Stimmungsvoller Höhepunkt der Hallen-DM in Dortmund war am Sonntag das 3.000-Meter-Finale der Frauen: Konstanze Klosterhalfen brach an ihrem 21. Geburtstag den 30 Jahre alten deutschen Hallenrekord. Hallen-Bestleistungen gab es für Hochspringer Mateusz Przybylko, Langsprinterin Nadine Gonska und Sprint-Queen Tatjana Pinto über 200 Meter.
Es war das perfekte Geburtstagsgeschenk und ein krönender Abschluss zweier ereignisreicher Wettkampftage bei der Hallen-DM in Dortmund: Konstanze Klosterhalfen rannte die 3.000 Meter in einem irrsinnigen Tempo gegen die Uhr – angefeuert wurde die 21-Jährige von 4.000 Zuschauern, die sich von ihren Plätzen erhoben und die Ausnahmeläuferin lautstark auf dem Weg zu einem neuen deutschen Hallenrekord unterstützten. Im Ziel war die 30 Jahre alte Bestmarke von Kathrin Ullrich (8:41,79 min) mit 8:36:01 Minuten um fast sechs Sekunden unterboten.
"Als ich gesehen habe, dass die Deutschen Hallenmeisterschaften an meinem Geburtstag stattfinden, habe ich mich sehr gefreut", sagte Klosterhalfen und bedankte sich beim Publikum in der ausverkauften Helmut-Körnig-Halle. Auf Platz zwei, nur wenige Sekunden über Bestleistung und Hallen-WM-Norm (8:50,00 min), lief Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier; 8:54,08 min), auf Rang drei mit neuer Bestleistung Caterina Granz (LG Nord Berlin; 8:56,29 min), die noch an Titelverteidigerin Alina Reh (SSV Ulm 1846; 9:02,42 min) vorbeiziehen konnte.
Mateusz Przybylko hoch wie nie in der Halle
Hochspringer Mateusz Przybylko fehlte mit dem EM-Dritten Eike Onnen aus Hannover, der kurzfristig abgesagt hatte, zwar der stärkste Kontrahent. Das hinderte den Leverkusener aber nicht daran, hoch wie nie in der Halle zu springen. Im dritten Versuch steigerte der 25-Jährige mit seiner spektakulären Sprung-Technik – halber Salto nach der Lattenüberquerung – seine Hallen-Bestmarke aus 2016 um einen Zentimeter auf 2,30 Meter.
Nach einem misslungenen Versuch über die offizielle Hallen-WM-Norm (2,33 m) brach er den Wettbewerb ab, kann aufgrund seiner Leistung aus dem Vorjahr jedoch mit Birmingham (Großbritannien; 1. bis 4. März) planen und schonte sich dafür. Platz zwei ging an Martin Günther (VfB Stuttgart), der einen Versuch weniger für 2,18 Meter brauchte als der Dresdner Bastian Rudolf.
Im Hochsprung der Frauen musste sich Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) den Meistertitel nach zwei Triumphen in Folge und fünf Siegen insgesamt diesmal teilen. Die WM-Vierte traf ihren Absprung nicht richtig, so dass 1,86 Meter für die Zwei-Meter-Springerin zu hoch waren. Die 1,83 Meter schaffte auch die Leverkusenerin Katarina Mögenburg im ersten Versuch. So gab es zwei Goldmedaillen.
Nadine Gonska weiter in Bestform
In Bestform präsentierte sich auch Nadine Gonska (MTG Mannheim) auf den 400 Metern. In einem beherzten Rennen war sie nochmal drei Hundertstel schneller als bei ihrem Saisoneinstieg und brachte 52,84 Sekunden auf die Bahn – erneut unter der Norm für die Hallen-WM in Birmingham. "Mein Ziel war es, die Zeit von Mannheim nochmal zu bestätigen, und ich freue mich unheimlich, dass das geklappt hat", meinte die 28-Jährige, deren Umstieg auf die 400 Meter Früchte trägt. Der Sieg bei den Männern ging an Thomas Schneider (TSV Bayer 04 Leverkusen; 47,80 sec).
Nach ihrem fulminanten Rennen über 60 Meter mit der Egalisierung des Meisterschaftsrekordes (7,06 sec) hatte Tatjana Pinto am Tag danach noch genug Power für eine neue Hallen-Bestleistung von 23,19 Sekunden über 200 Meter. "Es ist schon ein hartes Programm, aber ich habe es gemacht, weil mein Trainer das gesagt hat", erklärte sie mit einem Schmunzeln und einem Verweis auf ihren Coach Thomas Prange.
