| Die Finals 2022

DM Berlin 2022 | Die große Vorschau auf die Entscheidungen der Frauen

18 DM-Goldmedaillen sind am kommenden Wochenende in den Entscheidungen der Frauen zu vergeben! Wir blicken von Disziplin zu Disziplin voraus auf die Finals der Deutschen Meisterschaften in Berlin und verraten wer, als Favoritin an den Start geht, wer als Medaillenkandidatin – und wer für eine Überraschung sorgen könnte!
Silke Bernhart | Alexandra Dersch | Chiara Gethmann

DM 2022 Berlin


100 Meter


Gina Lückenkemper ist zurück

Der Sprint über 100 Meter ist zwar rasend schnell vorbei, trotzdem ist nie sicher, was über die kürzeste der ausgetragenen Distanzen passieren wird. Als Favoritin auf den Titel geht die Jahresschnellste Gina Lückenkemper (SCC Berlin) ins Rennen. Noch frisch sind die Erinnerungen an ihren Befreiungsschlag in Wetzlar, als mit 11,04 Sekunden der Knoten der vergangenen zwei Jahre geplatzt ist. Aber auch Titelverteidigerin Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) wird bei dieser Entscheidung mitreden wollen. Die Überraschungssiegerin des vergangenen Jahres will nach Problemen zu Saisonbeginn alles versuchen, um im Olympiastadion an den Start zu gehen, wo es ebenso um internationale Startplätze gehen wird.

In dieser Rechnung sollten auch Namen wie Rebekka Haase, Vize-Europameisterin mit der Staffel, Lisa Mayer (beide Sprintteam Wetzlar), die im vergangenen Jahre auf den Silberrang lief oder Tatjana Pinto (TV Wattenscheid 01), die sich schon mehrfach zur Deutschen Meisterin krönen konnte, keinesfalls außer Acht gelassen werden. Die Norm für die WM in Eugene (USA; 15 bis 24. Juli; 11,15 sec) konnte bisher in diesem Jahr nur Gina Lückenkemper unterbieten, jene für die Heim-EM in München (15. bis 21. August; 11,24 sec) dazu auch Rebekka Haase. Im Olympiastadion wird es sicherlich auch das Ziel der anderen DLV-Sprinterinnen sein, es den Jahresschnellsten gleich zu tun. chg

Titelverteidigerin: Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen; 11,14 sec)
Jahresschnellste: Gina Lückenkemper (SCC Berlin; 11,04 sec)
WM-Norm: 11,15 sec | EM-Norm: 11,24 sec
 


200 Meter


Wagt Corinna Schwab das Double?

Im vergangenen Jahr gelang Alexandra Burghardt der Sprint-Doppelsieg. Dieses Meisterstück wird in Berlin schwer zu wiederholen sein. Noch steht in diesem Jahr für sie keine 200-Meter-Zeit zu Buche. Als Jahresschnellste geht stattdessen Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz) ins Rennen, die in diesem Jahr schon für ordentlich Aufsehen gesorgt hat: Erst neue Bestleistung und WM-Norm über 200 Meter (22,51 sec) in Wetzlar, dann in Kladno (Tschechien) das gleiche Spiel auch über die 400-Meter-Distanz (51,21 sec). Beide Zeiten hätten im vergangenen Jahr mit großem Vorsprung den DM-Titel bedeutet. Klar ist nur, dass sie in diesem Jahr für beide Strecken gemeldet hat und ihr Trainer Jörg Möckel im Vorfeld bestätigte, dass die Entscheidung für oder gegen das Langsprint-Double in Berlin kurzfristig fallen wird.

Doppelmeldungen gibt es auch von Gina Lückenkemper (SCC Berlin), Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), die alle Drei sowohl über die 100 Meter als auch über die doppelte Strecke bei der Medaillenentscheidung mitspielen können. Die Jüngste in diesem Feld, Lilly Kaden, hat als deutsche Nummer zwei (23,21 sec) nach Corinna Schwab auch gute Argumente, sich mit einer weiteren Steigerung noch für die internationalen Startplätze zu empfehlen. Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF), 2021 Deutsche Vizemeisterin, musste ihren Start im Olympiastadion verletzungsbedingt absagen. chg

Titelverteidigerin: Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen; 23,15 sec)
Jahresschnellste: Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 22,51 sec)
WM-Norm: 22,80 sec | EM-Norm: 23,05 sec

