Einige neue europäische Jahresbestleistungen und viele persönliche Erfolgserlebnisse gab es am ersten Tag der Bauhaus Junioren-Gala in Mannheim zu bejubeln. Stark präsentierten sich vor allem Kugelstoßer Lasse Schulz und Stabhochspringerin Chiara Sistermann kurze Zeit nach einer Fuß-Operation. Drei Hindernisläuferinnen und ein Hindernisläufer machten die Startplätze für die U20-EM klar.
Den ersten Höhepunkt der Junioren-Gala in Mannheim brachte am Samstagmittag das Kugelstoßen der Männer: Die europäische Jahresbestleistung wechselte ihren Besitzer, blieb aber in Deutschland! Bereits im ersten Versuch lieferte Lasse Schulz (TV Plieningen) mit 19,31 Metern eine Kampfansage, er sollte die Führung nicht mehr abgeben. Die Krönung folgte im fünften Versuch: Der Plieninger wuchtete sein sechs Kilogramm schweres Arbeitsgerät auf 20,48 Meter und damit 51 Zentimeter weiter als je zuvor. „Dass ich 20 Meter stoßen kann, wusste ich“, erklärte er im Anschluss. „Nur konnte ich die weiten Stöße im Wettkampf zuvor nie halten. Jetzt hat es geklappt!“
Zweiter wurde der Athlet, der bislang die europäische Jahresbestenliste angeführt hatte: Lukas Schober (SG Freital-Weißig), der die Kugel in diesem Jahr bereits auf 20,01 Meter befördert hatte, musste sich diesmal mit 18,53 Metern zufriedengeben. Dritter wurde der U18-Vize-Europameister Georg Harpf (LG Stadtwerke München; 18,16 m). „Ich wusste, dass die Konkurrenz sehr stark ist, und hatte daher mit dem ersten Platz eher nicht gerechnet“, sagte Lasse Schulz. „Ich wusste aber auch: Wenn ich einen Stoß richtig treffe, kann ich ganz vorne mitmischen.“ Damit darf der 19-Jährige nun, einen Start bei der Jugend-DM in Rostock (21. bis 23. Juli) vorausgesetzt, mit einem Ticket zur U20-EM in Jerusalem (Israel; 7. bis 10. August) planen.
Das Ergebnis im Kugelstoßen der weiblichen Jugend fiel wie erwartet dominant aus: Mit 17,63 Metern führt Nina Ndubuisi die europäische Bestenliste in ihrer Altersklasse an. Am Samstag genügte der Schorndorferin rund ein Meter weniger (16,69 m), um die Kontrahentinnen in Schach zu halten. Als Zweite jubelte die Münchnerin Helena Kopp (14,98 m) über eine neue „PB“, auf den dritten Platz katapultierte sich die U18-Vize-Europameisterin Chantal Rimke vom LC Jena (14,78 m), die ebenfalls einen Hausrekord jenseits der 15 Meter vorweisen kann.
Ruth Hildebrand lässt sich feiern
Mit eigenem Fanblock auf der Gegengeraden machte Dreispringerin Ruth Hildebrand mit Einstellung ihrer Bestmarke (13,21 m) den souveränen Sieg klar. Die Mannheimerin genoss es sichtlich, in heimischer Umgebung zu springen. „Es waren ganz viele Freunde da und meine Familie, das war superschön“, berichtete sie und hob hervor: „Dass ich so früh in der Saison schon so weit springe, hätte ich nicht gedacht. So eine gute Serie hatte ich auch noch nie.“
Gleich dreimal übertraf sie die 13-Meter-Marke und freut sich nun auf die Jugend-DM in Rostock und die U20-EM in Jerusalem, für die der Weg frei ist. „Bis dahin möchte ich noch an ein paar Kleinigkeiten feilen, mehr Selbstvertrauen tanken und dann richtig durchstarten.“ Aktuell liegt sie auf Platz sieben in Europa. Die zweitplatzierte Litauerin Aureja Beniusyte landete einen Zentimeter jenseits der 13 Meter im Sand, Rang drei ging an die Hamburgerin Josie Krone (12,61 m).
