U20-Weltrekord, zwei WM-Normen und eine EM-Norm: Die Diskuswerfer Mika Sosna, Marike Steinacker, Claudine Vita und Martin Wierig haben am Freitag beim Schönebecker SoleCup mächtige Steigerungen hingelegt. Glänzend aufgelegt präsentierte sich einmal mehr Kristin Pudenz, die an der 67 Meter kratzte. Bei den Kugelstoßern stellte Sara Gambetta ihre Bestleistung ein, Dennis Lukas stieß erstmals über 20 Meter. Zudem wurden die Sieger bei den Aktiven im Deutschen Wurfcup geehrt.
Es war angerichtet: Schönbeck empfing am Freitag die deutsche Wurfelite zum Kräftemessen. Das Prädikat Weltklasse verdienten sich vor allem die Diskuswerfer, die vom Nachwuchs bis zur Aktivenklasse mit Spitzenleistungen glänzten. Mit „Heimpublikum“ im Rücken wirft es sich umso schöner – und auch weiter. Rund um die Anlage hatten sich die Zuschauer platziert und gaben den nötigen Push: Lokalmatador Martin Wierig (SC Magdeburg) drehte vor der fantastischen Kulisse richtig auf.
„Es hilft schon, wenn viele Leute dabei sind und man in bekannte Gesichter blickt. Das ist meine Lieblingsanlage und immer etwas Besonderes", sagte er, und: „Das Meeting ist top organisiert. Man hat hier zwei Ringe zur Auswahl und kann nach dem Wind gehen. Das alles zahlt sich hier dann einfach aus und wird mit guten Leistungen auch belohnt.“ So ließ er seine 2-Kilo-Scheibe gleich in der ersten Runde auf die Tagesbestweite von 65,73 Meter segeln. Das erste Etappenziel war erreicht: die Norm für die Heim-EM. Aber er will noch mehr: die WM-Norm (66,00 m).
„Ich habe jetzt eine Norm abgehakt. Da freue ich mich sehr drüber. Etwas ärgerlich, dass ich es nach dem guten Start nicht noch besser gemacht habe. Aber das kommt dann hoffentlich in den nächsten Wettkämpfen. Ich merke, die Kraft ist da, die Power ist da. Technisch stimmt es noch nicht 100-prozentig – wenn das noch kommt, dann fallen auch die 66 Meter“, sagte Martin Wierig nach seinem Wettkampf. Obendrauf zu dieser Topleistung wurde für ihn noch ein Geburtstagsständchen angestimmt. Er wurde an diesem Tag 35 Jahre alt. Trainingspartner Henrik Janssen belegte mit 64,57 Meter den zweiten Platz. Auf Rang drei warf sich David Wrobel (VfB Stuttgart; 63,56 m).
Kristin Pudenz trotz Bestleistung nicht ganz zufrieden
Die Diskuswerferinnen standen den Topleistungen in nichts nach – und sorgten im und am Ring für reichlich Begeisterung. Allen voran Kristin Pudenz (SC Potsdam). Der Olympia-Zweiten gelang ein starker Auftakt mit 63,84 Meter, womit sie nochmals beide internationale Richtwerte (WM: 63,50 m/EM: 60,50 m) bestätigte. In Runde zweite folgte eine beachtliche Steigerung auf 66,94 Meter.
Trotz dieser Leistung war sie nur bedingt zufrieden: „Es waren heute Topbedingungen. Eine Bestleistung ist immer schön, aber gerade der Bestleistungswurf hat sich technisch einfach nicht so gut angefühlt – und das ist immer ein wenig ärgerlich, wenn man weiß, man kann technisch einfach bessere Sachen und dann noch bei den Bedingungen.“ In Schönebeck endete für sie eine Wettkampfserie. „Jetzt haben wir die guten Wurf-Wettkämpfe hinter uns, wo wir auf einer Segelwiese werfen. Ich hätte schon ganz gerne die 67, und wenn alles zusammenpasst auch eine 68 dieses Jahr geworfen. Ein paar Wettkämpfe habe ich noch. Mal schauen, ob das noch funktioniert.“
Marike Steinacker und Claudine Vita mit WM-Norm
Nach Kristin Pudenz und Shanice Craft (SV Halle) erfüllte Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) als Zweitplatzierte mit persönlicher Bestleistung von 64,55 Meter die WM-Norm für Eugene (USA; 15. bis 24. Juli). Ein Befreiungsschlag für die 29-Jährige, die laut jubelnd den Ring verließ und in die Arme ihres Trainers sprintete: „Ich hatte in den letzten Wettkämpfe nur Weiten um die 61, 62 Meter geworfen. Das war nicht das, was ich mir vorgenommen hatte. Auch was ich von der Trainingsleistung schon geworfen hatte. Ich wusste, da geht auf jeden Fall noch viel mehr.“
Noch mehr ging auch für Claudine Vita (SC Neubrandenburg), die sich in der vierten Runde auf 64,04 Meter steigerte und ebenso die WM-Norm erfüllte. Mit ihr sind es nun vier Diskuswerferinnen, die beide Standards erreichten. Darüber hinaus ließ in Schönebeck U23-Athletin Antonia Kinzel (MTG Mannheim; 60,50 m) den Diskus erstmals über die 60 Meter-Marke fliegen. Das gibt das einen spannenden Showdown bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin (24. bis 27. Juni).