 


400 Meter


Eine klare Favoritin und viele Staffel-Kandidatinnen

An Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz) führt im nationalen 400-Meter-Geschäft seit dem Jahr 2020 kein Weg vorbei. Auch 2022 geht die 23-Jährige wieder als schnellste Sprinterin ins Rennen. Im vergangenen Jahr war die Mission Titelverteidigung bereits erfolgreich, und in Anbetracht dessen, dass Corinna Schwab aktuell so schnell ist wie noch nie, scheint auch der dritte Sieg in Folge nur Formsache – zumal sie sich nach den abgehakten internationalen Normen ganz auf den Sprint aufs Treppchen konzentrieren könnte. So bleibt nur das Fragezeichen, ob sie im Finale auch wirklich in den Startblock steigt.

Die Athletinnen, die die Jagd auf Corinna Schwab aufnehmen wollen, werden es nicht einfach haben. Bei dem Fight um den Silber- und Bronzerang hat Alica Schmidt (SCC Berlin), die mit der zweitschnellsten Zeit (52,32 sec) in diesem Jahr aufwartet, den Vorleistungen nach die besseren Karten als Laura Müller (SV GO! Saar 05), die die Stadionrunde im Mai schon in 52,66 Sekunden gesprintet ist. Neben dem Kampf um die DM-Medaillen verspricht auch jener um die deutschen Staffelplätze große Spannung. Um diese sprinten zum Beispiel auch die Olympia-Teilnehmerin Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin), die stark verbesserte Leverkusenerin Judith Franzen, die Deutsche Meisterin von 2019 Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover) oder die Regensburgerin Mona Mayer. chg

Titelverteidigerin: Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 52,54 sec)
Jahresschnellste: Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 51,21 sec)
WM-Norm: 51,35 sec | EM-Norm: 51,70 sec

 


800 Meter


Christina Hering vor Titel Nummer acht

Sie ist eine sichere Bank für alle Tippspiel-Fans, denn alles andere als ein Sieg der Münchnerin Christina Hering im 800-Meter-Finale der Frauen wäre eine faustdicke Überraschung. Vor allem mit dem Hintergrundwissen, dass die jahresschnellste Deutsche über die zwei Stadionrunden, Herings Trainingskollegin Katharina Trost (LG Stadtwerke München), für Berlin nur über die 1.500 Meter gemeldet hat. Zu stabil ist die 27-Jährige auch in diesem Jahr im Bereich um die Zwei-Minuten-Marke und bringt über ihre gute körperliche Verfassung hinaus auch die nötige Erfahrung für ein derartiges Meisterschaftsrennen mit.

Sieben Mal war Christina Hering bereits Deutsche Freiluft-Meisterin. Die Chancen stehen also gut auf die Verlängerung dieses Abos. Jedoch hat sie in Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) eine äußerst starke Kontrahentin. Die 22-Jährige blieb im vergangenen Sommer erstmals unter der Zwei-Minuten-Marke und zeigte in ihren letzten Rennen ansteigende Form. Dass sie auch in diesem Jahr unter der EM-Norm von 2:00,40 Minuten bleibt, scheint nur eine Frage der Zeit. Noch nicht in der starken Form des Vorjahres ist die Deutsche Hallenmeisterin von 2021 Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen). Wenn es zu einem Endspurt kommt, darf man sie jedoch nie aus den Augen lassen. alex

Titelverteidigerin: Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:02,48 min)
Jahresschnellste: Katharina Trost (LG Stadtwerke München; 2:00,80 min)
WM-Norm: 1:59,50 min | EM-Norm: 2:00,40 min

 


1.500 Meter


Katharina Trost und zwei Fragezeichen

Die deutschen Läuferinnen – sie mischen mehr und mehr mit im internationalen Geschäft. Zuletzt knackte Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) beim Meeting in Marseille (Frankreich) als erste DLV-Läuferin in diesem Sommer die Norm für die WM in Eugene. 4:03,85 Minuten – so schnell war in diesem Sommer noch keine weitere deutsche Athletin, aber weit entfernt sind auch Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Katharina Trost (LG Stadtwerke München) nicht von den geforderten 4:04,20 Minuten.

