| München 2022

EM Tag 4 | Die DLV-Asse in den Vorrunden

50 Jahre nach den Olympischen Spielen, 20 Jahre nach den letzten Europameisterschaften ist das Olympiastadion von München wieder die ganz große Bühne für die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten Europas. Wir fassen für Sie zusammen, wie sich die DLV-Asse bei der EM im eigenen Land in den Vorrunden präsentiert haben.
alex/js/nw/svs

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FRAUEN


Speerwurf | Qualifikation


Annika Fuchs zittert sich ins Finale

Es war der erste Wettbewerb am vierten Wettkampftag der Europameisterschaften im Münchner Olympiastadion. Nach zwei verhaltenen Würfen münzte dann auch die WM-Finalistin Annika Marie Fuchs (SC Potsdam) die Unterstützung vom Heim-Publikum in Stärke um und kratzte mit 59,90 Metern an den 60 Metern. Damit verfehlte sie zwar das große Q für den Direkteinzug ins Finale, schob sich aber in der Qualifikationsgruppe A auf Rang vier vor und löste so das nötige Ticket. Im Gesamtklassement schloss sie die Qualifikation als sechstbeste Werferin ab und kann, wenn sie sich im Finale trifft, sogar mit einer Medaille liebäugeln. Für die noch 20 Jahre junge Jana Marie Lowka (Eintracht Frankfurt) erfüllte sich der Traum vom Finale bei ihrer EM-Premiere nach 52,89 Metern hingegen nicht.

Und auch die Deutsche Meisterin Lea Wipper (SC Magdeburg) schaffte es mit 55,07 Metern als Neunte der Gruppe B nicht in das Finale am Samstagabend. Wer dort die Medaillen unter sich ausmacht? Nachdem nur zwei Athletinnen mit einem großen Q ins das Finale eingezogen sind, ist die Besetzung des Podiums völlig offen. Titelverteidigerin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) musste ihren EM-Start nach einer Corona-Infektion absagen.

Stimmen zum Wettbewerb

Annika Marie Fuchs (SC Potsdam; 59,90 m):
„Ich bin sehr zufrieden. Es war sehr schwierig am Anfang, technisch hatte es anfangs einfach gar nicht gepasst. Umso besser ist es natürlich, wenn es dann im letzten Versuch wieder passt. Vor dem letzten Versuch war ich einfach noch so sauer auf mich selbst, weil ich hier unbedingt ins Finale wollte. Es hat mich so sehr genervt, dass ich nicht das auf den Tartan bringe, was ich eigentlich kann. Dann bin ich vorne einfach voll draufgegangen. Für das Finale nehme ich mir jetzt vor, wie im letzten Versuch vorne durchzumarschieren und wirklich aggressiv nach vorne zu gehen.“

Jana Marie Lowka (Eintracht Frankfurt; 52,89 m):
„Ich greife mal Annika [Fuchs] auf – ich habe nicht das auf den Tartan gebracht, was ich eigentlich kann. Aber ich freue mich einfach auf die nächsten Jahre, wenn die Technik mal stabiler ist und ich nicht das erste Jahr bei einem neuen Trainer bin. Dann wird das hoffentlich besser. Von den Bedingungen her war es eigentlich super und es lief auch. Aber irgendwie habe ich es nicht zusammengebracht. Hier bei der Heim-EM dabei zu sein, das hat mir unheimlich viel bedeutet und ich freue mich riesig. Das war meine erste internationale Meisterschaft. Das hat mir alles bedeutet, dass ich hier starten durfte.“

Lea Wipper (SC Magdeburg; 55,07 m):
„Es hätte ein bisschen besser laufen können. Mit dem Ergebnis bin ich jetzt nicht unbedingt zufrieden. Aber es war das erste Mal und es war echt eine geile Stimmung im Stadion. Ich hätte wahrscheinlich noch drei Würfe gebraucht, wie im normalen Wettkampf. Ich glaube, dieses Jahr sind einige Gute nicht ganz so stark wie sonst. Deswegen wäre das eine größere Chance für mich gewesen, ins Finale zu kommen. Ich bin mal gespannt, was im Finale noch so geht. Dort hätte ich natürlich gern selbst geworfen.“
 


