| Olympische Spiele 2016

Final-Feuertaufe gemeistert – DLV-Quartett Vierter

Die DLV-Sprintstaffel der Frauen hat am Freitag in Rio Rang vier belegt. Gold ging an die USA, trotz Bahn eins.
Jan-Henner Reitze / Silke Morrissey

Die jungen DLV-Sprinterinnen haben in diesem Sommer mit einem Feuerwerk an guten Zeiten begeistert. Im ersten Jahr nach dem Karriereende von Verena Sailer (MTG Mannheim) hat die nachfolgende Generation ihre Feuertaufe auch im Olympiafinale mit einer Top-Zeit bestanden. Für eine Medaille war die Konkurrenz an diesem Abend zu stark.

Im vergangenen Jahr starteten Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) und Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen) noch bei der U20-EM, ein Jahr später liefen sie nicht nur in ihren Einzelrennen bei Olympia über 200 Meter, sondern auch im Staffelfinale. Neben den 19- und 20-Jährigen stand auch Schlussläuferin Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) erstmals in einem olympischen Finale. Tatjana Pinto (LC Paderborn), ebenfalls erst 24, war in London (Großbritannien) schon dabei.

Der Finallauf war nicht hunderprozentig perfekt, wie die Athletinnen selbstkritisch analysierten. In 42,10 Sekunden war das Quartett aber nicht nur nochmal schneller als im Vorlauf, sondern bewegt sich damit auch weiter in Sphären, die in diesem Jahrtausend keine andere DLV-Staffel erreichen konnte. In Rio war diese Zeit Rang vier wert, knapp vor Trinidad & Tobago (42,12 sec).

USA gewinnen auf Bahn eins Gold

Nach dem Drama um einen brasilianischen Ellenbogen in ihrer Bahn im Vorlauf, einem verlorenen Staffelstab, einem Protest und dem Finaleinzug in einem "Geisterlauf" startete das US-Quartett im Finale auf Bahn eins. Und was Tianna Bartoletta, Allyson Felix, English Gardner und Tori Bowie dort ablieferten war eine Demonstration der Stärke. 41,01 Sekunden. Nur beim Weltrekord (40,82 sec) beim Olympiasieg in London war jemals eine Staffel schneller, die kam ebenfalls aus den USA.

Silber ging an Jamaika (41,36 sec) vor den Britinnen, die in 41,77 Sekunden Landesrekord liefen.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Tatjana Pinto (LC Paderborn)
Ich habe meinen Lauf als ganz gut empfunden, eigentlich so wie gestern, und ich habe jeden Schritt genossen, hundert Prozent da reingelegt. Der Wechsel auf Lisa war deutlich besser, sehr angenehm (lacht). Das lief dann so durch. Ich habe hier vier Rennen gemacht. Das Olympia-Finale war definitiv der Höhepunkt. Das ist das Beste, was man erreichen kann. Ich stand zum zweiten Mal im Olympia-Finale und es ist grandios. Mit dem vierten Platz können wir einfach nur zufrieden sein. Und das sind wir auf jeden Fall. Uns ist es gelungen, noch mal eine bessere Zeit zu laufen. Das war unser Ziel. Ich habe es genossen, das war der letzte Lauf meiner Saison, das war ein guter Abschluss.

Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen)
Wir haben uns das Video vom Vorlauf mehrfach angesehen. Man hat gesehen, dass Allyson Felix im Rennen einen Ellbogen abbekommen hat. Ich denke, wenn es für sie keine extreme Behinderung gewesen wäre, hätte sie nicht so aufgegeben und das Staffelholz so fallen lassen. Daher denke ich schon, dass sie sehr gestört wurde. Die USA haben Glück gehabt und durften noch mal laufen. Klar kann man spekulieren, was gewesen wäre, wenn sie nicht im Finale gelaufen wären. Aber Regel ist Regel. Wir wussten, dass wir unser eigenes Ding machen. Wir wussten, dass wir uns mit den Britinnen um Platz drei streiten, wenn die Amis und die Jamaikaner durchkommen. Und die Britinnen waren einfach stärker. Die sind mit Landesrekord ein richtig starkes Rennen gerannt. Das war für uns heute einfach nicht drin, auch wenn wir ein sehr gutes Rennen abgeliefert haben. Unsere Wechsel waren sauberer – gerade von Tatjana auf mich, der war heute sehr flüssig. Wir haben alles reingelegt und können zufrieden sein. Wir waren so nah dran, natürlich ist das im ersten Moment immer schade. 

Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund)
Natürlich ist es schade, wenn man einen Platz weiter nach hinten rückt, als man sich erhofft oder erträumt hat. Eine Medaille ist natürlich schöner als zu sagen: Ich bin Vierter geworden. Aber es ist ein vierter Platz bei Olympia! Also: Ich bin damit zufrieden! Und wir haben noch ein paar Jahre, in denen wir gemeinsam rennen können. Und wenn wir jetzt schon so schnell sind und hier auf den vierten Platz rennen können – wer weiß, was wir in Zukunft schaffen können.

Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge)
Ach, Zeit lässt man prinzipiell immer liegen, wenn man so ein Rennen im Anschluss noch mal genau analysiert. Aber das ist wirklich unerheblich. Wir sind noch mal schneller gewesen als im Vorlauf. Es ist eine wirklich starke Zeit. Es ist schon lange, lange her, dass eine deutsche Staffel in einem großen Finale eine solche Zeit hingelegt hat. Wir sind alle noch jung, für drei von uns waren es die ersten Olympischen Spiele. Und dann gleich im Finale noch mal so eine Zeit anzubieten. Da sind wir wirklich stolz drauf. Für mich persönlich spielt es eine große Rolle, dass wir uns alle auch menschlich verstehen. Wir haben auch außerhalb ein super Team – mit unseren Ersatzläuferinnen, Alex [Burghardt], Yasmin [Kwadwo], Nadine [Gonska] und in Amsterdam auch Janina [Kölsch]. Die geben uns so viel Rückendeckung, dass wir hier mit ganz viel Sicherheit reingehen können. Es ist wichtig, dass man sich vertrauen kann, weil man maximal abläuft, und wir wissen: Wir kriegen das hin, egal was passiert.

 

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