Die Deutsche Hallenmeisterin Trost präsentierte sich diesen Sommer bereits in bester Verfassung, stellte sie in ihrem ersten Saisonrennen über 1.500 Meter in 4:04,29 Minuten bereits eine neue Bestleistung auf und hält auch mit 2:00,80 Minuten die derzeit schnellste Zeit des Landes über 800 Meter. Ihr Fokus liegt in Berlin ganz auf den 1.500 Metern. Hanna Klein hat dagegen eine Doppelmeldung für die 1.500 und 5.000 Meter abgegeben und noch nicht entschieden, welcher Strecke sie im Olympiastadion den Vorzug geben will. Auch Konstanze Klosterhalfen wollte sich beide Optionen offenhalten, musste jedoch am Mittwoch ihre Berlin-Reise aufgrund einer Corona-Infektion absagen.

Mit einer Sonderstartgenehmigung ist Caterina Granz (LG Nord Berlin) gemeldet. Die Olympia-Halbfinalistin konnte bislang in diesem Sommer nicht in Erscheinung treten. alex

Titelverteidigerin: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:13,95 min)
Jahresschnellste: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:03,85 min)
WM-Norm: 4:04,20 min | EM-Norm: 4:06,00 min

 


5.000 Meter


Alina Reh vor Solo oder Duell

Alina Reh ist wohl eine der leidenschaftlichsten Kämpferinnen in der aktuellen Generation der Leichtathletinnen. Ein Ermüdungsbruch in der Wade begrub ihre Olympia-Ambitionen, zuletzt bremste sie eine Herzmuskelentzündung aus – doch nun soll es wieder bergauf gehen für die U23-Europameisterin von 2019 über 10.000 Meter. Erst holte sie sich Ende Mai den deutschen Meistertitel über 10.000 Meter, dann unterbot sie in der vergangenen Woche mit 15:06,29 Minuten die WM-Norm. Die 25-Jährige mit dem großen Kämpferherz gehört zu den heißen Medaillenkandidatinnen auch in diesem Rennen.

Ob sie jedoch alleine ihre Runden ziehen wird, oder ob sie auf der Medaillenjagd von Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) begleitet wird – das steht noch nicht fest. Die Tübingerin hat ebenfalls bereits die WM-Norm erfüllt und war dabei mit Bestzeit von 14:51,71 Minuten deutlich schneller als Alina Reh in diesem Jahr, sie steht aber auch auf der Meldeliste für die 1.500 Meter. Spätestens nach der DM-Absage von Konstanze Klosterhalfen kann sich auch Eva Dieterich (Laufteam Kassel) berechtigte Medaillen-Chancen ausrechnen. Die 23-Jährige lief Ende Mai beim Europacup über 10.000 Meter auf den zehnten Platz. alex

Titelverteidigerin: Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier; 15:26,74 min)
Jahresschnellste: Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 14:37,94 min)
WM-Norm: 15:10,00 min | EM-Norm: 15:25,00 min

 


100 Meter Hürden

Ist die Zeit reif für Monika Zapalska?

Der Ausgang des Rennens über 100 Meter Hürden der Frauen ist offen. Titelverteidigerin Ricarda Lobe (MTG Mannheim) muss verletzungsbedingt auf einen Start im Olympiastadion verzichten, und auch die mehrfache Deutsche Meisterin und amtierende Deutsche Hallenmeisterin Cindy Roleder (SV Halle) wird nach Trainingsrückstand aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht an den Titelkämpfen teilnehmen können.

Ist das die Chance für Isabel Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die bei ihrem Heimspiel Anfang Juni in 13,25 Sekunden zu neuer persönlicher Bestleistung sprintete und mit der schnellsten deutschen Zeit in diesem Jahr glänzt? Oder legen die jungen Talente Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Hawa Jalloh (Wiesbadener LV) noch eine Schippe drauf und schnappen sich den Titel?

