Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Dreisprung der Frauen.
Fazit des Bundestrainers
Charles Friedek, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2019 aus?
Charles Friedek:
Mit Kristin Gierisch, Neele Eckhardt, Jenny Elbe und Jessie Maduka hatten wir national gleich vier Frauen, die 14-Meter und mehr erreichen können und damit international wettbewerbsfähig wären. Allerdings war diese Saison eine extreme Berg- und Talfahrt mit Höhen und Tiefen. Das Potenzial für drei WM-Starterinnen war da, jedoch fand Doha letztlich ohne deutsche Dreispringerinnen statt, obwohl Gierisch und Eckhardt qualifiziert waren.
Die Gründe für die Absagen und Nichtteilnahmen sind unterschiedlicher Natur, so ereilte Neele Eckhardt wie auch schon in der Hallensaison eine Lungenentzündung unmittelbar vor der Abreise zur WM, was persönlich sehr tragisch war. Kristin Gierisch konnte nach ihren Sprüngen auf 14,59 Metern in der Halle und 14,61 Metern im Freien aus Verletzungsgründen nicht in das internationale Wettkampfgeschehen eingreifen und musste wie auch schon in Glasgow den Start für Doha absagen. Im Vorfeld der Hallensaison gab es bereits Probleme bei Jessie Maduka und Jenny Elbe musste in der Freiluftsaison leider erneut früh die Segel streichen und hat mittlerweile leider ihre Karriere beendet.
Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?
Charles Friedek:
Die Highlights waren eindeutig die Top-Leistungen von Kristin Gierisch. Kristin erreichte in der Halle 14,59 Meter und in der Freiluft 14,61 Meter. Nie zuvor ist eine deutsche Springerin weiter gesprungen. Sehr beindruckend war es auch die Zubringerleistungen während des Trainingslagers in Belek zu beobachten, wo sich derartige Leistungen bereits anbahnten.
Viel Grund zur Freude gab es auch durch Ruth Hildebrandt (Jahrgang 2004), die bei der U16 DM das Stadion zu ihrer eigenen Showbühne machte und mit 12,40 Metern die beste Siegleistung seit Bestehen der Titelkämpfe hinlegte. Bei einem weiteren Wettkampf verbesserte Ruth ihre Bestleistung nochmals auf 12,47 Metern, was in dieser Altersklasse bis dahin ebenfalls nie da gewesen ist und eine neue deutsche Bestleistung in der U16 bedeutet.
Last but not least konnte Kira Wittmann eindrucksvoll mit neuer Bestleistung von 13,20 Metern sowie einem tollen vierten Platz bei der U20-EM überzeugen.
Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen in Tokio und der EM in Paris?
Charles Friedek:
Das Ziel für 2020 wäre mit mindestens zwei Springerinnen an den Olympischen Spielen in Tokio teilzunehmen und dort mit individuellen Bestweiten abzuschneiden. Bezogen auf Paris wären drei Teilnehmerinnen nicht unrealistisch.
Allerdings gilt es hierfür die jeweiligen individuellen Verletzungsursachen akribisch aufzuarbeiten, um Folgeverletzungen auszuschließen, um 2020 gesund und handlungsfähig an den Start gehen zu können.
Internationale Erfolge 2019
Medaillen | (Weitere) Final-Platzierungen | |
---|---|---|
WM | – | – |
Hallen-EM | – | – |
U23-EM | – | – |
U20-EM | – | 4. Platz Kira Wittmann |
EYOF | – | – |
Die deutschen Top Ten 2019
Dreisprung Frauen
Weite | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
14,61 m | Kristin Gierisch | 1990 | LAC Erdgas Chemnitz |
14,16 m | Neele Eckhardt | 1992 | LG Göttingen |
13,92 m | Jenny Elbe | 1990 | Dresdner SC 1898 |
13,43 m | Maria Purtsa | 1995 | LAC Erdgas Chemnitz |
13,32 m | Jessie Maduka | 1996 | ART Düsseldorf |
13,20 m | Kira Wittmann | 2000 | SV Quitt Ankum |
13,11 m | Isabella Marten | 1996 | SV Stuttgarter Kickers |
13,09 m | Mara Häusler | 1999 | 1. LAV Rostock |
13,06 m | Klaudia Kaczmarek | 1990 | LAZ Rhede |
13,00 m | Birte Damerius | 1991 | TSV Rudow |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau: Dreisprung Frauen
Jahr | Athletinnen > 14,10 (WM-Norm von 2017) | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | – | 13,66 | 13,49 | 13,28 |
2006 | – | 13,78 | 13,55 | 13,30 |
2007 | – | 13,60 | 13,48 | 13,30 |
2008 | – | 13,72 | 13,57 | 13,39 |
2009 | 1 | 14,02 | 13,87 | 13,68 |
2010 | 1 | 13,94 | 13,75 | 13,50 |
2011 | 1 | 13,97 | 13,72 | 13,33 |
2012 | 1 | 14,07 | 13,75 | 13,41 |
2013 | 1 | 13,82 | 13,62 | 13,40 |
