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Interner IAAF-Bericht: Äthiopische Leichtathletik-Stars kaum getestet

Laut einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wirft ein interner Bericht des Leichtathletik-Weltverbands IAAF offenbar weiteren Top-Nationen Versäumnisse im Kampf gegen Doping vor. Damit wären auch harte Sanktionen möglich.
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Nach den massiven Doping-Enthüllungen in Russland und Kenia geraten nun auch andere große Leichtathletik-Nationen immer stärker in den Fokus. Einen Tag vor Beginn der Hallen-WM in Portland (USA; 17. bis 20. März) zitierte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" aus einem internen Papier des Weltverbandes IAAF, das vor allem Äthiopien und Marokko riesige Defizite bei der Doping-Bekämpfung vorwirft. Die geringe Anzahl von Kontrollen sei "entsetzlich", heißt es darin. "Das Fehlen eines nationalen Testprogramms ist für ein so erfolgreiches Leichtathletik-Land wie Äthiopien nicht akzeptabel."

IAAF-Präsident Sebastian Coe hatte die Verbände von Äthiopien, Marokko, Kenia, Weißrussland und der Ukraine bereits in der vergangenen Woche bei der Council-Sitzung des Weltverbandes gerügt. Er wolle dies aber eher als "Weckruf" und nicht als Ankündigung konkreter Sanktionen verstehen, schob er hinterher. Die Regularien der IAAF lassen aber ähnlich wie im Fall Russlands auch einen Olympia-Ausschluss von Äthiopien und Marokko zu, falls sie dem vorgegebenen Umfang von Doping-Tests nicht nachkommen.

Nationale Anti-Doping-Agenturen nachlässig

Konkret hält die IAAF den Marokkanern laut FAZ-Bericht vor, gar keine nationale Anti-Doping-Agentur zu haben. Die Langzeit-Beobachtung der Blutwerte von marokkanischen Läufern habe ergeben, dass nur bei russischen Athleten noch häufiger Auffälligkeiten auftreten würden. Die Vorwürfe gegen die große Läufer-Nation Äthiopien sind möglicherweise noch folgenreicher, weil sie deutlich mehr prominente Namen betreffen. So gewannen die Äthiopier allein bei der WM 2015 in Peking acht Medaillen, über 1.500 Meter (Genzebe Dibaba), 5.000 Meter (Almaz Ayana) und beim Marathon der Frauen (Mare Dibaba) sogar Gold.

Trotzdem seien diese Athletinnen 2015 von der Regionalen Doping-Agentur für Ostafrika nicht einmal in ihrer Heimat getestet worden, heißt es in dem IAAF-Papier. Auch 2013 und 2014 habe es insgesamt nur 14 Doping-Kontrollen in Äthiopien gegeben. Regelmäßig getestet werden Dibaba und Co. nur bei internationalen Wettkämpfen.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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