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Patrick Domogala – Neues Karriere-Kapitel

Bei der Hallen-DM haben fünf Athleten erstmals in ihrer Karriere einen nationalen Titel bei den Aktiven gewonnen. Für einen war es gleichzeitig das erste Rennen im Trikot eines deutschen Vereins überhaupt, die anderen haben dieses Ziel dagegen nach Umwegen erreicht. Wir erzählen die Geschichten der neuen Meister, heute die von Sprinter Patrick Domogala (MTG Mannheim).
Jan-Henner Reitze

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail patrick-domogala>Patrick Domogala
MTG Mannheim

Bestleistungen:

100 Meter: 10,22 sec (2018)
200 Meter: 20,64 sec (2014)

Erfolge:

Vierter U23-EM 2013 (4x100 m Staffel; Deutsche U23-Bestleistung)
Bronze Olympische Jugendspiele 2010 (200 m)
Deutscher Hallenmeister 2019 (200 m)

In den Nachwuchsklassen U18, U20 und U23 hat Patrick Domogala nationale Titel gesammelt. Bei den Männern musste sich der 26-Jährige bis zu den Deutschen Hallenmeisterschaften im vergangenen Winter gedulden. Der 200 Meter-Sieg in Leipzig markiert den Beginn einer neuen Phase, die der Sprinter in seiner Karriere starten möchte.

Dass es mit Hallenbestleistung und der zweitbesten Zeit seiner Karriere überhaupt (20,77 sec) zu Gold über 200 Meter reichte, kam einerseits überraschend. Denn im Vorfeld der Hallen-DM war der Athlet der MTG Mannheim noch nicht über die Hallenrunde in Erscheinung getreten. Andererseits war er in der Vergangenheit über diese Strecke immer mindestens genauso stark wie über die 60 und 100 Meter.

„Dieser Titel war emotional, auch weil es für mich etwas unerwartet kam“, sagt Patrick Domogala, der nach schwierigen Jahren zurück in die Erfolgsspur gefunden hat, aber noch lange nicht am Ziel seiner Träume angekommen ist. „Es hat sich kein befriedendes Gefühl eingestellt. Der Titel hat meine Motivation noch einmal gesteigert, meinen Weg fortzusetzen.“

Per Einladungs-Brief zur MTG Mannheim

Sein Weg in Richtung Leichtathletik-Karriere begann mit den Bundesjugendspielen im Jahr 2004, bei denen der damals 10-Jährige durch seine Schnelligkeit auffiel. Die MTG Mannheim lud ihn daraufhin per Brief zu einem Probetraining ein. Von Anfang übernahm Michael Manke-Reimers das Training. Auch seinem Verein ist Patrick Domogala bis heute treu geblieben.

Erfolge stellten sich schnell ein. Nachdem der junge Sprinter von Anfang an auf Landesebene vorne mitmischte, stand er in der Altersklasse M15 über 100 Meter (11,17 sec) schon auf Rang drei in der DLV-Bestenliste des Jahres 2008. Im Jahr darauf führte der damals 16-Jährige über 200 Meter (21,49 sec) erstmals die DLV-Bestenliste der U18 an. Mit dem Start bei der Premiere der Olympischen Jugendspiele 2010 war Patrick Domogala sogar bei einem „historischen Event“ nicht nur früh im Nationaltrikot dabei, sondern sicherte sich in Singapur auch Bronze über 200 Meter (21,36 sec).

Außer in der verletzungsbedingt ausgelassenen Sommersaison 2011 dominierte der Mannheimer danach national im Sprintnachwuchs und gewann insgesamt acht deutsche Jugendtitel im Einzel. Mit Halbfinalstarts im Einzel bei der U20-WM 2012 und den U23-Europameisterschaften 2013 und 2015 erschien der Weg in die Spitze bei den Männern vorgezeichnet. Schon als 19-Jähriger belegte Patrick Domogala bei der Hallen-DM 2013 den zweiten Rang über 200 Meter. Doch der Durchbruch blieb vorerst aus.

Trainingslager in Clermont 2018 bringt Wendepunkt

Vor allem Probleme im Beckenbereich bremsten den aufstrebenden Athleten mehrfach aus, erforderten zum Teil lange Trainingspausen und Operationen. 2017 musste die gesamte Saison ausfallen. In dieser Zeit war die 2014 begonnene und 2017 abgeschlossene Ausbildung bei der Sparkassenversicherung nicht nur eine willkommene Abwechslung. „Mir war es immer wichtig, auch meine Karriere nach dem Sport zu planen“, sagt Patrick Domogala, der mit seinem Arbeitgeber gleichzeitig einen Sponsor gewann, der ihn bis heute unterstützt, „und das auch in sportlich schweren Zeiten getan hat“.