2014 | 3 | 14,25 | 13,99 | 13,65 |
2015 | 2 | 14,03 | 13,75 | 13,42 |
2016 | 2 | 14,17 | 13,92 | 13,60 |
2017 | 2 | 14,15 | 13,88 | 13,46 |
2018 | 2 | 14,24 | 13,97 | 13,53 |
2019 | 2 | 14,23 | 13,89 | 13,49 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff | Welt | Diff |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 13,93 (Otto) | 15,11 (Lebedeva/RUS) | 1,18 | 15,11 (Lebedeva/RUS) | 1,18 |
2006 | 13,96 (Demut) | 15,23 (Lebedeva/RUS) | 1,27 | 15,23 (Lebedeva/RUS) | 1,27 |
2007 | 14,09 (Demut) | 15,14 (Lebedeva/RUS) | 1,05 | 15,28 (Savigne/CUB) | 1,19 |
2008 | 14,00 (Demut) | 15,32 (Lebedeva/RUS) | 1,32 | 15,39 (Mbango Etone/CMR) | 1,39 |
2009 | 14,20 (Demut) | 15,14 (Alekhina/RUS) | 0,94 | 15,14 (Alekhina/RUS) | 0,94 |
2010 | 14,31 (Demut) | 15,25 (Rypakova/KAZ) | 0,94 | 15,25 (Rypakova/KAZ) | 0,94 |
2011 | 14,57 (Demut) | 14,98 (Saladuha/UKR) | 0,41 | 14,99 (Savigne/CUB; Ibargüen/COL) | 0,42 |
2012 | 14,21 (Demut) | 14,99 (Saladuha/UKR) | 0,78 | 14,99 (Saladuha/UKR) | 0,78 |
2013 | 14,12 (Elbe) | 14,85 (Saladuha/UKR) | 0,73 | 14,85 (Saladuha/UKR) | 0,73 |
2014 | 14,31 (Gierisch) | 14,89 (Koneva/RUS) | 0,58 | 15,31 (Ibargüen/COL) | 1,00 |
2015 | 14,38 (Gierisch) | 15,04 (Koneva/RUS) | 0,66 | 15,04 (Koneva/RUS) | 0,66 |
2016 | 14,31 (Gierisch) | 14,74 (Rypakova/KAZ) | 0,43 | 15,17 (Ibargüen/COL) | 0,86 |
2017 | 14,40 (Gierisch) | 14,42 (Mamona/POR) | 0,02 | 14,96 (Rojas/VEN) | 0,56 |
2018 | 14,45 (Gierisch) | 14,60 (Papahrístou/GRE) | 0,15 | 14,96 (Ibargüen/COL) | 0,51 |
2019 | 14,61 (Gierisch) | 14,64 (Nidbaykina/RUS) | 0,03 | 15,41 (Rojas/VEN) | 0,80 |
Das fällt auf:
- Kristin Gierisch war sowohl die herausragendste, als auch tragischste Figur dieser Saison. Zweimal war sie in der bislang besten Form ihrer Karriere und sprang sowohl in der Halle als auch unter freiem Himmel so weit wie keine andere deutsche Dreispringerin je vor ihr. Zweimal war sie aber auch kurz vor dem Saisonhöhepunkt verletzt und konnte sowohl in Glasgow bei der Hallen-EM als auch in Doha bei der WM nicht an den Start gehen.
- Auch Neele Eckhardt hatte in diesem Jahr mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. In der Halle bremste eine Lungenentzündung sie aus und auch ihren Start bei der WM in Doha musste sie aufgrund einer erneuten Entzündung absagen.
- Jenny Elbe war ebenfalls in dieser Saison leider alles andere als beschwerdefrei. Die Dresdenerin musste nach langwierigen Muskelproblemen aufgrund von Problemen im Lendenwirbelsäulenbereich die Saison frühzeitig beenden. Anfang November gab die 29-Jährige ihr Karriereende bekannt: Ihre Rückenverletzung lässt eine Fortsetzung der Karriere nicht zu.
- Hinter den Top-Drei-Springerinnen klafft eine Lücke: Rund ein halber Meter beträgt der Abstand der viertplatzierten Maria Purtsa auf Jenny Elbe.
- In diese könnte neben Jessie Maduka, die in dieser Saison ebenfalls mit Problemen zu kämpfen hatte, auch die erst 19-jährige Kira Wittmann stoßen. Bei der U20-EM verpasste sie auf Platz vier das Podium nur knapp.
- International scheint der Stern von Yulimar Rojas immer heller. Die 24-Jährige aus Venezuela, die ihren Lebensmittelpunkt seit Jahren in Barcelona (Spanien) hat und dort vom viermaligen Weitsprung-Weltmeister Ivan Petroso trainiert wird, sprang bei der WM zu ihrem zweiten Titel. Fast noch aufsehenerregender war allerdings ihr Sprung auf 15,41 Meter einige Wochen vor der WM: Es war der zweitweiteste Sprung in der Geschichte des Frauen-Dreisprungs. Nur die Ukrainerin Inessa Krawez sprang mit 15,50 Metern jemals weiter. Das war im Jahr 1995 - dem Geburtsjahr von Yulimar Rojas.
leichtathletik.TV-Clips zum Dreisprung
Die Disziplin-Analysen im Überblick:
Sprint – Männer
Sprint – Frauen
Langsprint – Männer
Langsprint – Frauen
Mittelstrecke – Männer
Mittelstrecke – Frauen
Langstrecke – Männer
Langstrecke – Frauen
Hürdensprint – Männer
Hürdensprint – Frauen
Langhürden –- Männer
Langhürden – Frauen
Hindernislauf – Männer
Hindernislauf – Frauen
Gehen – Männer
Gehen – Frauen
Hochsprung – Männer
Hochsprung – Frauen
Stabhochsprung – Männer
Stabhochsprung – Frauen
Weitsprung – Männer
Weitsprung – Frauen
Dreisprung Männer