Acht Monate hat Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) keinen Wettkampf mehr bestritten. Am Samstag (10. Mai) startet der Zweibrücker in Athen verletzungsfrei und voller Vorfreude in die Sommersaison. Warum er noch nicht mit den ganz großen Höhen rechnet und welchen Aufbau er für die anstehenden Monate gewählt hat, verrät der 24-Jährige im Gespräch mit Leichtathletik.
Raphael Holzdeppe, Sie wollten eigentlich beim „Wings for Life Worldrun“, einem Lauf für eine Stiftung Ihres Sponsors Red Bull, am Sonntag in Darmstadt teilnehmen. Warum hat es nicht geklappt?
Raphael Holzdeppe:
Es stand eine wichtige Technikeinheit auf dem Trainingsplan. Die wollten mein Trainer und ich einfach nicht verschieben.
Apropos Training: Wie lief Ihre Saisonvorbereitung in Südafrika?
Raphael Holzdeppe:
Ich bin sehr zufrieden damit. Zwar war ich zwischendurch noch bei der Laureus-Verleihung in Kuala Lumpur, sodass es eigentlich nur ein halbes Trainingslager war. Aber ich fühle mich fit und freue mich auf die Saison.
Hat Ihr Rücken mitgespielt? Schließlich mussten Sie wegen einer Verletzung die ganze Hallensaison absagen?
Raphael Holzdeppe:
Die Verletzung war eigentlich schon während der Hallensaison überstanden. Aber da hat mir einfach die Zeit gefehlt, um in den Wettkampfrhythmus zu kommen. Darum war es sinnvoller, sich längerfristig auf den Sommer vorzubereiten.
Springen Sie schon wieder aus Ihrem vollen Anlauf von 18 Schritten?
Raphael Holzdeppe:
Nein, die ersten beiden Wettkämpfe werde ich noch aus 14 Schritten absolvieren. Das ist aber ein ganz normaler Prozess. Durch den kürzeren und damit etwas langsameren Anlauf kann man besser die technischen Details trainieren. Das gibt auch Sicherheit, da mir im Winter ja die Wettkämpfe gefehlt hatten. Meinen letzten richtigen Wettkampf hatte ich Ende August in Leverkusen. Das ist nun schon fast acht Monate her.
Ihr Saisoneinstieg steht am Samstag in Athen an. Welche Höhe haben Sie sich als Ziel gesetzt?
Raphael Holzdeppe:
Die Höhe ist nicht entscheidend. Ich freue mich einfach darauf, endlich wieder einen Wettkampf zu bestreiten. Durch den verkürzten Anlauf ist eine Top-Höhe ausgeschlossen. Aber es ist für mich nicht unmöglich, auch aus 14 Schritten 5,70 Meter zu springen.
Welche Wettkämpfe werden folgen? Gibt es einen Fahrplan für die Diamond League?
Raphael Holzdeppe:
Natürlich will ich in der Diamond League dabei sein. Bis zu den Deutschen Meisterschaften in Ulm starte ich bei allen fünf Meetings der Diamond League. Daneben sind noch drei weitere Meetings geplant. Insgesamt sind es aber weniger Starts als im vergangenen Jahr. So bleibt mehr Raum für Trainingsblöcke.
Vom Weltmeister zum Olympiasieger: Renaud Lavillenie hat mit dem neuen Weltrekord von 6,16 Metern für den Paukenschlag im Winter gesorgt. Was trauen Sie ihm im Sommer zu?
Raphael Holzdeppe:
Das ist aus der Ferne schwer zu sagen, zumal er sich ja im Winter auch verletzt hatte. Nach der Diamond League in Schanghai kann ich das genauer beurteilen. Dann springen wir das erste Mal gegeneinander. Sechs Meter sind bei ihm aber immer möglich.
Sie haben Renaud Lavillenie 2013 bei der WM in Moskau und zuvor in Rom geschlagen. Kann das in diesem Sommer wieder klappen?
Raphael Holzdeppe:
Auf jeden Fall. Zu Saisonbeginn wird es durch den verkürzten Anlauf natürlich schwierig. Passt der Aufbau aber wie geplant, sollte ich Ende Juni, Anfang Juli in Topform kommen. Dann habe ich deutlich bessere Karten.
Themenwechsel: Sie haben sich im Kicker zuletzt darüber beklagt, dass die Leichtathletik ein modernes Konzept braucht, um attraktiver zu werden. Welche Vorschläge haben Sie?
Raphael Holzdeppe:
Es ging nicht um konkrete Vorschläge. Das ist die Sache der Veranstalter. Meine Aufgabe ist es, hoch zu springen. Sollte es aber bis zu den Olympischen Spielen in Rio nicht gelingen, die Leichtathletik wieder attraktiver zu machen, müssen die Sportler selbst etwas unternehmen. Denn unsere Sportart hat ein großes Potenzial.
Trotzdem wird die Diamond League – Stand heute – nicht im deutschen Fernsehen zu sehen sein …
Raphael Holzdeppe:
… genau das muss geändert werden. Klar ist es schwer, wieder wie früher ins öffentlich-rechtliche Fernsehen zu kommen. Aber wenigstens die Spartensender sollten sich dafür interessieren. Ich wiederhole mich gern: Die Leichtathletik ist eine attraktive Sportart.
Konnten Sie eigentlich Ihr WM-Gold versilbern?
Raphael Holzdeppe:
Ja, es hat sich gelohnt. Zahlen möchte ich aber nicht nennen.
Anders herum gefragt: Wie viele neue Sponsoren haben Sie gefunden?
Raphael Holzdeppe:
Es gibt Interessenten, mit denen Gespräche laufen. Gleichzeitig ist es mir gelungen, alle anderen Sponsoren zu behalten. Das ist genauso wichtig.
Fußballstars kassieren mittlerweile Gehälter von bis zu 350.000 Euro – pro Woche wohlgemerkt. Wie lange müsste ein Stabhochspringer Weltklasseleistungen abliefern, bevor eine solche Summe zusammenkommt?
Raphael Holzdeppe:
Schwer zu sagen. Das hängt vom Jahr ab. Nimmt man eine WM- und eine Olympia-Saison kann ein Stabhochspringer das in zwei Jahren schaffen.
Dafür muss er dann aber zweimal Gold gewinnen?
Raphael Holzdeppe:
Nicht unbedingt. Wenn er sich gut vermarkten lässt, reicht es, wenn er um die Medaillen mit springt.
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Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift