Bei den Deutschen Meisterschaften über 10.000 Meter in Celle hat sich Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) am Samstag nicht nur ihren 42. deutschen Meistertitel gesichert, sondern auch in 32:40,80 Minuten die EM-Norm für Amsterdam geschafft - nur zwei Wochen nach Erfüllung der Norm für den EM-Halbmarathon. Die 35-Jährige konnte nach ihrem Fußbruch Ende Dezember zeigen, dass sie auf einem guten Weg Richtung Qualifikation zu ihren vierten Olympischen Spielen ist. Im Interview sprach sie über ihren steinigen Weg zurück und den Fahrplan zur Olympia-Norm.
Sabrina Mockenhaupt, herzlichen Glückwunsch zu dem Sieg und der EM-Norm bei schwierigen Bedingungen. Wie hart war das Rennen für Sie?
Sabrina Mockenhaupt
Es war sehr, sehr hart. Der Wind und die hoch stehende Sonne haben es uns nicht leicht gemacht, besonders nicht, weil ich das Rennen vorne alleine laufen musste. Ich hatte es mir etwas einfacher vorgestellt, die geforderte Zeit zu laufen. Aber wenn man niemanden hat, der mit einem für das Tempo sorgt, wird es deutlich anstrengender. Die letzten zehn Runden sind immer schwer, aber 1.000 Meter vor Schluss wusste ich, dass ich es schaffe. Ich bin froh, gekämpft zu haben. Besonders wegen der schwierigen Bedingungen bin ich nun sehr glücklich mit der Zeit.
Wie ging es Ihnen nach ihrem Fußbruch und in der Verletzungsphase im so wichtigen Olympiajahr?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich war im Dezember total am Boden. So eine Verletzung ist natürlich ein großer Schock. Davon muss man sich erst einmal erholen. Als ich im Februar die ersten lockeren Läufe gemacht habe und dann vor zwei Monaten richtig mit dem Training anfangen konnte, ging es mir besser und ich konnte wieder zuversichtlich auf die kommende Saison blicken.
Wie schwer war der Weg zurück von den ersten Trainingsläufen zu ihrer jetzigen Wettkampf-Form?
Sabrina Mockenhaupt:
Es war schon sehr schwer. Vor allem weil der Zeitdruck sehr groß ist, ist es schwierig, Ruhe zu bewahren. Aber man muss auch für seine Ziele kämpfen können. Ich freue mich nun jeden Tag darüber, dass ich laufen kann, und freue mich auch über jedes Rennen. Vor einigen Jahren hätte ich über meine Siegerzeit in Celle geweint. Jetzt bin ich glücklich darüber, dass ich auf einem so guten Weg zurück bin. Die Verletzung hat mich mental stärker gemacht.
Wie haben Sie dieses Umdenken geschafft?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich habe gelernt, jede Trainingseinheit positiv zu gewinnen. Verzweifeln bringt nichts. Ich habe ein festes Ziel vor Augen, auf das ich hinarbeiten kann. Ich habe sehr viel Freude zurückgewonnen und schaffe es gleichzeitig, ruhiger zu bleiben. Außerdem hat mich das Höhentrainingslager in Flagstaff sehr weit nach vorne gebracht. Es war ein hohes Risiko, so kurz nach der Verletzung und ohne viel Trainingsgrundlagen in die Höhe zu fliegen, aber es hat sich gelohnt. Ich konnte sehr gut trainieren, viel besser sogar, als ich gedacht hatte. Die Trainingsumfänge und Zeiten haben gestimmt und mir gezeigt, dass die Entscheidung, nach Flagstaff zu fliegen, richtig war. Auch die Trainingsgruppe war super, es hat Spaß gemacht.
Wie weit sehen Sie sich jetzt auf dem Weg zur Topform für die Olympia-Norm?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich bin auf einem sehr guten Weg. Das 10.000-Meter-Rennen aus Celle muss ich jetzt gut nachbereiten, aber da bin ich sehr zuversichtlich. Ich kann viel Positives daraus mitnehmen. Die Tempohärte fehlt mir noch etwas, aber ich muss bedenken, dass ich erst seit zwei Monaten wieder im richtigen Training bin. Und in weiteren zwei Monaten sieht die Welt wieder ganz anders aus. Bis dahin habe ich noch sehr viel Zeit zu trainieren.
Wie viel Schwung geben die Erfolge von der Halbmarathon-DM und nun aus Celle?
Sabrina Mockenhaupt:
Die geben sehr viel Schwung und Selbstvertrauen für die nächsten Trainingseinheiten und Wettkämpfe. Ich habe den nächsten großen Schritt zu meinem Ziel geschafft und bin zuversichtlich, noch weitere Schritte zu gehen. Ich freue mich auf die nächsten Wochen, die noch sehr spannend werden.
Wie zuversichtlich sind Sie, am 21. Mai bei den britischen Trials in Highgate die Olympia-Norm zu knacken?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich hoffe natürlich sehr darauf. Aber ich muss schauen, wie der Wettkampf für mich verläuft. Es kann klappen, es kann aber auch knapp werden. Man hat hier in Celle gesehen, wie schwierig so ein Rennen werden kann. Ich werde alles dafür geben. In Celle habe ich mir eine weitere Chance auf die Olympia-Norm erarbeitet. Wenn ich die Norm in Highgate nicht schafften sollte, kann ich die 10.000 Meter auch bei den Europameisterschaften in Amsterdam laufen und versuchen, diese letzte Chance zu nutzen. Dann werde ich meinen Platz im Halbmarathon-Team für eine andere Athletin frei machen.
Wie sieht jetzt Ihr persönlicher Fahrplan für den Sommer aus?
Sabrina Mockenhaupt:
Ich versuche durch viele Wettkämpfe wieder die nötige Tempohärte reinzukriegen. So befinde ich mich grade in einem Zeitraum, in dem drei Wettkämpfe in drei Wochen stattfinden. Vor Highgate kommt noch das Adidas Boost Athletics Meeting am 14. Mai in Fürth. Da laufe ich 5.000 Meter. Das wird dann ein schneller Lauf als perfektes Tempotraining. Die Planung für den Sommer steht noch gar nicht, sondern erst bis zum Rennen in Highgate. Dann wird – je nachdem, wie das Rennen für mich ausgeht – neu geplant, sowohl das Training, als auch die nächsten Wettkämpfe.
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