3.000 Meter Hindernis | Vorlauf


Mit viel Freude ins Finale

Dieser Auftritt am frühen Donnerstagmorgen hat richtig Spaß gemacht: Mit einem Lächeln lief Lea Meyer (ASV Köln) in ihrem Vorlauf als Siegerin über die Ziellinie. Die 24-Jährige, die bei der WM noch so schwer am Wassergraben gestürzt war und danach mit einer Corona-Infektion zu kämpfen hatte, präsentierte sich in München selbstbewusst und richtig stark. Von der Spitze weg, ging die Deutsche Meisterin volles Risiko und ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als die favorisierte Britin Elizabeth Bird mit der Glocke zur letzten Runde die Führung übernehmen wollte. Kraftsparend und dennoch eindrucksvoll trabte sie in 9:39,55 Minuten als Erste ins Ziel – das Finale war ihr natürlich sicher. Im gleichen Rennen präsentierte sich auch Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) gut. Nach vielen Höhen und Tiefen, mit denen die EM-Sechste des Jahres 2018 in den Vergangenheit zu kämpfen hatte, schob sich die 30-Jährige als Schnellste über die Zeitregelung in 9:43,97 Minuten in die finale Runde.

Für EM-Neuling Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) reichte es knapp nicht. Doch die 20-Jährige, die erst spät, da über das Ranking zur EM eingeladen wurde, zeigte ein tolles Rennen, teilte sich ihre Kräfte gut ein und sammelte gerade auf der zweiten Rennhälfte noch einige starke Läuferinnen ein. Mit 9:50,95 Minuten zeigte sie abermals, dass ihr die Zukunft gehört.

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Lea Meyer (ASV Köln; 9:39,55 min):
„Heute war es der Befreiungsschlag, den ich für mich gebraucht habe. Corona kam zum unglücklichen Zeitpunkt, die Vorbereitung habe ich mir natürlich anders vorgestellt. Statt drei Höhentrainingslagerwochen war es jetzt nur eine, aber die war solide. Ich war ready vom Kopf und das habe ich mir vor dem Rennen auch gesagt und dann einfach durchgezogen. Im Finale – mal schauen. Das Niveau ist hoch, das pusht mich. Ich hoffe auf ein schnelles Rennen, auch für die Zuschauer. Ich bin gut drauf, will zeigen, was ich kann und dann mal sehen, wohin mich das bringt.“

Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald; 9:43,97 min):
„Es war schon hart. Vor ein paar Wochen wusste ich nicht, ob ich überhaupt an den Start gehen kann, jetzt bin ich einfach nur unglaublich glücklich, auch wenn ich es gerade noch gar nicht realisieren kann. Am Samstag hier im Finale zu stehen, das wird etwas ganz Besonderes. Was ich mir da vornehmen, das weiß ich noch gar nicht. Es ist ein Meisterschaftsrennen, da kann alles passieren.“

Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien; 9:50,95 min):
„In der Mitte dachte ich, das wird noch ganz lang. Aber als ich nach und nach Läuferinnen eingesammelt habe, bin ich in einen guten Flow gekommen und bin zufrieden mit dem Rennen. Es war mein erstes Rennen, in dem ich in so einem Pulk gelaufen bin. Da brauche ich einfach noch Erfahrungen, gerade am Wassergraben ist das nicht einfach. Das nehme ich als Erfahrung mit, um für die nächste EM in zwei Jahren besser vorbereitet zu sein.“
 


800 Meter | Vorlauf


Christina Hering und Majtie Kolberg setzen sich durch

Was für ein Schreckmoment auf der Zielgerade: Christina Hering (LG Stadtwerke München) hat bei ihrem Heimspiel im Münchener Olympiastadion mit Platz drei in ihrem Vorlauf ihren Einzug ins Halbfinale klar gemacht und das, obwohl sie auf der Zielgerade ins Straucheln geraten war. Doch die 27-Jährige fing sich und warf sich in 2:03,00 Minuten ins Ziel.