Auf der Hut sollten sie auf jeden Fall vor Monika Zapalska (LC Paderborn) sein, die sich im vergangenen Jahr die DM-Bronzemedaille erkämpfte und sicherlich auch in diesem Jahr bei der Medaillenentscheidung mitmischen möchte. In der Halle fehlte ihr nur eine Tausendstel zum Titel, vielleicht ist in Berlin die Zeit reif für ihre erste DM-Goldmedaille. chg

Titelverteidigerin: Ricarda Lobe (MTG Mannheim; 13,18 sec)
Jahresschnellste: Isabel Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 13,25 sec)
WM-Norm: 12,84 sec | EM-Norm: 12,93 sec

 


400 Meter Hürden


Eileen Demes fordert Carolina Krafzik

Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) hat in diesem Jahr endgültig eine lange Durststrecke, verbunden mit einer Auszeit vom Leistungssport, hinter sich gelassen und geht über 400 Meter Hürden mit der schnellsten deutschen Zeit des Jahres ins Rennen. Mit ihrem Sieg beim internationalen Meeting in Kopenhagen (Dänemark) setzte die Hessin eine starke Rennserie fort und kam deutlich vor der Konkurrenz ins Ziel. Im Mai schraubte sie ihre Bestmarke auf 56,15 Sekunden und näherte sich damit auch bereits der EM-Norm. Im vergangenen Jahr hätte diese Zeit den DM-Silberrang hinter Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) bedeutet.

Die Olympia-Halbfinalistin von Tokio (Japan), die in Braunschweig mit einem klaren Sieg den Titel gewann, konnte in diesem Jahr noch nicht ihr volles Potenzial abrufen. Die Titelverteidigerin wartet noch darauf, dass der Knoten platzt. Wo wäre das passender als auf der blauen Bahn des Olympiastadions? Zum Kreis der Favoritinnen zählt auch Hürden-Ass Djamila Böhm (LC Rehlingen), die 2017 bereits die Goldmedaille bei den Titelkämpfen in den Händen hielt. chg

Titelverteidigerin: Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 54,89 sec)
Jahresschnellste: Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg; 56,15 sec)
WM-Norm: 55,40 sec | EM-Norm: 55,85 sec

 


3.000 Meter Hindernis


Lea Meyer rückt in die Favoritenrolle

Es sollte der mit Spannung erwartete, da überhaupt erste Auftritt in diesem Jahr von Gesa Krause werden. Die 29-Jährige vom Verein Silvesterlauf Trier hatte für die diesjährigen Meisterschaften mit einem Sonderteilnahmerecht gemeldet, liegt ihr letzter Start doch knapp acht Monate zurück. In Berlin hätte sie ihren siebten DM-Titel auf dieser Distanz gewinnen können – doch starke Erkältungssymptome zwangen sie am Mittwoch zur Absage.

Anders als Gesa Krause hat sich ihre Konkurrenz in diesem Sommer schon in die Karten schauen lassen. Allen voran Olympia-Starterin Lea Meyer (ASV Köln). Die 24-Jährige verbesserte sich beim Rennen in Hengelo (Niederlande) Anfang Juni schon eindrucksvoll auf starke 9:26,89 Minuten und blieb damit sowohl unter der EM- als auch WM-Norm. Mit um die Medaillen kämpfen will auch die Deutsche Meisterin von 2020, Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald), die im Winter durch einen Mittelfußbruch außer Gefecht gesetzt wurde und operiert werden musste.

Spaß machen darüber hinaus die jungen Läuferinnen wie Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien). Die U20-Europameisterin hat in diesem Jahr erst ein 3.000-Meter-Hindernis-Rennen absolviert, aber zuletzt mit ihrer Bestzeit über 1.500 Meter beim Läuferabend in Dortmund (4:20,59 min) ein gutes Grundvermögen bewiesen. Mit etwas Glück kann die Deutsche Jugendmeisterin in Berlin ihre erste Medaille bei den Aktiven holen. alex

Titelverteidigerin: Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier; 9:31,36 min)
Jahresschnellste: Lea Meyer (ASV Köln; 9:26,89 min)
WM-Norm: 9:30,00 min | EM-Norm: 9:39,00 min

 


Hochsprung


Rechnung mit vielen Unbekannten

Fast alle haben sie gemeldet, Deutschlands 1,90 Meter-Springerinnen der vergangenen fünf Jahre: Die Olympia-Zehnte Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart), die WM-Neunte Imke Onnen (Hannover 96) und Christina Honsel (TV Wattenscheid 01), Vize-Europameisterin der U23 aus dem Jahr 2019. Doch noch konnten sie aus unterschiedlichen Gründen – darunter langwierige Verletzungssorgen und Corona-Infektionen – in diesem Jahr nicht zu gewohnten Höhenflügen ansetzen. Und so rückt eine Athletin in die Favoritenrolle, die 2022 erstmals über einen 1,90 Meter-Satz jubeln durfte: Bianca Stichling.

