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Richard Ringer: Der „Teilzeit-Europameister“ richtet den Fokus auf Olympia 2024

Aus dem geplanten Herbst-Marathon wurde zwar nichts, doch jetzt ist Richard Ringer zurück auf der Straße – und will das Jahr noch mit zwei weiteren Straßenläufen ausklingen lassen. Der Blick des Marathon-Europameisters ist aber schon deutlich weiter voraus gerichtet. Nicht auf die WM in Budapest, sondern die Olympischen Spiele in Paris.
Jörg Wenig

Gut drei Monate nach seinem sensationellen Marathon-Sieg bei den Europameisterschaften in München ist Richard Ringer am vergangenen Sonntag erstmals wieder an den Start gegangen. Beim Sieben-Hügel-Lauf über 15 Kilometer im holländischen Nijmegen erreichte der 33-jährige Läufer des LC Rehlingen Rang neun mit einer persönlichen Bestzeit von 43:24 Minuten über die allerdings nur selten gelaufene Distanz. „Ich bin mega zufrieden mit meinem Rennen und dem Ergebnis, schließlich hatte ich eine sehr lange Pause“, sagte Richard Ringer.

Nach dem harten Hitze-Rennen bei den Europameisterschaften in München – Richard Ringer war einer der Läufer, die sich vergeblich sehr stark gemacht hatten für eine Verschiebung der Startzeit auf die frühen Morgenstunden – machte er zunächst eine vierwöchige Lauf-Pause, um sich von den Strapazen zu erholen. „Die Regeneration hat aufgrund der extremen Wetterbedingungen länger gedauert als normal“, erzählt Deutschlands erster Marathon-Europameister. Der Neu-Anfang war dann schwierig. „Ich bekam Probleme mit dem Oberschenkel, sodass ich noch einmal pausieren musste. Am Ende waren es dann sieben Wochen.“

„Ich bin also noch nicht so lange wieder zurück im Training. Trotzdem war ich in Nijmegen dieses Mal 16 Sekunden schneller als bei meinem Start dort vor vier Jahren“, sagt Richard Ringer, der ursprünglich nach seinem Triumph in München gehofft hatte, beim Mainova Frankfurt-Marathon Ende Oktober starten zu können. Doch aufgrund der längeren Erholungsphase nach der EM und der Probleme – schon im Vorfeld der EM hatte er ein muskuläres Problem im linken Fuß – entschied er sich gegen einen Herbst-Marathon. „Ich hätte das vielleicht irgendwie hinbekommen. Aber ich plane langfristig und schaue dabei schon auf Olympia in Paris 2024. Da ist es für mich wichtig, dass ich im nächsten Frühjahr eine gute Marathonzeit laufe.“

Frühjahrsmarathon, Bestzeit, Olympia 2024

Ein Frühjahrs-Marathon ist also der nächste Höhepunkt für Richard Ringer, Olympia das nächste große Karriere-Ziel. Als Marathon-Europameister könnte er in Paris 2024 durchaus eine gute Rolle spielen – das haben andere vor ihm schon bewiesen. Der EM-Sieg ist für Richard Ringer Geschichte, er blickt nach vorne und sagt: "Ich kann noch mehr“. Zunächst wird es darum gehen, seine Bestzeit von 2:08:49 Stunden deutlich zu unterbieten. Es sollte möglich sein für Richard Ringer, in den Bereich des deutschen Rekordes von Amanal Petros (2:06:27 h) zu laufen.

Aufgrund von Verletzungen und Krankheiten war Richard Ringer in diesem Jahr vor der EM bei lediglich zwei Straßenrennen gestartet. Die 15 Kilometer von Nijmegen waren somit erst der vierte Wettkampf, was sehr wenig ist. Auch deshalb plant Richard Ringer noch zwei weitere Starts im kommenden Monat: Am 4. Dezember läuft er in Genf beim „Course de l’Escalade“ über gut 7,3 Kilometer und dann am Silvestertag in Trier das 8-Kilometer-Rennen. „Das sind alles eher krumme Strecken. Aber das ist mir ganz lieb, dann wird man anhand der Zeit nicht gleich so gemessen wie zum Beispiel bei einem 10-Kilometer-Lauf.“

Teilzeit-Job mit 20 Wochenstunden

Ein Marathon-WM-Start in Budapest (Ungarn) im nächsten Sommer steht nicht im Terminkalender von Richard Ringer. „Nach den Hitzerennen in Sapporo bei den Olympischen Spielen und dann in München bei der EM plane ich damit nicht. Eher kann ich mir vorstellen, bei den Straßenlauf-Weltmeisterschaften Ende September in Riga den Halbmarathon zu laufen“, sagt Richard Ringer, der übrigens ein Europameister mit Teilzeit-Job ist. Trotz seines EM-Triumphes arbeitet er auch weiterhin in seinem Beruf. Acht Tage nach dem Sieg in München – am Montag nach EM-Schluss – war er morgens wieder an seinem Arbeitsplatz bei Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen.

„Nach der EM habe ich einige Wochen Vollzeit gearbeitet mit rund 35 Stunden pro Woche. Jetzt ist es wieder ein Teilzeit-Job mit 20 Stunden wöchentlich“, erzählt Richard Ringer, der bei dem Unternehmen schon seit 2013 im Controlling tätig ist. „Ich brauche diese berufliche Abwechslung vom Sport – auch um herunterzukommen, egal ob ich erfolgreich war oder nicht. Der Job macht mich vom Kopf her sogar stark. Für mich ist das eine perfekte Kombination.“ Und Richard Ringer hat damit natürlich auch eine Perspektive für die Zeit nach seiner Lauf-Karriere.

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