| Olympische Jugendspiele

U18-Athleten mit breiter Brust nach China

Cool geblieben und 13 von möglichen 15 Tickets gebucht: Die U18-Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) haben sich Ende Mai bei den European Youth Olympic Trials (EYOT) in Baku (Aserbaidschan) hervorragend geschlagen. Der Lohn: die Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China; 16. bis 28. August). Dorthin können die deutschen Talente mit viel Selbstbewusstsein reisen.
Pamela Ruprecht

Die Anspannung war groß. Eine U18-WM ist ein Klacks im Vergleich zu den Qualifikationsbedingungen für die Olympischen Jugendspiele. Denn die europäische Startplätze für Nanjing sind pro Disziplin rar gesät.

„Die Quotenplatzregelung war der Nervös-Macher für alle. Vor einem 3.000-Meter-Lauf zu wissen, ich muss Zweiter werden, ist etwas ganz anderes als in ein Finale zu gehen, mit dem Ziel eine Medaille zu holen und zu schauen was geht“, erklärt Nachwuchs-Bundestrainer Jörg Peter.

Sechs Siege, zehn Medaillen

Die U18-WM-Vierte Eileen Demes (TV Neu-Isenburg; 400 m Hürden), Konstanze Klosterhalfen (1.500 m), Alina Reh (TSV Erbach; 3.000 m), Merten Howe (SC Neubrandenburg; Kugelstoßen), Lara Kempka und Clemens Prüfer (SC Potsdam; beide Diskus) ließen nichts anbrennen und glänzten in ihren Disziplinen in Baku jeweils als Sieger.

Fabienne Schönig (LG Wipperfürth; Speer), die U18-WM-Siebte Mareen Kalis (SC Paderborn; 800 m), Henrik Hannemann (LG Neumünster; 100 m Hürden) und Anika Nehls (SC Neubrandenburg; Kugelstoßen) konnten einen Platz auf dem Podium klarmachen.

Sharin Oziegbe (SSC Vellmar; Weitsprung), Selina Schulenburg (TSV Altenholz; Hochsprung) und Juliane Schulze (SSC Bad Sooden-Allendorf; Stabhochsprung) haben die Qualifikation mit fünften und sechsten Plätzen gemeistert.

Starke, gut gelaunte Truppe

„Sie waren alle gut“, resümiert der Nachwuchsbundestrainer. Überrascht hat ihn die Souveränität, mit der Alina Reh ihren Lauf durchgezogen hat, ebenso wie die Nervenstärke der ganzen Truppe. „Ich habe schon damit gerechnet, dass die U18er stark sind, aber so stark, wie sie am Ende abgeschnitten haben, nicht.“

Die Bestleistungen purzelten am laufenden Band. Merten Howe steigerte seine Bestleistung mit der Fünf-Kilogramm-Kugel gleich zweimal: Im Vorkampf landete sie bei 19,77 Meter, im Finale verbesserte sich der 17-Jährige nochmal auf 20,32 Meter.

Mädels in der Überzahl

Die Stimmung in Baku war gut, das zeigen auch die Bilder, die in einem <link https: www.facebook.com media set _blank>Fotoalbum in der DLV Lounge auf Facebook zu bewundern sind. „Dem Nachwuchs vermitteln wir immer, dass wir mit Spaß bei der Sache sind“, sagt Jörg Peter. Auch Hürdensprinterin Chantal Butzek (LC Paderborn) konnte nach ihrem Ausscheiden mit Disziplinkollege Henrik Hannemann noch lachen.

Zwei Jungs und 17 Mädels - so die ungleiche Verteilung im Baku-Team. Aufgrund des frühen Nominierungszeitpunktes im Februar des Jahres sei der männliche Nachwuchs in seiner Entwicklung noch nicht weit genug gewesen. „Das ist in diesem Altersbereich normal“, erklärt der Bundestrainer.

Weltmaßstab angelegt

„Wir haben im Vorfeld versucht, diejenigen herauszufiltern, die Medaillenchancen und eine gesicherte Endkampfplatzierung bei Weltmeisterschaften erreichen können“. Die Leistungen sind in dem Altersbereich Weltklasse. Die jungen Talente haben mit der Qualifikation für die Olympischen Jugendspiele einen ersten Entwicklungsschritt vom Nachwuchs- in den Erwachsenenbereich geschafft.

Für die Zukunft war das aber nur ein Auftakt. Natürlich wollen sie in China erfolgreich sein. „Wichtig ist aber dann, was später bei den Männern und Frauen passiert“, ordnet Peter das Ereignis in den Gesamtzusammenhang ein.

Die Gelegenheit, an den Olympischen Jugendspielen teilzuhaben kann für die spätere Karriere wegweisend sein. „Eine wunderschöne Veranstaltung“, erinnert sich Jörg Peter, der 2010 bei den ersten Olympischen Jugendspielen in Singapur war. „So etwas kann man im Jugendbereich nur einmal miterleben.“ Eine imposante Eröffnungsfeier steht bevor.

Shanice Craft mit jugendolympischen Wurzeln

Die Teenies können olympische Luft im kleinen Maßstab schnuppern und Motivation für später tanken. Für Eileen Demes und sechs weitere ist es nach den U18-Weltmeisterschaften in Donetsk (Ukraine) der zweite internationale Höhepunkt ihrer Karriere. Merten Howe ist einer der „Neulinge“,  der im Ring in China seinen ersten großen Auftritt im Nationaltrikot haben wird.

Dass ein frühes olympisches Erfolgserlebnis beflügeln kann, sieht man bei Diskuswerferin Shanice Craft (MTG Mannheim). Die Jugend-Olympiasiegerin von Singapur hat sich in den letzten Wochen als sichere 65-Meter-Werferin in der Weltspitze etabliert. „Ich denke, dass sie auch durch ihren Sieg in Singapur motiviert wurde“, sagt Jörg Peter.

Mit Medaillen-Aussichten nach Nanjing

Die U18-Athleten fiebern Nanjing schon heute entgegen.  „Sie sind motiviert bis in die Haarspitzen.“ Die Vorfreude auf ihre ersten Olympischen Jugendspiele ist riesig.  Bei der Einkleidung für die deutsche Mannschaft angefangen. „Wer sich sagt, das will ich auch bei den Großen miterleben, der wird natürlich einen Schub für seine weitere Karriere mitnehmen“.

Die endgültige Nominierung erfolgt am 4. Juli durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Los geht es am 31. Juli mit einer Vorbereitungsveranstaltung für die Youth Olympic Games im Audi-Forum am Flughafen München. Neben der Einkleidung und Informationen zu Nanjing gibt es eine Einführung in den olympischen Verhaltenskodex, darüber, was man bei Olympischen Spielen darf und was nicht, vor allem die Aktivitäten auf Facebook und Twitter betreffend.

Das kleine, aber feine Team fährt mit aussichtsreichen Chancen nach Nanjing. Dass sie ihre Topleistungen auf den Punkt abrufen können, haben sie in Baku bewiesen. Die Läuferinnen können gute Endlaufplatzierungen erreichen. Außerdem ist sich der Bundesnachwuchstrainer sicher, dass die eine oder andere Medaille um den Hals hängen wird. „Grundsätzlich immer verdächtig sind die Werfer." Das ist in Deutschland in der U18-Altersklasse nicht anders als bei den Aktiven. Und wenn die Jugend so weiter wirft, wird das auch in Zukunft so bleiben.

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