Die 22 Jahre junge Leverkusenerin hat sich bereits in der Hallensaison ihren ersten deutschen Meistertitel geschnappt, damals reichten ihr 1,86 Meter. In Garbsen war Mitte Mai der erste Sprung über 1,90 Meter fällig. Die nationale Konkurrenz wird zur Höchstform auflaufen müssen, um sie in Berlin zu bezwingen, zumal die deutsche Nummer zwei des Jahres Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) noch der U18 angehört und sich bereits auf ihren Start bei der U18-EM fokussiert. In Lauerstellung ist mit ebenfalls 1,85 Meter die Dritte der Hallen-DM Lea Halmans (SV Go! Saar 05). sb

Titelverteidigerin: Imke Onnen (Hannover 96; 1,87 m)
Jahresbeste: Bianca Stichling (Bayer 04 Leverkusen; 1,90 m)
WM-Norm: 1,96 m | EM-Norm: 1,95 m

 


Stabhochsprung


Jacqueline Otchere gefordert

Schon dreimal stand Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) ganz oben auf dem DM-Treppchen: 2018 und 2021 im Freien und 2022 in der Halle. Ob sie in Berlin ihre Titelserie fortsetzen kann? Möglich, aber ganz sicher kein Selbstläufer. Denn zwei Athletinnen sind in diesem Jahr schon höher hinausgekommen als die Mannheimerin, die zwar eine Bestleistung von 4,60 Metern mitbringt, in diesem Jahr aber mit 4,35 Metern bisher nur Deutschlands Nummer drei ist.

Auf Platz eins der Meldeliste geht überraschend die 20-jährige Ella Buchner an den Start. Ihre positive Entwicklung nach dem Wechsel vom Bodensee zum SC Potsdam hat sie bis auf 4,45 Meter gebracht. Sie zählt wie die gleichaltrige U18-Vize-Weltmeisterin von 2017 Leni Freyja Wildgrube (SC Potsdam) zu einer Reihe Talente, die einen Generationenwechsel einläuten könnten. Nur als Gast für die Ehrung als Deutschlands „Jugend-Leichtathletin des Jahres“ 2021 vor Ort ist jedoch U20-Europameisterin Sarah Vogel (LG Seligenstadt). Sie kann derzeit aufgrund von Fußbeschwerden keine Wettkämpfe bestreiten.

Große Erfahrung und die Routine von 22 DM-Teilnahmen wirft die 32 Jahre alte Deutsche Hallenmeisterin von 2018 Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen) im Kampf um die Medaillen in die Waagschale. Auch der erste DM-Auftritt von Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen) liegt bereits zehn Jahre zurück – sie hat allerdings zwischenzeitlich ihre Karriere beendet und sich nun mit 4,40 Metern wieder in der deutschen Spitze zurückgemeldet. In der Form sind auch für sie die Medaillen in greifbarer Nähe. sb

Titelverteidigerin: Jacqueline Otchere (MTG Mannheim; 4,30 m)
Jahresbeste: Ella Buchner (SC Potsdam; 4,45 m)
WM-Norm: 4,70 m | EM-Norm: 4,60 m

 


Weitsprung


Malaika Mihambo im Rampenlicht

Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Europameisterin. Keine Teilnehmerin der Deutschen Meisterschaften geht mit mehr Meriten in den Wettbewerb als Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Da ist es nicht verwunderlich, dass sie auch im Kampf um ihren sechsten Freiluft-Titel und ihren elften DM-Titel insgesamt als große Favoritin gehandelt wird. 7,09 Meter zum Saison-Auftakt unterstreichen ihre Klasse, allerdings konnte sie in der Folge noch nicht wieder an diese Weite heranspringen. Was der Konkurrenz den Hauch einer Hoffnung darauf lässt, dass Deutschlands dreimalige „Sportlerin des Jahres“ nicht unschlagbar ist.