Für ihren Mut belohnt wurde auch Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), die in ihrem Rennen so stark vorne mitgegangen war, dann aber auf der Zielgerade einige Konkurrentinnen ziehen lassen musste. Doch dieses schnelle Tempo kam ihr in der Endabrechnung zu Gute: Mit 2:02,52 Minuten zog die 22-Jährige in die nächste Runde ein.

Auch Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) verkaufte sich gut und teuer. Die ehemalige Hallenmeisterin ging mutig vorne mit, doch im Schlussspurt fehlten die letzten Körner. 2:04,60 Minuten reichten nicht für den Einzug ins Halbfinale.

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Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; 2:02,52 min):
„Ich hatte auf den letzten Metern nicht mehr genug Power, um bei den sprintstarken Mädels mitzuhalten. Bis 600 Meter dachte ich, es packt. Ich wusste, dass ich genauso Gas geben muss wie bei der WM, das Niveau ist hier genauso hoch. Die Beine und der Kopf haben auf den letzten Metern zugemacht.“

Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:03,00 min):
„Es war der perfekte Wechsel aus Anspannung und Dankbarkeit. Ich konnte es aufsaugen, als ich an der Startlinie stand. Ich konnte kontrolliert laufen,, dann kam aber der Schockmoment auf der Zielgerade, wo ich ins Straucheln gekommen bin. Zum Glück konnte ich mich fangen. Als die Ziellinie kam und ich das große Q hatte, war ich sehr froh. Jetzt muss ich erstmal runterkommen, regenerieren, denn bis morgen früh ist es nicht mehr lang.“

Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 2:04,60 min):
„Es war superschön hier zu laufen, ich wäre gerne weitergekommen. Aber nach der Saison kann ich sehr zufrieden sein, dass ich hier überhaupt dabei war. Der Spurt am Ende war einfach sehr lang und weit. Ich hatte die Top-Favoritin neben mir, das war schön und schwer zugleich. Die EM war nach dieser Saison die Kür, bei der DM bin ich Letzte geworden, ich bin froh, dass ich es noch einmal rumreißen konnte.“


400 Meter Hürden| Halbfinale


Erstmals seit 2006 wieder eine Deutsche im Finale

Was für ein Erfolg: Carolina Krafzik steht im Finale über 400 Meter Hürden. Die Deutsche Meisterin zeigte nach ihrem grandiosen Auftritt im Vorlauf auch im Halbfinale der EM eine starke Leistung. Die Sindelfingerin, die in der Saisonvorbereitung mit großen Problemen zu kämpfen hatte und daher erst spät in Form gekommen war, lief am Donnerstagmittag mit 55,29 Sekunden ihre zweitschnellste Zeit in diesem Sommer und qualifizierte sich direkt für das Finale. Seit der EM 2006 in Göteborg (Schweden), wo die heutige Nachwuchs-Bundestrainerin Claudia Marx Vierte geworden war, steht damit erstmals wieder eine deutsche 400-Meter-Hürdenläuferin in einem EM-Finale.

