Sie hat es wieder im letzten Versuch getan: Malaika Mihambo flog im finalen Weitsprung-Durchgang auf 6,96 Meter. Damit steigerte die Olympiasiegerin die Weltjahresbestleistung und sicherte sich den Sieg beim ISTAF Indoor. Für ein weiteres Highlight sorgte in Düsseldorf ein gebürtiger Düsseldorfer: Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre mit neuer Bestleistung von 5,81 Metern.
Dieser Sprung wollte gar nicht enden. Wie schwerelos flog Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) am Sonntagnachmittag beim ISTAF Indoor in Düsseldorf im letzten Versuch auf 6,96 Meter. Als die Weite im PSD Bank Dome auf der Anzeigetafel erschien, reckte die Welt- und Europameisterin die Hände in die Höhe. Die 2.650 Zuschauer riss die Weite förmlich von den Sitzen.
Es war ein befreiender Jubel von Malaika Mihambo. Schließlich hatte sie vor dem finalen Versuch mit 6,39 Metern nur auf Platz zwei gelegen. „Es war so toll, vor Zuschauern zu springen, die dich anfeuern und unterstützen. Das ISTAF Indoor ist ein tolles Meeting“, jubelte Malaika Mihambo. Mit ihren 6,96 Metern katapultierte sich die Olympiasiegerin an die Spitze der Weltjahresbestenliste und verbesserte gleichzeitig den Meeting-Rekord um 17 Zentimeter.
„Da sieht man, was möglich ist, wenn ich den Anlauf richtig durchziehe. Bei den anderen Versuchen war ich im Mittelteil nicht aktiv genug. Dann kommt man auch nicht richtig ans Brett“, so die Weitsprung-Queen nach ihrem Sieg. Wie bei den Olympischen Spielen im Sommer 2021 in Tokio sprang sie erst im finalen Versuch auf Platz eins. Die 6,96 Meter in Düsseldorf waren gleichbedeutend mit dem drittbesten Hallen-Wettkampf in der Karriere von Malaika Mihambo.
Malaika Mihambo bereit für die Hallen-DM
Die 28-Jährige wird noch kommendes Wochenende bei der Hallen-DM in Leipzig starten und dann die Hallensaison beenden. Ihre Ziele für 2022: die Weltmeisterschaften im Juli in Eugene (USA) und die Europameisterschaften im August in München. Beide Male tritt sie als Titelverteidigerin an. „Eine Heim-EM ist für uns natürlich etwas ganz Besonderes“, so die beste Weitspringerin der Welt. Malaika Mihambo setzte sich in Düsseldorf am Ende deutlich vor der Ungarin Diana Letsi durch, die mit 6,53 Meter über eine neue Bestleistung jubelte. Mit Anlaufproblemen hatte Merle Homeier (LG Göttingen) zu kämpfen. Der beste Versuch landete bei 6,39 Metern, was am Ende zu Platz vier reichte.
Immer wieder schlug sich Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) vor seinem Versuchen auf die Brust. Ein Zeichen, dass er an sich und seine Stärke glaubt. Schließlich war das ISTAF Indoor ein besonderes Meeting für ihn als gebürtigen Düsseldorfer. Viele Freunde und Familienangehörige waren live dabei und sahen den besten Sprung in der bisherigen Karriere des 22-Jährigen unterm Hallendach. Im zweiten Versuch überflog der WM-Vierte 5,81 Meter. Neun Zentimeter mehr als jemals zuvor in der Halle und gleichzeitig die Norm für die Hallen-WM Mitte März in Belgrad (Serbien).
Bo Kanda Lita Baehre lässt sich von den Fans pushen
„Die Zuschauer haben mich richtig gepusht. Jeder Einzelne gibt dir so viel Energie, darum wollte ich eine gute Show in meiner Heimatstadt zeigen“, bedankte sich Bo Kanda Lita Baehre bei den Fans. Es war das erste ISTAF Indoor mit Zuschauern in Düsseldorf. 2021 waren aufgrund der Pandemie keine Zuschauer zugelassen. Mit seinen 5,81 Metern hielt der Leverkusener ein starkes Feld auf Distanz und setzte sich vor Piotr Lisek (Polen), Matt Ludwig, Weltmeister Sam Kendricks (beide USA) und dem Deutschen Meister Oleg Zernikel (ASV Landau; alle 5,71 m) durch. Torben Blech folgte mit Saisonbestleistung auf Rang sechs (5,61 m). „Wir sind drei gute Springer, ich freue mich auf die Hallen-DM kommendes Wochenende. Dort geht’s für uns um die beiden Tickets für die Hallen-WM“, so der Leverkusener.