Wer kann sie herausfordern – und mit einem Podestplatz liebäugeln? Ganz sicher Olympia-Teilnehmerin Maryse Luzolo (Königsteiner LV), die sich jüngst auf 6,71 Metern steigern konnte. Bestimmt auch die Deutsche Vizemeisterin aus der Halle Merle Homeier (LG Göttingen), der in diesem Sommer mit 6,60 Metern noch neun Zentimeter zur Bestmarke fehlten. Vielleicht auch Siebenkämpferin Lucie Kienast (SV Halle; 6,54 m) oder die auf 6,49 Meter verbesserte Nicola Kondziella aus Wattenscheid. Und Helena Börner? Die 18-Jährige von der SG Adelsberg verblüffte in Garbsen mit einem Ausrutscher nach oben auf 6,73 Meter, hat aber abgesehen davon mit Weiten von 6,20 bis 6,30 Metern eher die U20-WM-Startplätze als die DM-Medaillen im Blick. sb

Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,62 m)
Jahresbeste: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 7,09 m)
WM-Norm: 6,82 m | EM-Norm: 6,79 m

 


Dreisprung


Neele Eckhardt-Noack in bestechender Form

Kaum eine Athletin hat sich in den vergangenen Jahren so geduldig, kontinuierlich und bedacht in die Weltspitze vorgearbeitet wie Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) – und dabei zugleich mit einer Asthma-Erkrankung, schwerer Lungenentzündung, Armbruch oder Corona-Infektion beharrlich jedes Hindernis überwunden. Schon mit Platz zwei der Hallen-EM 2021 mit 14,52 Metern hatte sie ihr Potenzial untermauert. In diesem Sommer konnte sie nach fünf Jahren endlich auch im Freien eine Bestleistung aufstellen: 14,48 Meter bedeuten zurzeit Platz eins in Europa.

In dieser Form kann ihr in Berlin schwer jemand das Wasser reichen, vielleicht wackelt gar der Meisterschaftsrekord von 14,40 Metern von Kristin Gierisch. Doch auch weitere deutsche Dreisprung-Hoffnungen starten im Olympiastadion mit Rückenwind: Die Deutsche Hallenmeisterin Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01) bringt die ersten 14-Meter-Sprünge ihrer Karriere mit, Kira Wittmann (LG Göttingen) eine neue Bestmarke von 13,70 Metern. Niemals außer Acht lassen darf man darüber hinaus die Deutsche Hallenrekordlerin Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen), die mit 13,89 Metern sicher noch nicht alle Karten aufgedeckt hat. Und auch die Deutsche Meisterin von 2020 Maria Purtsa (LAC Erdgas Chemnitz) wird trotz schleppendem Saisonbeginn ganz bestimmt wieder ihren Kampfgeist auspacken. sb

Titelverteidigerin: Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen; 14,26 m)
Jahresbeste: Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen; 14,48 m)
WM-Norm: 14,32 m | EM-Norm: 14,25 m

 


Kugelstoßen


Dreikampf um den Titel

Vor dem Brandenburger Tor lädt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am Donnerstag ab 15:00 Uhr zur Kugelstoß-Party: Im Herzen der Hauptstadt kommt die Leichtathletik direkt zu den Fans, und dabei wartet auch sportlich ein Leckerbissen. Denn mit Sara Gambetta (SV Halle; 18,88 m), Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge; 18,80 m) und Julia Ritter (TV Wattenscheid 01; 18,60 m) haben drei Athletinnen schon mit neuen Freiluft-Bestleistungen die WM- und die EM-Norm abgehakt, sie trennen in diesem Jahr nur 28 Zentimeter.

So ist zum Auftakt des langen DM-Wochenendes ein spannender Dreikampf zu erwarten, bei dem auch die 19 Meter-Marke in Reichweite rücken dürfte. Sara Gambetta hat diese bei ihrem Hallentitel mit 19,05 Metern schon überboten und sagt: „Körperlich habe ich die 19 Meter auf jeden Fall drauf." Vielleicht gibt ein letztes Trainingslager mit Bundestrainer Sven Lang in Latsch (Italien) den entscheidenden Kick, die Vorfreude der Kugelstoßerinnen auf ihren großen Moment ist jedenfalls groß: „Wenn wirklich so viele Leute kommen, wie man sich das wünscht, dann wird das eine richtig fette Party", blickt Julia Ritter voraus.

