| Interview der Woche

Lucas Ansah-Peprah: "Ich bin ein richtiger Quereinsteiger"

Licht und Schatten lagen für Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm dicht beieinander. Auf Gold über 100 Meter am Freitag folgte am Samstag beim Zieleinlauf des 200-Meter-Vorlaufes eine Fuß-Verletzung. Nachdem er gerade sein vorher formuliertes Ziel geschafft hatte, "endlich eine tiefe 21er Zeit" zu laufen, musste er als Mit-Favorit auf das Finale verzichten. Im Interview sprach der 19-Jährige über seinen ersten DM-Titel, seinen Quereinstieg zur Leichtathletik und sein starkes Finish zu Staffel-Gold bei der U20-EM in Boras (Schweden).
Birte Grote

Lucas Ansah-Peprah, herzlichen Glückwunsch zum Meistertitel. Du bist nicht so gut aus dem Startblock gekommen und musstest dich dann nach vorne kämpfen, wie hast du den Lauf erlebt?

Lucas Ansah-Peprah:

Ich weiß, dass Fabian [Olbert] auf den ersten 30 bis 60 Metern eine Maschine ist. Ich habe versucht locker zu bleiben, dadurch hat es geklappt. Ich hatte nach der U20-EM eigentlich schon schwere Beine und Probleme mit dem linken Oberschenkel. Einige Tage konnte ich gar nicht richtig laufen. Am Finaltag habe ich mich dann aber gut gefühlt. Alles andere muss man ausblenden. Jetzt freue ich mich riesig, denn es ist mein erster deutscher Meistertitel. Das ist ein tolles Gefühl.

Dein Vorlauf und das Halbfinale sahen sehr locker und souverän aus. War das schon der Plan, um ein Ausrufezeichen in Richtung Konkurrenz zu schicken?

Lucas Ansah-Peprah:

Ich habe mir als Ziel gesetzt, den Vorlauf kontrolliert zu laufen, weil ich nicht schon mit schweren Beinen das Halbfinale laufen wollte. Ich wollte aber auch nicht auf Risiko gehen. Ich möchte nicht arrogant klingen, aber ich war schon Favorit und wollte die Rolle ernst nehmen. Das Halbfinale war dann auch schon deutlich schneller.

Wie schaust du auf die U20-Europameisterschaften in Schweden vor einer Woche zurück, wo du im Einzel als Vierter knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt bist?

Lucas Ansah-Peprah:

Es war mehr ärgerlich als ein Erfolg. Ich war als Viertschnellster gemeldet und bin dann auch Vierter geworden, das ist in Ordnung. Aber knapp an der Medaille vorbeizuschrammen, war schon ärgerlich und ich muss sagen, ich war direkt danach schon tief traurig.

Wie hast du es geschafft, die Enttäuschung in den folgenden zwei Tagen auszublenden und dich auf die 4x100 Meter-Staffel zu fokussieren?

Lucas Ansah-Peprah:

Ich glaube, [Nachwuchsbundestrainer] David Corell hätte das nicht akzeptiert, wenn ich traurig geblieben wäre. Die Ansage lautete dann, dass wir es mit der Staffel schaffen und gemeinsam Gold  holen.

Du bist auf der Zielgeraden nach zwei Metern Rückstand mit einem riesigen Endspurt an den Briten und Italienern vorbei zu Gold gesprintet, hast du gemerkt, dass du am Ende knapp vorne warst?

Lucas Ansah-Peprah:

An meinen Lauf selbst kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Die Videos helfen mir dabei. Ich habe nach der Ziellinie direkt meine Hand gehoben, aber das war eigentlich nur ein Tick von mir, weil ich den Italiener eingeholt habe. Bei dem Briten hatte ich es nur im Gefühl. Es wäre peinlich gewesen, wenn wir dann nicht Erster geworden wären.

Der Endspurt ist vom europäischen Leichtathletik-Verband auf den Social Media-Kanälen veröffentlicht worden und damit jetzt sogar ein bisschen berühmt...

Lucas Ansah-Peprah:

Ich habe das 30 Minuten nach dem Finale gesehen, dass European Athletics das gepostet hatten. Das ist cool, damit hätte ich gar nicht gerechnet.

Der Hamburger SV hat viele gute Sprinter und Weitspringer, trainierst du auch in einer großen Trainingsgruppe?

Lucas Ansah-Peprah:

Ja, wir haben eine starke und relativ große Truppe, die leistungsorientiert trainiert. Es sind zum Beispiel Bennet Vinken, Owen Ansah, Latifa Beuck oder Carl-Junior Mireku Boateng dabei. Mein Heimtrainer ist Timo Knoth, das Krafttraining übernimmt Sebastian Bayer.

Wie bist du zur Leichtathletik gekommen?

Lucas Ansah-Peprah:

Ich mache erst seit drei Jahren Leichtathletik, ich bin ein richtiger Quereinsteiger. Vorher habe ich Fußball gespielt. Mein alter Sportlehrer hat mich bei "Jugend trainiert für Olympia" entdeckt und gesagt, ich solle das mal im Verein ausprobieren. Das habe ich dann auch gemacht und habe Spaß daran.

Du hast gerade das Abitur bestanden, wie geht es jetzt beruflich für dich weiter?

Lucas Ansah-Peprah:

Ich fange ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Hamburger SV an. Ich werde hauptsächlich in der Leichtathletik arbeiten, aber auch in anderen Sportarten tätig sein. Zu meinen Aufgaben gehört dann auch, teilweise das Training bei den Kindern zu übernehmen. Da habe ich vor zwei Wochen im Sommerferien-Camp der Leichtathleten schon mitgeholfen und erste Erfahrungen gesammelt. Danach möchte ich gerne studieren, habe aber noch keine genauen Pläne.

Nächstes Jahr wirst du bei den Erwachsenen antreten. Wie lauten dort deine Ziele?

Lucas Ansah-Peprah:

Ich möchte die Älteren gerne hier und da ein bisschen ärgern. Ob das klappt, werde ich dann sehen, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen.

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