Dritter Start, dritte Medaille für Tatjana Pinto
Als Startläuferin der 4x200-Meter-Staffel des LC Paderborn gab's für Tatjana Pinto hinter der MTG Mannheim noch Bronze. Den Sieg holten sich die Wattenscheiderinnen (1:35,30 min) mit Keshia Kwadwo, Pamela Dutkiewicz, Monika Zapalska und Maike Schachtschneider, die anschließend mitansehen mussten, wie die weiß-blauen Männer nach einem verpatzten Wechsel den Staffelstab nicht ins Ziel brachten. Der Sieg ging so an die LG Rhein-Wied (1:29,90 min) mit dem WM-Dritten im Zehnkampf Kai Kazmirek, Pascal Kirstges, Daniel Roos und Darius Mann.
Die Sieger der beiden Einzel-Endläufe über 200 Meter machten es spannend. Im ersten Zeit-Endlauf wurden für den Wattenscheider Maurice Huke 21,07 Sekunden gestoppt, im zweiten mit Steven Müller (LG OVAG Friedberg-Feuerbach) an der Spitze ebenfalls zunächst 21,07 Sekunden als Siegerzeit angezeigt. Zwei Meister? Nein, die Zeit wurde noch auf 21,05 Sekunden nach unten korrigiert. Titelpremiere also für Müller.
Max Heß nähert sich 17-Meter-Marke, Raphael Holzdeppe zurück auf dem Thron
Die Leistungskurve von Dreisprung-Europameister Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) zeigt nach oben: Der 21-Jährige steigerte seine Saisonbestleistung in der Helmut-Körnig-Halle im dritten Anlauf um 16 Zentimeter auf 16,84 Meter. "Ganz bereit bin ich noch nicht für die Hallen-WM in Birmingham, aber ich habe noch zwei Wochen Zeit, um zu trainieren und an den richtigen Schrauben zu drehen", sagte der Hallen-Vize-Weltmeister von 2016 mit Zuversicht.
Nach dem Verlust des Meistertitels im Freien bei der DM in Erfurt an den jungen Wilden Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen; Platz fünf mit 5,48 m), eroberte sich der Moskau-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) in der Halle wieder den obersten DM-Platz im Stabhochsprung zurück. Er war der einzige Springer, der 5,68 Meter meisterte. "Das Wichtige für mich war der Titel, die Höhe war nicht so wichtig", sagte Holzdeppe, der danach an 5,80 Metern scheiterte. Silber teilten sich höhengleich (5,58 m) der Leverkusener Karsten Dilla und Aufsteiger Gordon Posch (LG OVAG Friedberg-Feuerbach).
Im Weitsprung der Frauen blieben Weiten in Richtung Hallen-WM-Norm (6,76 m) aus. Ihren ersten Titel in der Halle feierte die Olympia-Vierte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), die im letzten Durchgang auf die Tagesbestweite von 6,68 Meter flog. Silber gewann etwas überraschend die Hamburgerin Nadja Käther (6,49 m) vor der Berlinerin Melanie Bauschke (6,44 m). Alexandra Wester (ASV Köln) und Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) gingen leer aus.
Favoriten-Siege über 800 Meter für Marc Reuther und Christina Hering
Ein souveränes Rennen von der Spitze lieferte WM-Teilnehmer Marc Reuther über 800 Meter. Gefolgt von seinem Wiesbadener Vereinskollegen Dennis Biederbick (1:49,44 min), der am Ende Silber holte, bestimmte der U23-EM-Dritte das Tempo über die vier Runden. Nach 1:48,39 Minuten war der erste Erwachsenen-Meistertitel perfekt. "Ich bin sehr zufrieden, der Druck war doch sehr hoch", meinte Reuther bei der Siegerehrung. Zur Hallen-WM-Norm (1:46,50 min) hatte bei seinem besten Lauf in dieser Saison nur eine Hundertstel gefehlt, womöglich reicht es dennoch für eine Reise nach Birmingham.
Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Frauen: Christina Hering (LG Stadtwerke) setzte sich direkt an die erste Position und gab diese bis zum Ende nicht mehr ab. Die WM-Halbfinalistin holte sich in 2:06,93 Minuten den vierten Hallen-Titel in Folge. "Jetzt kann ich zufrieden die Vorbereitung auf den Sommer starten", meinte die 23-Jährige.
Ein packendes Finish über 1.500 Meter entschied Sebastian Keiner (LAC Erfurt Top Team; 3:50,12 min) vor Martin Sperlich (VfB LC Friedrichshafen; 3:50,32 min) und Marvin Heinrich (Wiesbadener LV; 3:50,34 min) für sich. Bei den Frauen übernahm Diana Sujew (LG Eintracht Frankfurt; 4:30,54 min) nach einem gemächlichen Start die Initiative und rannte zum Titel vor Hanna Klein (SG Schorndorf). "Ich habe mein Herz in die Hand genommen und freue mich auf meine erste Hallen-WM", sagte Sujew, die am Vortag nachträglich EM-Silber von 2012 erhalten hatte.
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