Trotz Corona hat Karsten Warholm am Donnerstag in Oslo in 33,78 Sekunden eine Weltbestzeit über 300 Meter Hürden aufgestellt. Bei dem an die Krisenzeit angepassten Meeting verbesserte Jakob Ingebrigtsen außerdem den Europarekord über 2.000 Meter auf 4:50,01 Minuten. Die zehnmalige Langlauf-Weltmeisterin Therese Johaug absolvierte die 10.000 Meter in 31:40,67 Minuten.
Ein 2.000-Meter-Rennen parallel in Oslo und Nairobi, zwischendurch wird immer wieder in den Garten von Renaud Lavillenie (Frankreich) geschaltet und auf den sonst leeren Tribünen sitzen nur ein paar Pappfiguren. Wettkämpfe in Corona-Zeiten bleiben gewöhnungsbedürftig.
Die Veranstalter des eigentlich zur Diamond League gehörenden Meetings in Oslo (Norwegen) verzichteten im Gegensatz zu anderen Ausrichtern auf eine Verschiebung oder Absage, tauften ihre traditionsreichen Bislett Games in "Impossible Games" um und machten am Donnerstag so einer Handvoll, vor allem einheimischer Athleten, möglich, wieder zu zeigen, was sie drauf haben.
Die international besten Athleten aus Norwegen zeigten dabei sogar Leistungen, die in verschiedenen Statistiken neue Maßstäbe setzten, allen voran der zweimalige Weltmeister über 400 Meter Hürden Karsten Warholm.
Karsten Warholm stürmt zu 33,78 Sekunden über 300 Meter Hürden
Ohne einen Gegner aber mit der von ihm bekannten Entschlossenheit ging der 24-Jährige die selten gelaufenen 300 Meter Hürden an als wäre es ein 60-Meter-Sprint. Die Uhr blieb nach 33,78 Sekunden stehen. So schnell hat diese Distanz weltweit noch nie jemand zurückgelegt. Die bisherige Weltbestzeit (34,48 sec) des Briten Chris Rawlinson aus dem Jahr 2002 ist Geschichte.
Karsten Warholm schrie seine Freude über sein Rennen lauthals hinaus und wurde immerhin von einigen Zuschauern gefeiert, die von den Balkons ihrer Häuser aus ins Stadion schauen konnten. „Ich bin es gewohnt, im Training gegen mich selbst anzutreten“, erklärte der frühere Zehnkämpfer. „Es ist besser allein anzutreten, als gar nicht.“
Bei den Frauen setzte sich die Olympia-Zweite Sara Slott Petersen (Dänemark; 39,42 sec) knapp gegen die Norwegerin Amalie Iuel (39,44 sec) und Europameisterin Lea Sprunger (Schweiz; 39,86 sec) durch.
Europarekord durch Jakob Ingebrigtsen
Als Fernduell zwischen dem Team „Ingebrigtsen“ und dem Team „Cheruiyot“ wurden die 2.000 Meter der Männer parallel in Oslo und Nairobi (Kenia) gestartet. An der Startlinie standen jeweils Athleten, die sonst auch zusammen trainieren und deshalb keinen Mindestabstand halten mussten.
Die Trainingspartner der Ingebrigtsen-Brüder sorgten in Oslo für Tempo, so dass Jakob Ingebrigtsen das Rennen nach 4:50,01 Minuten als Sieger beenden konnte. Der Doppel-Europameister von Berlin blieb damit unter dem Europarekord des Briten Steve Cam (4:51,39 min) aus dem Jahr 1985. Bruder Henrik folgte in 4:53,72 Minuten vor Filip (4:56,91 min), der eine Dreiviertelstunde vorher in 2:16,46 Minuten schon für einen Landesrekord über 1.000 Meter gesorgt hatte.
In Nairobi hatte das Team „Cheruiyot“ mit schwierigen Wetterbedingungen zu kämpfen. 1.500-Meter-Weltmeister Timothy Cheruiyot (Kenia) musste sich deshalb mit 5:03,05 Minuten zufrieden geben.
Sondre Nordstad Moen löst Stephane Franke ab
Über 25.000 Meter ist Marathon-Spezialist Sondre Nordstad Moen nach seinen 1:12:46,49 Stunden jetzt der schnellste Europäer aller Zeiten. Bisher führte diese Statistik Stéphane Franke an, der die Strecke 1999 in Walnut (USA) in 1:13:57,6 Stunden zurückgelegt hatte.
Dass sie auch als Leichtathletin international konkurrenzfähig ist, bewies die Norwegerin Therese Johaug, die ihre Bestzeit über 10.000 Meter auf 31:40,67 Minuten steigerte. Die 31-Jährige ist zehnmalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin von 2010 im Ski-Langlauf.
Armand Duplantis scheitert erst an 6,01 Metern
An zwei Orten wurde auch der Stabhochsprung ausgetragen. Im Stadion schwang sich Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden) über 5,86 Meter und versuchte sich danach noch dreimal vergeblich an 6,01 Metern. Sein Vorgänger als Weltrekordler Reanud Lavillenie meisterte zu Hause in seinem Garten stattliche 5,81 Meter und wurde Zweiter, das Podium komplettierte der Norweger Pal Haugen Lillefosse (5,61 m), der ebenfalls im Stadion antrat.
Verhältnismäßig gewohnt ging es im Diskusring zu, wo Weltmeister Daniel Stahl (Schweden) als Sieger 65,92 Meter erzielte. Das Kugelstoßen entschied Marcus Thomsen (Norwegen; 21,03 m) mit Bestleistung für sich.