Die einen sind Artisten mit dem Stab und über der Latte, die andere ist eine Startrakete. Über 60 Meter zeigte Ewa Swoboda ihre Weltklasse. Die Polin schoss förmlich aus den Blöcken und stürmte der Konkurrenz mit 7,10 Sekunden auf und davon. Die in dieser Saison mit glatten 7,00 Sekunden schnellste Sprinterin der Welt setzte sich klar vor ihrer Teamkameradin Pia Skrzyszowsla (7,22 sec) und einer stark auftretenden Tatja Pinto (7,24 sec) durch. Die Wattenscheiderin blieb im Finale wie im Vorlauf (7,28 sec) unter der Hallen-WM-Norm. Gina Lückenkemper (SCC Berlin) verpasste nach einem guten Vorlauf (7,29 sec) den Start im Finale, hetzte dem Feld hinterher und wurde am Ende Fünfte (7,34 sec).
Ewa Swoboda siegt, Tatjana Pinto zufrieden
„Die Atmosphäre war toll und die Bahn ist hart und schnell“, sagte Ewa Swoboda nach ihrem deutlichen Sieg. Zufrieden war auch Tatjana Pinto mit ihrem Rennen: „Ich hatte eine lange und harte Vorbereitung im Hinblick auf den Sommer. Ich denke, dass ich noch schneller laufen kann, wenn alle Puzzleteile zusammenpassen. Es ist ein Mega-Meeting, so sollte jedes Meeting sein.“
Bei den Männern entwickelt sich Artur Cissé immer mehr zum „Mr. ISTAF“. Der Sprinter von der Elfenbeinküste stürmte über 60 Meter in 6,56 Sekunden zum Sieg und wiederholte seinen Vorjahreserfolg. 2021 hatte er außerdem die ISTAF-Trophy für den besten Sprinter beim ISTAF Indoor in Berlin und Düsseldorf sowie dem Freiluft-ISTAF im Olympiastadion gewonnen. Die Plätze zwei und drei gingen an Frankreichs Dauerbrenner Jimmy Vicaut (6,62 sec) und den Deutschen Hallenrekordler Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 6,64 sec).
Emotionaler Abschied von Pamela Dutkiewicz-Emmerich
Im Finale über 60 Meter Hürden bremste sich Top-Favorit Paolo Dal Molin (Italien) nach 7,64 Sekunden im Vorlauf mit einem Fehlstart selbst aus. Den Sieg sicherte sich der Olympia-Dritte von 2016 Milan Trajkovic (Zypern) in 7,61 sec vor Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 7,64 sec). „Mein Start war nicht so gut, aber dann bin ich in den Rhythmus gekommen“, sagte der Tübinger. Bei den Frauen meldete sich Nadine Visser (Niederlande) gleich mit einer Top-Zeit zurück. Die Hallen-Europameisterin setzte sich bei ihrem Saisondebüt mit 7,93 Sekunden vor Berlin-Siegerin Reetta Hurske (Finnland; 8,01 sec) durch.
Zuvor hatte einer anderen Hürdensprinterin noch einmal die große Bühne gehört. Pamela Dutkiewicz-Emmerich wurde in Düsseldorf offiziell von ISTAF-Meetingdirektor Martin Seeber und dem DLV-Vorstandvorsitzenden Idriss Gonschinka verabschiedet. Zur Verabschiedung waren nahezu 100 Familienangehörige und Freunde der Wattenscheiderin gekommen, die Ende 2021 ihre Karriere beendet hatte. Die WM-Dritte von 2017 und EM-Zweite von 2018 erhielt ein Stück der Berliner Laufbahn als Erinnerung für ihre große Karriere sowie eine ISTAF-Dauerkarte auf Lebenszeit. Für viele weitere besondere Leichtathletik-Momente.
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