Den Dreisprung-Sieg schnappte sich bei den Männern ein Armenier: Arsen Tshantshapanyan (LAC Berlin) kam in seinem besten Sprung sieben Zentimeter weiter als die aktuelle deutsche Nummer zwei Steven Freund (LAC Erdgas Chemnitz; 15,45 m). Auf Rang drei schob sich im letzten Versuch der Berliner Denyo Schluckwerder (15,19 m).
Chiara Sistermann nach Fuß-OP wieder in guter Form
Im Stabhochsprung pokerte sich Chiara Sistermann erfolgreich zum Sieg. Die U20-Vize-Weltmeisterin vom TSV Gräfelfing sparte sich nach einem Fehlversuch bei 4,15 Meter ihre beiden letzten Versuche für die nächste Höhe auf und überquerte dann 4,20 Meter im ersten Anlauf. In ihrem ersten Saisonwettkampf hakte sie damit auf Anhieb die U20-EM-Norm ab. Mit ihrer Höhe war sie „extrem zufrieden“, liegt doch eine Fußoperation erst zwei Monate zurück.
„Ich bin erst seit zwei Wochen wieder im Training“, erzählte die Münchnerin, die bei der U20-EM vor zwei Jahren als Vierte wertvolle Erfahrung gesammelt hatte, bevor sie in Cali (Kolumbien) Vize-Weltmeisterin wurde. „Vor zwei Jahren war ich noch extrem aufgeregt“, blickte sie zurück. „Mittlerweile kennt man alle.“ Für den Wettkampfsommer hat sich die 19-Jährige eine neue persönliche Bestleistung vorgenommen, die seit dem U20-WM-Finale bei 4,30 Metern steht. Zweite wurde mit zehn Zentimetern weniger die Schweizerin Romy Burkhard, Rang drei ging mit überflogenen vier Metern an die zweite Gräfelfingerin Lilly Samanski.
Adia Budde kontrolliert zum Hindernis-Sieg
Vier Athletinnen, drei davon aus Deutschland und alle bereits mit der U20-EM-Norm ausgestattet: So die Ausgangslage vor dem 3.000-Meter-Hindernis-Rennen der Nachwuchs-Athletinnen, in dem die Startplätze für die U20-EM vergeben wurden. Somit gab’s auch für jede der drei ein Ticket zur U20-EM in Jerusalem. Den Sieg holte sich die U18-Vize-Europameisterin über 2.000 Meter Hindernis Adia Budde (TSV Altenholz). In ihrem erst zweiten Hindernisrennen legte sie die Distanz in 10:23,28 Minuten zurück. „Ich wollte kontrolliert ein schönes Rennen laufen, und das ist mir auch gelungen“, erklärte sie anschließend.
In ihrem ersten Wettkampf über die volle Distanz war sie bereits unter zehn Minuten geblieben – und steht damit in der europäischen Rangliste auf dem zweiten Rang hinter Team-Kollegin Carolin Hinrichs (VfL Löningen), die in Mannheim in 10:46,24 Minuten Vierte wurde. Dazwischen schoben sich Julia Rath (LAC Quelle Fürth; 10:32,63 min) und Abbie Butler, der Gast aus Australien. Auch in diesem Jahr ist das DLV-Team somit auf der Hindernisstrecke glänzend aufgestellt. Bei den letzten drei Ausgaben der U20-EM war Gold über 3.000 Meter Hindernis der Frauen jeweils nach Deutschland gegangen. Für Adia Budde steht in Jerusalem der Finaleinzug im Fokus.
In der männlichen Jugend machte sich ein Dreiergespann gemeinsam auf die Jagd nach der U20-EM-Norm (9:06,00 min): Silas Zahlten (LG Brillux Münster), Jonas Patri (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Noah Boeck (LG Olympia Dortmund). Zunächst musste Boeck abreißen lassen, dann konnte auch Patri dem Führenden nicht mehr folgen. Nur drei Tage nachdem er in Pfungstadt 1.500-Meter-Norm gelaufen war, knackte der U20-WM-Teilnehmer des zurückliegenden Jahres Silas Zahlten mit 9:01,99 Minuten den zweiten Richtwert. Jonas Patri kam nach 9:12,28 Minuten ins Ziel, Noah Boeck beendete das Rennen nicht.
