Mit seinem zehnten deutschen Meistertitel im Freien hat David Storl am Freitag bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin die nationale Konkurrenz deutlich hinter sich gelassen. Vor dem Brandenburger Tor gab's eine neue Saison-Bestleistung obendrauf.
DM 2022 Berlin
David Storl ist zurück auf dem nationalen Thron! Nachdem er die zurückliegende Freiluft- und Hallen-Saison mit Rückenbeschwerden auslassen musste, kämpft der einstige Weltmeister im Kugelstoßen vom SC DHfK Leipzig im Jahr 2022 zwar noch um den Anschluss an die Weltspitze. Vor dem Brandenburger Tor in Berlin hatte der 31-Jährige am Freitag die nationale Konkurrenz aber wieder fest im Griff. Gleich sein erster Stoß auf 19,98 Meter hätte für seine zehnte DM-Goldmedaille im Freien gereicht, dann ließ David Storl noch 20,00 und 20,32 Meter folgen und machte schließlich mit neuer Saison-Bestleistung den deutschen Meistertitel klar.
Es war ein Ausgang, der im Vorfeld nicht unbedingt zu erwarten gewesen war, denn vorgelegt hatte zuletzt mit deutscher Jahresbestleistung der Deutsche Meister des Jahres 2019 Simon Bayer (VfL Sindelfingen; 20,41 m). Dieser tat sich jedoch schwer und zeigte sich erst mit dem letzten Stoß so richtig zufrieden: 19,94 Meter bescherten ihm die Silbermedaille und den Zuschauern einen blitzsauberen Salto rückwärts. Mit dieser Darbietung hatte Bayer drei Jahre zuvor ebenfalls in Berlin schon die DM-Goldmedaille garniert.
Der Kampf um die Bronzemedaille gestaltete sich spannend. Und mit einer starken Serie von 19,38 Metern, 19,32 Metern und 19,21 Metern hätte sicher auch Silas Ristl (LAC Essingen) den Platz auf dem Podium verdient gehabt. Doch ein gelungener Versuch reichte Titelverteidiger Dennis Lukas (LG Idar-Oberstein), um sich auch in diesem Jahr wieder in die Medaillenränge zu schieben. Mit 19,39 Meter kam der 28-Jährige, der in Schönebeck vor zwei Wochen seinen ersten 20-Meter-Stoß gefeiert hatte, einen Zentimeter weiter als Ristl.
STIMMEN ZUM WETTBEWERB
David Storl (SC DHfK Leipzig)
Ich bin stolz, das zehnte Mal Deutscher Meister geworden zu sein, und das hier an so einem historischen Platz, das ist etwas ganz Besonderes für mich, das war eine tolle Deutsche Meisterschaft. Ich bin erstmal ganz zufrieden mit dem Ergebnis, und jetzt schauen wir mal, wie es weiter geht. Die Stimmung war trotz der Hitze super und die Leute haben dazu beigetragen, dass die Leistungen so gut waren.
Simon Bayer (VfL Sindelfingen):
Ich bin heute hierhergekommen, um meine Dämonen auszutreiben: In den letzten zwei Jahren hatte ich jedes Mal drei Ungültige und musste jedes Mal ausscheiden. Ich bin völlig ohne Erwartungen hergekommen und wollte einfach nur mir und meinem Trainer – sonst niemandem – zeigen, dass ich es mental schaffe, mich auch in Drucksituationen bis zum Letzten zu steigern. Die Weite war mir erstmal egal. Die Weite zeige ich bei der EM, da sieht es im Ranking zurzeit gut aus. Berlin ist geil, das hat mich heute echt motiviert. Ich wollte, dass sich der Kreis schließt. Ich habe so viel gemacht in den letzten Jahren. Ich hatte alles, auch eine Depression. Und ich wollte Jedem da draußen zeigen, dass es sich lohnt dranzubleiben. Ich glaube an Gott und bete sehr viel. Und meine Familie und mein Trainer waren immer für mich da. Markus Reichle trainiert mich seit letztem Oktober, er ist der einzige Grund, warum ich überhaupt weitergemacht habe. Er hat die Stärke, meine Stärke zu erkennen. Ich bin der Athletik-Typ und nicht der Kraft-Typ. Es hat mich so beruhigt, dass ich mich zum ersten Mal wieder auf meine Stärke konzentrieren kann. Ich glaube, dass ich so wieder bis zu den Olympischen Spielen fahren kann. Das ist unser Ziel in zwei Jahren.
Dennis Lukas (LG Idar-Oberstein):
Die Medaille ist auf jeden Fall super zufriedenstellend, mit einem Zentimeter Vorsprung und dafür, wir es gelaufen ist. Klar hätte ich mich mehr über Silber und auch Gold gefreut. Aber gegen die Beiden ist es schwierig, sie sind absolute Wettkampf-Typen und konnten auch im Vorfeld schon 20 Meter abrufen. Ich fand’s hier am Brandenburger Tor richtig gut, und dass der Kugelstoß-Wettbewerb hier die Aufmerksamkeit bekommt. Im Olympiastadion wäre es auch schön und atmosphärisch gewesen. Aber hier im Kleinen, wenn Jeder Mal für Mal richtig angefeuert wird, pusht das noch mal ein bisschen mehr. Wenn’s sich ergibt, schaue ich morgen auch noch mal im Stadion vorbei, oder ich schaue mir irgendeine andere Sportart an, die hier bei den Finals stattfindet.
DM 2022 Berlin