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STABHOCHSPRUNG FRAUEN | Jacqueline Otchere meldet sich an der Spitze zurück

Deutschlands Leichtathleten sprinten, laufen, gehen, springen, werfen und stoßen wieder! Leider 2021 aufgrund der fortwährenden Corona-Pandemie oft noch ohne Zuschauer. Aber auf der Ebene des Kader- und Leistungssports schon wieder mit fast allen hochkarätigen Wettkämpfen. Und schließlich auch mit den Olympischen Spielen in Tokio, die unter ganz besonderen Bedingungen stattfanden. Wir blicken zurück und ordnen, jeweils eingeleitet durch Interviews mit den Leitenden Bundestrainerinnen und Bundestrainern der Disziplingruppen, die Leistungen ein. Heute: Frauen-Stabhochsprung
Martin Neumann

INTERVIEW MIT DEr LEITENDEN BUNDESTRAINERin Christine adams

Das ist 2021 passiert

Auf diese „olympische Premiere“ hätten die deutschen Stabhochspringerinnen in der Saison 2021 sehr gern verzichtet. Denn erstmals seit der ersten Austragung der Disziplin auf olympischer Bühne 2000 in Sydney war keine deutsche Stabhochspringerin beim größten Sportereignis der Welt am Start. Zwar hatte sich die Deutsche Hallenmeisterin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) über die Weltrangliste für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Doch eine hartnäckige Rückenverletzung machte einen Start unmöglich.

Während Lisa Ryzih im Sommer nicht mit voller Kraft ins Geschehen eingreifen konnte, meldete sich Jacqueline Otchere erfolgreich zurück. Die Mannheimerin gewann in Braunschweig nicht nur den DM-Titel, sondern war im Sommer auch die mit Abstand stabilste deutsche Stabhochspringerin. Gleich viermal meisterte die 25-Jährige Höhen zwischen 4,50 und 4,55 Metern. Nur einmal sprang sie in ihrer Karriere höher, 4,60 Meter 2018 beim Weltcup in London.

Eine beachtliche Steigerung legte Sarah Vogel (LG Seligenstadt) 2021 hin – und das zum genau richtigen Zeitpunkt. Im Finale der U20-EM in Tallinn verbesserte die 19-Jährige ihren Hausrekord gleich um 24 Zentimeter auf 4,30 Meter. Das war in Tallinn Gold wert. Im Oktober wurde Sarah Vogel – unter anderem für diese Leistung – zur „Juniorsportlerin des Jahres“ gewählt. Als Vierte verpasste U18-Athletin Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing) eine U20-EM-Medaille in Tallinn nur knapp.

Mit Medaillenambitionen war auch Leni Freyja Wildgrube (SC Potsdam) in Tallinn bei der U23-EM gestartet. Schließlich hatte sich die Deutsche U23-Meisterin im EM-Vorfeld auf 4,45 Meter verbessert. In Tallinn war jedoch nach 4,15 Metern Schluss. Das reichte zu Platz acht.

Mit ihrer neuen Bestleistung ist die 20-Jährige gemeinsam mit Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen) zweitbeste deutsche Stabhochspringerin des Sommers. Die 31-Jährige ist die mit Abstand erfahrenste deutsche Stabhochspringerin unter den Top Ten. Gleich sieben Athletinnen zählen zur U23- oder sogar U20-Klasse. Gute Aussichten also, dass bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris wieder deutsche Stabhochspringerinnen dabei sind.

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
Hallen-EM
U20-EM Gold: Sarah Vogel (LG Seligenstadt) 4. Platz: Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing)
U23-EM 8. Platz: Leni Freyja Wildgrube (SC Potsdam)
Olympische Spiele

Unser "Ass des Jahres"

Jacqueline Otchere (MTG Mannheim)

Deutsche Meisterin
Mit 4,55 Metern beste deutsche Stabhochspringerin 2021

Unser "Talent des Jahres"

Sarah Vogel (LG Seligenstadt)

U20-Europameisterin
Deutsche U20-Meisterin
Mit 4,30 Metern Fünfte der deutschen Frauen-Bestenliste 2021

Die deutschen Top Ten 2021

Höhe Name Jahrgang Verein
4,55 Jacqueline Otchere 1996 MTG Mannheim
4,45 Katharina Bauer 1990 TSV Bayer 04 Leverkusen
4,45 Leni Freyja Wildgrube 2001 SC Potsdam
4,35 Ella Buchner 2001 SC Potsdam
4,30 Sarah Vogel 2002 LG Seligenstadt
4,25 Ria Möllers 1996 TSV Bayer 04 Leverkusen
4,25 Anne Berger 1999 VfL Gladbeck
4,25 Chiara Sistermann 2004 TSV Gräfelfing
4,20 Laura Giese 2002 TSV Bayer 04 Leverkusen
4,15 Moana-Lou Kleiner 2002 SC Potsdam
4,15 Lauré Scheutzow 2000 SC Potsdam