Taktische Rennen auf der Mittelstrecke
Die Schwedin Ebba Cronholm sah auf den 1.500 Metern schon wie die sichere Siegerin aus. Doch die letzten 200 Meter gehörten Emie Lotta Berger. Die Leverkusenerin saugte sich Schritt um Schritt näher an die Führende heran und zog auf der Zielgeraden schließlich vorbei. Mit einem taktisch klugen Rennen eroberte sie in 4:27,65 Minuten den Laufsieg vor der Schwedin (4:28,13 min). Das „Nachbarschaftsduell“ in der männlichen U20 entschied der Österreicher Kevin Kamenschak (3:52,35 min) vor Tim Kalies (Braunschweiger Laufclub; 3:52.51 min) für sich. 16 Hundertstel dahinter folgte der drittplatzierte Australier Jhye Hadfield.
Über die 3.000 Meter der Männer erkämpfte sich mit einem starken Schlussspurt der Portugiese Joao Pedro Santos (8:29,68 min) den Sieg. Irlands Jack Fenlon (8:30,26 min) und Moritz Kleesiek vom Laufteam Kassel (8:34,72 min) vervollständigten dahinter die Top Drei. Bei den Frauen lieferten sich Sofia Benfares (LC Rehlingen; 9:31,71 min) und Kira Weis (KSG Gerlingen; 9:32,27 min) einen spannenden Zweikampf.
Johanna Martin gehört noch der U18 an, führt jedoch mit 53,10 Sekunden auch die europäische Jahresbestenliste der U20 an. In Mannheim präsentierte sich die Rostockerin souverän und ließ in 53,54 Sekunden der Konkurrenz keine Chance. Keine andere Langsprinterin konnte die 54-Sekunden-Marke knacken. Nach dem letzten 400-Meter-Lauf der männlichen Jugend brach die litauische Delegation in lauten Jubel aus. Denn mit 46,42 Sekunden stellte Lukas Sutkus einen neuen U20-Landesrekord für seine Nation auf. Der Brite Samael Lunt (46,94 sec) durchbrach ebenfalls die 47-Sekunden-Schallmauer, schnellster Deutscher war in Bestzeit U18-Athlet Lucien Berger (SC Magdeburg; 48,09 sec).
Sprints vom Winde verweht
Die 100-Meter-Sprinterinnen und -Sprinter hatten in ihren Finals mit Wind von vorne zu kämpfen. Das sollte Lennart Hartenberg jedoch nicht aufhalten. Der Leverkusener stürmte trotz 1,2 Meter/Sekunde Gegenwind in 10,40 Sekunden der Konkurrenz davon und verbesserte seine zwei Jahre alte Bestzeit. Damit ist er nun auf Rang sechs in der europäischen Jahresbestenliste vorgerückt, die der Vorlaufschnellste (10,26 sec) aus Großbritannien Teddy Wilson nun anführt. Die zweitbeste Zeit ging im B-Finale bei besseren Windbedingungen auf das Konto des Australiers Alexander Kolgan (10,42 sec).
In der weiblichen Jugend siegte bei ebenfalls starkem Gegenwind (-1,3 m/sec) die Schweizerin Emma van Camp (11,64 sec), drei Hundertstel dahinter sortierte sich U18-Vize-Europameisterin Chelsea Kadiri (SC Magdeburg) ein. Rang drei ging an die Deutsche Jugend-Hallenmeisterin über 200 Meter Rosina Schneider (TV Sulz; 11,76 sec).
