schweden; 71,45 m), Europameister Mykolas Alekna (Litauen; 71,00 m), Österreichs Leichtathletik-Aushängeschild Lukas Weißhaidinger (70,68 m) und Alex Rose (USA; 70,39 m). Um die Leistungen einzuordnen: Die Karriere-Bestweite des dreimaligen Weltmeisters Robert Harting liegt bei 70,66 Metern.
Gegen diese starke Konkurrenz und sechs weitere 67-Meter-Werfer des Jahres muss sich das DLV-Trio in Budapest behaupten. Die stabilsten Weiten gingen in dieser Sommersaison aufs Konto von Henrik Janssen. Dem Deutschen Meister vom SC Magdeburg gelangen in diesem Jahr vier 65-Meter-Wettkämpfe. Genau in diese Bereiche wird man in der Qualifikation werfen müssen, um sich einen Platz im Finale zu sichern.
Nicht ganz so rund lief es in diesem Sommer für Daniel Jasinski. Der Wattenscheider musste nach seinem Saisoneinstand in Halle Mitte Mai für knapp acht Wochen auf Wettkämpfe verzichten, qualifizierte sich aber mit einem gelungenen „Endspurt“ im Juli noch für die WM. Seine Saisonbestweite erzielte der Olympia-Dritte von Rio bereits im Februar bei der Winterwurf-DM mit 66,75 Metern.
Ein wahres Mammutprogramm absolvierte der deutsche WM-Novize auf seinem Weg nach Budapest: Angefangen mit dem Winterwurf-Europacup im März in Leiria (Portugal) war Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) in 15 Wettkämpfen dabei. Der 20-Jährige hat sich den WM-Start mit einer beachtlichen Steigerung von fast fünf Meter auf 65,88 Meter verdient.
Titelverteidiger: Kristjan Ceh (Slowenien; 68,30 m)
Jahresbester: Kristjan Ceh (Slowenien; 71,86 m)
DLV-Teilnehmer: Henrik Janssen (SC Magdeburg; 66,51 m), Daniel Jasinski (TV Wattencheid 01; 66,75 m), Steven Richter (LV 90 Erzgebirge; 65,88 m)
HAMMERWURF
Kann Pawel Fajdek das halbe Dutzend voll machen?
Der amtierende Weltmeister kann auf eine beachtliche „Amtszeit“ zurückblicken. Erstmals gewann Pawel Fajdek 2013 in Moskau den WM-Titel – und verteidigte diesen viermal in Folge. Doch in diesem Jahr reist der Pole nicht als Top-Favorit zur WM. Mit 78,10 Metern rangiert der 34-Jährige lediglich auf Platz sechs unter den WM-Startern. Letztmals ohne 80-Meter-Wurf blieb der fünfmalige Weltmeister übrigens im Jahr 2011.
Für seinen Landsmann Wojciech Nowicki ist die 80-Meter-Marke seit 2017 kein Problem. Der Olympiasieger – ebenfalls 34 Jahre alt – führt die Weltbestenliste mit 81,92 Metern an. Dazu kommen zwei weitere 80-Meter-Wettkämpfe in diesem Jahr. Auch Rudy Winkler (USA) übertraf mit 80,88 Metern die prestigeträchtige Hammerwurf-Marke.
Die beiden deutschen WM-Starter Merlin Hummel (UAC Kulmbach) und Sören Klose (Eintracht Frankfurt) rangieren mit Saisonbestleistungen von 76,28 bzw. 76,06 Metern im Mittelfeld des WM-Starterfeldes. Für beide WM-Debütanten geht’s darum, in Budapest wertvolle Erfahrungen für die weitere Karriere zu sammeln. Das Duo zählt zum Geburtsjahrgang 2002 – und damit zu den jüngsten Hammerwerfern bei der WM.
Titelverteidiger: Pawel Fajdek (Polen; 81,98 m)
Jahresbester: Wojciech Nowicki (Polen; 81,92 m)
DLV-Teilnehmer: Merlin Hummel (UAC Kulmbach; 76,28 m), Sören Klose (Eintracht Frankfurt; 76,06 m)
SPEERWURF
Julian Weber nimmt Anlauf zur ersten WM-Medaille
Sechs Medaillen haben die deutschen Speerwerfer in der WM-Geschichte gewonnen, angefangen mit dem ersten Weltmeister Detlef Michel. Julian Weber (USC Mainz) könnte in Budapest der siebte Streich gelingen. Mit seiner Saisonbestleistung von 88,72 Metern liegt der Europameister auf Platz zwei der Weltjahresbestenliste. Außerdem gelangen dem 28-Jährigen drei weitere 87-Meter-Wettkämpfe in diesem Sommer.