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau

Jahr ≥ 4,55 m*
 
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005 4,45 4,41 4,33
2006 3 4,60 4,57 4,48
2007 4 4,61 4,58 4,49
2008 2 4,62 4,58 4,48
2009 2 4,65 4,60 4,46
2010 5 4,69 4,66 4,51
2011 4 4,73 4,66 4,51
2012 4 4,69 4,64 4,49
2013 5 4,72 4,66 4,55
2014 2 4,59 4,55 4,47
2015 4 4,70 4,64 4,51
2016 4 4,68 4,62 4,49
2017 3 4,61 4,56 4,47
2018 1 4,50 4,46 4,32
2019 1 4,51 4,43 4,33
2020 4,42 4,36 4,26
2021 1 4,48 4,42 4,32

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 4,50 (Hingst) 5,01 (Isinbayeva/RUS) 0,51 5,01 (Isinbayeva/RUS) 0,51
2006 4,63 (A. Ryzih) 4,91 (Isinbayeva/RUS) 0,28 4,91 (Isinbayeva/RUS) 0,28
2007 4,65 (Hingst) 4,91 (Isinbayeva/RUS) 0,26 4,91 (Isinbayeva/RUS) 0,26
2008 4,70 (Spiegelburg) 5,05 (Isinbayeva/RUS) 0,35 5,05 (Isinbayeva/RUS) 0,35
2009 4,70 (Spiegelburg) 5,06 (Isinbayeva/RUS) 0,36 5,06 (Isinbayeva/RUS) 0,36
2010 4,72 (Hingst) 4,75 (Feofanova/RUS) 0,03 4,89 (Suhr/USA) 0,17
2011 4,80 (Strutz) 4,80 (Strutz) 0,00 4,91 (Suhr/USA) 0,11
2012 4,82 (Spiegelburg) 4,82 (Spiegelburg) 0,00 4,83 (Suhr/USA) 0,01
2013 4,79 (Spiegelburg) 4,89 (Isinbayeva/RUS) 0,10 4,90 (Silva/CUB) 0,11
2014 4,71 (L. Ryzih) 4,71 (L. Ryzih, Stefanidi/GRE) 0,00 4,80 (Murer/BRA) 0,09
2015 4,75 (Spiegelburg) 4,83 (Kiriakopoúlou/GRE) 0,08 4,91 (Silva/BRA) 0,16
2016 4,73 (L. Ryzih) 4,86 (Stefanidi/GRE) 0,13 5,00 (Morris/USA) 0,27
2017 4,73 (L. Ryzih) 4,91 (Stefanidi/GRE) 0,18 4,91 (Stefanidi/GRE) 0,18
2018 4,60 (Otchere) 4,87 (Stefanidi/GRE) 0,27 4,95 (Morris/USA) 0,35
2019 4,60 (L. Ryzih) 4,95 (Sidorova/ANA) 0,35 4,95 (Sidorova/ANA) 0,35
2020 4,45 (L. Ryzih) 4,83 (Meijer/SWE) 0,38 4,92 (Nageotte/USA) 0,47
2021 4,55 (Otchere) 5,01 (Sidorova/ANA) 0,46 5,01 (Sidorova/ANA) 0,46

Das fällt auf:

  • Jacqueline Otchere ist nach 2018 zum zweiten Mal beste deutsche Stabhochspringerin. Mit 4,55 Metern gelang ihr die zweitbeste Höhe ihrer Karriere.
  • Erstmals seit der Premiere 2000 in Sydney war keine deutsche Stabhochspringerin bei den Olympischen Spielen am Start. Lisa Ryzih hatte sich zwar für Tokio über die Weltrangliste qualifiziert, konnte aber wegen Rückenproblemen nicht starten.
  • Der Top-Ten-Schnitt der deutschen Stabhochspringerinnen ist nach der „Corona-Saison 2020“ wieder leicht gestiegen, liegt aber mit 4,32 Metern weiter auf einem ausbaufähigen Niveau.
  • Sieben der zehn besten deutschen Stabhochspringerinnen im Sommer 2021 zählen noch zur U23- oder sogar zur U20-Klasse. Das zeigt das Potenzial der Disziplin.
  • Nach ihren überraschenden DM-Titeln 2020 konnten Stefanie Berndorfer und Ria Möllers in diesem Jahr nicht ganz an ihre Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen.
  • Anzhelika Sidorova ist nach 2019 zum zweiten Mal die beste Stabhochspringerin der Welt. Mit 5,01 Metern ist die Russin die vierte Fünf-Meter-Springerin der Geschichte.

leichtathletik.TV-Clips:

Stabhochsprung

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen
Hindernis Männer
Gehen Frauen
Gehen Männer
Marathon/Straße folgt im Dezember
Hochsprung Frauen
Hochsprung Männer
Weitsprung Frauen
Weitsprung Männer
Dreisprung Frauen
Dreisprung Männer

* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017

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