In die Poleposition für ein Flugticket nach Jerusalem brachte sich auch 400-Meter-Hürden-Läufer Lasse Schmitt. Der Athlet vom Königsteiner LV rannte in Addition beider Zeitläufe mit 51,76 Sekunden die schnellste Zeit und bestätigte die U20-EM-Norm (52,80 sec), die er bereits unterboten hatte, noch einmal. Auch der U20-WM-Teilnehmer des Vorjahres Maximilian Köhler (LG Region Karlsruhe) blieb mit 51,93 Sekunden unter 52 Sekunden. Rang drei holte sich mit Anouar Bourahla ein Gast aus Frankreich (52,09 sec).
Jada Julien wird Favoritenrolle gerecht
Ihre Position als schnellste deutsche 400-Meter-Hürdenspezialistin ihrer Altersklasse bestätigte Lena Leege. Die Berlinerin musste sich in 58,35 Sekunden nur der Britin Emily Newnham (57,73 sec) geschlagen geben und schraubte ihre Bestzeit dabei um vier Zehntelsekunden nach unten. Dahinter erfüllte die Sindelfingerin Lotta Mage in 59,39 Sekunden erstmals die U20-EM-Norm (60,00 sec). Eine persönliche Bestzeit gab’s auch für Anouk Krause-Jentsch (Neuköllner SF), die in 59,58 Sekunden Vierte wurde.
Im Hammerwurf triumphierte die Favoritin: Jada Julien (LV 90 Erzgebirge), im vergangenen Jahr Sechste der U20-WM, behauptete sich in einer engen Entscheidung mit 59,90 Metern. 30 Zentimeter dahinter reihte sich die Athletin ein, die in diesem Sommer bereits mit einer deutschen U18-Bestleistung mit dem Drei-Kilo-Hammer für Furore gesorgt hatte: Nova Kienast. Die Werferin des SV Preußen Berlin steigerte ihre Bestmarke mit dem Vier-Kilo-Gerät um knapp drei Meter und knackte damit die U20-EM-Norm (58,50 m).
In der männlichen Jugend schlug der Hammer von Francisco Calhau aus Portugal bei exakt 66 Metern ein. Weiter kam kein anderer Athlet, Tim Steinfurth (LG Eppstein-Kelkheim) musste sich mit 64,92 Metern und Rang zwei begnügen. Im Speerwurf war der große Favorit nicht zu schlagen: Max Dehning, angereist als U20-Vize-Weltmeister, gab sich mit 75,30 Metern keine Blöße, wenngleich sein zweiter Wurf der einzige war, den er richtig erwischte. Am nächsten kam dem Leverkusener mit 73,91 Metern der Brite Michael Allison. Als Sechster mit 68,11 Metern erfüllte auch Florian Schmid (LG Sempt) die U20-EM-Norm (68,00 m).
Staffeln schnell unterwegs
Zwei deutsche Athletinnen hatten die U20-EM-Norm im Speerwurf im Vorfeld der Junioren-Gala erbracht. Und diese beiden machten in Mannheim auch den Sieg unter sich aus. Am Ende setzte sich die U20-WM-Finalistin Christina Lahrs (TSV Wehdel) mit 53,25 Metern knapp vor U18-EM-Finalistin Mirja Lukas (LG Coesfeld; 51,43 m) durch. Das Podium komplettierte mit der dritten 50-Meter-Weite der Konkurrenz Orinta Navikaite (Litauen; 50,82 m).
Eine neue europäische Jahresbestleistung gab es für die deutsche 4x100-Meter-Staffel in der Besetzung Laura Mier (SC Potsdam), Chelsea Kadiri, Rosina Schneider (TV Sulz) und Holly Okuku (Sprintteam Wetzlar), die das Staffelholz leichtfüßig in 43,94 Sekunden ins Ziel brachte. Auch die Britinnen waren in 44,25 Sekunden flink unterwegs.
Bei den Männern drehte sich das Ergebnis um, hier lag Großbritannien (40,20 sec) eine Zehntelsekunde vor dem deutschen Quartett, das sich aus Noah Müller (Cologne Athletics), Heiko Gussmann (SCL Heel Baden-Baden), Maximilian Achhammer (TSV 1880 Schwandorf) und Thorben Finke (SV Sigiltra Sögel) zusammensetzte.
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