Mit dem in der absoluten Spitze stärksten Elitefeld seiner Geschichte wird am Sonntag der 39. Haspa Marathon Hamburg gestartet. Mit Amos Kipruto und Kinde Atanaw sowie Brigid Kosgei und Workenesh Edesa stehen je zwei Aktive auf der Startliste, die Weltklasse-Bestzeiten von unter 2:04:00 beziehungsweise unter 2:19:00 Stunden aufweisen. Trotz der starken Konkurrenz könnte Richard Ringer bei seiner Rückkehr nach Hamburg eine sehr gute Platzierung erreichen.
Für den größten und schnellsten deutschen Frühjahrsmarathon haben sich 15.000 Läufer angemeldet. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, wurden für die Veranstaltung die Rekordzahl von 38.000 Athletinnen und Athleten registriert. „Laufen boomt, das sieht man zurzeit bei vielen Veranstaltungen. Wir haben uns stark entwickelt und ich freue mich sehr darüber“, sagte Chef-Organisator Frank Thaleiser.
Wenn die derzeit vorausgesagten sehr guten Wetterbedingungen eintreffen, sind sehr schnelle Rennen möglich. Zumindest bei den Männern könnte es dann sogar eine Jagd auf den hochkarätigen Streckenrekord und eine erste Zeit von unter 2:04:00 Stunden in Hamburg geben. Die Kurs-Bestzeit hält der Kenianer Bernard Koech, der vor zwei Jahren in 2:04:09 Stunden triumphierte.
Stars bereit für schnelles Rennen
„Ich bin gut vorbereitet und bereit für ein gutes, schnelles Rennen“, sagte Amos Kipruto. Der 32-Jährige erreichte in Tokio (Japan) 2022 als Zweiter hinter dem einstigen Weltrekordler Eliud Kipchoge (Kenia) seinen persönlichen Rekord von 2:03:13 Stunden, mit dem er die Startliste in Hamburg anführt. Er ist damit gemeinsam mit Emmanuel Mutai (Kenia), der 2018 hier lief und ebenfalls eine "PB" von 2:03:13 Stunden hat, der schnellste Läufer, der jemals zu einem Elitefeld in Hamburg gehörte.
„Ich weiß, dass die Strecke schnell ist und hier immer wieder sehr gute Zeiten gelaufen wurden. Das Rennen bietet mir eine Chance, eine Top-Leistung zu erzielen. Wenn wir gut zusammenarbeiten, ist es möglich, den Streckenrekord zu brechen“, sagte Amos Kipruto, der einer von vier Läufern ist, die bereits Zeiten von unter 2:05:00 Stunden erreicht haben.
Während die Äthiopier Kinde Atanaw und Tsegaye Getachew mit Bestzeiten von 2:03:51 beziehungsweise 2:04:49 Stunden die Nummer zwei und drei auf der Startliste sind, gehört auch Philemon Kiplimo (2:04:56 h) zu dieser Top-Gruppe. „Ich gehe davon aus, dass wir die erste Hälfte in 62:00 Minuten laufen. Ich hoffe, dass ich die zweite Hälfte schneller laufen kann als die erste“, sagte Philemon Kiplimo, der vor einem Jahr in Hamburg als Dritter bereits mit 2:05:37 Stunden überzeugte. „Ich kenne die Strecke, das ist ein Vorteil.“
Richard Ringer: "Bessere Platzierung als beim letzten Mal"
Den Hamburger Kurs kennt auch Richard Ringer (LC Rehlingen), der hier vor zwei Jahren als Sechster eine persönliche Bestzeit von 2:08:08 Stunden lief, die er inzwischen auf hochklassige 2:05:46 Stunden gesteigert hat. „Ich möchte möglichst eine bessere Platzierung erreichen als beim letzten Mal in Hamburg. Es sind Athleten am Start, die eine um zwei Minuten schnellere Bestzeit haben als ich. Deswegen wäre es ein zu großes Risiko, wenn ich bei einem 62:00-Minuten-Halbmarathon-Tempo in der Spitzengruppe mitlaufen würde. Ich möchte am Ende nicht einbrechen.“
In einem Marathon könne jedoch viel passieren. „Ich hoffe, dass ich den einen oder anderen noch einsammeln kann“, sagte Richard Ringer, der sowohl beim EM-Triumph in München als auch in Hamburg vor zwei Jahren in der Schlussphase noch mächtig aufholte. „Mein Ziel ist es, eine Zeit unter 2:07 zu erreichen.“ Vor drei Wochen war Richard Ringer beim Berliner Halbmarathon eine Bestzeit von 60:51 Minuten gelaufen und hatte damit starke Form bewiesen. „Aber es ist nicht realistisch, bei jedem Rennen eine Bestzeit zu laufen.“
Brigid Kosgei neu im Feld der Starterinnen
Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen gab es noch einige kurzfristige Änderungen auf der Startliste. Während Guye Adola (2:03:46 h) und Roza Dereje (beide Äthiopien; 2:18:30 h) absagen mussten, kam vor kurzem mit Brigid Kosgei die frühere Marathon-Weltrekordlerin hinzu. Die Kenianerin hatte 2019 in Chicago (USA) sensationell die Bestzeit der Britin Paula Radcliffe unterboten. Mit 2:14:04 war sie die erste Läuferin, die eine Zeit von unter 2:15:00 Stunden erreichte. Damit ist sie zurzeit immer noch die viertschnellste Läuferin der Geschichte und die natürlich die schnellste Frau, die je in Hamburg auf einer Startliste stand.