Sara Gambetta mit Befreiungsschlag
Ebenso wie bei den Kugelstoßerinnen, wo sich zwischen Sara Gambetta (SV Halle), Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) und Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) ein spannender Dreikampf um den DM-Titel anbahnt. In Schönebeck stand abermals Sara Gambetta auf dem obersten Podest. Ihr gelang in der ersten Runde der weiteste Versuch auf 18,88 Meter, womit sie ihren Freiluft-Hausrekord einstellte. „Das war wie ein Befreiungsschlag. Ich hatte am Montag in Hengelo einen kleinen Durchhänger und auch die Einheiten im Training haben mich auch nicht so glücklich gemacht. Ich bin echt froh, dass die Kugel bei 18,88 Meter eingeschlagen ist. Noch fehlt die Konstanz, aber heute hat einer gepasst“, zeigte sich die Deutsche Kugelstoß-Meisterin und Siegerin im Deutschen Wurf-Cup erleichtert.
Nach ihrer Corona-Erkrankung kehrte Katharina Maisch zurück in den Ring. Sie schob sich im sechsten Versuch mit 18,49 Metern auf den zweiten Platz vor. Den hatte bis dato Julia Ritter inne. Die Wattenscheiderin überzeugte mit einer starken Serie, ihr weitester Versuch wurde mit 18,38 Metern vermessen. Beim Sieger in der Männer-Konkurrenz stand eine 20 vor dem Komma. Erstmals über diese Marke stieß Dennis Lukas (LG Idar-Oberstein), der sich im dritten Versuch auf die neue Bestweite steigern konnte. David Storl (SC DHfK Leipzig) verpasste die angestrebte 20-Meter-Marke mit 19,98 Metern denkbar knapp. Dafür sicherte er sich den Sieg im Wurf-Cup. Mit 19,83 Metern belegte Sils Ristl (LAC Essingen) den dritten Rang.
Lea Wipper nähert sich den 60 Metern
In den Hammerwurf-Entscheidungen gingen die Siege an Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt), die im sechsten Versuch um einen guten halben Meter die 70-Meter-Marke verpasste. Sie setzte sich mit 69,41 Metern durch. Bei den Männern dominierte Tristan Schwandke (TV Hindelang), der als Tagesbestweite 73,00 Meter im Protokoll stehen hatte.
Speerwerferin Lea Wipper (SC Magdeburg) fehlt zur 60-Meter-Marke nicht mehr viel: Die 20-Jährige tastete sich um 60 Zentimeter an diese Marke heran. Sie gewann mit neuer persönlicher Bestleistung von 59,40 Metern. In dieser Saison hat Maurice Voigt (LG Ohra Energie) die 80 Meter schon übertroffen. Dafür muss bei ihm aber alles zusammenpassen. Diesmal holte er sich mit 73,92 Metern den Sieg.
Vorgelegt hatten schon am Nachmittag die Diskuswerfer der männlichen U20 – und das mit einem wahren Feuerwerk: Mika Sosna (TSG Bergedorf) verblüffte mit einem neuen U20-Weltrekord und 71,37 Metern, dahinter gelang auch Marius Karges (Eintracht Frankfurt; 69,49 m) ein Wurfe nahe an die 70 Meter-Marke und damit nahe an den vorherigen U20-Weltrekord heran. Mehr dazu lesen Sie hier...
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