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Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 55,29 sec)
„Ich kann es noch gar nicht glauben. Nach dem Vorlauf waren die Erwartungen von außen hoch, aber man muss das auch erstmal machen. Heute merke ich meine Beine schon mehr als gestern. Ich bin an der siebten Hürde gestrauchelt, aber konnte mich noch retten und bin in den Rhythmus gekommen. Dass ich nach dieser Saison im Finale stehe, ist großartig. Sindelfingen fiebert mit, es sind ganz viele da und feuern mich an. Im Finale will ich mich wieder gut präsentieren, aber auch genießen. Ich bin schon stolz auf mich.“


200 Meter | Vorlauf


Gemeinsam in die nächste Runde

Das DLV-Duo Burghardt-Wessolly löste seine Aufgabe mit Bravour: Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) ging ihren Vorlauf über die 200 Meter an wie die Feuerwehr. Angepeitscht vom heimischen Publikum vielleicht ein bisschen zu schnell, denn auf den letzten Metern musste die WM-Dritte mit der Staffel ganz schön knautschen – 23,16 Sekunden und Platz drei in ihrem Rennen reichten für die direkte Qualifikation. Auch die DM-Zweite Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) zog in 23,14 Sekunden ins Halbfinale ein. Die 25-Jährige erwischte einen eher schwerfälligen Start, fand dann aber einen guten Rhythmus und machte auf der Zielgerade viel Boden gut.

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Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim; 23,14 sec):
„Beim Warm-up hatte ich schon das Gefühl, dass mir am Anfang etwas die Spritzigkeit fehlte. Keine Ahnung wieso, aber es ist eine Saisonbestleistung geworden. Darauf kann ich aufbauen und dann im Halbfinale hoffen, dass mich die Zuschauer ins Ziel tragen. Ich würde da gerne mit gültigem Wind eine neue Bestzeit aufstellen, zweimal bin ich in diesem Sommer ja schon Bestzeit gelaufen, aber immer mit zu viel Wind. Und dann mal sehen, wozu es reicht.“

Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen; 23,16 sec):
„Ich hätte den Lauf gerne gewonnen, aber ich habe mich am Anfang zu sehr von der Menge treiben lassen. Das habe ich am Ende dann gemerkt, aber ich bin erstmal zufrieden. Wenn ich es im Halbfinale technisch noch etwas besser mache, komme ich in Richtung Bestzeit, da will ich heute Abend hin. Jetzt muss ich zur Physio, mich hinlegen und etwas entspannen.“
 


200 Meter | Halbfinale


Alexandra Burghardt jubelt über den Finaleinzug

Mit einem lauten „Auf geht’s, Corinna!“ wurde die Deutsche 400-Meter-Meisterin Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz) auf die halbe Stadionrunde geschickt. Nachdem der erste Startversuch zurückgeschossen wurde, kam die gebürtige Bayerin zunächst schwer aus den Blöcken, arbeitete sich aber bis zur Kurve wieder ein Stück nach vorne. Erst auf der Zielgeraden fiel sie zurück und kam letztlich als Fünfte ins Ziel. Mit 23,44 Sekunden blieb im Regen von München der Traum vom Finale unerfüllt.

Das zweite Halbfinale war eine klare Angelegenheit: Titelverteidigerin Dina Asher-Smith setzte sich souverän in 22,53 Sekunden durch. Doch um die Plätze dahinter kämpfte auch Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) lange mit. Und in 23,05 Sekunden kam sie dicht an ihre persönliche Bestzeit (23,00 sec) heran und sicherte sich als Dritte ihres Laufes zunächst einen Platz auf dem Hot Seat. Und nach dem letzten Lauf stand fest: Die Deutsche Meisterin von 2021 holte sich ein kleines q und steht damit im 200-Meter-Finale!

Die dritte deutsche Starterin Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) konnte mit der Konkurrenz um die Vize-Europameisterin über 100 Meter Mujinga Kambundji (Schweiz; 22,76 sec) nicht mithalten und belegte in 23,47 Sekunden Platz sechs in ihrem Lauf.

