| Doppel-Interview

Lucas Ansah-Peprah & Owen Ansah: „Wir haben einen gesunden Konkurrenzkampf“

Die Hamburger Sprinter Lucas Ansah-Peprah (21) und Owen Ansah (20) sind in dieser Saison in die nationale Sprint-Spitze vorgestoßen. Über 200 Meter holte Owen Ansah in Braunschweig den DM-Titel, Lucas Ansah-Peprah über 100 Meter Silber. Seit 2019 trainiert das Duo, das im Übrigen trotz Namensähnlichkeit nicht verwandt ist, beim ehemaligen Weltklasse-Weitspringer Sebastian Bayer. Im Interview am Rande der Gala in Regensburg erzählten die beiden, welchen Anteil ihr Coach am Erfolg hat und wie sich das gemeinsame Staffel-Gold bei den World Relays anfühlte.
Pamela Lechner

Lucas Ansah-Peprah und Owen Ansah, Sie starten beide für den Hamburger SV und haben die Landesrekorde über 100 (10,20 sec) und 200 Meter (20,66 sec) gebrochen. Mit diesen Zeiten sind Sie in dieser Saison in die deutsche Spitze durchgestartet. Das haben Sie auch am Wochenende in Regensburg mit Platz eins und drei über die 100 Meter wieder bewiesen. Was steckt hinter diesem Fortschritt?

Lucas Ansah-Peprah:

Ich denke mal der Trainer und dass wir gelernt haben, in den Wettkämpfen locker zu bleiben und nicht zu verkrampfen – egal, was ist. Wir haben einfach Bock und Spaß an den Wettbewerben.

Owen Ansah:

Ich denke, dass uns Sebastian Bayer gut mitgenommen hat von unserem alten Trainer. Unsere Leistung hat sich sehr verbessert. Dass ich mit Lucas zusammen trainieren kann, ist vielleicht auch etwas, was nicht viele haben. Wir können uns beim Training gegenseitig sehr, sehr pushen, um das zu erreichen, was wir jetzt geschafft haben. Ich kann noch viel von Lucas über die 100 Meter lernen und ich denke, dass er über die 200 Meter noch viel von mir lernen kann.

Die Spezialdisziplin von Lucas Ansah-Peprah sind die 100 Meter, die von Owen Ansah die 200 Meter. Soll das auch in Zukunft so sein?

Owen Ansah:

Ich versuche natürlich meine 100 Meter-Zeit jedes Mal noch zu verbessern und habe mit den 100 Metern auf jeden Fall noch nicht abgeschlossen. Ich habe Lust 100 und 200 Meter zu machen.

Lucas Ansah-Peprah:

Ich kann mich dem nur anschließen. Auch wenn die 200 Meter etwas länger sind für mich, möchte ich dort trotzdem eine gute Zeit stehen haben.

Sie trainieren seit 2019 bei Sebastian Bayer, der früher selbst für den Hamburger SV gestartet ist, und waren vorher bei Timo Knoth. Machen Sie manchmal auch Weitsprung-Training? Ihr Trainer hält mit 8,71 Metern schließlich den Hallen-Europarekord.

Lucas Ansah-Peprah:

Nein gar nicht. Sebastian ist jetzt komplett beim Sprint und auch Bundestrainer der Hürdensprinterinnen und nicht mehr für den Sprung zuständig. Dementsprechend trainieren wir auch bei ihm.

Was zeichnet Ihren Trainer aus?

Owen Ansah:

Erstmal, dass er früher als Athlet selbst sehr erfolgreich war und wir uns das von ihm abschauen können. Wir wollen irgendwann auch so erfolgreich sein wie unser Trainer. Er bringt uns sehr gut durchs Training, auch durch hartes Training wie Tempoläufe, wenn wir nicht so viel Lust haben.

Sie sagen, Sie pushen sich gegenseitig im Training, aber im Wettbewerb sind Sie doch Konkurrenten. Wie funktioniert das für Sie?

Owen Ansah:

Wir nennen das einen gesunden Konkurrenzkampf.

