Simon Ehammer hat bei der WM in Eugene eine historische Leistung vollbracht: Als erster Zehnkämpfer gewann er mit Bronze im Weitsprung eine WM-Medaille. Bei der EM in München will er nun eine Medaille im Zehnkampf gewinnen.
Die Schweiz feiert ihren neuen Helden. Einen wie ihn hat es dort noch nicht gegeben, sagen die Experten. „Eine Medaille war das Ziel bei der WM in Eugene, das habe ich erreicht und das ist einfach genial“, freute sich der 22-Jährige mit seinem Trainer Karl Wyler. Simon Ehammer ist erst der dritte Schweizer, der auf einem WM-Podest gelandet ist. Historisch ist seine Leistung aber vor allem deshalb, weil er der erste Zehnkämpfer ist, der in einer Einzeldisziplin eine WM-Medaille geholt hat.
Ein Zehnkämpfer in der Weitsprung-Weltspitze – das ist die unglaubliche Geschichte des Simon Ehammer. 2020 hat sein Aufstieg mit dem ersten Acht-Meter-Sprung und dem ersten 8.000-Punkte-Wettkampf begonnen. In diesem Jahr folgte eine unglaubliche Explosion.
Beim Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meeting sprang er mit 8,30 Metern eine Weltjahresbestleistung und Schweizer Rekord und stellte zugleich mit 8.354 Punkten auch einen neuen Schweizer Rekord im Zehnkampf auf. Wenig später in Götzis (Österreich) explodierte Simon Ehammer dann geradezu: 8,45 Meter waren erneut Schweizer Rekord und gleichzeitig Weitsprung-Weltrekord innerhalb eines Zehnkampfes. Den Zehnkampfrekord steigerte er auf 8.377 Punkte – Platz neun der Weltjahresbestenliste.
Selbstbewusste Zielformulierung
„Mein Ziel ist es, bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 in beiden Disziplinen auf dem Podest zu stehen“, gibt er sich optimistisch für die Zukunft, ohne dabei abzuheben. Darüber hinaus denkt er noch größer: Neun Meter im Weitsprung und 9.000 Punkte im Zehnkampf sind sein Traum. „Träume müssen größer sein als die Realität“, zeigt er dennoch Bodenhaftung.
Der gelernte Sportartikelverkäufer aus Teufen, der inzwischen als Profi unterwegs ist, hat seine Freundin, eine „Steirerin aus Österreich“ über die sozialen Medien kennengelernt. Auch der Vater ist Österreicher. Einem Wechsel ins Nachbarland, von der österreichischen Boulevardpresse ins Spiel gebracht, erteilt er jedoch eine klare Absage.
Dramatisches Finale in Eugene
Im WM-Finale von Eugene musste er am Ende bangen. Nach seinen 8,16 Meter (im Vorkampf war er 8,09 Meter gesprungen) lag er lange auf dem Silberrang. Im letzten Versuch holte sich der Chinese Wang mit 8,36 Meter doch noch die Goldmedaille und schob Simon Ehammer auf den Bronzerang, der seine Medaille gegenüber dem Kubaner Maykel Masso mit nur einem Zentimeter Vorsprung retten konnte.
Und jetzt München: Dort wird Simon Ehammer mit Medaillenambitionen wieder im Zehnkampf starten. „Da gibt es fünf, sechs Kandidaten“, weiß er um die Aufgabe. „Weltmeister Niklas Kaul muss man sicher auf der Rechnung haben, wenn er gesund ist“, kennt der „Außergewöhnliche“ aus der Schweiz seine Gegner.