Genauso groß war der Rückhalt von Freundin Nadine Gonska (MTG Mannheim), Deutsche Meisterin über 400 Meter, und der Familie des Sprinters, der nach dem Abschluss seiner Ausbildung ein Fernstudium in Betriebswirtschaft und Management an der SRH Riedlingen aufgenommen hat. „Das Studium lässt sich strecken und damit gut mit dem Sport verbinden“, so der Student, der sich darüber hinaus im vergangenen Herbst der Sportfördergruppe der Bundeswehr angeschlossen hat. Die Rahmenbedingungen für den Leistungssport stimmen.

Sportlich endlich wieder bergauf ging es seit dem Frühjahr 2018. „Ich habe mein Team, das neben meinem Trainer auch aus Ärzten und Physiotherapeuten besteht, erweitert“, sagt Patrick Domogala. Im DLV-Trainingslager in Clermont (USA) begann ein intensiver Austausch mit Bundestrainer Jörg Möckel, was vor allem in der Vor- und Nachbereitung des Trainings einige Änderungen mit sich brachte. Seitdem ist der 26-Jährige verletzungsfrei, konnte seine 100-Meter-Bestzeit im vergangenen Sommer auf 10,22 Sekunden steigern und stand in der DLV-Staffel über 4x100 Meter bei der Heim-EM in Berlin, die nach einem Sturz und einer Verletzung von Schlussläufer Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) im Vorlauf nicht ins Ziel kam.

Fokus liegt auf Doha und Tokio

Nach seinem Comeback-Jahr 2018 war der Sieg bei der Hallen-DM der endgültige Beweis, dass Patrick Domogala in der nationalen Spitze der Männerklasse angekommen ist. Mit dem Rückenwind durch den ersten nationalen Titel ging der kontinuierliche Aufbau für den Sommer zuletzt im Trainingslager auf Teneriffa (Spanien) erfolgreich weiter. „Ich bin gesund. Das ist das wichtigste. Viele Dinge greifen, wenn auch noch nicht alles“, so der Deutsche Hallenmeister. Mitte April geht es ins nächste Trainingslager nach Japan und von dort aus, sofern alles rund läuft und es mit der Nominierung klappt, zur Staffel-WM nach Yokohama (Japan; 11./12. Mai). „Oberstes Ziel für uns ist die WM-Qualifikation über 4x100 Meter“, erklärt der Mannheimer. Dafür ist ein Platz in den Top Ten erforderlich.

Obwohl der Teamgedanke und das Ziel, sich fest im DLV-Quartett zu etablieren, erst einmal im Mittelpunkt stehen, läuft auch schon die Planung für die Saison im Einzel. Der Einstieg wird wegen des späten Zeitpunktes der WM in Doha (Katar; 28. September bis 6. Oktober) etwas später erfolgen als im vergangenen Jahr. Die Einzelnormen über 100 Meter (10,10 sec) und 200 Meter (20,40 sec) sind Patrick Domogala bekannt, auch wenn sie noch ein Stück von seinen Bestzeiten entfernt liegen.

„Die 200 Meter möchte ich im Sommer wieder häufiger laufen und meine fünf Jahre alte Bestzeit endlich steigern. Wie weit es in Richtung 20,40 Sekunden geht, wird der Saisonverlauf zeigen.“ Das Selbstvertrauen ist nach den Positiv-Erlebnissen der vergangenen Monate gewachsen. Die Zeit ist reif, ein neues Kapitel in der Karriere aufzuschlagen. Nachdem er bei der Premiere der Olympischen Jugendspiele dabei war, soll 2020 die persönliche Premiere bei den Olymischen Spielen in Tokio (Japan) folgen, auf jeden Fall mit der Staffel und möglichst auch mit einem Einzelstart.

Video-Interview: <link video:19799>Patrick Domogala: "Mein Herz in die Hand genommen"
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Das sagt Bundestrainer Jörg Möckel:

Die Stärke von Patrick ist sein Topspeed. Auch die Kurventechnik in der Halle hat er drauf. Deshalb hat mich sein Sieg in Leipzig über die 200 Meter nicht überrascht, obwohl der Fokus in der Saison vorher auf den 60 Metern und der Beschleunigung lag. Dort hat Patrick noch Potential, die Früchte dieser Arbeit erntet er hoffentlich im Sommer.

In Zusammenarbeit mit seinem Heimtrainer Michael Manke-Reimers haben wir vor allem das Gesundheitsmanagement optimiert. Vor den Einheiten gilt es, den Körper komplett zu aktivieren, um die bestmögliche Qualität im Training zu erreichen. Der Alltag eines Leistungssportlers ist nicht, wie viele Außenstehende meinen könnten, nach drei Stunden Training vorbei, es ist ein Acht-Stunden-Tag.

Patrick lebt von seinen Emotionen. Wenn er etwas erreichen möchte, holt er sich das auch. Nächstes Ziel ist die Staffel-Qualifikation für Doha. Alles andere baut darauf auf. Patrick hat sein Potential noch nicht komplett abgerufen. Er wird Gas geben und sich steigern.

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