Lucas Ansah-Peprah:

Wir haben so eine Zeitspanne, in der wir sagen: ‚Okay, von dem bis zu dem Zeitpunkt sind wir keine Freunde‘, weil sich jeder individuell verbessern will. Das ist eine Stunde bis eine halbe Stunde vor dem Start. Trotzdem gönnen wir auch dem jeweils anderen den Erfolg.

In Regensburg sind Sie beide in der ersten DLV-Staffel mit Julian Reus und Marvin Schulte gelaufen und gute 38,32 Sekunden gerannt. Wie sehen Sie Ihre Chancen auf einen Platz im Staffel-Team für die Olympischen Spiele in Tokio?

Lucas Ansah-Peprah:

Ich hoffe, dass ich mit meiner Position im Einzel über 100 Meter und meinem guten Job in der Staffel für Olympia nominiert werde.

Owen Ansah:

Ich hoffe, dass ich hier meinen Job gut erfüllt habe und das reicht. Ich denke, ich bin in der Staffel gut durch die Kurve gelaufen und habe im Einzelrennen meine 100 Meter-Zeit aufgebessert.

Lucas Ansah-Peprah, Sie haben in der Jugend schon zwei internationale Medaillen mit der Staffel geholt, zuletzt mit einem fulminanten Schlussspurt Gold bei der U20-EM 2019. Welche Bedeutung hat die Staffel für Sie?

Lucas Ansah-Peprah:

Gerade weil Leichtathletik als Einzelsport definiert wird, kann man den Leuten in der Staffel zeigen, dass Leichtathletik auch ein Team-Sport sein kann. Wir können uns gegenseitig pushen und heiß machen und uns gegenseitig verbessern. Selbst die Ersatzläufer auf der Tribüne feuern uns an und tun alles dafür, dass die Staffel sicher und schnell durchkommt.

Owen Ansah, was war das bei den World Relays für ein Gefühl, beim Debüt im Nationaltrikot direkt Gold zu gewinnen?

Owen Ansah:

Die Goldmedaille war ein Stück weit auch eine Erleichterung für die harte Arbeit, die ich die ganzen Jahre geleistet habe. Dass ich für die Staffel-WM nominiert wurde und es dann zu Gold gereicht hat, war ein sehr cooles Gefühl. Ich habe dadurch sehr viel Selbstbewusstsein getankt.

Sind Sie von Ihrer eigenen Leistungsentwicklung überrascht?

Owen Ansah:

Für mich kam es schon überraschend, weil ich in der Jugend nicht so auffällig war, wie ich jetzt bei den Männern bin.

Lucas Ansah-Peprah:

Ich hatte es mir gewünscht, aber ich habe nicht unbedingt erwartet, dass es so früh kommt. Von daher ist es schon überraschend. Der Trainer spielt dabei auf jeden Fall eine Rolle.

Was machen Sie neben dem Sport?

Lucas Ansah-Peprah:

Ich bin gerade nur auf den Sport fixiert, strebe aber im Herbst ein Studium Richtung BWL an.

Owen Ansah:

Ich habe vor den Sommerferien als Schulbegleiter in einer Grundschule gearbeitet. Vielleicht fange ich im Herbst auch ein Studium an.

Owen Ansah, haben Ihre Tätowierungen etwas mit der Leichtathletik zu tun?

Owen Ansah:

Ja mit Sport, aber auch mit Religion und Herkunft. Auf meinem Rücken habe ich ‚I have a dream‘ stehen. Das motiviert mich, dass ich meine Ziele verfolge und mir meine Träume erfüllen kann. Sollte es jetzt schon mit den Olympischen Spielen klappen, würde ich mir darunter die Ringe tätowieren lassen und die Jahre, in denen ich dort laufe. Und auf meiner Wade habe ich einen Flügel, das soll sagen, dass ich schnell bin.

Mehr: Sparkassen-Gala 2021 – DLV-Sprinterinnen rennen Weltjahresbestleistung mit der Staffel

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024