Halle ruft - und die Stars kommen. Bereits zum 40. Mal trifft sich die internationale Wurfelite am 17. und 18. Mai zu den Halplus Werfertagen in der Saalestadt. Die Zuschauer können sich unter anderem auf Diskus-Olympiasieger Robert Harting, Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler, Vize-Weltmeisterin im Kugelstoßen Christina Schwanitz und Lokalmatadorin Nadine Müller im Diskuswerfen freuen.
Ein Dreikampf zeichnet sich im Diskuswerfen der Männer ab. Im vergangenen Jahr nur Zuschauer, greift der 29-Jährige bei der Jubiläumsauflage nun zu seinem Arbeitsgerät: Robert Harting. Der Hüne aus Berlin fuhr bereits am vergangenen Wochenende beim Werfer-Cup in Wiesbaden in seinem ersten Wettkampf in der Freiluftsaison nicht nur den Sieg, er beförderte den Zwei-Kilo-Diskus auf 67,46 Meter, ein, sondern er setzte sich damit auch an die Weltspitze.
Dicht gefolgt von Martin Wierig (SC Magdeburg), der den dreimaligen Weltmeister bereits zweimal besiegen konnte – letzten Sommer in Ostrava (Tschechische Republik) und diesen Winter beim Indoor-ISTAF. In Wiesbaden lag noch mehr als ein Meter zwischen den beiden Deutschen. Keine Frage, dass sich beide nun erneut einen heißen Wettkampf um die Spitzenposition liefern werden. Und noch einer will ein Wörtchen um den Sieg mitreden: Hartings Dauerrivale und Vize-Weltmeister Piotr Malachowski aus Polen, der bisher 66,72 Meter stehen hat.
Kampf um die EM-Tickets beginnt in Halle
Mit dem Heimpublikum im Rücken geht Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freude) auf Weitenjagd. Die 28-Jährige führt das starke Frauenfeld im Diskuswerfen an. Und das es wahrlich in sich, insbesondere aus nationaler Sicht. Beim Werfermeeting trifft Nadine Müller auf Julia Fischer (SCC Berlin), Vorjahressiegerin Anna Rüh (SC Neubrandenburg) und Shanice Craft (MTG Mannheim).
Alle vier Werferinnen übertrafen in diesem Jahr bereits die Marke von 64 Meter. Shanice Craft bei der Winterwurf-Challenge im März in Leiria (Portugal; 64,16 m). Und Julia Fischer (66,46 m), Anna Rüh (64,17 m) und Nadine Müller (64,60 m) am vergangenen Wochenende beim Diskus-Cup in Wiesbaden. Der Wettkampf ist ebenso ein besonderer, denn für die Vier beginnt zugleich der Kampf um die drei Tickets für die Europameisterschaft in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August). Spannung ist also garantiert.
Große Weiten im Hammerwerfen erwartet
Ebenso bei den Hammerwerferinnen. Das Feld ist traditionell stark besetzt. Allen voran mit Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt), die 2011 in Halle den immer noch aktuellen Weltrekord von 79,42 Meter aufstellte. In dieser Saison ging für die Weltrekordlerin noch nicht so weit hinaus. Ihre Saisonbestleistung steht bei 72,95 Metern. Aus China kommt mit Wenxiu Zhang eine starke Herausforderin, die bisher 74,77 Meter in den Ergebnislisten stehen hat und in den vergangenen Jahren bei fast allen internationalen Höhepunkten auf den Medaillenrängen war.
Das starke Teilnehmerfeld wird durch die zweitbeste Deutsche Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt; 70,99 m), die Argentinierin Jennifer Dahlgren (71,66 m), Eva Orban (Ungarn; 72,49 m), die Polin Joanna Fiodorow (72,70 m) und Silvia Salis (Italien; 70,48 m) komplettiert.
Noch etwas höherklassiger besetzt ist das Herrenfeld. Es kommt dort zum großen Showdown zwischen dem Weltmeister Pawel Fajdek (Polen) und dem aktuell Erstplatzierten der Weltjahresbestenliste Mustafa Al-Gamel aus Ägypten. Letzterer wuchtete Mitte März seinen Hammer auf 81,59 Meter. Knapp drei Meter kürzer waren es bisher beim Polen (78,75 m). Im Vergleich zu seiner Weite von 81,97 Metern bei seinem WM-Sieg im vergangenen Jahr ist also noch viel Steigerungspotenzial vorhanden.