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Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 23,44 sec)
„Die Stimmung war bombastisch. Vorne habe ich auch gut mitgemischt. Und dann kommt hinten eigentlich meine Stärke. Aber heute hat hinten der Beuger dicht gemacht und ich bin gar nicht mehr in den Schritt gekommen. Und dann hat man in so einem Feld keine Chance mehr. Von den 400 Metern habe ich mich gut erholt, das soll jetzt keine Ausrede sein. Wir haben das trainiert, dass wir die Belastung stemmen können. Ich weiß, was in mir steckt. Es ist gerade super enttäuschend, das hier bei so einem Großereignis nicht abrufen zu können.“

Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen; 23,05 sec)
„Das Warten auf dem Hot Seat war gar nicht so schlimm. Ich wusste, dass die Zeit ganz gut ist für die Bedingungen. Ich war ja auch die schnellere der Zeitschnellsten. Es fühlt sich mega gut an, ich hatte echt eine sehr schwierige Saison. Ich habe mich ja leider auch nicht für die 100 Meter qualifiziert, was ja der ursprüngliche Plan war. Über die Strecke hätte ich meine Chance viel besser eingeschätzt. Ich war schon ein bisschen am Zweifeln, ob das mit den 200 Metern funktioniert. Die Läufe, die ich in den letzten Monaten gemacht habe, kann man an einer Hand abzählen. Ich wollte da alles reinlegen und habe wirklich mein Herz auf der Bahn gelassen. Das Publikum hat mega beflügelt, der Heimvorteil war deutlich zu spüren. Fürs Finale hoffe ich endlich auf eine 22-er-Zeit, wenn es morgen nicht regnet.“

Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim; 23,47 sec)
„Es war schon total cool. Die Kulisse ist einfach der Hammer! Leider habe ich es nicht geschafft, das, was ich kann, auf die Bahn zu bringen. Das ärgert mich schon extrem, von den Zeiten her wäre es drin gewesen. Man muss natürlich auch erst mal bei den Bedingungen laufen. Alex [Burghardt] ist ja aus München; ich glaube, für das Publikum ist es ein Traum, dass sie im Finale ist. Ich freue mich unheimlich für sie und habe großen Respekt, dass sie diese Leistung bei den Bedingungen abgerufen hat. Es ist schön, dass eine im Finale die deutschen Fahnen hochhält.“

MÄNNER


800 Meter | Vorlauf


Christoph Kessler und Marc Reuther scheiden aus

Für beide DLV-Athleten sollte der 800-Meter-Vorlauf bereits die Endstation sein. Von Beginn an hängte sich Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) an das Ende des Feldes und blieb auf den ersten 400 Metern dicht an den Hacken seiner Konkurrenten dran. Rund 300 Meter vor dem Ziel konnte der Karlsruher jedoch nicht mehr ganz folgen, konnte sich zwar am Bosnier Abedin Mujezinovic vorbeiarbeiten, doch es entstand eine Lücke auf die vorderen Athleten. Auf der Zielgerade ging schließlich auch wieder Mujezinovic am 27-Jährigen vorbei, sodass er in 1:47,72 Minuten das Rennen beendete und damit ausschied.

Marc Reuther (Eintracht Frankfurt) konnte sich die Option Finalteilnahme länger offenhalten, doch am Ende sollte auch er ausscheiden. Auf der ersten Runde wahrte der 26-Jährige seine Chancen im Mittelfeld, rund 300 Meter vor dem Ziel arbeitete er sich etwas nach vorne und bog mit den führenden Athleten auf die Zielgerade ein. Dort sollten seine Konkurrenten jedoch die besseren Energiereserven beweisen. In 1:48,33 Minuten schied er aus.

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Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:47,72 min):
„Der Tank war einfach leer, auch mit der Uhrzeit, die Beine waren okay Aber ich hatte von Anfang an keinen Schritt, es hat sich einfach nicht gut angefühlt. Vielleicht war ich mental auch schon etwas durch. Bei einem Lauf über 800 Meter sollte es eigentlich über die ersten 500 Meter rollen, aber das war nicht gegeben. Der Sommer war lang, es war mein erstes richtig schlechtes Rennen in diesem Jahr. Schade, dass es so endet, aber insgesamt kann ich zufrieden sein. Ich bin mental einfach ein bisschen durch.“