„Ich wollte eigentlich den Tokio-Marathon Anfang März laufen, aber ich war nicht in der entsprechenden Form und verzichtete auf den Start. Dann habe ich ein anderes, späteres Rennen gesucht und bin froh, nun in Hamburg laufen zu können“, sagte Brigid Kosgei, die seit dem fünften Platz beim London-Marathon vor einem Jahr in 2:19:02 Stunden kein Rennen mehr gelaufen ist. „Ich hatte Knie- und Hüftproblemen – es ging immer hin und her. Aber jetzt bin ich fit und will ein gutes Rennen laufen.“
Starke Äthiopierinnen und Debüt von Grøvdal
Während der hochklassige Streckenrekord, den die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw vor drei Jahren mit 2:17:23 Stunden aufstellte, schwer zu brechen sein wird, ist aber eine weitere Zeit von unter 2:20:00 Stunden durchaus möglich. Ein solches Ergebnis könnten auch die Äthiopierinnen Workenesh Edesa und Sichala Kumeshi erreichen.
„Ich will am Sonntag schneller laufen als im Januar bei meinem Sieg in Osaka“, sagte Edesa, die in Japan 2:21:00 Stunden erreichte. Mit ihrer Bestzeit von 2:18:51 Stunden ist sie die zweitschnellste Läuferin auf der Startliste. „Nachdem ich vor zwei Jahren hier Elfte war, will ich dieses Mal deutlich mehr erreichen. Mein Ziel ist es, das Rennen zu gewinnen“, erklärte Sichala Kumeshi, die im Januar den Houston-Marathon mit einer Steigerung auf 2:20:42 gewonnen hatte.
Eine Debütantin, die auf Anhieb in die europäische Spitze laufen möchte, ist Karoline Grøvdal. Die Norwegerin hatte im vergangenen Jahr den EM-Titel im Halbmarathon gewonnen. „Ich glaube, Hamburg kann ein sehr guter Start in meine Marathon-Karriere werden. Ich will versuchen, den norwegischen Rekord zu brechen“, sagte Karoline Grøvdal. Diese Bestzeit von Ingrid Kristiansen, die 1985 in London 2:21:06 Stunden gelaufen war, stand 13 Jahre lang als Weltrekord.
Foto: Richard Ringer und Karoline Grøvdal bei der Pressekonferenz.
Eliteläufer:innen mit Bestzeiten
Männer
Amos Kipruto | KEN | 2:03:13 h
Kinde Atanaw | ETH | 2:03:51 h
Tsegaye Getachew | ETH | 2:04:49 h
Philemon Kiplimo | KEN | 2:04:56 h
Kebede Tulu | ETH | 2:05:19 h
Goitom Kifle | ERI | 2:05:28 h
Richard Ringer | GER | 2:05:46 h
Awet Habte | ERI | 2:06:25 h
Felix Kibitok | KEN | 2:06:28 h
Abay Alemu | ETH | 2:06:50 h
Samuel Tsegay | SWE | 2:06:53 h
Erick Sang | KEN | 2:07:50 h
Vincent Kigen | KEN | 2:08:05 h
Alfonse Kigen | KEN | 2:08:50 h
Elroy Gelant | RSA | 2:08:56 h
Boki Diriba | ETH | 2:09:06 h
Julien Wanders | SUI | 2:11:52 h
Frauen
Brigid Kosgei | KEN | 2:14:04 h
Workenesh Edesa | ETH | 2:18:51 h
Etagegn Woldu | ETH | 2:20:03 h
Sichala Kumeshi | ETH | 2:20:42 h
Shitaye Eshete | BRN | 2:21:33 h
Fozya Jemal | ETH | 2:21:53 h
Muluhabt Tsega | ETH | 2:22:21 h
Judith Kiyeng | KEN | 2:24:41 h
Leterbrhan Haylay | ETH | 2:24:47 h
Natasha Cockram | GBR | 2:26:14 h
Karoline Grovdal | NOR | Debüt