Vorjahressieger Dilshod Nazarov (Tadschikistan) steigt erneut in den Hallenser Ring. Er reist mit guten Erinnerungen an, denn im vergangenen Jahr gewann er mit Jahresweltbestleistung (80,71 m). Weit soll es auch für Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen) gehen. Am besten auf 77,50 Meter, dann wäre die EM-Norm abgehakt. Bisher stehen für ihn 73,46 Meter zu Buche. Immer gut für große Weiten sind auch Szymon Ziolkowski (Polen), Sergej Litvinov (Russland) und Lukas Melich (Tschechien).
Christina Schwanitz startet in Halle in die Saison
Gespannt sein darf man auf Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge), die nach einer grandiosen Vorjahressaison, nun in Halle ihren Saisonauftakt bestreiten wird. Die geforderte EM-Norm von 18 Metern dürfte für die Vize-Weltmeisterin keine Hürde sein. Die 28-Jährige ist mit Abstand die stärkste der gemeldeten Athletinnen. An ihr werden sich Josephine Terlecki, sie wechselte erst im Oktober in die Saalestadt, und Sara Gambetta (beide Hallesche Leichtathletik-Freunde) zu messen haben, die auf ihrer Heimanlage ebenfalls zeigen wollen, dass sich das harte Training der vergangenen Wochen auszahlt.
Vor einem Jahr wurde Denise Hinrichs (TV Wattenscheid) zum zweiten Mal in kurzer Zeit am Kreuzband operiert. Jetzt kehrt sie nach 23 Monaten Pause zurück in den Ring – und mit einem klaren Ziel: einen gescheiten Einstand und im weiteren Verlauf die Qualifikation für die EM in Zürich.
Den Namen von David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) wird man in der Liste der Männerkonkurrenz vergeblich suchen. Auch wenn der Weltmeister nicht am Start ist, langweilig wird es keineswegs. Dafür sorgen sicherlich die beiden Tschechen Ladislav Prasil und Martin Stasek sowie Alexandr Lesnoi (Russland). Der aktuell zweitbeste Deutsche Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) kommt mit bisher gestoßenen 19,25 Metern nach Halle. Die EM-Norm steht bei 20,30 Meter. Eine harte Nuss für den 26-Jährigen, der schon in den Bereich seiner Bestleistung stoßen müsste, um mit der starken internationalen Konkurrenz mitzuhalten.
Ländervergleich: Deutschland gegen China
Deutschland gegen China, heißt es im Speerwerfen der Frauen. Zwei der besten deutschen Werferinnen gegen die besten chinesischen. Linda Stahl und Katharina Molitor (beide TSV Bayer Leverkusen) treffen auf Li Zhang und Lingwei Li aus China. In Abwesenheit der amtierenden Weltmeisterin Christina Obergföll (LG Offenburg), sie erwartet ein Kind, wird es interessant sein, wie sich dieser „Ländervergleich“ entwickelt. Vielleicht können auch andere Werferinnen wie Barbara Madejczyk (Polen), Asdis Hjalmsdottir (Island) oder die Ungarin Tajana Jelaca in den Kampf um die Podestplätze mit eingreifen.
Die beiden Jenaer Thomas Röhler und Bernhard Seifert gehörten im vergangenen Jahr zu den Senkrechtstartern, die ihr Meisterstück bei der U23-EM in Tampere (Finnland) mit zwei Medaillen ablieferten. Das I-Tüpfelchen folgte für das Speerwurf-Duo mit der Teilnahme bei der WM in Moskau (Russland). Nun wollen die Youngster erneut zeigen, dass sie bereit für höhere Aufgaben sind. Um die EM-Norm frühzeitig zu knacken, sind 82,50 Meter nötig.
Ebenfalls einer aus der Kategorie „jung und wild“ ist Till Wöschler (LAZ Zweibrücken), der wie Bernhard Seifert in Halle in die Freiluftsaison starten wird. Dass gute Speerwerfer aus Finnland kommen, weiß man spätestens seit Tero Pitkämäki. Sein Landsmann Ari Mannio wird in Halle auf Weitenjagd gehen und die vorderen Platzierungen ins Visier nehmen.