Auf die Frage, wer den Top Drei gefährlich werden könnte, müsste eigentlich der Name Alina Kenzel (VfL Waiblingen) fallen. Doch die Deutsche Meisterin von 2020 kann in diesem Jahr keine Wettkämpfe bestreiten. So rückt vielleicht U23-Vize-Europameisterin Lea Riedel (VfL Sindelfingen) in die Rolle der ersten Verfolgerin, oder die Mannheimerin Yemisi Ogunleye. Vielleicht sorgt ja auch die erst 19-jährige Sina Prüfer (SC Neubrandenburg) nach einer mächtigen Steigerung auf 17,59 Meter für die nächste Überraschung.

Titelverteidigerin: Sara Gambetta (SV Halle; 18,31 m)
Jahresbeste: Sara Gambetta (SV Halle; 18,88 m)
WM-Norm: 18,50 m | EM-Norm: 18,20 m

 


Diskuswurf


Geballte Weltklasse im Wurfring

In kaum einer Disziplin sind die internationalen Startplätze im Sommer 2022 so umkämpft wie im Diskuswurf der Frauen: Mit der Olympia-Zweiten Kristin Pudenz (SC Potsdam), der mehrmaligen EM-Medaillengewinnerin Shanice Craft (SV Halle), der Olympia-Achten Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) sowie der Olympia-Neunten Claudine Vita (SC Neubrandenburg) haben schon vier Werferinnen die WM-Norm von 63,50 Metern überboten. Doch damit nicht genug: Weitere drei Athletinnen haben darüber hinaus die EM-Norm von 60,50 Metern abgehakt.

Was also ist bei der DM in Berlin zu erwarten? In jedem Fall ein harter Fight auf hohem Niveau, bei dem naturgemäß die Olympia-Zweite, Titelverteidigerin und Deutschlands Jahresbeste Kristin Pudenz als Favoritin in den Ring steigen wird. Vor vier Jahren hatte sie noch aus der zweiten Reihe heraus die Heim-EM im Berliner Olympiastadion als Zuschauerin mitverfolgen müssen. Umso größer dürfte der Ehrgeiz sein, an selber Stelle das WM-Ticket klar und einen großen Schritt in Richtung Heim-EM in München zu machen. Platz eins oder zwei mit erfüllter Norm sichern bei der DM automatisch zwei von drei WM- und EM-Startplätzen.

Ihre große Erfahrung können als Deutschlands Nummer fünf und sechs des Jahres die einstige Vize-Weltmeisterin Nadine Müller (SV Halle) und Lokalmatadorin Julia Harting (SCC Berlin) in die Waagschale werfen. Während sie am Ende einer langen, erfolgreichen Karriere stehen, hat die der Deutschen U23-Meisterin Antonia Kinzel (MTG Mannheim) gerade erst begonnen. Ihre 60,50 Meter aus Schönebeck deuten an, wo der weitere Weg hingehen kann. sb

Titelverteidigerin: Kristin Pudenz (SC Potsdam; 64,07 m)
Jahresbeste: Kristin Pudenz (SC Potsdam; 66,94 m)
WM-Norm: 63,50 m | EM-Norm: 60,50 m

 


Hammerwurf


Samantha Borutta in Bestform

Im vergangenen Jahr ging im deutschen Hammerwurf der Stern von Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) auf. Zwei Jahre nach Silber bei der U20-EM gelang der 21-Jährigen fast nahtlos der Durchmarsch in die nationale Spitze der Aktiven, dokumentiert von den ersten 70 Meter-Würfen, den DM-Titeln bei den Frauen und in der U23 sowie mit dem i-Tüpfelchen einer Goldmedaille bei der U23-EM und der ersten Olympia-Teilnahme. In diesem Jahr hat Samantha Borutta noch mal einen Meter draufgepackt: 72,14 Meter bescheren ihr die EM-Norm, auch die WM-Norm ist nicht mehr weit.