Nur Jakub Vadlejch weist ein vergleichbares Leistungsniveau auf. Dem Tschechen gelang mit 89,51 Metern der weiteste Wurf des Jahres. Dazu kamen vier weitere Wettkämpfe mit 86 Metern und mehr. Von den 15 besten Wettkämpfen des Jahres gingen elf aufs Konto von Julian Weber und Jakub Vadlejch. Damit sind die Favoritenrollen klar definiert.
Auf eine Durchschnittsweite von mehr als 88 Metern kommt Neeraj Chopra in seinen bisherigen Saisonstarts. Allerdings ist der Olympiasieger aus Indien erst zweimal in dieser Saison angetreten. Letztmals Ende Juni in Lausanne. Deutlich schwankender waren die Leistungen der weiteren Top-Werfer Timothy Herman (Belgien; 87,35 m), Oliver Helander (Finnland; 87,32 m) und Titelverteidiger Anderson Peters (Grenada; 85,88 m). Mit seinen Saisonbestweiten ist das Trio für eine Medaille gut. Allerdings gingen bei ihnen zuletzt auch Weiten unterhalb der 80-Meter-Marke in die Ergebnislisten ein.
Titelverteidiger: Anderson Peters (Grenada; 90,54 m)
Jahresbester: Jakub Vadlejch (Tschechien; 89,51 m)
DLV-Teilnehmer: Julian Weber (USC Mainz; 88,72 m)
ZEHNKAMPF
DLV startet mit Nummer eins der Welt, Europameister und Aufsteiger
Der Zehnkampf ist die einzige WM-Disziplin, in der die Weltjahresbestenliste von einem DLV-Starter angeführt wird. Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen) steigerte Anfang Juni als Sieger der NCAA-Meisterschaften sensationell den deutschen Rekord auf 8.836 Punkte. Besser war kein anderer Zehnkämpfer im weltweiten Vergleich in diesem Jahr. Der Top-Favorit auf den Titel ist der 23-Jährige damit trotzdem nicht. Denn seine Saison von Ende Januar bis Anfang Juni war bereits sehr lang. Vor der WM musste Leo Neugebauer die Form noch einmal neu aufbauen.
Anders bei Niklas Kaul (USC Mainz). Der Europameister absolvierte Mitte Juni in Ratingen seinen einzigen kompletten Mehrkampf des Jahres. Mit seiner Siegerleistung von 8.484 Punkten rangiert der Weltmeister von 2019 auf Rang neun der Weltjahresbestenliste. Sein klares Ziel: eine deutliche Steigerung in Budapest. Bei sechs Zehnkämpfern mit Saisonbestleistungen zwischen 8.590 und 8.700 Punkten hat die Konkurrenz im Sommer bereits die Muskeln spielen lassen.
Zu gern würde natürlich 9.000-Punkte-Mann Damian Warner (Kanada) nach zweimal WM-Bronze 2019 und 2013 sowie WM-Silber 2015 endlich ganz oben auf dem WM-Podest stehen. Noch keinen Zehnkampf hat Weltrekordler Kevin Mayer (Frankreich) in diesem Jahr absolviert. Tests in Einzeldisziplinen liefen zuletzt im Rahmen der Erwartungen, doch einzelne Starts sind nicht vergleichbar mit den Belastungen eines kompletten Zehnkampfs.
Mit einer Bestleistung als Motivation im Gepäck reist Manuel Eitel zu seiner WM-Premiere. Der Ulmer verbesserte sich Ende Mai als Götzis-Fünfter auf 8.351 Punkte. Der 26-Jährige zählt mit einer 100-Meter-Bestzeit von 10,31 Sekunden zu den schnellsten Zehnkämpfern der Welt. In den vergangenen Jahren hat sich Manuel Eitel zudem in den technischen Disziplinen kontinuierlich verbessert, was sich auf dem Zehnkampf-Punktekonto niederschlägt. Weitere Steigerung in Budapest nicht ausgeschlossen.
Titelverteidiger: Kevin Mayer (Frankreich; 8.816 pt.)
Jahresbester: Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen; 8.836 pt.)
DLV-Teilnehmer: Manuel Eitel (SSV Ulm 1846; 8.351 pt.), Niklas Kaul (USC Mainz; 8.484 pt.), Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen; 8.836 pt.)
4x100 METER
Deutsche Sprinter mit guter Ausgangsposition
Vor dem internationalen Saisonhöhepunkt haben Vorleistungen in den Staffel-Wettbewerben noch nicht viel Aussagekraft. Mit Japan, Kanada (beide 37,80 sec) und den USA (37,93 sec) blieben 2023 bisher drei Quartetts unter der 38-Sekunden-Marke. In Budapest werden mit Sicherheit weitere folgen. Vielleicht ist sogar schon in den beiden Halbfinals eine 37er-Zeit für den Finaleinzug nötig.