U20-Athleten auf der Jagd nach Normen und Weiten
Im Fokus stehen aber nicht nur die erfahrenen Athleten, sondern auch der Nachwuchs. Ganz besonders in der U20, der am Samstag ab 10 Uhr um WM-Normen und gute Platzierungen kämpfen wird. Das Saison-Highlight führt die Youngster vom 22. bis 27. Juli zu den internationalen Titelkämpfen nach Eugene (USA). Und die Tickets sind heiß begehrt.
Im Kugelstoßen werden die Blicke sicherlich auf Patrick Müller (SC Neubrandenburg) gerichtet sein, der im Winter mit 20,63 Metern auftrumpfte. Auch Henning Prüfer (SC Potsdam) bot in der Hallensaison mit der Sechs-Kilo-Kugel schon eine Weite von 20,60 Meter an. Die Weiten lassen ebenso auf eine erfolgreiche Freiluftsaison hoffen.
Ebenso wie im Diskuswurf. Gleich drei junge DLV-Athleten wollen sich für einen WM-Start empfehlen. Henning Prüfer und Maximilian Klaus (LV 90 Erzgebirge) taten dies bereits am vergangenen Wochenende in Wiesbaden. Noch nicht nach Wunsch lief es bisher für Tony Zeuke (LV 90 Erzgebirge), der nun in Halle erneut eine gute Möglichkeit hat, die WM-Norm von 58 Metern zu knacken. Die nationale Bestenliste im Speerwerfen führen gegenwärtig Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München; 67,34 m) und Niklas Kaul (USC Mainz; 66,78 m) an. Die WM-Norm liegt für die beiden mit 69 Meter in Reichweite.
Claudine Vita eine Klasse für sich
Zum WM-Glück fehlen Hammerwerfer Lucas Lemkau (Hallesche Leichtathletik-Freunde) etwa acht Meter, um die Norm von 70,50 Meter zu knacken. Das wird ein schwieriges Unterfangen für den 18-Jährigen. Vielleicht gelingt es ihm aber seine persönliche Bestleistung, sie steht bei 62,45 Meter, zu steigern. Für den nötigen Schub könnte der Ungar Bence Pasztor sorgen, er warf den Sechs-Kilo-Hammer Ende April auf stolze 78,51 Meter.
Bei den Kugelstoßerinnen in der weiblichen Jugend U20 wird Alina Kenzel (VfL Waiblingen) sicherlich Kurs auf die Norm von 15,50 Meter nehmen. Ihr fehlen noch 13 Zentimeter, um die Marke zu knacken. 18 Zentimeter sind es bei Laura Jokeit (TV Wattenscheid). Dass sie mit der Vier-Kilo-Kugel ebenfalls weit stoßen kann, das hat Anika Nehls (SC Neubrandenburg) bei den nationalen Hallen-Titelkämpfen in Sindelfingen schon beweisen – 16,10 Meter. Gemeinsam mit Alina Kenzel wird sie auch in der U18 an den Start gehen.
An ihr führt im Diskuswerfen derzeit kein Weg vorbei: Claudine Vita (SC Neubrandenburg). Das erste Ausrufezeichen setzte die U20-Athletin in Wiesbaden mit 56,98 Metern – WM-Norm (50,50 m) abgehakt. Das will nun auch Teamkollegin Lara Kempka. Bei den Hammerwerferinnen werden Sophie Gimmler (LV Merzig) und Sina Mai Holthuijsen (SC Myhl LA) ebenfalls sehr ambitioniert in den Ring steigen. Ebenso wie die Speerwerferinnen Christine Winkler (LAZ Leipzig) und Nicole Gölz (TV Reisen).
Während am Samstag ab 9 Uhr die U16, die U20 sowie die Frauen und Männer mit Kugel, Hammer, Speer und Diskus auf Weitenjagd gehen, sind es am Sonntag ab 9 Uhr insbesondere die U18 und die U23, die sich ebenso in starken Feldern mit internationaler Beteiligung messen dürfen.