Nur eine Athletin im Feld hat ebenfalls schon die 70 Meter-Marke übertroffen: Carolin Paesler (TSV Bayer 04 Leverkusen), unter anderem 2020 bei ihrem zweiten von zwei DM-Titeln. Eine DM-Silbermedaille hat sie im Berliner Olympiastadion im Jahr 2019 schon errungen, damit es dieses Mal Gold wird, muss sie eine Samantha Borutta in Bestform herausfordern und sich im Vergleich zu ihrer Saison-Bestmarke von 65,76 Metern wohl noch einmal deutlich steigern. Mit dieser Weite dürfte nicht einmal der Sprung aufs Treppchen sicher sein, denn mit der erst 17-jährigen Jada Julien (LAC Erdgas Chemnitz) und Michelle Döpke (TSV Bayer 04 Leverkusen) kamen zwei Athletinnen in diesem Jahr schon etwas weiter. Auch die weiteren Talente Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg) und Esther Imariagbee (SCC Berlin) lauern auf ihre Chance. sb

Titelverteidigerin: Samantha Borutta (TSV Bayer 04 Leverkusen; 70,56 m)
Jahresbeste: Samantha Borutta (TSV Bayer 04 Leverkusen; 72,14 m)
WM-Norm: 72,50 m | EM-Norm: 71,80 m

 


Speerwurf


Christin Hussong zurück an Erfolgsstätte

Mit einem Wurf auf 67,90 Meter, dem zweitbesten Resultat ihrer Karriere, krönte sich Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) 2018 in Berlin zur Europameisterin. Im Jahr darauf holte sie dort mit 65,33 Metern ihren dritten von nunmehr fünf DM-Titeln. Man könnte sagen: das Olympiastadion liegt ihr. Und lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man die 28-Jährige zur großen Favoritin auf das nächste DM-Gold von Berlin kürt. Denn während sie in diesem Jahr schon fünf 60-Meter-Wettkämpfe auf dem Konto hat, der beste davon vermessen mit 64,87 Metern, ist diese magische Marke bisher für fast alle ihrer Konkurrentinnen unerreicht geblieben.

Einzige Ausnahme: Annika Marie Fuchs (SC Potsdam). Die U23-Europameisterin und WM-Teilnehmerin des Jahres 2019 konnte Anfang Juni mit einem Wurf auf 61,06 Meter erstmals wieder in die Regionen ihrer besten Saison vorstoßen. Um Christin Hussong Paroli zu bieten, dürfte das allerdings noch nicht reichen. Vielleicht aber dafür, die aufstrebende Konkurrenz um Lea Wipper (SC DHfK Leipzig; 59,40 m) oder Jana Marie Lowka (Eintracht Frankfurt; 58,06 m) in Schach zu halten. Und wenn sie alle noch eine Schippe draufpacken, rückt direkt auch die EM-Norm für München in Reichweite. Denn die liegt bei 62,50 Metern – einer Weite, der sich zum Beispiel auch die Leverkusenerin Dana Bergrath und die Leipzigerin Christine Winkler in ihrer Karriere schon bis auf weniger als zwei Meter genähert haben. sb

Titelverteidigerin: Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 63,30 m)
Jahresbeste: Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 64,87 m)
WM-Norm: 64,00 m | EM-Norm: 62,50 m

 


4x100 Meter


Stimmung und Spannung garantiert

Die Staffeln sind zurück. Nachdem aufgrund der Corona-Pandemie die Entscheidungen in den Sprint-Staffeln in den vergangenen zwei Jahr ausfallen mussten, ist dieser stimmungsvolle Wettbewerb in Berlin nun wieder mittendrin in den Titelkämpfen. Mit der besten Vorleistung reist das Quartett aus Sindelfingen um die Olympia-Halbfinalistin über 400 Meter Hürden Carolina Krafzik ins Olympiastadion – aber mehr noch als in vielen weiteren Finals gilt hier: Meisterschaften haben ihre eigenen Gesetze.

Ein glasklarer Favorit ist schwer auszumachen. Das Team mit den stärksten Namen ist jedoch das des TV Wattenscheid 01. Die Westfalen haben unter anderem die ehemalige Deutsche Meisterin Tatjana Pinto in ihren Reihen, und Hallen-WM-Starterin Monika Zapalska ist auch ohne Hürden schnell unterwegs. Immer für Medaillen gut sind die Leverkusenerinnen und die Sprinterinnen der MTG Mannheim, die als Titelverteidigerinnen aus dem Jahr 2019 ins Rennen gehen. alex

Titelverteidiger: MTG Mannheim (43,92 sec)
Jahresschnellste: VfL Sindelfingen (45,47 sec)

DM 2022 Berlin

Stand: 22. Juni | Falls Athletinnen im Vorfeld der DM ihre Teilnahme kurzfristig absagen, werden die Vorschau-Texte entsprechend aktualisiert.

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