Nach drei Jahren Corona-Pause ist der Dubai-Marathon zurück. Die Preisgelder in Höhe von jeweils 80.000 Dollar für die Sieger blieben in der Familie. Debütant Abdisa Tola und Schwägerin Dera Dida machten am Sonntag das Rennen.
Einen extrem seltenen Familien-Triumph gab es beim Dubai-Marathon, der erstmals seit drei Jahren wieder stattfand. In seinem Debüt über die 42,195-Kilometer-Distanz siegte Abdisa Tola am Sonntag in der Jahresweltbestzeit von 2:05:42 Stunden. Der erst 22-jährige Äthiopier, dessen älterer Bruder Tamirat Tola der amtierende Marathon-Weltmeister ist, gewann nach einer dramatischen Schlussphase. Gut 15 Minuten später triumphierte Abdisa Tolas Schwägerin Dera Dida, die mit dem Weltmeister Tamirat verheiratet ist. Die 26-Jährige lief eine persönliche Bestzeit von 2:21:11 Stunden und feierte den bisher größten Sieg ihrer Karriere.
Es gibt bei den großen City-Marathonrennen nur wenige vergleichbare Familien-Erfolge. 2017 gewannen die Kenianer Paul Lonyangata und Purity Rionoripo als Ehepaar den Paris-Marathon. Zweimal waren Schwestern bei bedeutenden Rennen in diesem Jahrtausend auf den ersten beiden Plätzen: Im Frankfurt triumphierte 2004 die Russin Oleysa Nurgalieva mit nur einer Sekunde Vorsprung vor ihrer Zwillingsschwester Elena, und in Istanbul siegte 2021 die Kenianerin Sheila Jerotich vor ihrer Schwester Jackline Chepngeno.
Tsegaye Mekonnen verliert früh den Anschluss
Die Männer liefen lange Zeit ein recht gleichmäßiges Tempo. Zwei Tempomacher führten dann eine elfköpfige Spitzengruppe nach 62:31 Minuten über die Halbmarathon-Marke. Überraschend waren es etwas später die beiden schnellsten Läufer auf der Startliste, die nicht mehr Schritt halten konnten: Zunächst fiel der Äthiopier Abera Kuma (Bestzeit: 2:05:50 h) zurück, etwas später dann der Sieger des Dubai-Marathons 2014, Tsegaye Mekonnen (Äthiopien; 2:04:32 h), der am Ende als Zwölfter in 2:13:24 Stunden ins Ziel lief.
Nachdem kurz nach Kilometer 30 auch der zweite Tempomacher aus dem Rennen gegangen war, führte Abdisa Tola eine sechsköpfige Spitzengruppe an. Der 22-Jährige startete dann bei Kilometer 39 einen Angriff, setzte sich etwas ab, verpasste dabei jedoch eine Kurve und lief rund 20 Meter in die falsche Richtung. Gerade noch rechtzeitig bevor er zu viel Boden verloren hätte, bemerkte der Äthiopier seinen Fehler, drehte um und schloss relativ schnell wieder zu den drei Läufern auf, die inzwischen die Führung übernommen hatten.
Drei Läufer unter 2:06 Stunden
Bei Kilometer 40 schnappte sich der Debütant an einem Verpflegungsstand einen Wasserbecher und bot kurz darauf dem neben ihm laufenden Rivalen etwas davon an. Nachdem Gebretsadik Abraha das Wasser-Angebot aber abgelehnt hatte, machte Abdisa Tola ein zweites Mal ernst. Dieses Mal verlief er sich bei seinem Antritt nicht und setzte sich stattdessen entscheidend ab. „Es war ein stark besetztes Rennen, aber ich war gut vorbereitet“, sagte der Sieger, hinter dem seine Landsleute Deresa Geleta und Haymanot Alew mit 2:05:51 Stunden beziehungsweise 2:05:57 Stunden die Ränge zwei und drei belegten.
Mit Tola gewann zum dritten Mal in Folge ein Debütant das Männer-Rennen in Dubai. Schon einmal hatte der Läufer für eine große Überraschung gesorgt: Als unbekannter Athlet gewann er 2021 bei seinem ersten Rennen außerhalb Äthiopiens den Rom-Ostia-Halbmarathon in 59:54 Minuten.
Frauen-Rennen wird in der zweiten Hälfte deutlich schneller
Eine größere Frauen-Spitzengruppe lief in Dubai lange Zeit ein relativ moderates Tempo. Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 71:36 Minuten wurde das Rennen erst nach der 30-Kilometer-Marke deutlich schneller. Drei Läuferinnen rannten schließlich rund fünf Kilometer vor dem Ziel an der Spitze: Neben Dera Dida waren dies ihre äthiopischen Landsfrauen Ruti Aga, die mit einer Bestzeit von 2:18:34 Stunden die Startliste angeführt hatte, und Siranesh Yirga. Kurz vor Kilometer 40 löste sich die Ehefrau des Marathon-Weltmeisters Tamirat Tola dann von ihren Konkurrentinnen. „Als ich in Führung ging, war ich mir sicher, dass ich auch gewinnen würde“, sagte Dera Dida, die nach 2:21:11 Stunden ins Ziel lief und sich ebenso wie ihr Schwager Abdisa Tola eine Siegprämie von 80.000 US-Dollar sicherte. Ruti Aga und Siranesh Yirga folgten auf den Rängen zwei und drei in 2:21:24 Stunden beziehungsweise 2:21:59 Stunden und komplettierten ein rein äthiopisches Podium.
„Es war ein wundervolles Rennen und dann natürlich ein sehr emotionaler Moment als ich realisierte, dass Abdisa auch gewonnen hatte“, sagte Dera Dida, die 2019 Crosslauf-Vize-Weltmeisterin war, dann während der Corona-Pandemie Mutter wurde und daher erstmals seit drei Jahren wieder ein großes Rennen lief.
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