Marc Reuther (Eintracht Frankfurt; 1:48,33 min):
„Taktisch habe ich mir nichts vorzuwerfen. Ich bin so gerannt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich muss mir einfach eingestehen, dass die letzten fünf Prozent fehlen. Diese fünf Prozent sind die letzten 500 Meter und die entscheiden, ob du Dritter oder Sechster wirst. Aber es hat Spaß gemacht. Ich hätte liebend gerne noch einen zweiten Lauf gemacht. Aber es soll nicht sein. Dementsprechend bin ich zufrieden, weil ich nichts falsch gemacht habe, aber trotzdem ist das Resultat nicht ganz zufriedenstellend. Hätte ich die Form gehabt, wäre es das perfekte Rennen gewesen. Mit der Taktik wäre ich unter die ersten Drei gekommen.“


Stabhochsprung | Qualifikation


DLV-Trio steht geschlossen im Finale

Als Trio sind die deutschen Stabhochspringer in die Qualifikation gestartet – und als Trio geschlossen ins Finale eingezogen. Allesamt in derselben Gruppe, überquerten Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen), Oleg Zernikel (ASV Landau) und Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) direkt im ersten Versuch die nötigen 5,65 Meter. Zwar waren für die direkte Qualifikation 5,80 Meter angesetzt, doch weil es nur zwölf Springer im Teilnehmerfeld über 5,65 Meter schafften, reichte dies für das Finale am Samstagabend.

Kurz für Atemstocken sorgte Überflieger und Titelverteidiger Armand Duplantis aus Schweden, als er im ersten Versuch über die 5,65 Meter, seiner Einstiegshöhe, die Latte gerissen hatte. Doch schon im zweiten Anlauf zeigte er seine ganze Klasse und schwang sich beinahe spielerisch drüber. Bei der Medaillenvergabe ist für die drei Deutschen alles offen – überraschend findet das Finale ohne polnische Beteiligung statt.

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Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,65 m):
„War ganz okay, ich kann mich nicht beschweren. Beide Höhen im ersten Versuch, da kann man was mit anfangen. Ich habe ja schon oft gesagt, das ist ein Hammerstadion. Die Leute haben richtig Bock darauf, das hat man ja schon bei den anderen Sportarten gesehen. Meine Mutter ist auch mit dabei, das ist die wichtigste Person. Es ist immer eine Ehre, dass sie den Weg auf sich nimmt, mich zu unterstützen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Das Finale ist noch einmal ein neuer Wettkampf und ich versuche, die Sachen noch besser umzusetzen. Und bei einer 5,65 Meter kann man da auf jeden Fall nichts anrichten, man muss viel höher springen. Und da werde ich mich einfach drauf vorbereiten. Eine Höhe kann man nicht im Kopf haben, denn man weiß nie, welche Höhe ausreicht für eine Medaille. Eine Medaille habe ich im Kopf – und das ist natürlich die goldene. Dafür werde ich alles geben.“

Oleg Zernikel (ASV Landau; 5,65 m):
„Von der Platzierung und der Höhe her, lief der Wettkampf wie gewünscht. Vom Gefühl her war es schon schwierig, anstrengend gewesen. Weil ich nach der WM ziemlich viel Emotion verbraucht habe. Das habe ich auch gemerkt. Dementsprechend war es heute so ziemlich viel Adrenalin und die Pumpe ging ohne Ende die ganze Zeit. Das war schon anstrengend. Erstmal hatte ich nicht gedacht, dass 5,65 Meter reichen. Aber im Verlauf merkt man dann, wer drüber ist und wie sieht es aus. Und dann kommt schon langsam diese Ruhe in dir. Und dann merkst du: Okay, der und der springen jetzt noch und dann zeigt der Coach ein X und du ziehst die Spikes aus. Als Trio jetzt ins Finale eingezogen zu sein, das ist geil. Ich freue mich für jeden, der jetzt ins Finale eingezogen ist. Vor allem für Torben [Blech]. Der hat es auch verdient. Ich glaube, wir hatten auch diese krasse geile Stimmung und ich bin gespannt, was er noch alles abliefern wird im Finale. Ich muss jetzt erst einmal runterkommen und kann erstmal noch keine Vorhersagen treffen für das Finale. Ich denke, ich mache es genauso wie bei der WM im Finale: einfach springen. Alles im ersten Versuch am besten – 5,80 Meter, 5,85 Meter, 5,90 Meter springen. Und dann wird sich alles andere zeigen.“

Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,65 m):
„Heute konnte es ja nur besser laufen als bei der WM. Dass ich hoch springen kann, das steht außer Frage. Das habe ich dieses Jahr immer wieder angedeutet. Das Problem ist, dass die Konstanz einfach nicht da ist. Heute die Sprünge waren ok. Noch keine Topsprünge, aber man sieht auf jeden Fall, dass da noch was drin ist. Und ich glaube, dass ich einfach auch so ein bisschen die Euphorie von den Zuschauern und auch meiner ganzen Liebsten, die hier auf der Tribüne sitzen, mitgenommen. Das war echt auch schon irgendwie ein emotionaler Wettkampf. Wenn ich hochgeguckt habe, hatte ich Gänsehaut, wenn ich sie gesehen habe. Ich glaube einfach, das Gefühl hat mir noch einmal genauso viel Energie gegeben, dass ich einfach wollte, dass sie noch mal einen zweiten Wettkampf sehen von mir.“


400 Meter Hürden | Halbfinale


Joshua Abuaku macht mit großem Q das Finale klar

Als Fünfter der Meldeliste war er angereist – mit der fünftschnellsten Zeit qualifizierte sich Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) am Donnerstag für das Finale über 400 Meter Hürden. Der Frankfurter, der für das Halbfinale gesetzt war, präsentierte sich im ersten Lauf äußerst souverän und sicherte sich in 49,05 Sekunden, der zweitschnellsten Zeit seiner Karriere, das große Q für den direkten Einzug in den Endlauf. Lediglich dem Franzosen Wilfried Happio (48,89 sec) musste er knapp den Vortritt lassen.

Im dritten Semifinale trat dann der Sindelfinger Constantin Preis in den Startblock. Der Deutsche Meister der Jahre 2019 bis 2021 rannte nach einer schwierigen Saison noch einmal eine Saisonbestzeit und war in 49,55 Sekunden nicht weit weg vom zweitplatzierten Franzosen Victor Coroller (49,46 sec). Für den Finaleinzug reichte sein fünfter Platz jedoch nicht. Die schnellste Vorlaufzeit ging auf das Konto des Weltrekordlers Karsten Warholm (Norwegen; 48,38 sec).

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Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt; 49,05 sec)
„Ich habe mich von Anfang an gut gefühlt. Ich bin gut ins Rennen reingekommen, konnte mich gut an den Läufern vor mir orientieren. Ab 200 Metern habe ich gemerkt: Ich bin gut dabei. Bei 300 Metern ist mir aufgefallen, dass auch von hinten nicht mehr so viele kommen. Dann konnte ich es hinten raus auch etwas entspannter angehen lassen. Für morgen geht noch ein bisschen was! Ich möchte im Finale auf jeden Fall unter 49 Sekunden laufen. Mein Ziel war, ins Finale zu kommen – das habe ich geschafft, jetzt ist alles möglich.“


200 Meter | Vorlauf


Für Robin Erewa ist im Vorlauf Endstation

Auf der 200-Meter-Strecke ist Robin Erewa (TV Wattenscheid 01) bei Europameisterschaften mittlerweile schon eine Konstante: 2014, 2016 und 2018 erreichte er jedes Mal das Halbfinale. Gegen eine Fortsetzung dieser Serie hätte der 31-Jährige sicher nichts einzuwenden gehabt. Doch diesmal reichte es leider nicht: 21,12 Sekunden bedeuteten bei Gegenwind (-1,0 m/s) in seinem Vorlauf nur den achten und letzten Platz. Eseosa Fostine Desalu aus Italien zeigte in 20,46 Sekunden die schnellste Zeit der ersten Runde – im Halbfinale greifen dann auch die DLV-Athleten Owen Ansah (Hamburger SV) und Joshua Hartmann (ASV Köln), welche die Vorlauf-Hürde nicht nehmen mussten, ins Geschehen ein.

