Konzentriert bis zur letzten Sekunde: Sarah Vogel hat am Samstag bei der U20-EM in Tallinn (Estland) ihre Bestleistung um 24 Zentimeter gesteigert und damit die Goldmedaille im Stabhochsprung gewonnen. Auf Platz vier rundete Chiara Sistermann das starke deutsche Resultat ab.
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Die Entschlossenheit war ihr ins Gesicht geschrieben: Sarah Vogel (LG Seligenstadt) war im Stabhochsprung-Finale der U20-EM im Tunnel bis zur letzten Sekunde – und das in einem Wettbewerb, in dem sie bereits ab der dritten Höhe Sprung um Sprung ihre bisherige Bestmarke nach oben schraubte. Jubel? Fehlanzeige! Direkt nach dem Überqueren der Latte war der Fokus bereits auf den nächsten Sprung gerichtet.
Erst als die Französin Emma Brentel nach einem Fehlversuch über 4,30 und einem über 4,35 Meter zum letzten Mal bei 4,35 Metern Anlauf nahm, erlaubte sich die junge Hessen das erste Lächeln. Die Französin riss. Und es stand fest: Sarah Vogel ist mit 4,30 Metern die neue U20-Europameisterin im Stabhochsprung! Ihre vorherige Bestmarke stand bei 4,06 Metern. Sie war zwei Jahre alt und stammte aus dem Finale des European Youth Olympic Festivals (EYOF) der U18 in Baku (Aserbaidschan), wo sie ebenfalls Gold geholt hatte.
"Zwischen Platz eins und zwölf ist alles drin"
Es war der Befreiungsschlag eines großen Talents, das 2019 zu Deutschlands "Jugend-Leichtathletin des Jahres" gewählt wurde – und das im Anschluss mit Selbstzweifeln und der Sinnfrage gekämpft hatte. Am Samstag wurde deutlich: Mit klarem Kopf ist Sarah Vogel eine Klasse für sich.
"Ich freue mich riesig. Ich war in der Qualifikation unheimlich aufgeregt, das war diesmal nicht der Fall", sagte sie anschließend. "Nachdem ich ein paar Höhen geschafft hatte, hatte ich das nötige Selbstvertrauen. Im Vorfeld hatte ich mir gesagt, dass zwischen Platz eins und zwölf eigentlich alles drin ist. Man braucht auch das bisschen Quäntchen Glück. Das hätte heute auch die Französin haben können. Nachdem klar war, dass ich eine Medaille sicher habe, meinte mein Trainer zu mir, dass es jetzt nur noch die richtige Farbe sein müsste."
Chiara Sistermann auf Platz vier
Und auch die zweite deutsche Teilnehmerin schnuppert an der Medaille, wenngleich sie mit 4,10 Metern nicht ganz an ihre zwei Wochen alte Bestleistung der Junioren-Gala von 4,25 Meter herankam: Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing) wurde im Finale von Tallinn Vierte. Bronze ging mit neuem U20-Landesrekord und 4,15 Metern an die Österreicherin Lisa Gruber. Sowohl Gruber als auch Sistermann gehören dem Jahrgang 2004 und damit noch der U18-Altersklasse an.
"Ich habe nicht in den Wettkampf gefunden, es hätte mehr gehen können. Am Ende ist der vierte Platz immer ein bisschen undankbar", haderte die junge Stabhochspringerin anschließend ein wenig mit ihrem Auftritt. "Aber ich nehme die Erfahrung für die Zukunft mit und werde versuchen darauf aufzubauen."
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