Der „DLV-Vierer“ kam in diesem Jahr bisher auf 38,21 Sekunden. Diese Zeit liefen Lucas-Ansah Peprah (HSV), Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), der Deutsche Meister Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) und der neue Deutsche 200-Meter-Rekordler Joshua Hartmann (ASV Köln) beim Diamond-League-Meeting in London. Nur fünf Staffeln waren in diesem Jahr schneller. Passen die Wechsel, können die DLV-Sprinter durchaus den Sprung ins Finale schaffen. Nach den Einzelleistungen dürften die USA, Jamaika und Großbritannien um Zharnel Hughes, den aktuell schnellsten Sprinter der Welt, um den Titel laufen.
Titelverteidiger: Japan, Kanada (beide 37,48 sec)
Jahresbester: Japan (37,80 sec)
DLV-Teilnehmer: Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV), Robin Ganter (MTG Mannheim), Joshua Hartmann (ASV Köln), Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Julian Wagner (LC Top Team Thüringen), Yannick Wolf (LG Stadtwerke München)
4x400 METER
Manuel Sanders führt flottes Langsprinter-Team an
Noch weniger Aussagekraft als bei den 4x100 Metern haben die Vorleistungen über 4x400 Meter. Viele Nationen sind 2023 noch gar nicht gestartet bzw. nur mit Nachwuchsstaffeln, bei der Team-EM stand für die Langsprinter „nur“ die Mixed-Staffel auf dem Programm. Dennoch dürfen die deutschen 400-Meter-Läufer selbstbewusst nach Budapest reisen. Hinter dem stark verbesserten Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund; 45,07 sec) blieben auch die WM-Starter Jean Paul Bredau (SC Potsdam; 45.67 sec) und Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 45,91 sec) unter der 46-Sekunden-Marke.
Gleich vier Starter mit Saisonbestzeiten unter 44,50 Sekunden schicken die USA ins Rennen. Damit scheint ihnen der Gold-Hattrick wohl kaum zu nehmen zu sein. Die stärksten Konkurrenten dürften die Staffeln aus Jamaika und Botswana sein. Auch diese beiden Nationen können auf ein breites Fundament an schnellen 400-Meter-Läufern bauen. Für die deutsche Staffel wird das Halbfinale schon das vorgezogene Finale. Um sich für den Endlauf zu qualifizieren, muss das DLV-Team wohl eine ähnliche Zeit anbieten wie vor zwölf Jahren in Daegu. Damals qualifizierten sich Jonas Plass, Kamghe Gaba, Eric Krüger und Thomas Schneider mit 3:00,68 Minuten für das WM-Finale.
Titelverteidiger: USA (2:56,17 min)
Jahresbester: University of Florida (2:57,74 min)
DLV-Teilnehmer: Jean Paul Bredau (SC Potsdam), Fabian Dammermann (LG Osnabrück), Marc Koch (LG Nord Berlin), Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz)
4x400 METER MIXED
Überraschungen nicht ausgeschlossen
Im letzten Finale des ersten WM-Tags ist in Budapest alles offen. Denn oft starten in der Mixed-Staffel nicht die Top-Besetzungen der Nationen. Schließlich stehen schon am Folgetag die Vorläufe über 400 Meter auf dem Programm. Vom läuferischen Potenzial sind die USA natürlich favorisiert. Bei der WM-Premiere 2019 in Doha siegte das US-Quartett in der Weltrekordzeit von 3:09,34 Minuten. Aber auch die Titelverteidiger aus der Dominikanischen Republik (3:09,82 min), Olympiasieger Polen (3:09,87 min) und Vize-Weltmeister Niederlande (3:09,90 min) konnten in den vergangenen Jahren bereits die Marke von 3:10,00 Minuten unterbieten.
Ganz so schnell war eine deutsche Mixed-Staffel noch nicht. Der deutsche Rekord steht seit den Olympischen Spielen 2021 bei 3:12,94 Minuten. In diesem Jahr liefen Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg), Jean Paul Bredau (SC Potsdam) und Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) als Vierte der Team-EM Ende Juni glatte 3:14,00 Minuten. Gelingt eine vergleichbare oder etwas schnellere Zeit am Samstagmorgen im Budapester Halbfinale, kann das letzte Finale des ersten WM-Tags durchaus mit deutscher Beteiligung stattfinden.
Titelverteidigerin: Dominikanische Republik (3:09,82 min)
Jahresbeste: Tschechien (3:12,34 min)
DLV-Teilnehmer:innen: Jean Paul Bredau (SC Potsdam); Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund); Skadi Schier (SCC Berlin); Alica Schmidt (SCC Berlin)