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Robin Erewa (TV Wattenscheid 01; 21,12 sec)
„Das war ehrlich gesagt ziemlich kacke. Bahn eins ist immer so ein Ding, aber auch auf Bahn eins bin ich schon deutlich schneller gelaufen, so ist das nicht. Ich hatte vorher mit meinem Trainer gesprochen, der meinte, ich soll schon durchrennen und Gas geben. Ich dachte, wenn ich in der Kurve noch ein bisschen Pulver spare, kann ich auf der Geraden noch mal angreifen. Aber das war nicht so gut, ich hatte zwar noch ein paar Körner, aber kein Tempo. Auf einer anderen Bahn wäre es vielleicht besser gewesen, aber es ist, wie es ist. Die Unterstützung des Publikums hat es leider auch nicht besser gemacht.“


200 Meter | Halbfinale


Joshua Hartmann zieht historisch ins Finale ein

Es ist der bisher größte Erfolg auf internationaler Bühne für Joshua Hartmann (ASV Köln) – und zugleich ein historischer. Als erster Deutscher seit 1986 steht Joshua Hartmann im 200-Meter-Finale einer EM. Entsprechend sorgte der Kölner gleich zu Beginn der Abend-Session für stürmische Jubelschreie im Olympiastadion. In seinem 200-Meter-Halbfinale kam der 23-Jährige in der ersten Hälfte gut ins Laufen und bog in aussichtsreicher Position auf die Zielgerade ein. In der Folge hatte er zwar mit ausgehenden Kräften zu kämpfen, konnte sich als Zweiter dennoch das direkte Finalticket sichern – und das in neuer PB von 20,33 Sekunden.

Owen Ansah (Hamburger SV) konnte sich dagegen nicht für das Finale qualifizieren. In 20,48 Sekunden kam er ins Ziel und konnte vor allem im letzten Teil des Rennens Zeit gut machen. Zuvor war er nur schwerfällig ins Laufen gekommen, hatte beim Einbiegen auf die Zielgerade bereits einen kleinen Abstand auf die führenden Athleten, konnte sich in der Folge aber wieder herankämpfen und lief als Vierter über die Ziellinie.

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Joshua Hartmann (ASV Köln):
„Es ist ein unglaubliches Gefühl vor so einer Heim-Kulisse den zweiten Platz bei einem EM-Halbfinale zu belegen. Schön, dass sich die ganze Arbeit ausgezahlt hat. Ich bin froh, dass ich dem DLV zudem einen historischen Final-Einzug bescheren konnte. Nach so langer Zeit ist das natürlich eine noch größere Ehre. Es war ein guter Lauf, wenn auch nicht der ideale. Im Vorfeld gab es etwas Verzögerung, wir mussten das Warm-up wegen des Regens unterbrechen und sind etwas nass geworden. Das sind alles Punkte, die da ein bisschen mitreinspielen. Aber insgesamt habe ich das gut gemacht und das Ziel mit dem großen Q erfüllt.“

Owen Ansah (Hamburger SV):
Ich habe gerade im Fernsehen gesehen, dass meine ersten 100 Meter nicht sonderlich stark waren. Hintenraus bin ich dann nochmal rangekommen, aber es hat nicht geklappt. Es war sehr schön hier. Das Publikum gefällt mir sehr, es ist das erste Mal, dass ich vor so vielen Menschen laufen darf. Joshua hat mal wieder bewiesen, dass er sehr stark über die 200 Meter ist, das ist krass.

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